Die grüne Datenrevolution

Mit jedem Jahr wird der Klimawandel stärker spürbar und ist zentrales Thema unserer Gesellschaft. Das betrifft Unternehmen genauso wie die Politik. Besonders junge Talente und Fachkräfte legen großen Wert auf eine Nachhaltigkeitsstrategie und den eigenen Beitrag zur Verbesserung. Wenn der Nachhaltigkeitsansatz eines Arbeitgebers lediglich die Unternehmenskultur betrachtet, reicht dies nicht mehr aus und wirkt wenig attraktiv. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf der IT liegen, denn mit voranschreitender Digitalisierung steigt auch der Energieverbrauch in Rechenzentren. Ein Aspekt, der maßgeblich zu einem geringeren Co2-Ausstoß und Nachhaltigkeit beiträgt.
Von   Benjamin Bohne   |  Group Vice President Sales CEMEA   |  Cloudera
  Benjamin Bohne   |  Group Vice President Sales CEMEA   |  Cloudera
24. November 2023

Zuerst die gute Nachricht: Die Digitalisierung von Prozessen spart in einzelnen Unternehmen Ressourcen ein. Aber: Auf globaler Ebene verlagert es sich hingegen in die entgegengesetzte Richtung und führt zu einem weltweit exponentiellen Anstieg des Ressourcenverbrauchs. Durch steigende virtuelle Arbeitsabläufe, wächst die in Rechenzentren gespeicherte Datenmenge stetig an. Studien zeigen, dass der aktuelle Betrieb von Rechenzentren für etwa 2 Prozent der weltweiten Treibhausgase verantwortlich ist.

Zahlen der Evolve Data Study von 2023, für die 850 IT-Entscheider aus sieben Ländern der EMEA-Region zu ihrer Cloud- und Datennutzung befragt wurden, zeigen, dass 34 Prozent aller Unternehmensdaten nicht effektiv genutzt werden. Auf einer Vielzahl von Rechenzentren liegen somit Daten, die weder analysiert noch für den Unternehmenserfolg genutzt werden. Energie benötigen sie aber trotzdem. Sollen derartige Daten zur Zukunft des Unternehmens beitragen – und nicht nur Kosten verursachen – ist es wichtig, sie für Analysen oder andere Ziele verfügbar zu machen und zu verwenden. Die richtige Datenform für den richtigen Speicherort zu verwenden ist damit sowohl für den Unternehmenserfolg als auch die Erhaltung der Umwelt entscheidend. Denn: Green IT ist ein fester Bestandteil der Datenstrategie von Unternehmen. Die zur Verfügung stehenden Ressourcen nachhaltig zu nutzen, ist ein wichtiger Teil davon.

Trotzdem kann nicht alles an Daten virtualisiert werden. Es gibt Informationen, die im Rechenzentrum verbleiben und nicht umgelagert werden können. Zum Beispiel sind Systeme von Banken häufig bereits 40 Jahre alt. Dort stehen funktionstüchtige Mainframes, die immer noch zum Einsatz kommen – auch in Zeiten des Online-Bankings. Diese Mainframes werden wahrscheinlich immer ein Teil dieser Rechenzentren bleiben, denn es wäre sowohl zu riskant als auch zu teuer, diese an andere Orte zu verlagern.

 

Weniger Kohlendioxid, mehr Cloud

 

Die IT-Rechenleistung in Deutschland hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt. Dadurch wuchs auch der Strombedarf der Rechenzentren. 2022 lag er bei etwa 18 Milliarden Kilowattstunden (kWh). Dies entspricht beinahe einem Drittel (31,56 Prozent) des jährlichen Stromverbrauchs der Schweiz. Zehn Jahre zuvor waren es noch 11 Milliarden kWh. Dass sich die IT-Leistung um circa 90 Prozent erhöhte, der Stromverbrauch aber nur um rund 63 Prozent, zeigt, dass moderne Hard- und Software bereits ihren Teil zum Thema Green IT beitragen. Doch besonders rechenintensive Technologien, wie Blockchain, maschinelles Lernen (ML) oder Künstliche Intelligenz (KI) kurbeln den globalen Energiebedarf von Rechenzentren an. Das Marktforschungsinstitut Gartner geht davon aus, dass die für ML-Training und die damit verbundene Datenspeicherung und -verarbeitung benötigte Energie bis 2030 bis zu 3,5 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs ausmachen könnten.

Um dem entgegenzuwirken, ist es nötig, dass Unternehmen auf ihren digitalen CO2-Fußabdruck achten – auch den ihrer Rechenzentren. Ansatzpunkte sind die Beleuchtung und Kühlung von Servern. Auch der Standort der Server spielt eine Rolle, da sie möglichst weit auseinander liegen und an einem kühlen Ort platziert sein sollten. Zudem lassen sich viele Prozesse und Anwendungen in die Cloud verlagern. Durch die Größenskalierung ist die Energieversorgung für Cloud-Systeme im Regelfall geringer. Laut einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey können Unternehmen durch einen durchdachten Umstieg auf die Cloud und deren optimierte Nutzung den Kohlendioxidausstoß ihrer Rechenzentren um mehr als 55 Prozent oder rund 40 Millionen Tonnen CO2 weltweit reduzieren.

 

Welchen Stellenwert hat Green IT in Unternehmen?

 

Laut einer Studie von Capgemini spielt Green IT in den meisten Unternehmen aktuell noch eine geringe Rolle. Denn bloß jedes fünfte Unternehmen mit einer Nachhaltigkeitsstrategie berücksichtigt auch den Klimabeitrag der IT. Das lässt sich unter anderem auf fehlendes Fachwissen zurückführen, geben insgesamt 53 Prozent der Befragten an. Nur 43 Prozent der Führungskräfte kennen den Betrag an CO2-Emissionen, den ihre IT tatsächlich verursacht. Eine umfassende Strategie mit Zeitvorgaben und konkret definierten Zielen haben nur 18 Prozent; nur 6 Prozent setzen eine nachhaltige IT bereits um. Eine Änderung ist in den nächsten Jahren nicht zu erwarten, denn lediglich 22 Prozent der Unternehmen planen, ihren CO2-Fußabdruck durch eine nachhaltige IT um mehr als ein Viertel zu reduzieren.

 

Nachhaltige Datennutzung wirkt sich auf Wettbewerbsfähigkeit und Personalabgang aus

 

Die grundsätzliche Relevanz von nachhaltigen Geschäftsentscheidungen auf Datenbasis ist den meisten Unternehmen durchaus bewusst. Laut einer Studie von Cloudera stellen bereits heutemehr als ein Fünftel (21 Prozent) der Entscheidungsträger in deutschen Unternehmen höhere Investitionen in Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) vor die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen (18 Prozent) oder die Aufrechterhaltung oder Steigerung ihrer Gewinne (19 Prozent). Uneigennützig ist das jedoch nicht, denn neben ökologischen oder regulatorischen Notwendigkeiten sind auch die wirtschaftlichen Vorteile nachhaltiger IT entscheidend. Motivatoren können sowohl Geschäftsergebnisse als auch gesellschaftliche Reputation, Markenimage und Kundenbindung sein.

Auf die Frage in der Studie, welche Auswirkungen es hätte, wenn ihr Unternehmen nicht anfangen würde, Daten zu nutzen, um nachhaltigere Geschäftsentscheidungen in den nächsten drei Jahren zu treffen, antwortete fast die Hälfte der Entscheidungsträger (47 Prozent), dass sie einen Rückgang des Wachstums erwarten würden. Weitere Folgen sind der zunehmende Druck auf den Vorstand und der Geschäftsverlust. Sogar 27 Prozent der Entscheidungsträger glauben, dass Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, was in Zeiten von Fachkräftemangel ein entscheidendes Kriterium ist.

 

Ist Nachhaltigkeit eine Kostenfrage?

 

Neben dem Fachkräftemangel ist das Budget eine weitere Herausforderung in der aktuellen Zeit. Unternehmen müssen für den Wandel hin zur Green IT zunächst investieren, da die Umstellung von Arbeitsprozessen, Migration in die Cloud oder Anpassung an eine effizientere Datenstrategie Zeit- und Arbeitsaufwand bedeuten. Für Unternehmen des öffentlichen Sektors, die mit knapperen Budgets arbeiten und dadurch stärker eingeschränkt sind, kann der Umschwung noch herausfordernder sein. In einer globalen Angelegenheit wie dem Klimawandel gilt es jedoch am gleichen Strang zu ziehen. Dass sich manche dabei schneller oder langsamer bewegen als andere, ist kein Problem – solange die Richtung die gleiche ist.

Benjamin Bohne

Group Vice President Sales CEMEA bei Cloudera

Alle Beiträge anzeigen

Um einen Kommentar zu hinterlassen müssen sie Autor sein, oder mit Ihrem LinkedIn Account eingeloggt sein.

44987

share

Artikel teilen

Top Artikel

Ähnliche Artikel