Technologie, Ethik und generative KI

Künstliche Intelligenz (KI) hat einen bemerkenswerten Einzug in das öffentliche Bewusstsein gehalten. Mit der Einführung von OpenAIs ChatGPT wurde der Begriff „generative KI“ beziehungsweise „GenAI“ zu einem festen Bestandteil des Sprachgebrauchs. Die Innovationen im Bereich GenAI und ihre weitreichenden Auswirkungen waren zwar bereits zu erahnen, doch markierte das Jahr 2023 einen besonders bedeutenden Meilenstein in der Entwicklung dieser Technologie, die auf Basis von menschlichen Eingaben oder Daten Inhalte erzeugt.
Von   Ralf Baumann   |  Country Manager   |  Veritas Technologies
19. September 2024

Technologie, Ethik und generative KI

 

 

Künstliche Intelligenz (KI) hat einen bemerkenswerten Einzug in das öffentliche Bewusstsein gehalten. Mit der Einführung von OpenAIs ChatGPT wurde der Begriff „generative KI“ beziehungsweise „GenAI“ zu einem festen Bestandteil des Sprachgebrauchs. Die Innovationen im Bereich GenAI und ihre weitreichenden Auswirkungen waren zwar bereits zu erahnen, doch markierte das Jahr 2023 einen besonders bedeutenden Meilenstein in der Entwicklung dieser Technologie, die auf Basis von menschlichen Eingaben oder Daten Inhalte erzeugt.

 

GenAI hat für viele Menschen greifbare, alltägliche Anwendungen hervorgebracht. Sie steigert die Produktivität von Menschen, ermöglicht schnelle Informationsabfragen und automatisiert monotone Aufgaben. Ihre Vielseitigkeit geht sogar so weit, dass sie bei der Urlaubsplanung helfen kann. Allerdings birgt generative KI auch die Gefahr, ungenaue, voreingenommene und ethisch fragwürdige Ergebnisse zu produzieren. Diese Dualität macht sie zu einem faszinierenden technologischen Fortschritt und gleichzeitig zu einem ethischen Dilemma.

 

KI-Tools unterlaufen immer wieder Fehler. Ein alltägliches Beispiel gibt es bei der Nutzung von Navigations-Apps auf dem Smartphone. In der Vergangenheit wurden Autofahrer häufig fehlgeleitet. Das unkritische Vertrauen in die Anweisungen, ohne sie zu hinterfragen, führte zu verwirrenden und frustrierenden Erlebnissen für viele Nutzer. Solche Vorfälle verdeutlichen die Risiken, die entstehen können, wenn sich Menschen blind auf technologische Hilfsmittel verlassen, ohne deren Grenzen zu berücksichtigen. Noch gravierender sind Berichte von Autofahrern, die durch blindes Vertrauen in ihre GPS-Systeme in gefährliche Situationen gerieten. Einige sind in Gefahrenstellen, Baustellen, Parks oder sogar in Gewässer gefahren.

 

Diese Erfahrungen werfen eine zentrale Frage auf: In welchem Maße kann und sollte die Gesellschaft intelligenten Technologien ohne ausreichende Sicherheitsvorkehrungen vertrauen? Ist es nicht unerlässlich, stets ein gewisses Maß an menschlicher Kontrolle beizubehalten? Trotz enormer Fortschritte bleibt diese Frage relevant, da KI zunehmend Volkswirtschaften, Branchen und menschliche Interaktionen prägt.

 

Breite Akzeptanz von KI

Moderne Computertechnologie ermöglicht es Maschinen, zu lernen, sich anzupassen und selbständig Entscheidungen zu treffen. KI hat sich als integraler Bestandteil in Unternehmen weltweit etabliert, insbesondere in Sektoren wie dem Finanzwesen, dem Gesundheitswesen, der Kreativwirtschaft und der öffentlichen Verwaltung. Ihr Potenzial scheint grenzenlos – von der Optimierung von Geschäftsprozessen bis zur Verbesserung von Kundenerlebnissen.

 

Ein Schlüsselbereich ist die Cybersicherheit, bei der KI sowohl Chancen als auch Risiken birgt. Unternehmen nutzen KI für eine schnellere Bedrohungserkennung, Verhaltensanalysen und eine verbesserte Netzwerksicherheit. KI-gestützte Tools bieten gegenüber traditionellen Methoden erhebliche Fortschritte in Bezug auf Genauigkeit, Anpassungsfähigkeit und Effizienz. Die Fähigkeit von generativer KI, aus Erfahrungen zu lernen und Szenarien vorherzusagen, verspricht weitere Verbesserungen.

 

Angemessene Machine-Learning-Funktionen sind bei der Analyse des Nutzerverhaltens entscheidend, um Fehlalarme zu reduzieren und bei Sicherheitsteams eine Alarmmüdigkeit zu vermeiden. KI verbessert auch die Erkennung von Netzwerkanomalien und die Systemintegration.

 

Der Finanzsektor ist Vorreiter beim Einsatz von KI für Sicherheitszwecke, insbesondere bei der Betrugserkennung. Innovationen ermöglichen die Erkennung von ungewöhnlichem Verhalten und automatisierte Penetrationstests, wodurch die Resilienz erhöht wird.

 

GenAI verbessert auch die Bedrohungsintelligenz, indem sie große Datenmengen analysiert, um Cyberbedrohungen zu identifizieren. Durch die Analyse historischer Daten hilft KI dabei, zukünftige Bedrohungen vorherzusagen. Zudem passt sie sich kontinuierlich neuen Gefahren an.

 

Die Integration von generativen KI-Tools in Unternehmen führt zu einer Produktivitätssteigerung. Zugleich kommt es darauf an, die Compliance und Sicherheitsprotokolle einzuhalten. Fortschrittliche Lösungen mit KI-gestützten Funktionen zur Anomalie-Erkennung und Datenklassifizierung können die Cybersicherheit in diesem Zusammenhang erheblich verbessern. Ein durchdachter Ansatz bei der Implementierung von KI-Unterstützung ist entscheidend, um den spezifischen Anforderungen und Herausforderungen jedes Unternehmens gerecht zu werden.

 

Risiken von KI für die Cybersicherheit

Während KI für die Cybersicherheit zahlreiche Vorteile bietet, nutzen auch Kriminelle die Technologie zunehmend. KI-generierte Phishing-Nachrichten ohne erkennbare Fehler erschweren die Erkennung von Cyberangriffen erheblich. Durch einfache GenAI-Eingaben können Kriminelle täuschend echte Deepfake-Bilder und -Videos erstellen. Die KI-Sprachsynthese dient zudem dazu, menschliche Stimmen bei Anrufen nachzuahmen. Insgesamt steigert KI die Qualität der Kommunikation von Bedrohungsakteuren.

 

KI kann in allen Phasen eines Angriffs zum Einsatz kommen. Sie kann Malware entwickeln und verbreiten, Kriminellen einen erfolgreichen Angriff auf ein Netzwerk melden und große Datenmengen nach wertvollen Assets durchsuchen.

 

Besonders besorgniserregend ist die potenzielle Manipulation von KI-Algorithmen und Trainingsdaten. Durch subtile, gezielte Dateneingaben können KI-Systeme zu Fehlklassifikationen und falschen Entscheidungen verleitet werden. Diese Form der Täuschung stellt eine ernsthafte Bedrohung für das Finanzwesen, das Gesundheitswesen und kritische Infrastrukturen dar. Darüber hinaus können böswillige Akteure potenziell Regierungsbehörden manipulieren und so die Gesellschaft stören, indem sie KI-Systeme zu unethischen Entscheidungen verleiten.

 

Die Herausforderung besteht darin, robuste Schutzmaßnahmen zu entwickeln, um die Integrität und Zuverlässigkeit von KI-Systemen in einer zunehmend komplexen Bedrohungslandschaft zu gewährleisten.

 

Ethik und Verantwortung

Die ethischen Implikationen generativer KI erstrecken sich weit über algorithmische Fairness hinaus. Sie umfassen auch Fragen des Datenschutzes, der Befangenheit, der Transparenz und der Verantwortlichkeit. Es ist von höchster Bedeutung, jetzt sicherzustellen, dass GenAI-Systeme Fairness priorisieren, Voreingenommenheit abmildern und während ihres gesamten Lebenszyklus transparent bleiben. Deshalb sind die eigenen Vorgaben bei der Implementierung von KI ebenso wichtig wie die technischen Aspekte selbst.

 

Zahlreiche Unternehmen präsentieren stolz ihre GenAI-Nutzung und veröffentlichen Richtlinien, die darauf abzielen, ethische Erwägungen bei den technologischen Fortschritten zu berücksichtigen. Sie beteuern, das Gemeinwohl in den Vordergrund zu stellen. Doch bei der Entwicklung und Nutzung von generativer KI verschwimmen die ethischen Grenzen oft. Das unterstreicht die Notwendigkeit kontinuierlicher Wachsamkeit und einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema.

 

Baumanns Karriere im Technologiesektor begann 1999 bei Hewlett-Packard. Er bewies seine Führungsqualitäten als Vertriebsleiter und baute die Enterprise Sales Force bei Pure Storage auf. Bei EMC leitete er von 2011 bis 2016 das Großkunden- und SAP-Geschäft. 2017 wurde er Director Cloud Networking bei Citrix Systems. Heute führt er das Deutschlandgeschäft von Veritas.

Um einen Kommentar zu hinterlassen müssen sie Autor sein, oder mit Ihrem LinkedIn Account eingeloggt sein.

48296

share

Artikel teilen

Top Artikel

Ähnliche Artikel