Shared-Ledger-Technologie ist mehr als Krypto-Währungen und Finanzdienstleistungen

Von   Manfred Opificius   |  Vice President DACH Region   |  Juniper Networks
9. August 2017

Bestätigt die Realität den Hype, wird die Blockchain eine neue Disruptionswelle auslösen
Blockchain, der verteilte, dezentralisierte Ledger, gewährleistet die Integrität und Authentizität aller übertragenen Daten. Damit bildet die Technologie eine Vertrauensbasis zwischen Dritten, die digitale Transaktionen durchführen – und eröffnet damit eine Welt neuer Möglichkeiten. Abgesehen von Bitcoin gibt es im Moment wenige umfangreiche Blockchain Anwendungen, das Potenzial der Technologie ist aber enorm. Gartner Analysten schätzen, dass der Mehrwert für Unternehmen, die Blockchain nutzen, bis 2030 satte 3,1 Billionen US-Dollar erreichen wird. Dieser Mehrwert setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. Dazu gehören neue Vertriebschancen, höhere Verkäufe und reduzierte Investitions- sowie indirekte Kosten.

Transparent, aber sicher

Die Blockchain ist absichtlich transparent angelegt, gewährleistet aber gleichzeitig Datenintegrität. Eine Blockchain verlinkt elektronisch Transaktionsdatensätze, sogenannte Blöcke. Diese lassen sich nicht manipulieren, da jeder neue Block verschlüsselt an die Informationen des vorherigen gehängt wird. Die Daten können nicht geändert oder gelöscht werden, sobald sie Teil der Blockchain sind – ein wesentliches Design-Merkmal, das die Daten und das Protokoll absichert. In der heutigen Welt mit regelmäßigen Sicherheitsverletzungen, die persönliche Informationen gefährden und ein wachsendes Misstrauen im Zusammenhang auf Nachrichten, Informationen und Dokumentation fördern, ist dies eine willkommene Erleichterung.

Identitäts- und Datenintegrität sind enorm wichtige Probleme, die es zu lösen gilt. Um aber erfolgreich zu sein, benötigt die Blockchain wie jede andere Anwendung ein sicheres Kommunikationsnetzwerk als Basis. Dazu gehört außerdem eine zuverlässige Infrastruktur und eine End-to-End-Cloud-Orchestrierung. Wenn die privaten Schlüssel für den Zugriff auf die Blockchain gestohlen werden oder gefährdet sind, entstehen Sicherheitslücken.

Blockchain in Aktion

Die Technologie ist daher kein Ersatz für eine umfangreiche Netzwerk-Sicherheit. Die sollte die Basis für die Blockchain liefern. Ein Beispiel: Intelligente Verträge – basierend auf der Blockchain – bestätigen die Authentizität von Flugzeug-Bauteilen entlang der gesamten Lieferkette. Das Teil verlässt die Produktion und wird per Container in den nächsten Hafen verschifft. Am Bestimmungsort ausgeladen, transportiert ein Lkw es zum Distributor. Doch wie kann der Flugzeughersteller, der das Bauteil erhält, sicher sein, dass es sich um Original-Bauteil und nicht um eine Fälschung handelt?

Dafür lassen sich der Distributed Ledger und intelligente Verträge nutzen: Sie gewährleisten die Integrität des Prozesses und bestätigen, dass es sich um das Original-Bauteil handelt. Lasert er vor dem Verlassen der Produktionsstätte noch eine Tracking-Nummer auf das Bauteil und scannt es ein, ist dies der erste Eintrag in der Blockchain. An jedem weiteren Kontrollpunkt bestätigen Smart Contracts den Empfang und kümmern sich um die Bezahlung der Lieferanten. Zwischenschritte während der Produktion lassen sich zur Blockchain hinzufügen und lückenlos nachverfolgen. Dem Internet der Dinge (IoT) eröffnet die Blockchain somit zahlreiche neue Chancen. Mit ihr lässt sich auch die Vielzahl der Geräte managen: Der Schiffscontainer mit Flugzeug-Bauteilen kann fast ins Unendliche potenziert oder um Millionen von Sensoren, die Produktionsprozesse kontrollieren, erweitert werden.

Auch bei der Autorisierung der IoT-Endpoint-Identität bietet die Blockchain einen Mehrwert und verbessert die IoT-Sicherheit. Die End- oder Edge-Geräte zu schützen, ist ein relativ neuer Ansatz. Cyber-Kriminelle können über diese Geräte in die Systeme eindringen – auch, da IoT-Security sich momentan noch im Entwicklungsstadium befindet. Mirai nutzte beispielsweise Sicherheitslücken von IoT-Geräten. Blockchains sind in der Lage, Geräte gegen Betrug und Angriffe schützen, sobald sie in der Blockchain registriert sind. Die Blockchain zeichnet dann jede Transaktion und Kommunikation auf, die durch die Devices stattfindet. Ohne die privaten Schlüssel und Prüfung durch das Blockchain-Netzwerk sind Hacker nicht fähig, die hohe Zahl der IoT-Geräte zu kompromittieren um DDoS-Angriffe zu initiieren.

Auch wenn die Blockchain Identitäten ebenso wie die Datenintegrität gewährleistet, löst dies keine Security bezogenen Probleme. Im Gegenteil: Die Blockchain vergrößert die Angriffsfläche und zeigt bislang unbekannte Schwachstellen auf. Je mehr Anwendungen entwickelt werden, desto anfälliger wird die Applikationsebene der Blockchain, die neue Schwachstellen für Cyberkriminelle offenlegen. Niemand weiß, wie lange es dauern wird, bis ein Sicherheitsrisiko innerhalb der Blockchain-Anwendungen entdeckt wird. Die beste Verteidigung ist aber eine holistische Sicherheitsstrategie, bei der alle Elemente des Netzwerks bei Threat Intelligence und ihrer Reaktion auf Bedrohungen zusammenarbeiten.

Gewaltiges Potenzial

Das Potenzial der Blockchain betrifft fast jede Branche. Finanzinstitutionen können Wertpapierdarlehnen in Minuten statt in Tagen abwickeln. Hersteller sind in der Lage, ein Produkt zurückzurufen, indem die Daten der Produktionskontrolle mit den Erstausrüstern (OEMs) und Regulatoren geteilt werden. Die Betreiber von Mobilfunknetzen sind im Stande, Roaming-Betrug zu bekämpfen, indem sie Smart Contracts erstellen. Diese sind zwischen dem Host- und dem besuchten mobilen Netzwerk implementiert. Der Fluss von Gütern und zugehörigen Zahlungen sind einfacher, schneller und risikoärmer als bisher zu kontrollieren. Der Kernfrage ist allerdings: Kann die Blockchain ein Problem beseitigen, das sich auf traditionelle Weise nicht lösen lässt?

Vertrauen wiederherstellen

Regierungen, Unternehmen und Verbraucher werden immer digitaler, der Netzwerk-Verkehr immer dichter. Die Angriffe auf Netzwerke ebenso wie Daten nehmen zu und dies beeinträchtigt das Vertrauen in Technologie – und vor allem in Datenschutz und Authentizität. Kombiniert mit sicheren Netzwerken könnte die Blockchain die Technologie sein, die das Vertrauen wiederherstellt und ein neues Zeitalter an Interaktion und Security einläutet.

Manfred Opificius, Vice President DACH Region von Juniper Networks, ist seit fünf Jahren im Unternehmen. Zuvor war Manfred Opificius bei Cisco und NEC in verschiedenen Vertriebspositionen tätig. Er kennt die Herausforderungen, denen sich Unternehmen in der digitalen Transformation gegenübersehen aus der Praxis: von der steigenden Vernetzung mit Kunden und Partnern, über die kulturellen Veränderungen, die in Firmen notwendig werden, bis hin zu Problematiken wie veränderten Jobprofilen in der digitaler werdenden Unternehmenwelt und Gesellschaft und dem auch daraus resultierenden Fachkräftemangel. Er kennt sich in diesen Themen nicht nur aus, sondern kann auch Lösungswege anskizzieren. Zudem kann er aufzeigen, was die mit der digitalen Transformation verbundenen Veränderungen für die „normale“ Bevölkerung bedeuten.

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