New Work oder Präsenz bei Kunden? Moderne IT-Beratung braucht beides

Home-Office und flexible Arbeitsmodelle sind im IT-Consulting mittlerweile weit verbreitet. Gleichzeitig schätzen viele Kunden die persönliche Anwesenheit ihrer Beraterinnen und Berater vor Ort und fordern diese zunehmend ein. Ein Bericht, wie es gelingt, diesen Spagat zu meistern, einerseits die Kundenzufriedenheit und höchste Projektqualität sicherzustellen, andererseits qualifizierte Mitarbeitende durch moderne Arbeitsmodelle zu motivieren und langfristig zu binden. Die Kunst besteht darin, ein Gleichgewicht zu finden, das sowohl den Bedürfnissen der Kunden nach persönlicher Interaktion als auch den Erwartungen der Mitarbeitenden nach Flexibilität gerecht wird.
Von   Maria Truong   |  Standortleiterin   |  CNT Management Consulting
20. Januar 2025

New Work oder Präsenz bei Kunden? Moderne IT-Beratung braucht beides

 

Home-Office und flexible Arbeitsmodelle sind im IT-Consulting mittlerweile weit verbreitet. Gleichzeitig schätzen viele Kunden die persönliche Anwesenheit ihrer Beraterinnen und Berater vor Ort und fordern diese zunehmend ein. Ein Bericht, wie es gelingt, diesen Spagat zu meistern, einerseits die Kundenzufriedenheit und höchste Projektqualität sicherzustellen, andererseits qualifizierte Mitarbeitende durch moderne Arbeitsmodelle zu motivieren und langfristig zu binden. Die Kunst besteht darin, ein Gleichgewicht zu finden, das sowohl den Bedürfnissen der Kunden nach persönlicher Interaktion als auch den Erwartungen der Mitarbeitenden nach Flexibilität gerecht wird.

In der Beratungsbranche spielen Vertrauen, Kommunikation und Expertise eine Schlüsselrolle. Anbieter stecken hier mitunter in einem vermeintlichen Dilemma. Während Kunden die persönliche Anwesenheit ihrer Consultants schätzen und diese – mit einigem zeitlichen Abstand zur Corona-Pandemie – nun auch wieder verstärkt einfordern, verändern Home-Office und flexible, digitale Arbeitsmodelle die Erwartungshaltung der Mitarbeitenden in Beratungsunternehmen. Gerade die junge Generation – aber nicht nur – würde es als normal erachten und bei einem Arbeitgeber voraussetzen, dass zeitliche Flexibilität und ortsunabhängiges Arbeiten möglich sind. Diese Divergenz kann zu Spannungen führen, wenn Unternehmen nicht proaktiv Lösungen anbieten, die beiden Seiten gerecht werden.

 

Qualität beginnt vor Ort

Der Kunde geht immer vor. Die Qualität vieler Kundenprojekte profitiert stark von Onsite-Präsenz, da sich informelle Gespräche, wie die zwischen Tür und Angel oder beim gemeinsamen Essen, nur vor Ort ergeben. Diese Momente offenbaren oft Problemstellungen und Projektdetails, die in digitalen Workshops gar nicht ersichtlich werden. Die direkte Interaktion ermöglicht es den Consultants, ein tieferes Verständnis für die Unternehmenskultur und die spezifischen Herausforderungen des Kunden zu entwickeln. Deshalb setzen Profis stärker auf hybride Modelle: Projektteams sind beispielsweise jeden Monat drei Tage einer Woche bei einem Kunden vor Ort, oder auch laufend einmal pro Woche. Aktuelle Zahlen bestätigen den Trend, dass Kunden Anwesenheit (wieder) schätzen: Laut einer Studie von Deloitte bevorzugen 73 Prozent der Kunden persönliche Meetings zumindest für strategische Themen, während operative Aufgaben auch digital abgewickelt werden können[1]. Für die beratenden Consultants ist dabei wichtig, dass sie eine geeignete Infrastruktur vorfinden. Es sollte vor Ort einen Arbeitsplatz für die Beratenden geben, wo sie ihren Aufgaben konzentriert und professionell nachgehen können. Die Investition in geeignete Arbeitsumgebungen vor Ort signalisiert dem Kunden zudem die Wertschätzung der Zusammenarbeit.

 

Tele-Arbeiten kann von überall aus stattfinden

 

Flexibilität als Schlüssel zur Mitarbeiterbindung

Gleichzeitig sehen sich digitale Beratungsunternehmen mit den Erwartungen einer neuen Generation an Mitarbeitern konfrontiert: Flexible Arbeitszeiten und -orte, Teilzeitmodelle und eine ausgewogene Work-Life-Balance sind mittlerweile entscheidende Kriterien für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Man muss als Arbeitgeber seinen Angestellten gewisse Freiheiten geben. Oftmals entscheidet heutzutage nicht mehr nur das Gehalt, sondern in hohem Maße das Arbeitsumfeld darüber, ob man bei einem Unternehmen bleibt. Eine Studie von PwC zeigt, dass 88 % der Millennials sich Arbeitsplätze mit flexiblen Arbeitszeiten wünschen. Dies unterstreicht die Bedeutung von modernen Arbeitsmodellen für die Mitarbeiterzufriedenheit. Um diesem Wandel gerecht zu werden, bieten führende Anbieter Modelle wie „Teleworking“ an. Mitarbeiter können beispielsweise in andere Städte mit Standorten reisen – etwa nach Barcelona – und über einen angemessenen Zeitraum in den dortigen Niederlassungen einen Arbeitsplatz nutzen. Eine Lösung, die dem Wunsch nach mehr Flexibilität von Angestellten Rechnung trägt, wenn sie mit den Projektanforderungen von Kunden kompatibel ist. Zusätzlich ermöglichen flexible Arbeitsmodelle den Mitarbeitenden, ihre beruflichen Verpflichtungen besser mit persönlichen oder familiären Bedürfnissen zu vereinbaren, was zu höherer Motivation und Produktivität führen kann.

Zudem unterstützen immer mehr Arbeitgeber moderne Familienmodelle, beispielsweise mit Karenzzeiten für Jungväter, auch im Management. Unternehmen, die solche Freiräume nicht gewähren, riskieren, ihre besten Talente zu verlieren. In der IT-Branche scheint diese Gefahr besonders groß zu sein. Laut einer Umfrage des ifo-Instituts stieg der Anteil der Homeoffice-Nutzer in der IT-Dienstleistungsbranche im Februar 2023 auf 73,4 Prozent. Dies zeigt, dass flexible Arbeitsmodelle nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeitenden erhöhen, sondern auch die Attraktivität als Arbeitgeber steigern können.[2]

Unternehmen, die hier Vorreiter sind, berichten von einer niedrigeren Fluktuationsrate und einer höheren Bindung von Top-Talenten. Das Netzwerken innerhalb der Organisation aber auch beim Kunden ist ein weiterer positiver Aspekt, der nicht zu unterschätzen ist. Tauscht man sich beim Kunden oder im Büro regelmäßig aus, bleibt man am Ball und verstärkt umso mehr Kunden – als auch Mitarbeiterbindung. Regelmäßige Team-Events und Workshops können so den Zusammenhalt stärken und den Wissensaustausch deutlich fördern.

 

Für Beratende ist die Arbeitsumgebung und -ausstattung entscheidend

Die Zukunft der IT-Beratung ist hybrid

Die Kombination aus persönlicher Kundenpräsenz und flexiblen Arbeitsmodellen stellt nicht nur eine Herausforderung dar, sondern bietet auch Chancen, neue Standards in der IT-Beratung zu setzen. Hybride Modelle ermöglichen es, die individuellen Bedürfnisse von Kunden und Mitarbeitern gleichermaßen zu berücksichtigen. Kunden profitieren von der persönlichen Interaktion mit den Consultants, was Vertrauen stärkt, und Projekteffizienz steigert, während Mitarbeitende die Möglichkeit erhalten, ihre Arbeit flexibel zu gestalten und so ihre Work-Life-Balance zu verbessern. Durch die Implementierung hybrider Arbeitsmodelle können Beratungsunternehmen agiler reagieren und ihre Dienstleistungen noch besser an die spezifischen Anforderungen anpassen. Ein ausgewogenes Modell, das sowohl die Erwartungen der Kunden als auch jene der Consultants abbildet, wird zunehmend zur Notwendigkeit in modernen Beratungsunternehmen. Dies erfordert jedoch eine klare Kommunikation und transparente Prozesse, um Missverständnisse zu vermeiden. Technologie spielt hierbei eine entscheidende Rolle: Moderne Kommunikations- und Kollaborationstools ermöglichen eine effiziente Zusammenarbeit, unabhängig vom Standort.

 

Fazit

Die Balance zwischen Kundenpräsenz und flexiblen Arbeitsmodellen ist kein Widerspruch, sondern kann bei richtiger Umsetzung zu einem Wettbewerbsvorteil führen. Unternehmen, die es schaffen, diese beiden Aspekte erfolgreich zu integrieren, werden nicht nur die Zufriedenheit ihrer Kunden steigern, sondern auch talentierte Mitarbeitende langfristig an sich binden können. Es ist an der Zeit, traditionelle Arbeitsmodelle zu überdenken und sich den Anforderungen der modernen Arbeitswelt anzupassen.

[1] https://www.deloitte.com/de/de/services/consulting/research/human-capital-trends-deutschland.html

[2] https://www.ifo.de/pressemitteilung/2023-03-02/drei-von-vier-beschaeftigten-bei-it-dienstleistern-nutzen-homeoffice

Maria Truong ist Standortleiterin bei CNT Management Consulting in Mainz. Die CNT Management Consulting GmbH ist ein mehrfach ausgezeichnetes internationales Beratungshaus mit dem Schwerpunkt Digitalisierung. Seit über 25 Jahren unterstützt CNT Unternehmen unterschiedlicher Sparten bei der Entwicklung und Implementie-rung von SAP-Lösungen, von 13 Standorten wie Mainz und München betreut der Dienstleister weltweit über 300 Kunden.

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