Was macht ein diverses Unternehmen aus?
Anna-Sophia Kouparanis: Diversität wird in aktuellen Diskursen viel zu häufig ausschließlich geschlechtsspezifisch betrachtet. Benutzen wir den deutschen Begriff “Vielfalt” leuchtet allen schnell ein, dass dieses Verständnis zu kurz greift. Vielfalt bezieht sich auch auf Ethnien, Sozialisation, Fähigkeiten, Bildung, Einkommen und Persönlichkeit, um nur ein paar Punkte zu nennen. Bei uns versuchen wir, genau diesem ganzheitlichen Ansatz gerecht zu werden. Wir wollen so viele unterschiedliche Positionen und Perspektiven wie möglich vereinen – und zwar dadurch, dass wir Menschen mit verschiedenen Werdegängen verbinden.
So steht bereits unser Gründerteam für Diversität und Pluralität: Niklas’ und mein Vater kam in den 60er Jahren als Migrant nach Deutschland, wir sind überhaupt die erste Akademiker-Generation unserer Familie, Samuel Menghistus Eltern flüchteten kurz vor seiner Geburt nach Deutschland und Dr. med. Julian Wichmann zählt als Facharzt zu Deutschlands führenden Experten für medizinisches Cannabis. Mit Professor Dr. Reinhard Meier sitzt neben dem US-amerikanischen Cannabis-Pionier Boris Jordan, Samuel Menghistu und Niklas zudem ein Wissenschaftler im Board des Unternehmens. Mit Janett Dalka haben wir eine weitere Frau als Geschäftsführerin für eines unser Portfolio Unternehmen gewinnen können. Damit haben wir ebenso viele weibliche wie männliche CEOs. Als Gründungs- und Führungsteam vereinen wir ganz grundsätzlich vielfältige gesellschaftliche Einstellungen und diverse Persönlichkeiten. Wir möchten uns querbeet durch alle gesellschaftlichen Gruppen und Schichten als Anlaufstelle und Plattform für alle Menschen positionieren, die sich mit
Cannabis identifizieren oder aufgrund chronischer Erkrankungen medizinische Expertise suchen.
Kann man Vielfalt planen?
Anna-Sophia Kouparanis: Diversität war von Anfang an Kern unserer Unternehmensstrategie
und -kultur. Ergeben hat sich diese weniger durch Planung als durch eine komplette Offenheit
Neuem und Unbekanntem gegenüber. Etliche Studien zeigen, dass Menschen sich im
Zweifelsfall ganz unbewusst für einen Menschen entscheiden, der ihr oder ihm ähnlicher ist.
Unconscious Biased heißt dieses Phänomen. Verlässt man sich dann auch noch
ausschließlich auf sein eigenes oft homogenes persönliches Netzwerk, läuft man als
Gründer:in Gefahr, seinen eigenen Status zu reproduzieren. Ich denke, das haben wir besser
gemacht als andere: Uns ohne jegliche Vorurteile und Vorbehalte in komplett
unterschiedlichen gesellschaftlichen Kreisen nach den kompetentesten und fähigsten
Menschen umzuschauen – ganz gleich welcher Religion, Herkunft, Geschlecht oder welchem
persönlichem Werdegang. Dieser Offenheit ist es auch zu verdanken, dass sich Giwar Hajabi,
bekannt unter seinem Künstlernamen Xatar, als unser Markenbotschafter gemeinsam mit uns dafür einsetzt, Cannabis in die Mitte der modernen Gesellschaft zu rücken.
Warum sind diverse Gründungs- und Führungsteams besser dazu geeignet, Innovation
voran zu treiben?
Anna-Sophia Kouparanis: Verschiedene Studien haben in den vergangenen Jahren gezeigt,
dass vielfältige Vorstände und Aufsichtsräte maßgeblich dazu beitragen, dass auch diverse
Arbeitnehmer:innen sich besser mit ihrem Unternehmen identifizieren und sich eher trauen
“sie selbst zu sein” als bei sehr homogenen Führungsriegen.
Nicht anders verhält es sich bei Startups und Scaleups. Ein diverses Gründerteam ist ein
zentrales Signal an das gesamte Team, dass in diesem Unternehmen Chancengleichheit nicht
nur auf dem Papier existiert, sondern de facto vorgelebt wird. Ich denke, dass diese
Identifikation mit dem Unternehmen ein nicht zu unterschätzender motivationaler Faktor ist.
Denn daraus resultiert ein positives und offenes Arbeitsklima, das am Ende des Tages auch
die intrinsische Leistungsbereitschaft sowie die Kreativität jedes Einzelnen fördert. Gerade
der GenZ und Millennials ist es heutzutage wichtig, sinnstiftende Arbeit zu leisten.
Niklas Kouparanis: Zudem sorgen diverse Teams auch für diverse Sichtweisen. In unserem
heutzutage agilem, sehr kundenzentrierten Unternehmertum ist dies der Schlüssel dafür, um
mit einem möglichst breitem Spektrum an Thesen innovative Lösungen auszuprobieren.
Übrigens haben Unternehmen mit einer hohen Gender Diversität aus dem Jahr 2020 eine
25% größere Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich profitabel zu sein. Betrachtet man den
Faktor der ethnischen Diversität, in diesem Fall gemessen durch die Internationalität des
Vorstands, liegt dieser Wert sogar bei 36%.
Wie können wir in Deutschland Diversität und Chancengleichheit besser fördern?
Anna-Sophia Kouparanis: Aktuell debattieren wir, durchaus berechtigt, über die Quote und
ähnliche Vorgaben für Unternehmen. Allerdings behandeln wir damit eher Symptome. Wir
müssen vielmehr dafür sorgen, dass wir unsere Vorurteile gegenüber Menschen ablegen, die
aus welchem Grund auch immer stark von unserer eigenen Persönlichkeit unterscheiden.
Offenheit, Neugierde und Toleranz erzeugen wir durch gesellschaftliche Vorbilder und eine
Sozialisation, die nicht die alten Schubladen und Rollenbilder vergangener Jahrzehnte
reproduziert. Ich glaube daher sehr stark an die Kraft von Vorbildern und Organisationen, die
jene fördern. Ich denke es ist wichtig, dass viele Initiativen aus den verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen selbst ausgehen. Aufgabe des Gesetzgebers ist, den Zugang zu
Bildung und Arbeit so einfach wie möglich zu gestalten und vor allem auch dafür zu sorgen,
dass niemand – selbst wenn es unbewusst passiert – diskriminiert wird. Es kann nicht länger
sein, dass sich in Deutschland der Status generationsübergreifend stärker reproduziert als in
vielen anderen europäischen Ländern.
Wie findet ihr die richtigen Leute?
Niklas Kouparanis: Ein großer Vorteil von uns: Durch unser diverses Führungsteam haben wir
Zugang zu diversen Netzwerken. Wir sind übrigens immer auf der Suche nach neuen, besten
Talenten, die unsere Vision teilen und zusammen etwas erreichen und unsere Welt
verbessern wollen.
Wie kann man als Unternehmen als gutes Beispiel vorangehen?
Ann-Sophia Kouparanis: Um wirklich Wirkung zu zeigen, darf Diversität nicht nur an einer
Stellschraube umgesetzt werden, sondern muss als holistisches Konzept verstanden werden.
Das ist ein großes Manko, dass besonders auf politischer Ebene in Deutschland immer wieder
sichtbar wird. Es wird viel über die Frauenquote und Gender Pay Gap gesprochen – das sind
beides super wichtige Themen, aber sie gelten eben nicht alleinstehend für Diversität.
Wir wollen nicht nur Frauen steile Karrierechancen ermöglichen, sondern auch Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen oder kulturellen und sozialen Hintergründen.
Niklas Kouparanis: Diversität beschränkt sich dabei nicht nur auf unseren
Mitarbeiter:innen-Stamm, sondern bezieht sich auch auf unsere Zielgruppe: Wir wollen als
Anlaufstelle für alle Cannabis affinen Menschen querbeet durch alle Bevölkerungsschichten
fungieren. Für diese Mission orientieren wir uns an den Bedürfnissen und Wünschen der
Menschen, die sich mit uns und mit Cannabis identifizieren.
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