Wie Startups die digitale Zukunft gestalten – und was sie brauchen, um erfolgreich zu sein

Startups gelten als Motor der digitalen Transformation – sie bringen Tempo, Kreativität und Mut in oft komplexe und hoch regulierte Umfelder. Doch zwischen innovativer Idee und marktfähigem Produkt liegen viele Hürden: von Sicherheitsanforderungen über Compliance bis hin zu technischer Skalierbarkeit. Im Gespräch erklärt Unternehmer Ismet Koyun, warum Gründer entscheidend für den digitalen Fortschritt sind, welche Rahmenbedingungen sie brauchen und wie sie mit modernen Technologien schneller, sicherer und effizienter von der Idee zur Umsetzung gelangen können.
Interview von Ismet Koyun
4. November 2025
Interviewpartner
Interviewpartner

Wie Startups die digitale Zukunft gestalten – und was sie brauchen, um erfolgreich zu sein

 

 

Startups gelten als Treiber der digitalen Transformation. Wie prägen sie die Digitalisierung – und warum sind gerade junge Unternehmen dabei so wichtig?

Ismet Koyun: Weil sie Neues wagen. Startups denken nicht in bestehenden Strukturen, sondern in Möglichkeiten. Sie haben keine veralteten Systeme oder langen Entscheidungswege und können dadurch schneller experimentieren, lernen und sich anpassen. Digitalisierung lebt von Geschwindigkeit und Kreativität – und genau das bringen Gründer mit. Sie sind der Nährboden für technologische Durchbrüche, von denen später ganze Branchen profitieren.

 

Gleichzeitig scheitern viele Startups, vor allem in der Anfangsphase. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Hürden?

Ismet Koyun: Die meisten Startups scheitern nicht an der Idee, sondern an Umsetzung und Rahmenbedingungen. In Deutschland sind es oft regulatorische Auflagen, komplizierte Finanzierungswege oder technische Hürden. Gerade im Bereich App-Entwicklung fehlt häufig Zugang zu sicheren, skalierbaren Technologien. Viele Gründer investieren Monate, um Grundfunktionen aufzubauen – anstatt sich auf das zu konzentrieren, was ihr Produkt wirklich ausmacht. Das bremst Innovation und kostet wertvolle Zeit.

 

Was brauchen Gründer, um schneller und erfolgreicher digital durchstarten zu können?

Ismet Koyun: Wir müssen Startups die technischen und organisatorischen Hürden nehmen. Dazu gehört, dass Sicherheits- und Compliance-Aspekte automatisiert abgedeckt werden – etwa durch standardisierte Plattformen, auf denen sich Apps sicher entwickeln und betreiben lassen. Viele Gründer sind Experten für ihr Fachgebiet, aber keine IT-Security-Spezialisten. Wenn sie Technologien nutzen können, die Datenschutz, Authentifizierung und Verschlüsselung automatisch integrieren, gewinnen sie enorm an Geschwindigkeit. So können sie sich auf das konzentrieren, was zählt: Innovation und Nutzererlebnis.

 

Was zeichnet eine gute technologische Basis für Startups aus?

Ismet Koyun: Eine gute Basis ist sicher, flexibel und einfach zu nutzen. Das beginnt bei Identitäts- und Zugriffskontrolle, geht über sichere Kommunikation bis hin zu Compliance-Fragen. Idealerweise bietet eine Plattform diese Funktionen integriert an – etwa mit Modulen für Signaturen, Zahlungen oder Dokumentenmanagement. Auch Themen wie App-Härtung oder Schutz vor Manipulation sollten automatisiert ablaufen. Ein sogenannter Security-as-a-Service-Ansatz ermöglicht das: Startups können ihre App-Dateien hochladen, analysieren lassen und sofort schützen – ohne Codeänderungen, ohne eigene Security-Abteilung.

 

Welche Rolle spielen Programme, die speziell auf Gründer ausgerichtet sind?

Ismet Koyun: Eine sehr große. Finanzielle Unterstützung ist wichtig, aber nicht ausreichend. Gründer brauchen ein Ökosystem, das ihnen Zugang zu Technologie, Know-how und Märkten bietet. Gute Startup-Programme liefern genau das: Infrastruktur, Mentoring, rechtliche Orientierung und Marktzugang. Wichtig ist, dass sie praxisnah sind – also wirklich Zeit sparen und reale Herausforderungen adressieren. Gerade bei der App-Entwicklung sind vorkonfigurierte Entwicklungsumgebungen, Sicherheitsmodule oder fertige Schnittstellen Gold wert. Sie machen den Unterschied zwischen einer Idee und einem marktreifen Produkt.

 

In der Diskussion um Sicherheit hört man oft: „Sicherheit bremst Innovation.“ Stimmt das?

Ismet Koyun: Ganz im Gegenteil. Unsichere Software ist das, was Innovation letztlich stoppt. Wer Vertrauen verspielt, verliert Nutzer. Moderne Sicherheitstechnologien sind heute kein Hindernis mehr – sie lassen sich unsichtbar integrieren. Das Ziel ist, Sicherheit so zu gestalten, dass sie kein Zusatzaufwand ist, sondern automatisch funktioniert. Es geht um Sicherheit by Design – von Anfang an eingebaut, nicht nachträglich ergänzt. Damit wird Security vom Bremsklotz zum Enabler.

 

Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz (KI) in diesem Kontext?

Ismet Koyun: KI wird künftig eine zentrale Rolle spielen – sowohl in der Produktentwicklung als auch in der Sicherheit. Startups können KI nutzen, um Prozesse zu automatisieren, Nutzerverhalten zu verstehen und Risiken frühzeitig zu erkennen. In der App-Sicherheit hilft KI beispielsweise, Schwachstellen durch Laufzeitanalyse zu identifizieren oder Angriffe in Echtzeit abzuwehren. Für Gründer bedeutet das: bessere Produkte, geringeres Risiko und mehr Geschwindigkeit.

 

Neben Sicherheit ist auch Effizienz entscheidend. Wie können Startups ihre Entwicklungszyklen verkürzen, ohne an Qualität zu verlieren?

Ismet Koyun: Das ist eine Frage der Architektur. Wer auf modulare Plattformen oder Low-Code-Umgebungen setzt, kann Komponenten wiederverwenden und schneller iterieren. Eine sichere Identitätsschicht, Kommunikationsmodule oder Payment-Funktionen müssen heute nicht mehr selbst gebaut werden. Das reduziert den Entwicklungsaufwand drastisch. Kombiniert mit automatisierten Tests und integrierten Compliance-Prüfungen lässt sich ein Minimum Viable Product (MVP) in wenigen Monaten realisieren. So bleibt Zeit für das, was wirklich wichtig ist: Nutzerfeedback, Design und Innovation.

 

Digitalisierung bedeutet auch, neue Partnerschaften zwischen etablierten Unternehmen und Startups zu fördern. Was macht solche Kooperationen erfolgreich?

Ismet Koyun: Vertrauen, Offenheit und gegenseitiger Nutzen. Große Unternehmen haben Ressourcen und Marktkenntnis, Startups haben Tempo und Ideen. Wenn beide voneinander lernen, profitieren alle. Wichtig ist, dass Startups nicht in Abhängigkeiten geraten. Kooperationen funktionieren, wenn die technologische Basis offen, interoperabel und sicher ist. So können junge Unternehmen eigene Lösungen entwickeln, die sich nahtlos integrieren lassen – ohne Kontrolle abzugeben.

 

Viele Gründer schrecken vor regulatorischen Anforderungen zurück. Wie können sie diese besser bewältigen?

Ismet Koyun: Der regulatorische Rahmen ist in Europa komplex, aber auch ein Qualitätsmerkmal. Themen wie DSGVO, eIDAS oder DORA sind anspruchsvoll, aber sie schaffen Vertrauen. Gründer sollten sich nicht entmutigen lassen. Wenn Compliance-Mechanismen Teil der Entwicklungsplattform sind, verlieren sie ihren Schrecken. Automatisierte Prüfungen und integrierte Audit-Trails helfen, Fehler zu vermeiden. So wird Regulierung nicht zum Hindernis, sondern zu einem Wettbewerbsvorteil – gerade für europäische Startups.

 

Was ist Ihrer Meinung nach nötig, damit Deutschland und Europa für Startups attraktiver werden?

Ismet Koyun: Wir brauchen mehr Mut zur Umsetzung. Bürokratie, lange Förderprozesse und komplizierte Finanzierungen sind die größten Bremsen. Gründer sollten sich auf ihre Ideen konzentrieren können – nicht auf Formulare. Politik, Wirtschaft und Investoren müssen gemeinsam daran arbeiten, den Zugang zu Kapital, Technologie und Netzwerken zu vereinfachen. Gleichzeitig braucht Europa mehr Sichtbarkeit für seine digitalen Erfolge. Es gibt hier großartige Ideen – sie müssen nur schneller den Markt erreichen.

 

Was würden Sie Gründern raten, die eine App oder ein digitales Produkt entwickeln wollen?

Ismet Koyun: Drei Dinge: Erstens, fangt einfach an – Perfektion ist der Feind des Fortschritts. Zweitens, sucht euch Partner, die euch technologisch und strategisch unterstützen. Niemand muss alles allein schaffen. Und drittens: Habt Ausdauer. Erfolg entsteht nicht über Nacht, sondern durch Beharrlichkeit, Offenheit, Lernbereitschaft – und: Leidenschaft!

Interview geführt durch:

Ismet Koyun ist Pionier für digitale Identität und Sicherheit. Mit 18 Jahren aus der Türkei nach Deutschland gekommen, hat er kurz darauf KOBIL gegründet und zum Weltmarktführer für digitale Identitäts- und Sicherheitslösungen entwickelt. Sein Fokus liegt auf sicheren, autarken digitalen Ökosystemen für ein digital unabhängiges und sicheres Deutschland.

Um einen Kommentar zu hinterlassen müssen sie Autor sein, oder mit Ihrem LinkedIn Account eingeloggt sein.

54037

share

Artikel teilen

Top Artikel

Ähnliche Artikel