Künstliche Intelligenz als Treiber der digitalen Transformation: Perspektiven und Verantwortlichkeiten

Es ist inzwischen ein alter Hut einer immer noch neuen Technologie: Künstliche Intelligenz prägt zunehmend die moderne Wirtschaft und Gesellschaft. Unternehmen stehen vor der Aufgabe, diese Technologie in ihre Geschäftsprozesse zu integrieren, um Effizienzsteigerungen, präzisere Datenanalysen und verbesserte Kundenerfahrungen zu erreichen. Neben den Chancen, die KI bietet, stellen sich parallel auch Fragen zur ethischen Verantwortung, zum Datenschutz und zur Transparenz. Experten sind sich einig, dass KI als Schlüssel zur erfolgreichen digitalen Transformation und Innovationskraft in verschiedensten Branchen entscheidend ist. Die Fragestellung muss aber präzisiert und korrigiert werden: Wie lässt sich die beste Implementierung von KI in der gesamten Gesellschaft erreichen? Die unterschiedliche wirtschaftliche Ressourcenstärke beeinflusst die flächendeckende Einführung von KI – sie stellt sowohl eine Herausforderung als auch eine mögliche Lösung dar. Thomas Langkabel ist der National Technology Officer von Microsoft Deutschland und artikuliert neue Perspektiven zur so wichtigen Frage der gemeinsamen Nutzung von KI.
Interview von Hannes Mittermaier
13. November 2024
Interviewpartner
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Künstliche Intelligenz als Treiber der digitalen Transformation: Perspektiven und Verantwortlichkeiten

Thomas Langkabel (Microsoft) über flächendeckende Nutzungschancen

 

Es ist inzwischen ein alter Hut einer immer noch neuen Technologie: Künstliche Intelligenz prägt zunehmend die moderne Wirtschaft und Gesellschaft. Unternehmen stehen vor der Aufgabe, diese Technologie in ihre Geschäftsprozesse zu integrieren, um Effizienzsteigerungen, präzisere Datenanalysen und verbesserte Kundenerfahrungen zu erreichen. Neben den Chancen, die KI bietet, stellen sich parallel auch Fragen zur ethischen Verantwortung, zum Datenschutz und zur Transparenz. Experten sind sich einig, dass KI als Schlüssel zur erfolgreichen digitalen Transformation und Innovationskraft in verschiedensten Branchen entscheidend ist. Die Fragestellung muss aber präzisiert und korrigiert werden: Wie lässt sich die beste Implementierung von KI in der gesamten Gesellschaft erreichen? Die unterschiedliche wirtschaftliche Ressourcenstärke beeinflusst die flächendeckende Einführung von KI – sie stellt sowohl eine Herausforderung als auch eine mögliche Lösung dar. Thomas Langkabel ist der National Technology Officer von Microsoft Deutschland und artikuliert neue Perspektiven zur so wichtigen Frage der gemeinsamen Nutzung von KI.

 

Herr Langkabel, Microsoft setzt stark auf Künstliche Intelligenz (KI). Was sind Ihrer Meinung nach die größten Chancen, die KI heute für Unternehmen bietet?

Langkabel: Das Interessante an den aktuellen Durchbrüchen und der schnellen Adaption von Künstlicher Intelligenz ist, dass es nicht nur wenige Geschäftsprozesse oder nur bestimmte Geschäftsbereiche betrifft. Die großen Chancen, die KI heute für Unternehmen bietet, liegen daher auch in mehreren Bereichen. Erstens kann KI die betriebliche Effizienz erheblich steigern, indem sie Routineaufgaben automatisiert und übernimmt und so den Mitarbeitern mehr Zeit für strategische Tätigkeiten lässt. Dies führt zu einer höheren Produktivität und Kosteneinsparungen und kann auch eine Antwort auf den Fachkräftemangel sein. Zweitens ermöglicht KI eine tiefere und präzisere Datenanalyse, was Unternehmen dabei hilft, fundierte Entscheidungen zu treffen und ihre Geschäftsstrategien zu optimieren. Drittens kann KI die Kundenerfahrung verbessern, indem sie personalisierte Dienstleistungen und Produkte anbietet, die auf den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben der Kunden basieren. Und schließlich eröffnet KI ganz neue Geschäftsmöglichkeiten und Märkte, indem sie innovative Produkte und Dienstleistungen ermöglicht, die zuvor undenkbar waren.

 

Welche Rolle spielt KI im digitalen Transformationsprozess von Unternehmen? Sehen Sie Unterschiede im Einsatz von KI je nach Branche?

Langkabel: Wir erleben tatsächlich gerade, dass es quer durch alle Branchen und Unternehmen aller Größen ein hohes Interesse und eine sehr große Nachfrage nach KI-Lösungen gibt. Alle Unternehmen stehen vor der Herausforderung, mit knappen Ressourcen ihre Effizienz zu steigern, ihre Services zu verbessern, gleichzeitig Innovationen voranzutreiben und sich für den demografischen Wandel zu wappnen. KI kann bei allen diesen Herausforderungen eine wirklich große Hilfe sein. Wichtig ist aber auch:

KI ist kein Feenstaub, mit dem man nicht gemachte Digitalisierungsaufgaben der Vergangenheit mal eben lösen kann.

Damit eine KI in einem Unternehmen oder einer Organisation wirklich Nutzen stiften kann, muss sie auf den jeweiligen vorhandenen Daten aufsetzen. Die jetzt kommenden KI-Agenten, die nicht nur Fragen beantworten oder Text-Entwürfe liefern, sondern auch Aufgaben übernehmen und agieren können, müssen auf eine IT treffen, die das möglich macht. Mit „generischer KI“ kann man schon interessante Dinge tun – richtige transformative Kraft wird sich in Unternehmen aber erst entfalten, wenn sie KI zu „ihrer KI“ machen. Gerade im Bereich Datenmanagement sehe ich vielerorts noch Aufholpotenzial. 

 

Microsoft hat in den letzten Jahren große Fortschritte in der Integration von KI in seine Produkte gemacht. Wie stellen Sie sicher, dass diese Innovationen verantwortungsvoll und ethisch eingesetzt werden?

Langkabel: Tatsächlich entwickelt Microsoft schon seit vielen Jahren KI und integriert sie in seine Produkte oder bietet KI-Dienste aus der Cloud an, seien es Übersetzungsdienste, Bildanalysen, Designvorschläge, Gesichts- oder Spracherkennung, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Uns war immer klar, dass daraus eine besondere Verantwortung erwächst, der wir uns stellen müssen. Wir haben daher schon 2017 Prinzipien entwickelt – auf wissenschaftlicher Basis und mit Blick auf gesellschaftliche Implikationen von KI – die für KI-Entwicklungen von Microsoft weltweit für alle Produktteams verbindlich sind. Diese Prinzipien sind Fairness, Datenschutz und IT-Sicherheit, Zuverlässigkeit, Transparenz, Inklusion und Verantwortlichkeit. Und wichtig ist: Es sind nicht nur Schlagworte oder Appelle an die Entwicklungsteams: Wir haben dafür mit dem „Office of Responsible AI“ eine weltweite Governance Struktur aufgebaut, einen Standard mit 17 konkreten Zielen für das Erreichen der Prinzipen, mit über 130 klaren Vorgaben und Empfehlungen für die Produktentwicklung sowie einem umfassenden Werkzeugkasten von Test- und Analysetools, von Templates und Checklisten entwickelt – all das steht übrigens öffentlich zur Verfügung. 

 

Wie unterstützt Microsoft Unternehmen in Deutschland bei der Einführung und Skalierung von KI-Lösungen? Können Sie spezifische Beispiele nennen?

Langkabel: Zum einen direkt, durch innovative „unternehmensreife“ KI-Modelle und -Dienste. Wir spielen dazu die Stärken der Cloud aus: Zuverlässige Infrastrukturen mit hoher Verfügbarkeit, mit niederschwelligem Zugang, höchsten Sicherheits- und Datenschutz-Features und verbrauchsabhängiger Abrechnung. Unsere KI-Dienste und -Lösungen kommen – auf der Basis der eben erwähnten KI-Prinzipien und unseres Responsible AI Standards – mit umfangreichen Dokumentationen, mit Inhaltsfiltern und Missbrauchsüberwachung. Wir bieten KI-Copiloten für unsere Plattformen an, sei es M365, Windows, Dynamics oder Github, wir bieten derzeit rund 1800 KI-Modelle an, auch von anderen Anbietern – proprietäre oder Open Source-, vortrainierte KI-Dienste für die Integration in unternehmenseigene Architekturen oder KI-Entwicklungsplattformen und -Werkzeuge, die es unseren Kunden ermöglichen, eigene KI-Modelle zu entwickeln oder andere KI-Modelle weiter zu trainieren. Für all das stehen unseren Kunden Architekten und KI-Spezialisten zur Verfügung. Zum anderen unterstützen wir aber auch durch unser Partner-Ökosystem, allein in Deutschland über 32.000 Unternehmen, die in der Lage sind, unsere Kunden beim Design und der Implementierung von KI-Lösungen kompetent zu begleiten.

Eines der größten Themen im Zusammenhang mit KI ist der Datenschutz. Wie gewährleistet Microsoft den Schutz der Privatsphäre und die Einhaltung der DSGVO bei der Entwicklung und Anwendung von KI?

Langkabel: Die Daten unserer Kunden gehören unseren Kunden – diese wichtige Maxime gilt auch für alle KI-Modelle und Dienste. Der Datenschutz ist eines unserer Prinzipien für die verantwortungsvolle KI-Entwicklung und die Verpflichtungen aus der DSGVO und unsere Zusagen dafür gelten ohne Einschränkung auch für unsere KI-Angebote. Microsoft nutzt Kundendaten nicht, um damit KI-Modelle zu trainieren. Unsere Teams erhalten regelmäßige Datenschutzschulungen, unsere Cloud-Angebote – einschließlich der KI-Angebote – verfügen über eine große Zahl nationaler, internationaler und branchenspezifischer Zertifizierungen, die durch unabhängige Auditoren regelmäßig überprüft und die Ergebnisse dokumentiert werden. Die KI-Dienste für deutsche Kunden werden aus europäischen und deutschen Microsoft-Rechenzentren erbracht, so dass weder eine Datenspeicherung noch eine Datenübermittlung für die Verarbeitung aus dem europäischen Rechtsraum heraus erforderlich ist. Uns ist klar: Kunden werden sich nur auf Microsoft KI verlassen, wenn sie Microsoft auch beim Schutz ihrer Daten vertrauen können. Datenschutz und Sicherheit sind für uns die Geschäftsgrundlage.

KI verändert viele Arbeitsprozesse und wirft Fragen zur Zukunft der Arbeit auf. Wie sieht Microsoft die Rolle von KI in der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine in den kommenden Jahren?

Langkabel: Bei jeder technologischen Revolution wurden Menschen mit der Frage konfrontiert, wie sich eine neue Technologie auf die Berufswelt insgesamt und einzelne Berufe im Besonderen auswirkt – vom Buchdruck und dem mechanischen Webstuhl über die Dampfmaschine und die Eisenbahn bis zur Elektrifizierung, Industrialisierung und der Digitalisierung. Immer haben sich Berufsbilder verändert und manche Berufe sind auch ersetzt worden. Insgesamt gab es aber noch nie so viel Arbeit für so viele Menschen auf der Welt wie heute.
Aber ja: Die Wucht ist groß, die Geschwindigkeit der Veränderung ist hoch. Wir werden in nahezu allen Berufen neue Fähigkeiten entwickeln müssen – nämlich die Fähigkeit, mit künstlicher Intelligenz zusammen zu arbeiten, ihr Aufgaben zu stellen, ihre Unterstützung zu bewerten, ihre Grenzen zu kennen, aber auch ihre Potenziale zu heben. Dazu braucht es Grundkompetenzen und besondere „Softskills“, um mit den neuen KI-Kollegen im Team arbeiten zu können. Und diese Kompetenzen müssen auch die Menschen aufbauen, die heute im Berufsleben stehen, es sind keine Kompetenzanforderungen für „zukünftige Generationen“.   Und ja: Manche Berufe werden auch wegfallen oder sich grundlegend ändern: Berufe, mit hauptsächlich klaren, wiederholbaren Prozessen und Aufgabenstrukturen, Berufe mit einem hohen Maß an standardisierter Entscheidungsfindung und solche, bei denen menschliche Interaktion oder kreative Problemlösung eine eher untergeordnete Rolle spielen. Häufig wird in solchen Berufen in Zukunft der Mensch nur noch die Aufsicht führen und stichprobenartige Qualitätskontrollen wahrnehmen.
 

Wie sehen Sie den aktuellen Stand der Integration von Künstlicher Intelligenz in die deutsche Wirtschaft im Vergleich zu anderen Ländern, und welche Schritte sind Ihrer Meinung nach notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in diesem Bereich zu stärken?

Langkabel: Wie schon gesagt, das Interesse ist groß und das nicht geringer als in anderen Ländern. Und die Potenziale sind – dass Deutschland bei der Digitalisierung insgesamt aufholen muss, ist klar. Was wäre notwendig?

Es steht und fällt mit dem schnellen Aufbau von KI-Kompetenzen – nicht nur als IT-Kompetenz für die Umsetzung, sondern auch als Bewertungs-Kompetenz, um die Geschäftspotenziale in allen Unternehmensbereichen zu erkennen und aktiv anzugehen.

Wir müssen zudem eine progressivere Datenkultur entwickeln: Es gilt nicht nur Daten zu schützen, sondern auch Daten zu nutzen und zu teilen. Und natürlich die Master-Aufgabe: Wir brauchen Experimentierfreude und müssen an unserer deutschen Zero-Risk-/ First-Time-Right-Mentalität arbeiten. Die technischen Nutzungshürden für KI sind gering, die Hürden in den Köpfen bremsen da häufig mehr. Und klar ist: Der Einsatz von KI im Unternehmensbereich wird erhebliche Wettbewerbsvorteile bringen. Oder eben Wettbewerbsnachteile, wenn man den Trend verschläft – auch auf volkswirtschaftlicher Ebene. KI sollte jetzt der letzte Weckruf für die deutsche Wirtschaft sein – mit Vollgas in die digitale Transformation.

 

Ein weiterer wichtiger Aspekt von KI ist das maschinelle Lernen. Wie entwickelt Microsoft seine maschinellen Lernmodelle weiter, um immer präzisere und effizientere Ergebnisse zu erzielen?

Langkabel: Es stimmt, maschinelles Lernen ist schon seit etwa 1997 die wesentliche Methode für die KI-Entwicklung, seit etwa 2011 dann unter Nutzung neuronaler Netze und jetzt bauen seit wenigen Jahren die Large Language Models darauf auf. Wir verfolgen da einige Wege, z.B. haben wir erhebliche Forschungsbereiche für künstliche Intelligenz bei Microsoft Research, die eng mit unseren Entwicklungsteams zusammenarbeiten und wir arbeiten weltweit mit führenden KI-Forschern und Universitäten zusammen. Die Modelle entwickeln sich dabei weiter in Richtung Verlässlichkeit und Steuerbarkeit, wir erweitern aber auch die Fähigkeit der Modelle laufend weiter durch die Nutzung und Erzeugung neue Datentypen: Text, Sprache, Bilder, Videos, IoT Daten… Ein weiterer aktueller Weg sind Small Language Models. Diese Modelle kommen mit weniger großen Datenmengen aus und lassen sich auf kleineren Infrastrukturen trainieren und nutzen, bis hin zu lokalen Geräten, wie beispielsweise die neuen Copilot+ PCs, die eine eigene NPU an Bord haben und auf denen dann lokal ohne Cloud Anbindung kleine Sprachmodelle laufen. Um ihre Leistungsfähigkeit dabei zu erhalten, können solche SLMs dann mit weniger aber dafür qualitativ hochwertigeren, kuratierten Daten trainiert werden.

 

Viele Unternehmen haben noch Bedenken bezüglich der Komplexität und Kosten der Implementierung von KI-Lösungen. Wie begegnet Microsoft diesen Bedenken?

Langkabel: Die Komplexität im Training und der Nutzung ist eigentlich erstaunlich gering. KI Anwendungen lassen sich auf so genannten Low Code/No Code Plattformen entwickeln und anpassen, die viele Werkzeuge integriert haben und mit grafischen Benutzeroberflächen arbeiten. Man kann hiermit schon viel erreichen, ohne tiefe Programmkenntnisse zu brauchen. Wir bieten beispielsweise solche Umgebungen an, um eigene Copiloten für das Unternehmen anzupassen oder selbst zu entwickeln, aktuell haben wir das auch für Copilot Agents angekündigt, mit denen nochmal eine ganz neue Stufe von aktiver KI-Unterstützung und Automatisierung im Unternehmen erreicht werden kann.

Der Charme der Nutzung von KI liegt darin, dass sie natürlich-sprachlich mit dem Nutzer erfolgt: Wer seine Absicht klar formulieren kann und den Kontext seiner Anfrage, der kann auch KI bedienen.

Zu den Kosten: Wir bieten KI-Modelle und -Dienste aus der Cloud, daher sind keine Investitionen in zusätzliche eigentliche Infrastrukturen erforderlich, die Abrechnung erfolgt über Monatsabos und nutzungsbasiert.

Die Erfahrungen aus der KI-Nutzung der letzten Monate und Jahre bei vielen Unternehmen weltweit zeigt, dass der Effizienzgewinn und Erlöse durch KI neu ermöglichte Dienste die Kosten für den Einsatz signifikant übersteigen. Klar ist – KI-Einsatz muss sich betriebswirtschaftlich rechnen – und das tut er überzeugend.

 

Wie stellt Microsoft sicher, dass KI-Lösungen inklusiv und fair sind und nicht unbewusste Vorurteile oder Diskriminierungen verstärken?

Langkabel: „Fairness“ ist ja, wie bereits erwähnt, eines der Prinzipien, nach denen wir verantwortungsvolle KI entwickeln. Dabei identifizieren wir für jede KI-Lösung möglicherweise von Voreingenommenheit betroffene Gruppen, wir analysieren die Qualität der Trainingsdaten der Modelle darauf hin und testen die Ergebnisse der KI, auch mit dafür entwickelten Test-Tools, lange bevor wir eine KI-Lösung für den Markt freigeben. Und wir achten sehr auf Feedback von Anwendern, das ggf. schnell für die Analyse und Verbesserung der Servicequalität genutzt wird.

 

Welches Potenzial sehen Sie in der Nutzung von KI zur Bewältigung globaler Herausforderungen wie Klimawandel oder Gesundheitskrisen? Hat Microsoft hier bereits Initiativen gestartet?

Langkabel: KI ermöglicht es uns – weit über unsere menschlichen Fähigkeiten hinaus – Zusammenhänge und Muster in großen Datenmengen zu erkennen und Komplexität zu managen und das auch noch in Echtzeit. KI hilft bei der besseren Prognose von Wetterbedingungen, sie hilft in der Landwirtschaft, Wasser zu sparen und den Einsatz von Düngemitteln zu reduzieren. Sie verbessert die Diagnostik in der Medizin und hilft Epidemien früh zu erkennen bevor sie zu Pandemien werden. In Krisenfällen hilft sie bei der effizienten Zuteilung von Ressourcen, sie hilft Lieferketten zu optimieren und damit Treibstoffe zu sparen, sie hilft beim Management immer komplexer werdender Energienetze in der Energiewende… ich könnte noch endlos weitermachen, aber das Prinzip ist klar: KI ergänzt menschliche Fähigkeit bei allen Krisen und Transformationsaufgaben.

 

Abschließend: Welche Entwicklungen im Bereich KI erwarten Sie in den nächsten fünf bis zehn Jahren?

Langkabel: Ehrlich gesagt ist die Geschwindigkeit der Entwicklung so schnell, dass fünf bis zehn Jahre schon gigantische Zeiträume sind. Wir werden schnell erleben, dass KI und Mensch als Team zusammenarbeiten werden und dass das alltäglich und selbstverständlich wird. Jeder wird eine oder mehrere persönliche KIs haben, berufliche KIs im Job, Unternehmen werden eine Vielzahl von KIs für verschiedene Geschäftsprozesse haben und es wird unternehmens- und branchenübergreifende KIs geben und alle diese KIs werden miteinander reden und agieren können – zum Wohl des Menschen, der Wirtschaft und der Gesellschaft. Dafür werden wir uns sowohl auf eine Vielzahl technischer Standards einigen müssen als auch auf regulatorischen Leitplanken und Sicherheitsmechanismen gegen Missbrauch und Manipulation. Das wird sehr spannend und auch herausfordernd, aber wir werden das schaffen.

 

 

Interview geführt durch:

Hannes Mittermaier, geboren 1994 in Sterzing/Italien, seit 2013 in München lebend, schloss 2019 sein Master-Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität in München in den Fächern Germanistik und Philosophie ab. Seit 2020 promoviert Mittermaier an der germanistischen Fakultät zu einer Arbeit, die sich mit der Rezeption der Sokrates-Figur im Zeitalter der deutschsprachigen Aufklärung beschäftigt. Damit einhergehend ist Mittermaier Lehrbeauftragter an der Ludwig-Maximilians-Universität. Aktuell hält er ein Proseminar zu Thomas Manns früher Novellistik. Unabhängig von seiner Promotion arbeitet Mittermaier seit September 2019 als Redakteur der ebenso von der Ludwig-Maximilians-Universität herausgegebenen Zeitung Digitale Welt. Darüber hinaus engagiert sich Mittermaier nebenberuflich als freier Musiker.

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