Eine Mischung aus makroökonomischen und geopolitischen Faktoren bereitet dem Bankensektor Sorgen. Dazu gehören unter anderem steigende Zinsen, hohe Energiepreise, Inflation, ein negatives Bruttoinlandsprodukt und der Krieg Russlands mit der Ukraine. Sie haben zu enormer Unsicherheit geführt. Infolgedessen zögern die Kunden, sich Geld zu leihen. Das Ergebnis ist ein schrumpfendes Kreditvolumen und folglich geringere Zinserträge für die Kreditgeber.

Interessanterweise wollen viele Banken ihre Ausgaben für die digitale Transformation nicht einschränken, sondern digitale Innovationen nutzen, um das rezessive Szenario besser zu bewältigen. Einige der Schwerpunkte sind Kostenoptimierung, effizientere Betriebsabläufe, Verbesserung des Kundenerlebnisses und die Einführung gezielter und erschwinglicher Dienstleistungen und Produkte. Jüngste Untersuchungen bestätigen diese Erkenntnis. Einer Forrester Studie zufolge investieren Banken 60 Prozent ihrer Innovationsausgaben in greifbare, praxisnahe Innovationen, um den Herausforderungen dieser Zeit zu begegnen. Auch eine Anfang 2023 durchgeführte Studie spiegelt diesen Trend wider, wobei Retail-Banken die digitale Transformation als Mittel sehen, um Unsicherheiten zu bewältigen, wie die nachfolgenden Ergebnisse auch zeigen.

Investitionstrend hinsichtlich der digitalen Transformation

Die Übersicht zeigt einige der Trendbereiche, in denen die Banken Ausgaben für Technologieinitiativen zu tätigen planen:

• Innovative Dienstleistungen: Eine Studie zeigt, dass 42 Prozent der Banken in den nächsten zwölf Monaten neue Dienstleistungen anbieten wollen, die den Kunden helfen, ihre Finanzen besser zu verwalten. Der Einsatz von Cloud- und Plattformtechnologien wird für solche Angebote entscheidend sein.
• Geschäftsziele: Einige Banken konzentrieren sich auf die Integration von digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs) sowie digitalen Währungen und Token. Laut der Studie sind viele Befragte davon überzeugt, dass Open Banking, Echtzeit-Zahlungen und Banking-as-a-Service-Initiativen ihnen helfen werden, ihre Geschäftsziele zu erreichen.
• Moderne Kernbankensysteme: Der Ersatz von Kernbankensystemen wurde traditionell als äußerst komplex und teuer angesehen. Neue Entwicklungen wie die Cloud und as-a-Service Angebote reduzieren jedoch das Risiko und die Kosten von End-to-End-Investitionen. Dies macht die Implementierung eines Cloud-basierten Kernbankensystems zu einer kosteneffizienten und praktikablen Option.
• Anwerbung von Talenten: Die Banken sehen in der digitalen Transformation eine Möglichkeit, neue Talente einzustellen, die sich bereits mit diesen Technologien auskennen. Damit sind sie nicht nur in der Lage, ihre Marke auszubauen und so die Aufmerksamkeit der neuen Generation zu gewinnen, sondern auch mit dem Wettbewerb – zum Beispiel Neo-Banken sowie Consumer Tech-und FinTech-Unternehmen – Schritt zu halten.

Neue Prioritäten für Banken

Führungskräfte im Bankensektor müssen ihre Prioritäten definieren und kritische Bereiche identifizieren, um strategisch in den technologischen Fortschritt investieren zu können. Ohne einen solchen Ansatz laufen die Banken Gefahr, gegenüber agilen Wettbewerbern den Kürzeren zu ziehen, die genau dies beachten.

Einige Führungskräfte in Banken sind sich dieser Tatsache bewusst. Sie betrachten die IT-Modernisierung und insbesondere den Wechsel zu verteilten Plattformen und Cloud-Technologien als eine der wichtigsten Prioritäten. Laut der Studie halten 76 Prozent der Befragten die Modernisierung für einen wesentlichen Schritt, wenn ihr Unternehmen seine strategischen und geschäftlichen Ziele erreichen will. Dazu gehört der Einsatz von Technologien wie Low-Code- und No-Code-Plattformen, Blockchain und Edge Computing.

Außerdem gibt es keine Anzeichen dafür, dass der Druck auf Technologieinvestitionen nachlässt. Fast 66 Prozent der befragten Banken gaben an, dass sie ihre Budgets in Zukunft auf Open Banking und Embedded Finance ausrichten wollen. Andere Unternehmen konzentrieren sich eher auf disruptive Technologien wie angewandte künstliche Intelligenz (KI), Analytik und Metaverse.

Andererseits bereiten sich einige Führungskräfte bereits darauf vor, wie sie auf bevorstehende Herausforderungen reagieren. So setzen einige Banken beispielsweise auf Kostensenkungen in den Bereichen Betrieb, Personal und Lieferanten. In solchen Fällen könnte es für sie wichtig sein, den Kundendienst zu straffen, die Anzahl der Filialen zu reduzieren und den Overhead allgemein zu senken.

Ein weiterer wichtiger Faktor, um die Prioritäten festzulegen, ist die Kapitalrendite. Mehrere Retail-Banken erwarten eine positive Kapitalrendite für ihre Investitionen in sogenannte Super-Apps, digitale Identität und Vertrauen sowie dezentralisierte Finanzen (DeFi). Die optimistischsten ROI-Prognosen gelten jedoch nach wie vor für IT-Modernisierungsprogramme und Cloud-Technologien, so 37 Prozent der befragten leitenden Bankfachleute. Weitere Bereiche mit potenziell hohem ROI: Tokenisierung, digitale Währungen, Banking-as-a-Service, nachhaltiges Banking, Open Banking und Embedded Finance.

Fazit: Banken müssen mit dem Wandel Schritt halten

Technologie ist zu einem integralen Bestandteil des Bankensektors geworden und wird nun als Schlüssel angesehen, um in unsicheren Zeiten erfolgreich zu bestehen – insbesondere während einer möglichen Rezession in naher Zukunft. Da die Mehrheit der Banken-Führungskräfte eine Erhöhung der IT-Budgets erwartet, gewinnen die Investitionen in die digitale Transformation im Jahr 2023 weiter an Dynamik. Banken konzentrieren sich auf Kostensenkungen, die Rationalisierung von Abläufen und ein verbessertes Kundenerlebnis. Sie versuchen, mit dem Wettbewerb und der Disruption auf dem Markt Schritt zu halten. Um erfolgreich zu sein, müssen sie allerdings moderne und flexible Kernsysteme einführen und der IT-Modernisierung und Cloud-Technologien Vorrang einräumen. Dies gewährleistet, dass sie in einem sich schnell verändernden und unsicheren Umfeld agil, innovativ und widerstandsfähig bleiben.