Die Rolle des Chief Freelance Officers in der modernen Arbeitswelt

Derzeit sind der sich zuspitzende Fachkräftemangel sowie die wirtschaftlich unsicheren Zeiten zwei Herausforderungen für viele Unternehmen. So greifen immer mehr Unternehmer:innen auf Freelancer:innen zurück. Sie unterstützen festangestellte Mitarbeiter:innen, bringen Expertise mit und schaffen neue Perspektiven. Während die Belegschaften immer flexibler werden (Stichwort Liquid Workforce), haben sich die Praktiken des Personalmanagements jedoch kaum geändert. Ein „Chief Freelance Officer“ kann helfen und sollte als neue, geschäftskritische Rolle in Betracht gezogen werden.
Von   Florian Mueller   |  Country Manager DACH   |  Fiverr
15. März 2023

Unternehmen setzen immer mehr auf externe Talente 

Eine kürzlich durchgeführte Studie hat gezeigt, dass bereits heute viele Unternehmen in Deutschland (31,9 %) mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen haben und den härter werdenden Wettbewerb um Talente spüren. Für sie bleibt es nach wie vor schwierig, die relevanten Expert:innen einzustellen. Fast jedes fünfte Unternehmen (18,4 %) stockt daher bereits mit Freiberufler:innen die Kapazität des eigenen Teams auf. So werden Freelancer:innen auch 2023 ein fester Bestandteil der Personalstrategie vieler Unternehmer:innen bleiben.

Aufbau einer flexiblen Belegschaft

Freiberufler:innen ermöglichen es Unternehmen, ihre Belegschaft zu vergrößern, partiell zu ergänzen und schnell zusätzliche Expertise aufzubauen, wenn sich die Anforderungen ändern. Eine sogenannte “Liquid Workforce” bringt die Flexibilität, die Unternehmen in der heutigen, sich schnell verändernden Welt benötigen. Denn so können die Personalressourcen einfach und schnell an aktuelle Bedingungen angepasst werden.

Die externen Talente unterstützen bestehende Vollzeitmitarbeiter:innen, bringen Vielfalt sowie Fachkenntnisse mit und bieten neue Perspektiven und Ansätze für bestehende Projekte. Die “Workforce der Zukunft” kann als anpassungsfähiger, dynamischer Organismus gesehen werden, der aus einer Kombination aus engagierten und unabhängigen Freiberufler:innen und einem Kern aus festangestellten Mitarbeiter:innen besteht.

Damit Unternehmen schnell und kosteneffizient auf Personalressourcen zugreifen können, ohne die langwierigen Bewerbungsprozesse zu durchlaufen, sollten sie über einen großen, freischaffenden Talentpool mit unterschiedlichen Qualifikationen verfügen. Auch wenn die feste Belegschaft zukünftig immer den Hauptanteil der Mitarbeiter:innen im Unternehmen ausmachen wird, solche offenen Organisationsstrukturen machen es langfristig resilienter und wettbewerbsfähiger.

Fehlende Integration und Kollaboration

Während die Belegschaft in vielen Unternehmen – auch bedingt durch die Corona-Pandemie und damit einhergehenden Entwicklungen wie Remote Work – immer flexibler und agiler geworden ist, haben sich die Praktiken und Methoden im Personalmanagement oft nicht verändert.

In der Regel gibt es zum Beispiel keine Person, die die Verantwortung für Freiberufler:innen in einem Unternehmen übernimmt. Wenn man vergisst, externe Mitarbeiter:innen richtig an Bord zu holen, ihnen technischen Support zu bieten und sie in Teams zu integrieren, kann das ihre Produktivität und den Output enorm beeinträchtigen. In gravierenden Fällen kann dies sogar dem Ruf des Unternehmens schaden – denn wenn sich herumspricht, dass externe Talente nicht richtig integriert werden und eine “Sonderrolle” im Team haben, kann das für andere Freelancer:innen abschreckend sein.

Ein funktionierendes Team muss gut konzipiert sein. Auch wenn Freelancer:innen in Zeiten des sich zuspitzenden Fachkräftemangels oft eine wichtige Unterstützung darstellen, reicht es nicht aus, einfach nur passende Leute für ein Problem oder Projekt zu engagieren. In vielen Fällen brauchen Manager:innen und Teamleiter:innen zunächst Unterstützung, um herauszufinden, wie sie die Qualifikationslücken in ihrem Bereich richtig füllen und wie viele zusätzliche Mitarbeiter:innen sie für welche Projekte benötigen und einstellen müssen. Sind externe Talente dann engagiert, bedarf es im besten Fall einer Person, die die Freelancer:innen koordiniert, und ihnen hilft, nicht nur ihre Arbeit zu erledigen, sondern auch ihr Potenzial für das Unternehmen, das sie unterstützen, voll zu entfalten.

Auftritt für den Chief Freelance Officer

Der Chief Freelance Officer setzt genau an diesem Problem an. Der “neue CFO” ist dafür verantwortlich, dass externe Talente ihr Potenzial voll entfalten können. Er hilft bei der Integration von Freelancer:innen in festangestellte Teams und sorgt dafür, dass alle erfolgreich miteinander und an den richtigen Projekten arbeiten können. Zudem behält er dabei das Gesamtbudget und die Kapazität der jeweiligen Teams im Auge.

In größeren Unternehmen und Konzernen arbeitet der Chief Freelance Officer Hand in Hand mit Personalvermittler:innen und der HR-Abteilung, um der Führungsebene gegenüber Rechenschaft abzulegen. Und auch in kleineren Unternehmen oder Start-ups übernimmt jemand diese Rolle, der sich mit HR-Themen, wie Personalplanung und Unternehmensentwicklung beschäftigt. Die sogenannten CFOs verfügen über ausgefeilte Plattformen oder Betriebssysteme, die die Verwaltung einer fluiden Belegschaft unterstützen und gleichzeitig neue Arbeitsweisen ermöglichen und beschleunigen.

Freelancer:innen als wichtiger Faktor für den Unternehmenserfolg

Schon jetzt sprechen wir in vielen Branchen von einem Arbeitnehmermarkt. Bedingt durch den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel verändert sich das Kräfteverhältnis auf dem Arbeitsmarkt stetig. Es gibt nicht genug geeignete Bewerber:innen für offene Stellen. Und diese Situation wird sich in nahezu allen Sektoren in den nächsten Jahren aufgrund der Verrentung der Babyboomer noch weiter verschärfen. Daher spielen externe Expert:innen eine bedeutende Rolle für den Erfolg eines Unternehmens. Für fast drei Viertel der Führungskräfte ist die Zusammenarbeit mit Freelancer:innen schon jetzt wichtig, um ihre unternehmerischen Ziele zu erreichen, bei größeren Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern sind es sogar 91,7 %.

So lässt es sich nicht leugnen, dass die Unternehmen von heute sich darauf einstellen müssen, sowohl interne als auch externe Mitarbeiter:innen einzusetzen und sicherzustellen, dass sie harmonisch zusammenarbeiten. Ganz unabhängig von der Unternehmensgröße, dem Standort oder der Branche sollten Unternehmen in einen Chief Freelance Officer investieren, der das Arbeitspotenzial der Freelancer:innen erkennt und sie nahtlos in die Unternehmenskultur integrieren kann.

Die neue Generation der Freiberufler:innen ist dynamisch, leidenschaftlich, energisch, ehrgeizig, engagiert und unabhängig. Sie sind Solopreneure und denken unternehmerisch. Ihr Erfolg ist der Erfolg eines Unternehmens. Die Quintessenz ist, dass diese Talente diejenigen Unternehmen ignorieren oder ablehnen werden, die kein einladendes Umfeld für sie schaffen. Da sich die Belegschaften weltweit in Richtung Freiberuflichkeit verlagern, werden Unternehmen weder ihre Personalziele noch ihre finanziellen Ziele erreichen können, wenn sie freiberufliche Talente nicht willkommen heißen und gut integrieren.

Der Chief Freelance Officer ist die neue Geheimwaffe des zukunftsorientierten Unternehmens. Schließlich sollte das oberste Ziel sein, dass alle Mitarbeiter:innen – unabhängig von ihrem Beschäftigungsverhältnis – ihr Potenzial voll entfalten können.

 

Florian Müller ist Country Manager DACH bei der Freelancer-Plattform Fiverr. Der Experte für digitales und strategisches Marketing verantwortet den Geschäftsausbau in der DACH-Region. Er ist zudem zuständig für die Lokalisierung des Marktplatzes, um die Erfahrungen für Unternehmen und Freelancer:innen auf Fiverr zu optimieren.

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