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Das Ende des 9-to-5 Arbeitstages: Trends der Arbeitswelt 2022

Von   Laura Ryan   |  Director of International HR bei Dropbox   |  Dropbox
24. Februar 2022

Die Pandemie hat sowohl neue Trends hervorgebracht als auch bestehende beschleunigt. Wir sehen uns heute in eine völlig neue HR-Landschaft katapultiert. Die Veränderungen der Arbeitswelt in den letzten Monaten haben gezeigt, dass das schnelle Anpassen an die pandemischen Bedingungen – v.a. Sicherheitsabstände und damit die Abkehr von Onsite-Meetings hin zu virtuellen Treffen oder zeitversetzten Kommunikationsformen – sowie die temporären Ad-hoc-Lösungen des Jahres 2020 bei Weitem nicht ausreichen. Doch wir können die 2020 gewonnenen Erkenntnisse nutzen, um nun mutige und langfristige Veränderungen anzudenken und umzusetzen. Damit können wir die Zukunft der Arbeit in die eigene Hand nehmen und für immer verändern. Hier meine Top-Trends auf die Führungskräfte 2022 achten sollten…

Trend 1: Die Nachfrage nach Flexibilität ist ungebrochen

Der Fokus auf Flexibilität – sei es durch hybride Arbeitsformen oder vollständige Fernarbeit – wird sich nicht mehr zurücksetzen lassen auf die Zeit vor der Pandemie! Im vergangenen Jahr haben die Mitarbeitenden die Freiheit genossen, nicht an einen bestimmten Ort gebunden zu sein. Die überholt veralteten Vorstellungen von Präsentismus haben sich endgültig als irrelevant erwiesen. Unternehmen, die sich diesem Wandel widersetzen, werden kaum Chancen haben, sich im War for Talents durchzusetzen. Eine Umfrage vom Meinungsforschungsunternehmen Civey im Auftrag von EY Real Estate [1] hat ergeben, dass stolze 90 % der Menschen gerne aus der Ferne arbeiten würden, zumindest teilweise oder sogar in Vollzeit. Zudem zeichnet sich in ganz Europa eine neue Welle von Kündigungen solcher Arbeitnehmenden ab, die ihren Arbeitsplatz auf der Suche nach mehr Flexibilität und Sinnhaftigkeit verlassen wollen. Das fordert die Unternehmen heraus, umzudenken und sich von einer Firmenkultur oder Arbeitszeitstrategie für immer zu verabschieden, bei der die Mitarbeitenden an ihrer Präsenz von 9 bis 17 Uhr (9-to-5) bemessen werden.

Ich prognostiziere, dass die Zahl der Unternehmen drastisch ansteigen wird, die für ein deutliches Plus an Flexibilität in Bezug auf die Art und Weise, wie und wo die Mitarbeitenden arbeiten, belohnt werden. Und ich sage auch voraus, dass selbst die traditionellsten Branchen sich darauf einstellen werden (müssen).

Trend 2: Die Zukunft der Talente ist verteilt

In den vergangenen 20 Monaten zogen mehr Wissensarbeitende um als je zuvor, und dieser Trend wird sich noch einmal verstärken. Laut einer Bitkom-Studie [2] würde jede*r fünfte Berufstätige (nämlich 21 %) umziehen, wenn künftig größtenteils im Homeoffice gearbeitet werden dürfte. Und das eröffnet Arbeitgebenden, die bei der Auswahl ihrer Arbeitsorte flexibel sind, große Chancen. Remote Work, also verteiltes Arbeiten, hat einen enormen Einfluss auf die Talente, die Mobilität schätzen.

Um jedoch erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen ihre Talentstrategien und die Tools für die Zusammenarbeit, die für die Unterstützung von Mitarbeitenden an verschiedenen Standorten erforderlich sind, überdenken und überarbeiten. Jüngste Untersuchungen haben ergeben, dass Videokonferenzen, Cloud-Speicher, Dateifreigabe und Simultanbearbeitungssoftware für die Geschäftskontinuität während der Pandemie entscheidend waren.

Auch für die Zukunft gilt: Wenn alle Teams auf der ganzen Welt immer verteilter arbeiten werden, benötigen die Mitarbeitenden zunehmend einfache, leicht zu bedienende Dokumenten-Workflows, die Reibungsverluste reduzieren, alle benötigten Informationen zu jeder Zeit hürdenlos zu Verfügung stellen und die Zusammenarbeit mit anderen extrem vereinfachen.

Trend 3: Der Aufstieg der asynchronen Kommunikation

Jede Veränderung in der Arbeitsweise erfordert einen Kulturwandel. Und um die wahre Flexibilität der Fernarbeit zu erschließen, müssen Unternehmen eine „asynchrone Standardeinstellung“ einnehmen. Als die Pandemie das erste Mal auftrat, wurden die Mitarbeitenden überall schnell von einer „Zoom-Müdigkeit“ erfasst. Tage voller Videoanrufe raubten uns die Energie und vor allem standen sie einer sinnvollen Arbeit im Weg. Unnötige Besprechungen sind einer der größten Störfaktoren für einen produktiven und effektiven Arbeitstag, und es liegt an uns allen, dies zu ändern. Indem wir unsere Mitarbeitenden ermutigen, alle unnötigen Besprechungen aus ihren Kalendern zu streichen und Live-Konversationen bewusster zu planen, können die Mitarbeitenden leichter von „ganztägig synchronisiert“ auf „standardmäßig asynchron“ umstellen und so mehr Flexibilität und Konzentration in ihren Tag bringen. Die Wichtigkeit von Live-Konversationen bleibt jedoch bestehen. Die Magie liegt darin, den Mitarbeitenden beizubringen, wie sie erkennen können, wann ein kurzes Zoom oder ein Telefonat (noch) von Wert ist.

Letztendlich werden Unternehmen, die jetzt Schritte einleiten, sich asynchron zu syncen und Talenten mehr Zeit und Flexibilität für die Ausgestaltung des eigenen Lebens einzuräumen, mittel- und langfristig gewinnen. Ich prognostiziere, dass weder ein fester Arbeitsort noch starre Arbeitszeiten im alten 9-to-5 Raster in Zukunft noch Chancen haben!

Mein Fazit: Die Rolle der HR- bzw. Personalabteilung hat sich grundlegend verändert

In den letzten Monaten hat sich weltweit die Rolle von Personalverantwortlichen stark verändert. Vor Corona war die Personalabteilung eine notwendige Unternehmensabteilung, die oft hinter den Kulissen für Ordnung sorgte. Aber mit dem drastischen Wandel der gesamten Arbeitswelt musste sich auch die Personalabteilung mitverändern. Die Personalleiter*innen waren die Hauptakteure, also diejenigen, die uns durch diese herausfordernden und noch nie da gewesenen Zeiten auf bewundernswerte Weise navigiert haben. Dadurch haben sie endlich ihren wohlverdienten Platz am Führungstisch erhalten! Ihre Rolle in der Corona-Krise war wohl ebenso entscheidend wie die der CFOs während der Rezession 2008 – ihre Führung wurde auf höchster Ebene benötigt. Jetzt, da ihr Wert als strategische Vordenker einmal bewiesen ist, wird ihr Einfluss über die Personalabteilung hinaus anerkannt. Selbst wenn die Pandemie abklingt, wird dieser Platz in der Führungsriege wohl erhalten bleiben. Im Jahr 2022 werden immer mehr Personalverantwortliche an Unternehmensentscheidungen aller Bereiche beteiligt sein, was denjenigen, die bereit sind, die Verantwortung zu übernehmen, eine wahre Fülle neuer Möglichkeiten eröffnet.

Quellen und Referenzen:

[1] https://assets.ey.com/content/dam/ey-sites/ey-com/de_de/news/2020/12/ey-re-transformation-buerowelten-2020.pdf

[2] https://www.bitkom.org/Themen/Corona/Homeoffice-in-Zeiten-der-Corona-Pandemie

Laura Ryan kam 2015 zu Dropbox, um die internationalen Personalstrategien des Unternehmens zu leiten und verfügt heute über 16 Jahre Erfahrung in der HR-Branche. Davor war sie fünf Jahre lang bei Google tätig, wo sie die Geo-Operations-Funktion für Europa aufbaute und Rekrutierungsaktivitäten leitete.

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