Globale Talentgewinnung: Wie Technologie die Zukunft der Personalsuche verändert

Angesichts des Fachkräftemangels wird es für deutsche Unternehmen immer wichtiger, qualifizierte Mitarbeitende international einzustellen. Für Personalverantwortliche werden damit der Zugang zu weltweiten Talentpools und ein Verständnis für internationale Marktbedingungen entscheidend. Denn nur so können sie die besten Köpfe für ihr Unternehmen gewinnen und halten, um langfristig im Wettbewerb zu bestehen.
Von   David OReilly   |  Vice President of Sales EMEA   |  G-P, Globalization Partners
13. Mai 2024

Die Debatte um den Fachkräftemangel in Deutschland reißt nicht ab. Das anhaltende Defizit an qualifizierten Arbeitskräften in deutschen Unternehmen ist gravierend. So klagten im Juli 2023 43,1 % der von ifo befragten Unternehmen über einen Personalmangel in ihren Reihen. Trotz einer abflauenden Wirtschaftslage setzen viele Betriebe ihre intensive Suche nach kompetentem Personal fort. Die Überlastung macht sich nicht nur in Schlüsselbranchen bemerkbar – vor allem im Pflege-, Verwaltungs- und Bildungsbereich – sondern schadet auch dem gesamtwirtschaftlichen Wachstum in Deutschland.

Vor diesem Hintergrund müssen Unternehmen ihre Strategien bei der Einstellung neuer Arbeitskräfte überdenken. Es ist kaum noch möglich, offene Stellen ausschließlich mit inländischen Fachkräften aus Deutschland zu besetzen. Umfangreiche Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen, wie durch die Ampel-Regierung beschlossen, sind zwar ein guter Start, reichen allein aber nicht aus, um die Fachkräftelücke zu schließen. Doch was genau können Unternehmen nun tun?

 

Globales Recruiting für Unternehmen

Das IW Köln weist auf eine weitere mögliche Lösung hin: die Rekrutierung von Arbeitskräften im Ausland. Globale Talentakquise ermöglicht es Unternehmen, hochqualifiziertes Personal zu finden, insbesondere in Schwellenländern. Viele Menschen wollen für ein globales Unternehmen arbeiten: Eine Studie, der Global Growth Report von G-P, befragte 2.500 Arbeitgebende und 5.500 Arbeitnehmende weltweit – darunter 500 Befragte aus Deutschland – zu ihrer Einstellung und ihrer Perspektiven hinsichtlich globaler Zusammenarbeit und dem Einsatz von KI. 76 % der deutschen Arbeitnehmer:innen würden gerne für ein globales Unternehmen arbeiten. Fast 80 % sehen darin eine Chance, ihre Karriere voranzutreiben.

Eine erfolgreiche internationale Personalbeschaffung erfordert umfassende Kenntnisse der lokalen Steuervorschriften, Compliance-Anforderungen, kulturellen Besonderheiten und der jeweiligen Arbeitsmarktbedingungen. Auch nach der Identifikation einer passenden Fachkraft stehen Personaler:innen vor Herausforderungen, denn ein aufwendiger Prozess für die Anerkennung der Qualifikationen und die Beantragung von Arbeits- und Aufenthaltserlaubnissen steht nun an. Angesichts der deutschen Bürokratieprozesse kann das mehrere Monate dauern. Verzögerungen in diesem Bereich können dazu führen, dass sich potenzielle Mitarbeiter:innen anderswo umsehen.

Vor diesem Hintergrund ist die Einstellung qualifizierter Mitarbeitenden weltweit oft eine große Herausforderung, besonders wenn sie zum ersten Mal international nach Talenten suchen. Eine schnelle und effektive Abhilfe können hier KI-gestützte Plattformen bieten. Die Nutzung von SaaS-basierten und KI-gestützten HR-Technologien erweist sich für Unternehmen, die international expandieren wollen, als besonders hilfreich. Diese Tools ermöglichen es ihnen, globale Teams rund um den Globus aufzubauen und zu verwalten und dabei die Einhaltung der komplexen rechtlichen, steuerlichen und personalwirtschaftlichen Anforderungen zu gewährleisten. Dieser Ansatz basiert auf dem Employer of Record (EOR)-Modell und beinhaltet die Beauftragung eines EOR mit der Einstellung und Verwaltung von Personal in den Zielländern, so dass Unternehmen keine lokalen Einheiten gründen müssen. Indem sie den EOR mit den formalen Arbeitgeberpflichten betrauen, können Unternehmen neue Mitarbeiter:innen sofort einstellen, während sie gleichzeitig ihre Ressourcen optimieren und sich auf eine effektive Skalierung der Geschäftstätigkeit konzentrieren.

 

Schreckgespenst KI – deutsche Firmen und ihr Zögern bei neuen Technologien

Künstliche Intelligenz (KI) ist schon jetzt aus vielen Branchen nicht mehr wegzudenken. So hat der Global Growth Report herausgefunden, dass 90 % der befragten deutschen Arbeitnehmenden bereit sind, KI in ihren Arbeitsalltag zu integrieren.

Dennoch stößt man vor allem in Deutschland auf Kopfschütteln und besorgte Gesichter, wenn man Arbeitnehmende zu ihrem Einsatz von KI am Arbeitsplatz befragt. Viele sind laut der Studie skeptisch gegenüber KI, aus Sorge um die Wertschätzung ihrer eigenen Arbeit: Die Hauptbedenken von 34 % der Mitarbeitenden im Zusammenhang mit KI sind, dass ihre Vorgesetzten ihre Arbeit weniger würdigen könnten und 30 % haben Angst, dass KI ihnen jene Aufgaben abnehmen könnte, die ihnen am meisten Spaß bereiten. Weitere 28 % befürchten, dass ihre Kolleg:innen ihre Anstrengungen geringer schätzen würden, wenn sie wüssten, dass KI im Einsatz ist. Deutschland steht im internationalen Vergleich damit sogar relativ aufgeschlossen da. Noch zögerlicher beim Einsatz von KI sind Arbeitnehmende aus Indien, Hong Kong und Frankreich.

Dennoch sieht eine beachtliche Zahl an Menschen auch die Vorteile von KI in ihrem Arbeitsleben. 46 % sehen einen Nutzen darin, dass KI sie bei Übersetzungsaufgaben unterstützt. Wiederum 40 % wünschen sich den Einsatz von KI, um repetitive Aufgaben schnell automatisieren zu können. KI ist einer der wichtigsten Treiber des Wandels in der Arbeitswelt. Jetzt ist es wichtig, sie effizient zu nutzen.

 

HR-Automatisierung richtig angewandt – Drei Tipps für globale Unternehmen

Was genau können Personaler:innen konkret tun, um Bewerbungsprozesse zu optimieren? Diese drei Vorteile von KI und Automatisierung sollten sie auf der Suche nach qualifiziertem Personal im Hinterkopf behalten:

 

          1. Datengestützte Entscheidungen im Einstellungsprozess

Eine wesentliche Einsatzmöglichkeit von KI liegt in der automatisierten Erfassung und intelligenten Auswertung großer Datenmengen. Bei der globalen Talentakquise können Jobbörsen und der Karrierebereich auf Unternehmenswebseiten als Datengrundlage dienen. HR-Teams können auf KI-fähige HR-Technologien zurückgreifen, um Dokumente zu analysieren und qualifizierte Bewerbungen effizienter auf ihre potenzielle Eignung zu filtern.

Durch den Einsatz datengestützter Entscheidungen kann zudem der Einfluss subjektiver Voreinstellungen auf Seiten der Personalverantwortlichen minimiert werden. Die Auswahl der Bewerbenden basiert nicht mehr nur auf persönlichen Eindrücken oder unbewussten Präferenzen, sondern auf Daten und Kriterien. Dies trägt zur Fairness im Bewerbungsprozess und zur Verbesserung der Qualität der Personalauswahl bei.

 

          2. Optimierung der Bewerberkommunikation

Der Einsatz von Automatisierungstechnologien im Recruiting macht die Kommunikation wesentlich effizienter. Personalverantwortliche sind in der Lage, Rekrutierungsprozesse mit einer einheitlichen Kommunikationsstrategie schneller umzusetzen, was auch gleichzeitig das Bild der Arbeitgebermarke positiv beeinflusst. Eine prompte und konsistente Rückmeldung an Bewerber:innen bzw. neue Angestellte wird als Zeichen für einen stimmigen und wirksamen Prozess wahrgenommen. KI-fähige Chatbots können so programmiert und eingesetzt werden, dass sie Jobanwärter:innen rechtzeitig Informationen über den Prozess geben und Fragen in verschiedenen Sprachen beantworten. Sie erleichtern auch das Screening von Bewerbenden und die Koordination von Vorstellungsgesprächen, sodass sich Personalverantwortliche besser auf den Aufbau von Beziehungen zu den Kandidat:innen konzentrieren können, statt auf die mühselige Verwaltungsarbeit.

 

          3. Automatisierung von Verwaltungsaufgaben

Durch den Einsatz einer KI-gestützten Recruitment Plattform können zeitaufwändige administrative Aufgaben im Einstellungsprozess automatisiert werden, die ansonsten von Personaler:innen manuell erledigt werden müssten. Das betrifft neben der Beantwortung von Bewerberanfragen und der Koordination von Interviewterminen auch das Erstellen und Anpassen von Arbeitsverträgen und das Ausstellen von Referenzen. Die Personalverantwortlichen gewinnen mehr Kapazität, um verschiedene Positionen gleichzeitig zu besetzen. Außerdem haben sie mehr Zeit, neu eingestellte Teammitglieder persönlich kennenzulernen, ihnen die Rollenerwartungen zu vermitteln und sie bei der Integration in die Unternehmenskultur zu unterstützen.

 

KI und Automatisierung als Chance für globale Unternehmen

Die Akquise internationaler Talente erweist sich als entscheidender Faktor für unternehmerisches Wachstum und ist angesichts des steigenden Fachkräftemangels von strategischer Bedeutung für die deutsche Wirtschaft. Unternehmen können von einem globalen Ansatz in der Personalbeschaffung profitieren, indem sie globale HR-Software nutzen und dabei auf professionelle menschliche Expertise und Beratung setzen. Diese Kombination ermöglicht es ihnen, schnelle und fundierte Entscheidungen zu treffen. Durch den Einsatz dieser Technologie können Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe oder Branche, die Fachkräftelücke bekämpfen und zukünftiges Wachstum sicherstellen.

 

 

David O’Reilly ist Vice President of Sales EMEA bei G-P, dem Pionier und Marktführer in der globalen Beschäftigungsbranche. In dieser Funktion arbeitet er mit Kunden und Partnern zusammen, um sie bei ihrer Expansion in neue Märkte auf der ganzen Welt zu unterstützen.

Um einen Kommentar zu hinterlassen müssen sie Autor sein, oder mit Ihrem LinkedIn Account eingeloggt sein.

47229

share

Artikel teilen

Top Artikel

Ähnliche Artikel