Warum die Forderung nach KI-Transparenz lauter wird

Künstliche Intelligenz verändert die Arbeitswelt – doch mit neuen Chancen wachsen auch die Forderungen nach mehr Transparenz. Eine proaktive Offenlegung der KI-Nutzung stärkt nicht nur das Vertrauen von KundInnen und Mitarbeitenden, sondern schützt Unternehmen vor regulatorischen Überraschungen. Ist jetzt der richtige Moment zu handeln?
Von   Gabriel Frasconi   |  VP & General Manager Continental Europe   |  Freshworks
13. Januar 2025

Warum die Forderung nach KI-Transparenz lauter wird

 

Die Diskussion über Transparenz im Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) hat im letzten Jahr einen neuen Höhepunkt erreicht. Während die Entwicklung von KI stetig voranschreitet, bleibt die Frage offen: Ist es an der Zeit, proaktiv Transparenz zu schaffen, bevor der regulatorische Druck zu hoch wird? Der Gedanke dahinter ist klar – wer jetzt handelt, hat einen entscheidenden Vorteil.

 

Das Jahr der KI-Transformation: Ein Wendepunkt

2023 markierte einen Wendepunkt im Umgang mit generativer KI. Viele Unternehmen automatisierten damit ihre Prozesse zu automatisieren oder steigerten die Kundenzufriedenheit. Die Reaktionen auf diese Entwicklungen waren gemischt: von Enthusiasmus über die neuen Möglichkeiten bis hin zu Sorge über ethische und datenschutzrechtliche Fragen. Dies unterstreicht auch eine neue Studie von Freshworks, die zeigt, dass 66 % der Deutschen mindestens einmal pro Woche KI nutzen. Gleichzeitig befürchten 42 % der deutschen Führungskräfte, dass KI am Ende einen Großteil der Arbeitskräfte ersetzen könnte. Diese Ängste spiegeln die breiteren gesellschaftlichen Debatten wider, die KI-Nutzer weltweit führen.

Die Einführung von KI in Bereichen wie Kundensupport und Produktivität hat die Dynamik im Unternehmensalltag verändert. Doch während die Welt weiterhin über die Vorteile und Risiken spekuliert, stehen Organisationen vor einer wichtigen Frage: Ist es sinnvoll, schon jetzt auf KI-Transparenz zu setzen oder auf gesetzliche Vorgaben zu warten?

 

Warum Transparenz notwendig ist

Transparenz ist nicht nur eine Frage der Compliance, sondern auch des Vertrauens. Die Offenlegung, wann und wie KI genutzt wird, fördert das Vertrauen der KundInnen und Mitarbeitenden. Wenn NutzerInnen wissen, dass sie mit einer Maschine interagieren, können sie ihre Erwartungen anpassen und besser entscheiden, ob sie mit einer automatisierten Lösung oder einem menschlichen Ansprechpartner arbeiten möchten. Dies steigert das Kundenerlebnis, erleichtert die Beantwortung einfacher Anfragen sorgt dafür, dass komplexere Anliegen an menschliche Mitarbeitende weitergeleitet werden.

Ein weiteres Ergebnis der Freshworks-Studie unterstützt diesen Ansatz: 63 % der Deutschen sind der Meinung, dass KI-Ergebnisse immer noch mehr menschliche Aufsicht benötigen, um effektive, umsetzbare Resultate zu liefern. Unternehmen, die KI proaktiv kennzeichnen, schaffen damit eine klare Linie zwischen menschlicher Interaktion und automatisierter Unterstützung. Diese Praxis schützt nicht nur vor möglichem Missbrauch, sondern zeigt auch Verantwortungsbewusstsein gegenüber den KundInnen und deren Bedürfnissen.

 

Regulatorische Rahmenbedingungen: EU-KI-Gesetz im Fokus

Ein Grund, warum Transparenz im Umgang mit KI wichtiger wird, sind die Regulierungen. Das EU-KI-Gesetz ist ein Paradebeispiel für eine fortschrittliche Gesetzgebung, die Transparenz als Kernbestandteil der Nutzung von KI fordert. Das Gesetz schreibt Transparenzanforderungen für alle KI-Systeme vor und verpflichtet Unternehmen dazu, offenzulegen, wenn KI in ihren Diensten verwendet wird. Zuvor hinkte die Gesetzgebung der technologischen Entwicklung hinterher.

Unternehmen, die nicht proaktiv handeln, könnten bald von gesetzlichen Vorgaben überrascht werden. Dies birgt Risiken: Betriebe müssen kurzfristig Änderungen umsetzen und könnten Strafen oder Reputationsschäden erleiden, wenn sie den neuen Standards nicht entsprechen. Eine kluge Strategie ist es daher, schon jetzt transparente KI-Praktiken einzuführen, um sich auf weitere regulatorischen Anforderungen vorzubereiten.

 

Lernen aus der Vergangenheit: DSGVO und die Cookie-Richtlinien

Ein Blick auf die Geschichte zeigt, dass Unternehmen häufig nach Einführung neuer Technologien von regulatorischen Vorgaben überrascht werden. Ein Beispiel sind die Cookie-Richtlinien der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Die Absicht hinter den Richtlinien war es, den Nutzern mehr Kontrolle über ihre Daten zu geben. In der Realität störten jedoch viele die aufdringlichen Cookie-Banner, die aus mangelnder Vorbereitung der Unternehmen resultierten. Dieses Beispiel verdeutlicht, wie wichtig es ist, sich frühzeitig auf Regulierungen vorzubereiten.

KI-Transparenz könnte eine ähnliche Richtung nehmen. Unternehmen, die jetzt aktiv werden und beispielsweise ihre KI-Bots transparent kennzeichnen, haben einen Vorteil. Sie sind nicht nur auf zukünftige Gesetze vorbereitet, sondern schaffen auch Vertrauen und werden effizienter.

 

 

Praktische Ansätze für KI-Transparenz

Eine einfache und effektive Methode, um KI-Transparenz zu erreichen, ist die Kennzeichnung von Bots und automatisierten Systemen. Dies kann geschehen, indem Bots spezifische Namen erhalten und sich bei der Interaktion als solche identifizieren. Solche Maßnahmen schaffen Klarheit und verhindern Missverständnisse. Auch im Kundenservice kann dies die Zufriedenheit zu steigern. Wenn KundInnen wissen, dass sie mit einem KI-Bot sprechen, erwarten sie eine schnelle, aber möglicherweise weniger flexible Antwort. Wenn es jedoch um komplexere Probleme geht, sollte eine Weiterleitung an menschliche Mitarbeitende möglich sein.

Transparenz sollte nicht nur für externe KundInnen gelten. Auch interne Prozesse können von einer klaren Unterscheidung zwischen menschlicher und maschineller Arbeit profitieren. Mitarbeitende, die wissen, wann sie von KI unterstützt werden, können ihre Arbeit effizienter gestalten und sich auf Aufgaben konzentrieren, die menschliches Einfühlungsvermögen erfordern.

 

 

Zukunftsausblick und Vorteile für Unternehmen

Unternehmen, die proaktiv KI-Transparenz fördern, profitieren in mehrfacher Hinsicht. Erstens sind sie auch auf künftige gesetzliche Anforderungen vorbereitet und minimieren das Risiko von Strafen und Reputationsverlust. Zweitens können sie das Vertrauen ihrer KundInnen stärken, da diese erkennen, dass ein Unternehmen transparent agiert. Drittens werden Unternehmen intern effizienter, indem sie Aufgaben klar delegieren – einfachere, repetitive Tätigkeiten an KI und komplexere Aufgaben an Mitarbeitende.

Ein weiterer Vorteil ist die Schulung von Mitarbeitenden. Wenn Unternehmen in die Weiterbildung investieren und den Mehrwert und die Grenzen von generativer KI klar kommunizieren, schaffen sie eine Kultur des Verständnisses und der Akzeptanz. Dies macht Mitarbeitende zufriedener, verbessert aber auch die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine.

Die Studie zeigt darüber hinaus, dass 28 % der Befragten durch KI-gestützte Tools schätzungsweise 9 Stunden oder mehr pro Woche einsparen. Dieses Potenzial könnte durch transparente Prozesse und Schulungen weiter wachsen. Eine klare Kommunikation über den Mehrwert und die Grenzen von KI kann die Akzeptanz fördern und eine Kultur des Verständnisses schaffen.

 

Fazit: Der Weg in eine transparente KI-Zukunft

Die Zukunft der KI-Nutzung erfordert eine strategische Voraussicht und proaktive Anpassung an aufkommende regulatorische Anforderungen. Organisationen, die sich bereits heute mit Transparenz beschäftigen, sind nicht nur besser auf zukünftige Vorschriften vorbereitet, sondern stärken auch das Vertrauen ihrer KundInnen und steigern zudem ihre betriebliche Effizienz. Der Weg zu mehr Transparenz ist zwar mit Aufwand verbunden, bietet jedoch langfristige Vorteile, die sowohl die Kundenerfahrung als auch die interne Unternehmenskultur positiv beeinflussen.

Gabriel Frasconi ist VP & General Manager Continental Europe bei Freshworks. Als Branchenexperte verfügt Gabriel Frasconi über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Software-Vertrieb und insbesondere im SaaS-Bereich. Bevor er im März 2023 zu Freshworks kam, war Gabriel Frasconi als Area Vice President und Head of France für Slack tätig, wo er das Wachstum des Unternehmens während und nach der Pandemie leitete.

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