Top Management steht neuen Technologien aufgeschlossen gegenüber

Eine internationale Studie belegt, dass sich Führungskräfte und Finanzspezialisten von neuen Technologien und Künstlicher Intelligenz (KI) positive Effekte für ihr Business versprechen – darunter auch die Stärkung der Resilienz. Denn Qualifikationslücken, eine mangelhafte Automation des Finanzwesens sowie eine fehlende Cashflow-Transparenz, erschweren die agile Unternehmensführung.
Von   Ralph Weiss   |  Geo VP DACH   |  BlackLine
2. September 2024

Top Management steht neuen Technologien aufgeschlossen gegenüber

 

Unternehmen sind heute immer mehr gezwungen, sich auf unerwartete Situationen und sich verändernde Märkte einzustellen. Je schneller sie dazu in der Lage sind, desto besser sind ihre Zukunftsperspektiven. Eine zentrale Rolle bei der Herstellung von Resilienz kommt dabei dem Topmanagement und den Finanzspezialisten der Unternehmen zu. Eine internationale Studie hat sich damit beschäftigt, wie die Verantwortlichen zum Einsatz neuer Technologien stehen, mit welchen Herausforderungen sie zu kämpfen haben und wie zuversichtlich sie in die Zukunft schauen.

 

Angst, dass sich eine internationale Finanzkrise wiederholt

Dabei hat sich gezeigt, dass die Geschäftswelt nach wie vor verunsichert ist und sie sich Sorgen macht, dass sie in eine Situation geraten könnte, die sie vor große Herausforderungen stellt. In diesem Zusammenhang nennen 78 Prozent der weltweit befragten Führungs- und Finanzexperten eine mögliche globale Finanzkrise als ihre größte Sorge. Aber auch die Cybersicherheit (37 Prozent), der Klimawandel (35 Prozent) und das Disruptionspotenzial neuer Technologien (34 Prozent) finden sie beunruhigend. Obwohl knapp 80 Prozent eine potenzielle globale Finanzkrise als eine Hauptsorge bezeichnen, geben nur 38 Prozent an, über eine entsprechende Bewältigungsstrategie zu verfügen. 45 Prozent sehen sich in der Lage, Probleme der Cybersicherheit zu lösen und 43 Prozent wissen, wie sie einer technologiebasierten Disruption vorbeugen können.

Gleichzeitig haben die befragten Führungs- und Finanzexperten Gründe für Optimismus: 70 Prozent investieren Zeit, um sich auf unvorhersehbare Ereignisse und Krisen vorzubereiten. Etwa die Hälfte der Studienteilnehmer bestätigt, dass es für eine erfolgreiche Prävention wichtig ist, in Echtzeit auf Finanzdaten zugreifen und diese analysieren zu können. Ihrer Auffassung nach ist auch eine größere Konzentration auf die Unternehmensplanung und -analyse wichtig, um ein Unternehmen zu stärken. Die Kehrseite der Medaille: 70 Prozent beklagen das manuelle Arbeiten im Finance & Accounting, das sie daran hindert, Risiken proaktiv zu erkennen und zu reduzieren. 64 Prozent sagen zudem, dass die erdrückende Menge manueller Arbeit, ihnen keine Zeit für wichtigere Aktivitäten lässt.

 

Gesicherte Finanzdaten in Echtzeit sind unerlässlich

Um die Agilität und Resilienz von Unternehmen zu steigern, müssen Unternehmen Zugriff auf Echtzeitdaten haben und sich auf diese verlassen können. Hier wurden zwar in den letzten Jahren Fortschritte erzielt, aber nach wie vor ist das Vertrauen in die eignen Finanzzahlen indifferent. Die Studienergebnisse zeigen, dass einige Unternehmen dieses Problem inzwischen erfolgreich angegangen sind, während andere noch damit kämpfen: 42 Prozent der Befragten geben an, dass sie der Korrektheit der eigenen Finanzdaten nicht uneingeschränkt vertrauen. Selbst in den USA und Deutschland, wo das Vertrauen am höchsten ist, misstraut etwa ein Drittel den eigenen Daten (36 Prozent Deutschland / 34 Prozent USA). Die Gründe dafür liegen auf der Hand: 31 Prozent nennen die Tatsache, dass die Zahlen aus zu vielen unterschiedlichen Quellen stammen. Zudem bezeichnen viele das manuelle Erfassen, Eingeben und Korrelieren der Daten als hohes Fehlerrisiko. Bemängelt wird, dabei die hohe Abhängigkeit von Tabellenkalkulationen und veralteten Prozessen. Seit 2020 wird der Einsatz von Spreadsheets als Workaround in Prozessen als einer der drei Hauptgründe für mangelndes Vertrauen in Finanzdaten genannt.

Für mehr Sicherheit hilft nach Einschätzung der Führungskräfte und Finanzspezialisten auch eine höhere Cashflow-Transparenz. Die Studie bestätigt, dass nur 2 Prozent der Unternehmen das zweite Jahr in Folge volles Vertrauen in die Fähigkeit ihres Unternehmens haben, diese Transparenz zu gewährleisten. Knapp die Hälfte (48 Prozent) gibt an, dass unzureichende Transparenz es ihrem Unternehmen schwer macht, sich an Marktveränderungen anzupassen. 47 Prozent der Befragten äußern zudem die Befürchtung, dass Entscheidungen anhand veralteter oder ungenauer Informationen getroffen werden könnten – eine Sorge, die mit dem mangelnden Vertrauen in die Transparenz des Cashflows einhergeht.

 

Neue Technologien sind im Fokus

Umso wichtiger ist es, die Möglichkeiten neuer Technologien zu nutzen. Die Mehrheit der Topmanager und F&A-Fachleute äußert sich optimistisch, was das Potenzial von Technologien zur Unterstützung der Business-Resilienz betrifft. Rund 80 Prozent glauben, dass Cloud Computing die Reaktionsfähigkeit ihres Unternehmens auf disruptive Ereignisse verbessern könnte; 78 Prozent nennen generative KI und 76 Prozent neue Arten von KI als wertvolle Optionen. Die Reaktion auf KI-Technologie fällt insgesamt positiv aus, es gab aber durchaus regionale Unterschiede. Die amerikanischen Befragten zeigen sich mit 91 Prozent am zuversichtlichsten. Im Gegensatz dazu ist das Vertrauen unter den europäischen Befragten geringer. Hier reicht die Spanne von 57 Prozent in Deutschland bis zu 72 Prozent in Großbritannien. Diese Abweichungen lassen sich auf Unterschiede bei der Nutzung neuer Technologien und abweichende regulatorische Rahmenbedingungen zurückführen. Die Befragten geben auch zu bedenken, dass es für kleinere Unternehmen oder Selbstständige schwierig sei, einerseits mit der technologischen Entwicklung Schritt zu halten und andererseits die Einhaltung von Vorschriften zu gewährleisten.

 

Balance-Akt zwischen Chance, Fähigkeiten und Verantwortung

Dass vor dem erfolgreichen Einsatz moderner Technologien noch zahlreiche Hürden überwunden werden müssen, ist den Verantwortlichen klar. Die am häufigsten genannte Schwierigkeit wurde in der Einweisung in KI-Modelle genannt, da es extrem schwierig ist, komplexe Finanzdaten richtig zu verstehen und zu interpretieren. Aber auch die Sicherstellung eines robusten Governance-Rahmens wird von vielen als problematisch erachtet. Allerdings sind diese unerlässlich, um den potenziellen Missbrauch von KI zu verhindern. Auch die Tatsache, dass dem KI-Output nicht voll und ganz zu vertrauen ist, bereitet den Managern und F&A-Fachleuten Kopfzerbrechen. Darüber hinaus gibt mehr als ein Viertel der Befragten an, dass die Einführung von KI-Technologie evtl. dadurch erschwert werden könnte, dass die F&A-Teams nicht über die notwendigen Fähigkeiten verfügen und schlimmstenfalls auch nicht in der Lage sind, diese zu entwickeln (28 Prozent). Die Studie hat jedoch auch offengelegt, dass die Verantwortlichen durchaus die Chancen, die sich durch KI ergeben, sehen – beispielsweise die schnelle Verarbeitung großer Mengen an Finanzdaten (37 Prozent) und die Vereinfachung von Audits (38 Prozent). 35 Prozent der Befragten geben an, dass sich KI positiv auf die Fähigkeit auswirken kann, große Mengen an Finanzdaten zu analysieren, um Compliance-Lücken zu identifizieren.

Der Bedarf an Spezialwissen und Fachkompetenz im F&A ist so groß wie nie. Das liegt daran, dass die Unternehmen einerseits erkennen welche Fähigkeiten und Technologien sie benötigen, um sich zukunftssicher aufzustellen, andererseits aber wissen, dass es ihnen an Fachwissen fehlt. Nur etwa ein Drittel der Befragten bestätigt, dass ihre F&A-Abteilung mit Blick auf strategisches Denken (35 Prozent) und die Fähigkeit zur Datenanalyse (34 Prozent) derzeit über ausreichende Kompetenzen verfügt. Noch weniger (30 Prozent) sind der Meinung, dass sie derzeit über die nötigen Fähigkeiten verfügen, um neue Technologien oder Software einsetzen zu können. Woran es mangelt, darüber sind sich Topmanager und F&A-Entscheider weitestgehend einig. In diesem Zusammenhang ist es auffällig, dass diejenigen, die den Zahlen am nächsten sind – die F&A-Fachleute – einen größeren Bedarf an technologischen Kenntnissen sehen als der C-Level: 37 Prozent der Finanzspezialisten geben an, dass die Fähigkeit, neue Technologien zu nutzen, für ihr Unternehmen wünschenswert ist, um auch bei unvorhersehbaren Ereignissen agil zu bleiben. Bei den Topmanagern sehen das nur 31 Prozent so. Stattdessen nannten diese die Fähigkeit, komplexe Finanzinformationen an verschiedene Stakeholder weiterzugeben, als die am dringendsten benötigte Fähigkeit. Besorgniserregend ist, dass sich die Vermittlung dieser Fähigkeiten in den F&A-Abteilungen als besonders schwierig erweist: 64 Prozent der Unternehmen haben Probleme damit, genügend qualifizierte F&A-Mitarbeiter zu rekrutieren und zu halten, um interne Kontrollaufgaben zu erfüllen. 60 Prozent verfügen nicht über genügend kompetente Teammitglieder, die komplexe Accounting-Probleme frühzeitig erkennen und lösen können.

 

Fazit

Die Verantwortlichen in den Unternehmen weltweit sind sich offensichtlich bewusst, dass es zunehmend wichtig ist, sich auf Unwägbarkeiten und potenzielle Veränderungen vorzubereiten. Obwohl sich einige Unternehmen die Zeit nehmen, um Präventionsmaßnahmen zu etablieren, sind noch viele weitere Hürden zu überwinden – nicht zuletzt der Mangel an Finanzdaten in Echtzeit und die Qualifikationslücken im Finanzwesen. Es ist zwar erfreulich, dass das Vertrauen in die Finanzdaten wieder erstarkt, aber die mangelnde Transparenz beim Cashflow zeigt, dass noch viel zu tun ist. Umso wichtiger ist, dass sich die Topmanager und F&A-Experten gemeinsam für die Nutzung moderner Technologie einsetzen, die durch eine einheitliche Plattform die Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Teams volldigitalisiert ermöglicht und denen sie eine entscheidende Rolle bei der Stärkung der Resilienz zusprechen. Es muss ihnen gelingen durch Validierungen Fehler zu eliminieren, die Transparenz zu verbessern und wichtige Finanzdaten jederzeit bereitzustellen. Erst dann sind Unternehmen in der Lage, schnelle, intelligente und fundierte Entscheidungen zu fällen – eine unverzichtbare Voraussetzung für mehr Widerstandskraft und eine erfolgreiche Zukunft.

Ralph Weiss ist Geo VP DACH bei BlackLine. Er ist seit über 30 Jahren in der Softwarebranche aktiv und verfügt über eine weitreichende Expertise in der Digitalisierung des Finanzwesens.

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