Die Automatisierung verändert die Art und Weise, wie Menschen arbeiten. Sie verschiebt auch die Grenzen, wie sich Effizienz definiert. In einer globalen Umfrage von McKinsey [1] aus dem Jahr 2020 bestätigten zwei Drittel der Führungskräfte, dass sie verstärkt in Automatisierung oder künstliche Intelligenz (KI) investieren. Dies deutet zwar auf einen signifikanten Wandel in den Unternehmen hin, wirft aber auch die Frage nach der Beschäftigung von Menschen auf. Angesichts von 1,3 Millionen Arbeitsplätzen, die allein in Deutschland durch Automatisierung laut einer Studie der Boston Consulting Group [2] bis 2025 ersetzt werden könnten, erkennen viele Unternehmen die Notwendigkeit, eine hybride Belegschaft aufzubauen.
Automatisierung des Arbeitsplatzes
Seit der Erfindung des Rades im 4. Jahrhundert vor Christus haben Maschinen die menschliche Arbeit ersetzt. Im modernen digitalen Zeitalter kann Technologie nicht nur körperliche Arbeit übernehmen, sondern auch menschliche Intelligenz nachahmen. Auch wenn die Automatisierung eine effizientere Arbeitsweise ermöglicht, ist sie noch kein Ersatz für menschliche Intelligenz. Es hat sich aber gezeigt, wie wichtig menschliches Eingreifen sein kann. Ein Beispiel dafür ist die Voreingenommenheit, die das KI-System beim AWS-Einstellungsverfahren [3] ist. Die menschliche Intelligenz verfügt über ausgefeilte Dynamik wie Intuition, Emotionen und Sensibilität, während Maschinen logisch und genau sind. Um uns weiterzuentwickeln, brauchen wir eine ausgewogene Mischung aus beidem. Chatbots können zwar große Datenmengen sammeln, um Erkenntnisse zu gewinnen, aber nur der freundliche Ton eines Kundenbetreuers kann diese auch vermitteln.
Mix aus Mensch und künstlicher Intelligenz
Während der Pandemie setzten Unternehmen weitgehend auf Automatisierung und der Neugestaltung von Prozessen, um Kosten zu senken und Risiken zu minimieren. Eine neue Ära des Mensch-Maschine-Paradigmas ist angebrochen. Um eine reibungslose Konvergenz der hybriden Belegschaft zu gewährleisten, ist das Schließen von Qualifikationslücken der erste Schritt. Eine weltweite Studie von Deloitte [4] zeigt, dass 68 Prozent der Führungskräfte von mäßigen bis extremen Qualifikationsdefiziten bei ihren Mitarbeitern ausgehen, bei weiteren 27 Prozent handelt es sich um extreme oder große Qualifikationsdefizite. Dies bedeutet auch eine tektonische Verschiebung der Arbeitsplätze, bei der die Nachfrage nach technologischen, sozialen, emotionalen und höheren kognitiven Fähigkeiten in den Vordergrund rückt.
Mitarbeiter: automatisierte Abläufe, um den Fachkräftemangel entgegenzuwirken
Die meisten europäischen Unternehmen planen, dem Fachkräftemangel durch Umschulung sowie Aus- und Weiterbildung zu begegnen. In den USA stellen Firmen eher neue Mitarbeiter ein. Ein Ansatz, dieser Herausforderung zu begegnen, besteht aus vier Säulen: Umschulungen, neue Einsatzmöglichkeiten, Einstellen von Mitarbeitern und Vertragsabschlüsse für kurzzeitige Unterstützung.
Umschulung: Die Umschulung der Mitarbeiter wird über den Erfolg der künftigen Belegschaft entscheiden. Unternehmen müssen stark in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter hinsichtlich neuer Technologien und digitaler Nischenbereichen investieren. Nur so werden sie in die Lage versetzt, in anspruchsvollen Bereichen zu arbeiten.
Neue Einsatzmöglichkeiten: Mit besser ausgebildeten Mitarbeitern können Unternehmen ihre bestehenden Mitarbeiter auf der Basis ihrer Qualifikationen, Fähigkeiten und Erfahrungen besser einsetzen, um den neuen Anforderungen in neuen Technologiebereichen gerecht zu werden. Dies kann beispielsweise durch die Aufgabenteilung eines bestimmten Arbeitsplatzes und deren anschließende Neugestaltung auf unterschiedliche Weise geschehen. Dazu gehört, dass Geschäftsprozesse angepasst oder Arbeitskräfte neu eingesetzt werden, indem Unternehmen ihre Fähigkeiten und Nachfrage aufeinander abstimmen.
Einstellen von Mitarbeitern: Der weit verbreitete Qualifikationsbedarf kann die Verfügbarkeit von Fachkräften übersteigen. KI lässt sich einsetzen, um den Prozess bei der Neueinstellung von Mitarbeitern zu beschleunigen. Diese Angestellten werden entsprechend der benötigten Fähigkeiten ausgewählt, indem intelligente Abgleichkriterien eingeführt werden.
Vertragsabschlüsse: Fähigkeiten, die nicht zum aktuellen Portfolio gehören, sind eine weitere Möglichkeit, den Personalbedarf zu decken. Freiberufler, Gigworker oder andere Auftragnehmer können schnell kurzfristige Lücken in der Personaldecke schließen.
Der Mensch im Mittelpunkt
Viele Erzählungen gehen von einer dystopischen Zukunft mit Arbeitsplatzverlusten aus. Doch durch die umfangreiche Einführung von Automatisierung und künstlicher Intelligenz sind fast 97 Millionen neue Arbeitsplätze entstanden. Bis zum Jahr 2025 sollen allerdings etwa 85 Millionen Arbeitsplätze durch die Arbeitsteilung zwischen Mensch und Maschine wegfallen (Future of Jobs Report 2020 [5]). Der erste Schritt besteht darin, die Arbeitskräfte proaktiv weiterzubilden, um die digitale Qualifikationslücke zu schließen. Kontinuierliches Lernen ist notwendig, um diese Qualifikationsdefizite auszugleichen und die Zusammenarbeit mit intelligenten Systemen zu ermöglichen.
Führungskräfte in Unternehmen müssen die am Arbeitsplatz gesammelten Erkenntnisse nutzen, um fundierte Entscheidungen zu treffen. So lässt sich der Verlust von Arbeitsplätzen durch Automatisierung vermeiden. Mit dem Einsatz von KI-Tools in Bereichen, in denen Mitarbeiter Zeit investieren, ohne einen nennenswerten geschäftlichen Nutzen erzielen, lassen sich Effizienzen erzielen. Darüber hinaus ist es wichtig, innerhalb der Organisation eine neue hybride Arbeitskultur zu schaffen, in der Technologie und Daten als Hilfsmittel für die Mitarbeiter geschätzt werden. Sie befähigen die Teams, sich in unvorhersehbaren Arbeitsumgebungen zu entfalten. Unternehmen führen funktionsübergreifende Teams ein, bündeln Arbeit neu, verändern Einstellungsprozesse – und leiten damit einen Mentalitätswandel ein. Sie setzen außerdem intelligente, voreingenommene Systeme ein, die mit Hilfe von KI und ML entwickelt wurden, um der hybriden Belegschaft zu begegnen.
Auch Forscher nutzen Technologien, um das menschliche Potenzial zu erweitern. Das MIT Lincoln Laboratory [6]arbeitet an einer Technologie, die Arbeitnehmern hilft, ihren arbeitsbedingten Stress zu bewältigen. Dies geschieht, indem sie die menschliche Leistung anhand von Biomarkern kontrolliert. Die Automatisierung von Fließbändern mindert beispielsweise die Risiken durch Ermüdung und Stress.
Die Pandemie hat das Tempo der Automatisierung am Arbeitsplatz beschleunigt. Daher ist es wichtig, eine hybride Belegschaft einzusetzen, um mit der neuen Normalität Schritt zu halten. Experten gehen davon aus, dass dieser Trend der Weltwirtschaft bis 2030 weitere 15,7 Billionen Dollar einbringen kann. Unternehmen müssen ihr menschliches Potenzial in den Mittelpunkt stellen und innovative Wege zur Aus- und Weiterbildung sowie der Neuausrichtung ihrer Mitarbeiter finden. Die Zusammenarbeit zwischen Menschen und Maschinen muss sorgfältig gestaltet werden, um das enorme Potenzial der menschlichen Intelligenz und die Agilität der Maschinen zu nutzen.
Quellen und Referenzen:
[1] https://www.mckinsey.com/featured-insights/future-of-work/the-future-of-work-after-covid-19
[2] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/814326/umfrage/prognose-gefaehrdete-arbeitsplaetze-durch-die-automatisierung-in-deutschland/
[3] https://www.reuters.com/article/us-amazon-com-jobs-automation-insight-idUSKCN1MK08G
[4] https://www2.deloitte.com/us/en/insights/focus/cognitive-technologies/ai-adoption-in-the-workforce.html
[5] https://www.weforum.org/reports/the-future-of-jobs-report-2020/in-full
[6] https://www.weforum.org/agenda/2020/10/ai-artificial-intelligence-robots-co-worker-emotional-intelligence/
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