Blockchain und NFTs: Wie kann Betrug verhindert werden?

NFTs boomen. Das Problem: Ihre Beliebtheit lockt auch immer mehr Betrüger an. So hat zum Beispiel die Krypto-Kriminalität im letzten Jahr ein neues Allzeithoch erreicht, wie etwa der „Crypto Crime Report“ von Chainalysis aus dem Februar 2022 zeigt. Es ist für Käufer und für Marktplätze also notwendig zu prüfen, ob und welcher NFT wirklich eine gute Investition ist – doch wie kann dies funktionieren?
Interview von DIGITALE WELT – Fremd Autorschaft
13. Mai 2022
Interviewpartner

Vijay Pravin

Vijay Pravin hat an der TU München studiert und ist Gründer und CEO von bitsCrunch, einem Blockchain-Analyse-Unternehmen, welches 2021 gegründet wurde, um sich als TÜV des NFT-Ökosystems zu etablieren. Er gilt als begehrter Speaker, etwa auf der „Paris Blockchain Week Summit“ oder für die WhU.
Interviewpartner

Laut einer Studie von Coincub vom April 2022 ist Deutschland das kryptofreundlichste Land der Welt – und damit besser positioniert als Länder wie Singapur. Stimmen Sie dem zu?

Singapur war laut der Studie ja zuvor das kryptofreundlichste Land. In der Bewertung ist das Land vor allem deshalb zurückgefallen, da der Staat – seiner kryptofreundlichen Gesetzgebung zum Trotz – in letzter Zeit nicht-regulierte Kryptoautomaten einschränkte und diese beispielsweise mit Werbeverboten belegte. Übrigens: in den letzten Jahren war für die Platzierung in der Studie vor allem die Gesetzgebung ausschlaggebend, heute geht es auch um die Anwendung oder um die Wertschätzung durch und in Unternehmen.

Schauen wir nun auf die Art und Weise, wie sich Deutschland an die neue Technologie anpasst, habe ich das Gefühl, dass Deutschland nun versucht, anderen Ländern einen Schritt voraus zu sein. Das liegt vielleicht ein Stück weit darin, dass Deutschland im Bereich „Finanztechnologie“ bisher nicht unbedingt durch hohe Geschwindigkeit aufgefallen ist. Eine Transaktion dauert in Deutschland immer noch ein oder zwei Tage. Mit Blockchain scheinen sie nun voraus zu sein. Auch die Kapitalertragssteuer in Deutschland ist für viele Krypto-Enthusiasten vorteilhaft und bringt einen positiven Effekt.

In welcher Branche sehen Sie aktuell besonders viel Bewegung?
Im Bankenbereich war die Entwicklung in Deutschland in letzter Zeit wirklich sehr interessant – und auch in nächster Zeit kann wohl mit weiteren spannenden Entwicklungen gerechnet werden. So erwartet jeder Dritte Bankentscheider in Deutschland, dass diese Assetklasse an Bedeutung gewinnt und 29 Prozent planen, Blockchain-Anwendungen einzuführen. Das Bankwesen gibt also seine Zurückhaltung auf beschäftigt sich immer mehr mit der Anwendung dezentraler Technologien. Deutschland hat, auch im unternehmerischen Bereich, damit wirklich große Sprünge gemacht, was die Adaption von Kryptowährungen betrifft.

Tatsächlich werden NFT- bzw. Blockchain-bezogene Themen für ein breiteres Publikum immer interessanter. Wie würden Sie NFTs und die Blockchain beschreiben – und warum sind sie so wichtig oder interessant für viele Anwender oder Investoren geworden?

Einer der wichtigsten Gründe, warum NFT so beliebt geworden sind, ist ihre Zuverlässigkeit und die Sicherheit, die sie Ihren Eigentümern bieten.

Bei NFTs muss man sich keine Sorgen machen, dass eine dritte Partei in Transaktionen involviert ist. NFTs können alle Arten von Vermögenswerten darstellen, einschließlich digitaler Vermögenswerte, Immobilien und sogar geistiges Eigentum. Der Einsatz der Blockchain-Technologie sorgt für Sicherheit und Transparenz bei allen Transaktionen – das ist ein großer Trumpf.

Was sind die praktischen Vorteile von NFTs für den Endnutzer? Wie können Universitäten, Hochschulen und Unternehmer davon profitieren?

Da gibt es einige Vorteile. So können etwa akademische Bescheinigungen durch NFTs ersetzt werden. Die Nutzer können dann in Zukunft etwa über ihr Mobiltelefon oder ein anderes ihrer Geräte direkt darauf zugreifen –praktisch von überall aus. Ebenso können NFTs an Hochschulen zur Tokenisierung von Anwesenheitsnachweisen, abgeschlossenen Kursen, Zertifikaten und anderen damit verbundenen Dokumenten verwendet werden. Die Informationen werden dann auf der Blockchain oder in einem „System von intelligenten Verträgen“ gespeichert und sind entsprechend nur schwer zu hacken oder zu manipulieren. Unternehmen, die in der Lage sind, aus diesem Entwicklungen Kapital zu schlagen, haben sehr gute zukünftige Aussichten.

Wie kann die Blockchain-Analytik auf NFTs angewendet werden?

Das Kernprinzip der Blockchain-Analytik besteht darin, Blockchain-Adressen mit realen Identitäten zu verknüpfen und gleichzeitig Werkzeuge zur Analyse der Transaktionsaktivitäten bereitzustellen. Die Blockchain-Analytik ermöglicht die Überwachung von Transaktionen, die Risikobewertung und die Durchführung von Untersuchungen. Durch die Untersuchung von NFTs erhalten die Anleger das Wissen und die Werkzeuge, die sie benötigen, um die Branchentrends zu verstehen und zu prognostizieren.

Wie sicher sind NFTs? Wo sehen Sie Risiken – und wie können künstliche Intelligenz und Blockchain-Analysen helfen, diese Bedrohungen zu minimieren?
Die Entwickler programmieren den Inhalt der NFT in Blockchains. Eine NFT hat ihre eigene Blockchain-Adresse, unter der die Daten aufgezeichnet werden. Ein Datensatz enthält Informationen wie die Identität des Eigentümers, die Anzahl der gesammelten NFTs und Meta-Daten, die einige Merkmale der Daten beschreiben. Diese Transparenz macht NFTs so sicher wie nur möglich. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz und Blockchain-Analysen können NFTs korrekt bewertet und vor Betrügern geschützt werden.

Wer ist mehr gefordert, wenn es darum geht, Betrug auf NFT-Marktplätzen zu verhindern? Der private Sektor oder staatliche Institutionen?
Während NFTs im Trend liegen, boomen leider parallel dazu auch die Betrügereien. Das ist allerdings bei jeder neuen Technologie so. Im Moment sind es die privaten Einrichtungen, die im Zusammenhang mit den NFTs große Probleme haben. Die staatlichen Einrichtungen müssen sich erst noch an die NFTs anpassen, so wie es die privaten bereits stärker tun.

Auftrag unserer Branche ist es also, dass sich Käufer und Anwender in der gesamten Blockchain-Welt umfassend sicher fühlen. Ihre Transaktionen, ihre digitalen Assets müssen geschützt sein. Das vorhandene Betrugspotential muss massiv eingedämmt werden. Zuverlässige Schutzmöglichkeiten, die das NFT-Ökosystem zuverlässiger machen, müssen entstehen oder ihre Dienste ausbauen. In meinen Augen ist hier die Regulierung hinter dem zurückgeblieben, was die KI und was innovative Techniken bereits können. Die Branche muss also selbst handeln, denn ein moderner Markt braucht in Hinblick auf die akuten und kommenden Herausforderungen datengestützte, zuverlässige Analysemodelle. Aber der Markt handelt bereits: So nutzen zum Beispiel Marktplätze wie „Rarible“ oder „Polygon“ und „On/Off“ unsere Dienstleistungen, die Wash-Trading und illegale sowie unzulässige Praktiken in den Blockchain-Netzwerken erkennen.

Da 20 Prozent der NFTs aktuell von unkontrolliertem Handel betroffen sind, für circa 15 Prozent überhöhte Preise bezahlt werden und auch Fälschungen existieren, sollten sich aber auch Privatpersonen Gedanken machen. Sie können Systeme nutzen, die digitale Fälschungen erkennen. Copycats werden gefunden, identifiziert – und der Anleger bekommt eine Warnmeldung.

Inwieweit unterstützen Ihre Lösungen das sichere NFT-Ökosystem? 
Wir bringen Vertrauen und Integrität in diesen NFT-Bereich. Wir helfen den Menschen, bessere Investitionsentscheidungen für NFTs zu treffen und stellen ein Werkzeug dar, digitale Assets zu schützen.

Was glauben Sie, wie sich die Entwicklung in Zukunft gestalten wird? Wird man in Zukunft noch eine Geldbörse benötigen, um Krypto- und NFT-Transaktionen abzuwickeln, oder wird es einfacher sein, Käufe und Verkäufe abzuwickeln?
Krypto-Geldbörsen sind spezielle Software-Programme, die so konzipiert sind, dass sie mit zahlreichen Blockchain-Netzwerken zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass Transaktionen auf sichere Weise erfolgen. Eine Krypto-Wallet macht die Transaktionen mit Kryptowährungen im aktuellen Szenario bequem und sicher. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Situation in Zukunft entwickeln wird.

Interview geführt durch:

Extern geführte und eignereichte Experten-Interviews rund um unsere Themenschwerpunkte. DW prüft und untersagt werbliche Inhalte, nimmt sonst aber keine redaktionellen Korrekturen oder Eingriffe vor.

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