Generative KI in Unternehmen: Wie lässt sich am besten Kapital schlagen?

Die Welt spricht über KI und insbesondere Generative KI (GenAI). Doch wie können Unternehmen diese Technologie für sich nutzen? Wo sind Stolpersteine, wo Möglichkeiten? Generative KI, wie ChatGPT, hat das Potenzial, Unternehmen zu transformieren – wenn diese es richtig anstellen.
Von   Vignesh Subramanian   |  Senior Director Product Management   |  Infor
22. September 2023

In diesem Jahr ist Künstliche Intelligenz (KI) mit Sicherheit das am meisten diskutierte Thema – und ein alles andere als unumstrittenes. Experten warnten gar davor, dass KI die Sicherheit ganzer Staaten gefährdet und forderten deshalb eine Pause von sechs Monaten für die Entwicklung ausgefeilter KI-Entwicklungen. Im Fokus der Aufmerksamkeit stehen Generative-AI-Modelle, insbesondere ChatGPT, da hier für Privatpersonen erstmals das Potenzial der Technologie erkennbar wurde. Doch auch und gerade in Unternehmen stellt sich nun die Frage, ob die KI auch unternehmerische Vorteile bietet – und wie sich diese am besten nutzen lassen.

KI als Assistenz

Obwohl die Forschung zu Generativer KI (kurz GenAI) noch jung ist, steht die generelle Entwicklung von KI und Computertechnologie insgesamt an einem kritischen Punkt. Viele der gängigsten Sprachmodelle, die im Bereich der generativen KI im Mittelpunkt stehen, sind besonders gut darin, natürliche Sprache zu verstehen – der Schlüsselbegriff hierzu lautet Natural Language Processing (NLP).

Eine sehr einfache Anwendung besteht im Einsatz einer NLP-KI als Assistent, dem Mitarbeiter Fragen stellen können, die diese dann beantwortet. Anspruchsvoller, aber auch wertvoller, wäre eine vollwertige unternehmensweite Suchfunktion. Softwareunternehmen arbeiten bereits daran, wie GenAI-Modelle bestehende NLP-Lösungen und KI-Angebote verbessern können. Das könnte dazu führen, dass kontextbezogene Erfahrungen verbessert werden, Sprachchat-Funktionen mit digitalen Assistenten verschmelzen oder KI-Plattformen mit Machine-Learning-(ML)-Modellen genutzt werden, um die firmenweite Suche sogar um Bilderkennungs-Funktionen zu erweitern.

GenAI-Modelle können Anwendern somit auch den Zugriff auf verschiedene Datenquellen ermöglichen, um Texte, Codes, Vorhersagen, Zusammenfassungen, Übersetzungen, Bildanalysen und mehr zu erstellen. Dadurch können sie in vielen geschäftlichen Situationen verwendet werden, wie beim Verfassen von E-Mails, Berichten, Produktunterlagen und Webinhalten, der Erstellung von Stellenbeschreibungen, Vergleichen von Produkten und Anbietern sowie der Vorbereitung von Marketingkampagnen mit Fotos, Musik und Videos. Die NLP-Fähigkeiten von GenKI-Modellen helfen auch beim Zusammenfassen von Büchern, Inhaltprüfungen, Korrekturlesen und der Generierung von Projektideen.

Zuverlässigkeit hat oberste Priorität

Schon jetzt können Unternehmen etwa in Bereichen wie der Softwareentwicklung Tools zur Codegenerierung einsetzen. Wenn Unternehmen eigene branchenspezifische Sprachmodelle benötigen, um Informationen zu überprüfen, Bewertungen und Empfehlungen aus dem Web zu erhalten oder firmeneigenen Daten mit öffentlichen Informationen anzureichern, können GenAI-Tools und Plattformen wie ChatGPT oder AWS Bedrock integriert werden. In der Welt der GenAI gibt es rasante Veränderungen, die Unternehmen nicht ignorieren sollten. Obwohl die Technologie leistungsstark ist, sind maßgeschneiderte Lösungen für GenAI-Modelle notwendig, da einige Herausforderungen überwunden werden müssen, bevor sie in Unternehmensumgebungen weit verbreitet, eingesetzt werden können.

Zuverlässigkeit ist ein Anliegen, da generierte Inhalte auf vorherigen Datenmustern basieren und oft ungenau sind. Datenschutz ist ebenfalls wichtig, da Unternehmensdaten unbeabsichtigt geteilt werden könnten. Hierbei müssen rechtliche Anforderungen wie die DSGVO beachtet werden. Voreingenommenheit kann auch auftreten, wenn KI-Inhalte manipulierbar sind. Die Gefahr von KI-generierten, täuschend echten Nachrichten, Video- bzw Audioaufnahmen steigt ebenfalls. Unternehmen müssen sorgfältig abwägen, wie sie GenKI nutzen und diese Herausforderungen bewältigen können, um verantwortungsvoll von den Vorteilen zu profitieren.

Der menschliche Filter

Die bestehenden Herausforderungen sind nicht unüberwindbar. Eine Lösung, um diesen Bedrohungen zu begegnen, besteht darin, geeignete Moderationsfilter für die Benutzeroberfläche von GenAI-Tools zu verwenden. Zusätzlich müssen Unternehmen einen Man-in-the-Middle-Ansatz verfolgen, bei dem generierter Inhalt von echten Personen überprüft wird, bevor er freigegeben wird. Dies hilft, Genauigkeit zu gewährleisten, Voreingenommenheit zu reduzieren und den Wettbewerbsvorteil zu schützen.

Die kommenden fünf bis zehn Jahre werden eine rasche Entwicklung der Generativen KI bringen, mit massiven Investitionen in Technologieverbesserungen und leistungsfähigere Hardware. Diese Fortschritte werden große Auswirkungen haben: Alle Medieninhalte, die wir konsumieren, werden von GenAI beeinflusst sein. Die Art und Weise, wie wir im Internet suchen, wird sich zu einer individuelleren, dialogorientierten Erfahrung entwickeln. Tools zur Erkennung von KI-generierten Inhalten werden intelligenter und die Regulierung wird strenger.

Fazit

ChatGPT und ähnliche Modelle bringen bereits Veränderungen mit sich, indem sie den Suchprozess verfeinern, Inhalte automatisieren und Produktivität steigern. Während Unternehmen diese Technologie schnell adaptieren werden, ist es wichtig, sich der möglichen Risiken, Ungenauigkeiten und Datenschutzbedenken bewusst zu sein. Der Bereich der Generativen KI wird im Laufe der Zeit reifen und solche Bedenken angehen. Inzwischen haben GenAI-Modelle mit menschlicher Kontrolle und Moderation das Potenzial, Unternehmensumgebungen zu revolutionieren. Es ist wichtig, GenAI im richtigen Kontext zu sehen und bewährten Praktiken von Anbietern wie OpenAI zu folgen. Einige Länder arbeiten an eigenen KI-Richtlinien, die Unternehmen beachten sollten, um lokale Vorgaben einzuhalten und staatliche Regulierungen zu erfüllen. Dies ermöglicht eine verantwortungsvolle Nutzung von GenAI-Technologie.

Vignesh Subramanian hat bereits über 20 Jahre Erfahrung im Bereich Software Produkamanagement sowie Produktentwicklung. Aktuell arbeitet er als Senior Director Product Management beim Softwareentwickler Infor.

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