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Ein Plädoyer für den hybriden Campus: Wie wir Studierende auf die neue, hybride Arbeitswelt vorbereiten

Von   Sally Amoruso   |  Chief Partner Officer   |  EAB
  Brian Elliott   |  Vice President Future Forum   |  Future Forum Slack
24. Februar 2022

Distanzlehre und Videokonferenzen statt voller Vorlesungssäle und Uni-Partys: Das Studienleben ist in Zeiten der Pandemie wie viele andere Bereiche von Abstand und Abstrichen geprägt. Die virtuelle Hochschulerfahrung sollte daher schnell hinter sich gelassen und vergessen werden – oder? Nicht unbedingt: Denn hybride Formate sollten für Studierende auch als Vorbereitung auf die neue Arbeitswelt verstanden werden.

In Vorlesungen und der Mensa sitzen, an Hochschulveranstaltungen teilnehmen, auf Uni-Partys gehen – das Studienleben besteht aus gemeinsamen Erlebnissen, die Erinnerungen und Beziehungen für ein Leben schaffen. All das fehlt seit dem Beginn der Corona-Pandemie an Universitäten und Hochschulen weltweit. An vielen deutschen Unterrichtsstätten ist nach wie vor nicht abzusehen, wann und ob es zurück zum vollständigen Präsenzunterricht geht. Es ist verständlich, dass viele Hochschulen und Studierenden die vergangenen Monate hinter sich lassen und als vorübergehende, virtuelle Unterbrechung betrachten möchten. Doch geht das so einfach? Und ist das überhaupt erstrebenswert?

Es gibt keinen Weg zurück zu den alten Mustern

Es gibt jedoch keinen Weg zurück zu den alten Mustern. Hochschulen und Universitäten müssen ihre Studierenden auf eine Welt vorbereiten, die sich deutlich in Richtung flexibles Arbeiten verschoben hat. Die Studierenden erwarten eine flexible Lernerfahrung, die die Vorteile der digitalen Lehrmethoden voll ausschöpft. Und auch die Lehrkräfte und das Personal verlangen Flexibilität in Bezug auf Zeit und Ort ihrer Arbeit. Die Herausforderung für Hochschulen besteht darin, ein Gleichgewicht zu finden, das einerseits eine größere Flexibilität bei der Fernarbeit ermöglicht, andererseits aber die wichtigsten persönlichen Interaktionen beibehält, die das Campusleben für alle, die dort arbeiten, leben und studieren, unverwechselbar machen.

Die Arbeitswelt hat das bereits realisiert: Führende Unternehmen wie Amazon, Dropbox, Salesforce oder Free Now in Deutschland haben angekündigt, dass flexibles, hybrides Arbeiten in Zukunft ihr wichtigstes Arbeitsmodell sein wird. Das belegen auch Zahlen des Future Forum: In einer Umfrage unseres Think-Tanks gaben 81 Prozent der Befragten in Deutschland an, dass sie ein hybrides Arbeitsumfeld bevorzugen. Und sogar 96 Prozent wünschen sich zudem eine flexible Zeiteinteilung.

Vier Tipps für einen erfolgreichen, hybriden Uni-Alltag

Auch der Campus der Zukunft wird weder vollständig remote noch vollständig vor Ort sein. Um Studierende auf die neue Arbeitswelt vorzubereiten, sollten Universitäten und Hochschulen folgende vier Tipps berücksichtigen:

  1. Das Beste aus beiden Welten kombinieren:

Hochschulen müssen abwägen, welche Aspekte des Studienlebens am besten persönlich erlebt werden sollten und welche in einer Online-Umgebung möglich und sogar vorzuziehen sind. So kann beispielsweise eine Vorlesungsreihe am effizientesten durch Online-Module vermittelt werden. Gleichzeitig sind viele Gruppendiskussionen, Debatten und Live-Präsentationen dynamischer, wenn die Teilnehmenden physisch anwesend sind, so dass solche Kurse und Versammlungen, wann immer möglich, vor Ort stattfinden sollten. Auch das Campus-Erlebnis dürfte nicht darunter leiden, wenn Mitarbeitende, die im Back-Office arbeiten und nur wenig mit den Studierenden zu tun haben, remote arbeiten dürfen.Und viele Studierende haben sich an die Flexibilität des Online-Lernens gewöhnt und erwarten diese auch weiterhin.

  1. Vielfalt, Gleichberechtigung und Zugehörigkeit neu denken:

Die Abkehr von traditionellen Büro- und Campus-zentrierten Erfahrungen eröffnet neue Chancen für Gleichberechtigung und Inklusion: Studierende, die nebenbei für ihre Kinder oder andere Familienmitglieder sorgen, haben mehr Raum für ihre Ausbildung und können sich Zeiten besser einplanen. Dasselbe gilt für Studierende, die sich selbst finanzieren und nebenbei in Teil- oder sogar Vollzeit arbeiten. Allerdings müssen Universitäten und Hochschulen zur selben Zeit dafür sorgen, dass alle Studierenden, ob zuhause oder vor Ort, den gleichen Zugang zu Technologien und anderen Infrastrukturen haben, die für ein erfolgreiches Studium erforderlich sind.

  1. Campus-Kultur mit digitalen Angeboten erweitern:

Ähnlich wie führende Unternehmen verfügen die besten akademischen Einrichtungen über ein ausgeprägtes Wertesystem, einen Sinn für gemeinsame Ziele und den Glauben an eine Mission, die über den Alltag hinausgeht. Universitäten haben die Möglichkeit, der Campus-Kultur neues Leben einzuhauchen, indem sie sich neue, digitale Kanäle wie Zoom oder Slack zunutze machen und Studierende unabhängig von Ort und Zeit zusammenbringen. Ein digitaler Ansatz bietet nicht nur die Möglichkeit, Studierende und Dozent:innen miteinander zu verbinden, sondern auch das Alumni-Netzwerk oder Gastredner:innen aus der ganzen Welt einzubinden.

  1. Neues Verhalten vorleben:

Die beste Art und Weise, wie Hochschulleitungen ihre Institutionen neu erfinden können, besteht darin, remote und hybrides Arbeiten zu fördern und mit gutem Beispiel voranzugehen. Zudem sollten sie mehr remote Arbeitskräfte einstellen und Ideen von Mitarbeiter:innen sowie Studierenden würdigen, die neue Wege finden, um die Campus-Kultur in einer Online-Umgebung lebendig zu halten.

Studierende jetzt auf die Arbeitswelt von morgen vorbereiten

Hochschulen und Universitäten müssen der Versuchung widerstehen, reflexartig zu alten Mustern aus der Zeit vor der Pandemie zurückzukehren. Stattdessen gilt es nun, das Leben auf dem Campus als etwas völlig Neues zu konzipieren, bei dem die Bedürfnisse und Wünsche der Studierenden im Mittelpunkt stehen. Nur so können Studierende angemessen auf die neue flexible und hybride Arbeitswelt vorbereiten werden, die sie nach ihrem Abschluss erwartet.

Neben der Beratung von Universitätspräsidenten, Dekanen und anderen universitären Führungskräften leitet Sally Amoruso die unternehmensweiten Bemühungen um die Integration von Expertise in den Bereichen Immatrikulation, Studentenerfolg, Strategie und Operations.

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