Die neuen Möglichkeiten und Herausforderungen der Digitalisierung stellen das Was?, Wann?, Wie? und Mit wem? der bisherigen Arbeitswelten auf den Prüfstand. Die Veränderungen in sämtlichen Branchen und Arbeitsbereichen sind allgegenwärtig. Bevor wir aber von einer digitalen Arbeitswelt (alp)träumen, in der wir nur noch vom Liegestuhl aus Roboter steuern, stellt sich die Frage: Was können wir tun, um die heutigen Anforderungen an Mensch und Organisation zu meistern und so die Chancen des digitalen Wandels auszuschöpfen? Welche neuen Formate der Zusammenarbeit, Kommunikation und Weiterbildung bewähren sich?
Agil: Ohne Plan und Ziel?
Zunehmend sind agile Teams und Organisationen die Antwort auf die Frage nach neuen geeigneten Formen der Zusammenarbeit. Mag es auch widersprüchlich klingen: Professionelle Planung und Steuerung sind die Triebfeder, die agiles Arbeiten zum Motor der gewünschten Ergebnisse macht. Erst eine klare Vision und durchdachte Planungshierarchie ermöglichen eigenverantwortliches, verbindliches Handeln – besonders in großen dynamischen Strukturen. Wer die Vision, Leitplanken und seine Rolle kennt, kann seinen Erfindergeist selbstständig im Sinne des großen Ganzen einsetzen.
Unternehmensgrenzen sind in solchen Projekten sekundär, der gemeinsame Erfolg zählt. Organisationen sind deshalb herausgefordert geeignete Modelle der Zusammenarbeit zu finden. Im Software Engineering entstehen immer häufiger gemischte Teams, zusammengesetzt aus mehreren Dienstleistern und dem Kunden, die in einer Co-Location entwickeln. Solche Formate machen gemeinsame Spielregeln nötig, die auch vertraglich festgehalten werden sollten.
Vom Einzelnen fordern derartige Arbeitskontexte, neben selbstständigem Handeln, vor allem vernetztes Denken: Was dient dem gemeinsamen Ziel? Wo gibt es Zusammenhänge und Abhängigkeiten? Welche Person oder Gruppe kann welchen Beitrag am besten leisten? Für Abteilungs-, (Scrum-)Team-Egoismen oder Finger-Pointing bleibt dabei keine Zeit. Vielmehr sind Schlüsselqualifikationen wie Problemlöse- und Konfliktfähigkeit gefragt. Um für die zwischenmenschlichen Anforderungen der Digitalisierung fit zu sein, heißt es, auch in Bezug auf die eigenen Kompetenzen Agilität zu beweisen. Wer seine soziale und kreative Intelligenz genauso stetig trainiert, wie sein Fachwissen, ist gut gerüstet.
Kommunikation: Sprich mit mir, Alexa!
Dieser Sprachbefehl fehlt bisher im Repertoire von Alexa und Co. Noch kommt es auf die Kommunikation zwischen natürlichen Intelligenzen an. Sie wird besonders spannend, wenn in örtlich verteilten Teams gearbeitet wird. Das Zitat aus dem Agilen Manifest: “Die effizienteste und effektivste Methode, Informationen an und innerhalb eines Entwicklungsteams zu übermitteln, ist im Gespräch von Angesicht zu Angesicht.”, passt nicht in jeder Situation. Hier hilft eine bewusste Auswahl der Beteiligten (Eins zu eins, spezifische Gruppen oder ganzes Team) und der Kommunikationsform (synchron: von Angesicht zu Angesicht, asynchron: z. B. per E-Mail).
Für virtuelle Kollaboration ist nicht zuletzt die Auswahl der Kommunikationsmittel erfolgskritisch. Team Messenger wie Slack, Jamboards, Telepräsenzroboter und andere Collaboration Tools können eine Erleichterung sein. Vor allem dann, wenn der Umgang mit ihnen so selbstverständlich wird, dass ihre Bedienung in den Hintergrund tritt. Arbeitgeber sind also gefragt solche Tools unkompliziert zur Verfügung zu stellen, Mitarbeitende, den Einsatz zu trainieren.
Unternehmen stehen zusätzlich in der Verantwortung die Arbeitsumgebung gemäß den neuen Anforderungen an Kommunikation und Zusammenarbeit zu gestalten. Hippe Großraumbüros und Co-Working-Spaces entpuppen sich inzwischen als Kommunikationskiller. Zeitgemäße Raumkonzepte integrieren deshalb die Ansprüche von konzentriertem Arbeiten genauso wie die von Austausch, Teamarbeit und Entspannung.
Solche Räume zur Entspannung erfüllen dann ihren Zweck, wenn der Leistungserhalt auch als Teil der Leistung betrachtet wird. Die Arbeitsplatzkultur sollte ihre Nutzung also tatsächlich zulassen und fördern. Wenn Projektpläne auch Erholungsphasen berücksichtigen, bleibt es zuletzt noch eine Frage der Selbststeuerung, ob die Teammitglieder sie auch verantwortungsbewusst und effektiv nutzen.
Lebenslanges Lernen und Lehren: Teilen ist angesagt!
Organisationen, die im digitalen Zeitalter bestehen wollen, kommen nicht daran vorbei, die interne Wissensvermittlung für alle Disziplinen und auf allen Ebenen zu etablieren. Voraussetzung dafür ist eine Unternehmenskultur, in der alle bereit sind, ihr Wissen weiterzugeben und Wissensinseln aktiv aufzulösen. Eine zusätzliche Herausforderung besteht darin, für unterschiedliche Lerntypen und alle Erfahrungshorizonte geeignete Formate zu (er)finden. Im Software Engineering können das z. B. Hackathons oder (Rookie-)Camps im Konferenzstil sein. Direktes Lernen im Team findet auch im Pair Programming oder durch individuelles Mentoring statt. Sich ständig ändernde Arbeitsinhalte erfordern tägliches Learning by Doing und Learning by Googling. Meetups vereinen unkompliziertes Lernen und Lehren sogar organisationsübergreifend.
In der externen Fortbildung ersetzen Online-Formate wie Udacity, edX und Co. vielfach die klassischen Zertifizierungen. Da gilt heute noch mehr als gestern: Gute Karten hat, wer sich Wissen selbst und vor allem ständig erarbeiten kann und die digitalen Möglichkeiten dazu nutzt!
Um einen Kommentar zu hinterlassen müssen sie Autor sein, oder mit Ihrem LinkedIn Account eingeloggt sein.