Digital first: Chance und Herausforderung

Die Digitalisierung ist Herausforderung und Lösung zugleich. Sie ermöglicht hybrides Teamwork, vereinfacht und automatisiert Prozesse und ermöglicht vollkommen neue Geschäftsmodelle. Gleichzeitig vernichtet sie althergebrachte Jobs und Geschäftszweige, verlangt nach einer neuen Unternehmenskultur und völlig neuen Innovationszyklen. Aber was bedeutet das konkret für Unternehmen? Fünf Hebel helfen dabei, dass die Digitalisierung mehr Chance, denn Herausforderung ist: Kreativität, Co-Creation, Flexibilität, Lebenslanges Lernen und eine digitale Unternehmenskultur.
Von   Axel Singler   |  Geschäftsführer   |  Haufe Talent
24. März 2022

Corona hat es uns deutlich vor Augen geführt: Die Digitalisierung ist Herausforderung und Lösung zugleich. Sie ermöglicht hybrides Teamwork, vereinfacht und automatisiert ehemals aufwändige und teure Prozesse und bedeutet eine Chance für vollkommen neue Geschäftsmodelle. Gleichzeitig vernichtet sie allerdings althergebrachte Jobs und Geschäftszweige, verlangt nach einer neuen Unternehmenskultur und völlig neuen Innovationszyklen. Auch wenn für etliche Unternehmen Digitalisierung nach wie vor bedeutet, in erster Linie analoge Prozesse in die digitale Welt zu übersetzen, ist Digitalisierung in Wirklichkeit weit mehr als eine technische Frage. In Wahrheit verändert Digitalisierung alles.

Aber was bedeutet das konkret für Unternehmen? Wie können wir die Herausforderungen unserer digitalen VUCA-Welt lösen und was müssen wir tun, wenn wir unsere Organisationen ernsthaft digitalisieren wollen? Folgende fünf Hebel helfen dabei, dass die Digitalisierung mehr Chance, denn Herausforderung ist:

#1 Kreativität – ausgetretene Pfade verlassen

Klar ist: Besonders erfolgreich schlugen sich in der Pandemie die Unternehmen, die bereit waren, sich neu zu erfinden und nachhaltig zu verändern – seien es Hersteller von Papiertaschentüchern, die auf einmal Atemschutzmasken produzierten, gastronomische Betriebe, die ihre Existenz sicherten, indem sie auf Essen zum Mitnehmen umstellten, oder Unternehmen, die schlagartig ihre digitalen Marketing- und Vertriebswege ausbauten. Allen gemein: Sie waren bereit, eingefahrene Strukturen und langjährig bewährte Geschäftsmodelle hinter sich zu lassen, um sich einer neuen Realität anzupassen und aktuelle Chancen zu nutzen. Die Grundlage dafür? In erster Linie Kreativität. Denn nur wer in der Lage ist, scheinbare Gewissheiten zu hinterfragen, bei der Suche nach Lösungen die Perspektive zu wechseln sowie digitale Möglichkeiten zu nutzen, kann immer wieder neue Geschäftsmodelle entwickeln und das eigene Unternehmen so zukunftssicher aufstellen.

 

#2 Gemeinsam stark – die Zukunft ist eine Co-Produktion

Die digitale Arbeitswelt erfordert jedoch nicht nur Kreativität, um mit den sich rasant verändernden Rahmenbedingungen Schritt halten und neue Trends idealerweise antizipieren und gestalten zu können. Es braucht eine neue Art der Zusammenarbeit: Wenn es früher noch ausreichte, einzelnen Mitarbeitenden Aufgaben zuzuweisen, die diese effizient abarbeiteten, entsteht heute die so wichtige Kreativität vor allem in einem Team aus heterogenen Spezialist:innen. Doch diese Teams formulieren eigene Bedürfnisse an die neue Arbeitswelt – allen voran einen Führungsstil, der ideale Rahmenbedingungen für die Teams schafft, diesen aber genug Freiraum und Eigenverantwortung lässt, um zukunftsfähige Innovationen entwickeln zu können. Co-Creation gibt es jedoch nicht nur im eigenen Unternehmen: Auch mit Kund:innen oder Partner:innen entstehen immer häufiger Kooperationen, um gemeinsam neue Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln – schnell, flexibel und eng an den Anforderungen der Kund:innen.

 

#3 Flexibilität – living in permanent Beta

Flexibilität ist einer der Kernbegriffe der Digitalisierung – zum einen bieten uns digitale Tools einen enormen Zugewinn an Flexibilität, andererseits setzt die Digitalisierung die geistige Beweglichkeit auch voraus – sowohl von Organisationen als auch von Mitarbeiter:innen. Denn in einer digitalen Produktwelt gibt es nur noch Versionen, keine abschließend fertigen Produkte. Die Arbeit an Datenbanken und anderen Online-Angeboten ist iterativ. Dasselbe gilt für Software. Agile Methoden hielten Einzug und Teams wurden zunehmend interdisziplinär. So arbeiten zum Beispiel bei der Haufe Group Redaktion, Softwareentwickler:innen, Marketeers und Produktentwickler:innen oft in gemeinsamen Teams zusammen. Abteilungsgrenzen wurden aufgelöst. Und der Wandel geht weiter: Entwicklungen sind per Definition nie zu Ende, denn wenn Kundenbedürfnisse und Marktanforderungen sich ändern, muss die Organisation sich anpassen: Living in permanent Beta. Unfertig zu sein und sich an Neuem zu probieren, ist eine ständige Herausforderung für Unternehmen und Mitarbeiter:innen, auch weil oft erst in der Retrospektive deutlich wird, welche Schritte erfolgreich waren.

 

#4 Lebenslanges Lernen – neues Wissen gefragter denn je

Digitale Kommunikationstools, neue Programmiersprachen oder automatisierte, maschinelle Lernverfahren – in einer digitalen, vernetzten Welt ist Wissen das wertvollste Gut. Für Wissen gilt wie für jedes wertvolle Gut: Wir haben nie genug davon. Menschen und Organisationen müssen immer Neues lernen, damit sie dauerhaft auf veränderte Marktbedingungen und Kundenbedürfnisse reagieren können. Denn wenn die Welt sich dreht, ist Stehenbleiben keine Option, weil Menschen und die Unternehmen, in denen sie arbeiten, sonst den Boden unter den Füßen verlieren.

Doch auch wie die Menschen an Informationen kommen und sich neues Wissen aneignen, ändert sich in der digitalisierten Welt: Mitarbeiter:innen informieren sich selbstständig, flexibel und kontextabhängig und nutzen dafür neben interaktiven, hybriden Lernangeboten auch asynchrone Formate wie Youtube-Videos und Podcasts. Mit dem erworbenen Wissen lernen sie ihren Arbeitsalltag selbstständig zu managen sowie mehr Verantwortung für Aufgaben und Abläufe zu übernehmen.

 

#5 Eine digitale Unternehmenskultur – Mindshift auf allen Ebenen

Wer digitalisiert, verändert die Organisation, denn Digitalisierung ist eine kulturelle und keine rein technische Frage. Aus diesem Grund benötigen Unternehmen neben einer optimalen digitalen Infrastruktur vor allem eine digitale Unternehmenskultur. In dieser leben Führungskräfte und Mitarbeiter:innen ein offenes und kreatives Miteinander, in dem sie sich gegenseitig inspirieren, Wissen austauschen und an neuen Lösungen, Ideen und Innovationen arbeiten. In diesem Prozess können sich auch Hierarchien auflösen, die sich bis jetzt in der Unternehmenspyramide manifestiert haben. Mut und die Bereitschaft, beim Experimentieren auch Fehler zu machen, sind die Grundlage dieser digitalen Unternehmenskultur. Unternehmen und deren Mitarbeitende müssen lernbereit sein und das tägliche Lernen fördern. Zusammenarbeit, Offenheit und Flexibilität sind der Schlüssel zu einer erfolgreichen Digitalisierung. Und damit zur Zukunftsfähigkeit von Unternehmen.

 

Fazit: Auch in einer digitalen (Arbeits)welt kommt es auf den Menschen an

Die Digitalisierung hat unsere Welt, wie wir sie kannten, komplett auf den Kopf gestellt. Doch auch wenn die digitalen Tools die Zukunft der Arbeit maßgeblich prägen werden, zeigen die fünf Hebel klar: Am Ende sind es nach wie vor die Menschen, die den Wandel leben und maßgeblich gestalten. Sie machen den Unterschied. Und sie machen den Erfolg. Dafür müssen Unternehmen nicht nur ihre Strukturen verändern und ihren Führungsstil neu denken. Es gilt, technische und soziale Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen Teams ihre Fähigkeiten und ihr Potenzial frei ausschöpfen können. Nur so werden Menschen wahrhaft wirksam und Unternehmen flexibel und anpassungsfähig.

 

Axel Singler ist Geschäftsführer von Haufe Talent. Singler transformierte den vorher demokratisch strukturierten Geschäftsbereich der Haufe Group in eine agile Netzwerkorganisation und setzt sich intensiv mit Talent Experience und Team Performance auseinander.

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