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Die Wiederentdeckung menschlicher Genialität: Künstliche Intelligenz und die entzerrte Erkenntniskommunikation

In diesem spontanen Beitrag wird die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI), insbesondere KI-Tools wie ChatGPT, in der Hochschulbildung untersucht. Ausgehend von persönlichen Reflexionen über die inspirative Relevanz von Immanuel Kant und die Möglichkeiten, komplexe Gedanken zugänglicher zu machen, wird die antike griechische Zivilisationslehre als Metapher für das Verständnis der Bedeutung von KI-Tools im Zivilisationsdesign herangezogen. Es wird angedeutet, dass sich KI und menschliche Kreativität gegenseitig befruchten können, um innovative Lösungen zu entwickeln und eine Mensch-KI-Synergie zu ermöglichen.
Von   Leon TSVASMAN, Dr.phil/PhD   |  Hochschuldozent   |  Dr. Tsvasman Academic Consulting
13. April 2023

Der Beitrag hebt die Renaissance persönlicher Genialität und intellektueller Solidarität hervor, wobei die Rolle von KI-Tools im kreativen Prozess und im Austausch von Ideen und Gedanken betont wird. Die Kombination von KI-Werkzeugen und menschlichem Wissen ermöglicht es, neue Horizonte in Wissenschaft, Technologie, Kunst und Philosophie zu erschließen.

Schließlich werden Empfehlungen für den Einsatz von KI-Chatbots im Hochschulkontext vorgestellt, basierend auf den kybernetischen Imperativen von Heinz von Förster und dem Regelwerk aus „AI-Thinking“ (2019), vertieft in „Infosomatische Wende“ (2021) und „The Age of Sapiocracy“ (geplant für Ende 2023). Diese Empfehlungen betonen die Priorisierung menschlichen Potenzials, die komplementäre Rolle von KI, die Förderung kritischer und eigenverantwortlicher Nutzung, sowie ethische und verantwortungsbewusste KI-Entwicklung.

Insgesamt zeigt der Beitrag, wie Künstliche Intelligenz und menschliche Kreativität Hand in Hand gehen können, um ethisch konsistente innovative Lösungen zu erzielen und eine Mensch-KI-Intersubjektivität zu ermöglichen, die die Hochschulbildung der Zukunft prägt.

 

Die Lektüre von Immanuel Kant in meiner Jugend erweckte in mir eine Resonanz, welche mich auf eine erhabene Suche nach dem Verständnis der Welt führte. Seine Gedanken regten mich dazu an, meine Ideen in dichten und komplexen Texten niederzuschreiben. Diese Ideen, in der lebenslangen Erkenntnis verdichtet, bildeten das Fundament meiner zuletzt veröffentlichten Bücher und geplanter Projekte. Doch später in meinem Schaffen stieß ich auf Schwierigkeiten, meinen Schreibstil anzupassen, was mir den Zugang zu einem breiteren Publikum erschwerte.

Mit KI-Tools wie ChatGPT ist es mir nun möglich, meine Gedanken in einer verständlicheren menschlichen Sprache auszudrücken und somit einen Beitrag zur Vermittlung der Möglichkeiten und Grenzen der KI-Technologie zu leisten. Die Entfaltung von Chatbots und Sprachassistenten, basierend auf Generative Pre-trained Transformers (GPT) oder anderen Modellen, hat eine revolutionäre Interaktion zwischen Mensch und Maschine eingeläutet.

Früher reduzierte ich meine Sätze auf das Wesentliche, weil es einfacher war und ich weder Zeit noch Budget für ausführliche Erläuterungen hatte. Doch mit Chatbots wie GPT wurden viele meiner impliziten Texte erst rezipierbar, indem man sie in den Bot einspeist und passende Fragen stellt, die mit dem jeweiligen Zusammenhang korrelieren.

Einige Beispiele dafür sind meine Bücher „Infosomatische Wende. Impulse für intelligentes Zivilisationsdesign“ (2021) und „AI-Thinking: Dialog eines Vordenkers und eines Praktikers über die Bedeutung künstlicher Intelligenz“ (2019), deren Inhalt teilweise erst expliziert werden kann, wenn sie in Chatbots wie GPT eingegeben und mit passenden Fragen kombiniert werden. Inzwischen habe ich einige Bots auch dahingehend selbst trainieren können.

Ein Geheimtipp ist, meine in „AI-Thinking“ (Tsvasman & Schild, 2019) formulierten KI-Regeln auf konkrete Probleme im Umgang mit KI anzuwenden, um wertvolle Einblicke und zielgerichtete Empfehlungen zu erhalten. Zum Beispiel kann das Prinzip „Subjektimmanente Potenzialität priorisieren“ dazu führen, dass Sie KI-Lösungen so einsetzen, dass sie die menschlichen Fähigkeiten erweitern und ergänzen, anstatt sie zu ersetzen.

Durch die Anwendung dieser Prinzipien können Sie ethisch verantwortungsbewusste Lösungen entwickeln und die menschlichen Fähigkeiten in den Vordergrund stellen, um eine produktive Mensch-KI-Interaktion zu fördern.

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie wir KI-Tools wie GPT betrachten sollten. Die von antiken griechischen Zivilisationslehre inspirierte metaphorische Klassifizierung von Nomos, Logos und Sophos kann als Leitfaden für das Verständnis der Bedeutung solcher KI-Tools für unser Zivilisationsdesign dienen.

Als Autor ist es möglich, mithilfe von Chatbots und KI-Unterstützung ein tiefgründiges Verständnis und Können zu erlangen, um Gedanken in verständliche Sprache zu übersetzen und ein breiteres Publikum zu erreichen. Durch diese Technologien können wir authentische und relevante Inhalte hervorheben und komplexe Ideen und Zusammenhänge vermitteln.

Die derzeitige Desorientierung und Spezialisierung in vielen Bereichen hat es schwieriger gemacht, fruchtbare Interaktionen und Diskurse zu fördern. Wir stehen jedoch an einem Punkt, an dem wir die Potenziale von KI-Technologien nutzen können, um menschliche Genialität über esoterische Einzelkommunikation und selbstgenügsame Subjekte hinaus in die Intersubjektivität der Potenzialität zu erweitern.

Mit KI-Tools können wir die Wertschätzung für persönliche Genialität wiedererlangen und eine Renaissance intellektueller Solidarität erreichen, die der Komplexität unserer Welt gerecht wird. Wissenschaftskommunikation und interdisziplinäre Zusammenarbeit sind entscheidend, um komplexe Themen und Erkenntnisse einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.

Durch die Verwendung verständlicher Sprache, didaktischer Konzepte und KI-Unterstützung können Forschungsgebiete, die nicht unmittelbar wirtschaftlich oder ideologisch bedeutsam sind, die Aufmerksamkeit und Anerkennung erhalten, die sie verdienen. KI-Tools tragen dazu bei, die verlorene Wertschätzung persönlicher Genialität wiederzugewinnen, indem sie das kreative Potenzial jedes Einzelnen fördern und den Austausch von Ideen und Gedanken auf einer breiteren, zugänglicheren Ebene ermöglichen.

In einer Welt, in der menschliche subjektive Genialität und soziotechnologische Infrastrukturen sich gegenseitig unterstützen, können wir eine Atmosphäre der Solidarität und des Respekts schaffen, in der das Genie jedes Einzelnen erkannt und geschätzt wird. Diese Zusammenarbeit und gegenseitige Wertschätzung könnten zu bedeutenden Fortschritten und Entdeckungen führen, die unsere Welt positiv beeinflussen.

Die Kombination von KI-Werkzeugen wie Chatbots und menschlichem Wissen ermöglicht es uns, neue Horizonte in Wissenschaft, Technologie, Kunst und Philosophie zu erschließen. Im Zeitalter der Informationsrevolution werden wir immer mehr auf künstliche Intelligenz angewiesen sein, um uns bei der Bewältigung von Herausforderungen und der Gestaltung unserer Zukunft zu unterstützen. Gleichzeitig ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir uns immer unserer Verantwortung und der Grenzen der KI bewusst sind.

Das Zusammenspiel von effizienten KI-Werkzeugen wie Chatbots und dem effektiven menschlichen Wissen eröffnet neue Möglichkeiten in verschiedenen Bereichen wie Wissenschaft, Technologie, Kunst und Philosophie. Menschliche Intuition, Kreativität und ethische Potenzialität sind von entscheidender Bedeutung, um die Potenziale der KI zu nutzen und gleichzeitig unsere Werte und Prioritäten zu wahren. Hochspezialisierte Fachleute werden herausgefordert, sich an die neuen Realitäten einer KI-gestützten Welt anzupassen. Es ist wichtig, ein Gleichgewicht zwischen der Nutzung von KI und der Anerkennung der Einzigartigkeit menschlicher Intelligenz zu finden. KI kann die menschliche Kreativität und Innovation ermöglichen und erweitern, aber nicht als Ersatz für menschliche Intelligenz. Um eine nachhaltige und inklusive Zukunft zu gestalten, sollten wir sicherstellen, dass KI die menschliche Genialität schützt und ermöglicht, um authentische Erkenntnisse und Beobachtungen zu fördern und uns dabei zu helfen, fundierte Entscheidungen auf der Grundlage von Werten und ethischen Überlegungen zu treffen.

Unter Berücksichtigung der kybernetischen Imperative von Heinz von Foerster und Ihrem Regelwerk für KI in „AI-Thinking“ (2019), weiter vertieft in „Infosomatische Wende“ (2021) und „The Age of Sapiocracy“ (erscheint Ende 2023), lassen sich meine allgemeinen Empfehlungen für den Einsatz von KI-Chatbots im Hochschulkontext wie folgt zusammenfassen:

  1. Menschliches Potenzial priorisieren und erweitern: KI-Chatbots sollten dazu genutzt werden, um das menschliche Potenzial zu erweitern, indem Studierenden und Lehrenden mehr Wahlmöglichkeiten geboten werden und Raum für kreative Lösungen und Erkenntnisse geschaffen wird.
  2. KI als Unterstützung und Ergänzung: KI-Chatbots sollten als ergänzendes Werkzeug implementiert werden, um den Zugang zu Informationen und Lernressourcen zu erweitern, ohne die Bedeutung von persönlicher Betreuung und inspirierender Forschung zu vernachlässigen.
  3. Kritische und eigenverantwortliche Nutzung fördern: Es ist wichtig, Studierende und Lehrende im Umgang mit KI-Chatbots zu schulen, um eine verantwortungsvolle und kritische Nutzung zu gewährleisten und die Handlungskompetenz im Umgang mit neuen Technologien zu erweitern.
  4. Ethische KI-Entwicklung: Die ethischen Aspekte sollten betont werden und sicherstellen, dass KI-Chatbots keine Machtentscheidungen treffen, sondern als unterstützende Werkzeuge dienen, die den menschlichen Benutzern ermöglichen, klar und aufrecht an der digitalen Transformation im Sinne menschlicher Potenzialität teilzuhaben.

Durch die Befolgung dieser Empfehlungen können KI-Chatbots in der Hochschulbildung dazu beitragen, den Lernprozess zu unterstützen und die inspirierte Effektivität von Studierenden, Mentoren und akademischen Infrastrukturen zu erhöhen, während gleichzeitig eine verantwortungsvolle Erkenntnisgewinnung ermöglicht wird. Künstliche Intelligenz und menschliche Kreativität können Hand in Hand gehen, um gemeinsam ethisch konsistente innovative Lösungen zu erzielen und eine Mensch-KI-Intersubjektivität (ein konzeptueller Begriff aus „Infosomatische Wende“) zu ermöglichen.

In Anbetracht der rasanten Entwicklung von KI-Technologien ist es unerlässlich, die ethischen, sozialen und rechtlichen Herausforderungen im Auge zu behalten und dabei die menschliche Dimension in den Vordergrund zu stellen. Künstliche Intelligenz sollte nicht als Ersatz für menschliches Denken und Handeln betrachtet werden, sondern als ein Werkzeug, das uns dabei hilft, unsere Fähigkeiten zu erweitern und die Grenzen unserer Erkenntnis zu erweitern. Nur so können wir ein Gleichgewicht zwischen technologischem Fortschritt und menschlichen Werten wahren und eine Zukunft gestalten, in der Mensch und Maschine harmonisch zusammenarbeiten.

Fazit:

Künstliche Intelligenz, insbesondere KI-Tools wie ChatGPT, kann die Hochschulbildung der Zukunft maßgeblich beeinflussen. Durch die Kombination von menschlicher Kreativität und KI-Werkzeugen können persönliche Genialität und intellektuelle Solidarität der akademischen Community gefördert werden. Es ist entscheidend, die menschliche Dimension in den Vordergrund zu stellen und KI als unterstützendes Werkzeug zu betrachten, um ein sinnvolles Zusammenwirken von Mensch und Maschine in der Hochschulbildung zu gewährleisten.

(c) Leon Tsvasman

Nach seiner Promotion bei Siegfried J. Schmidt, einer führenden Figur im deutschen konstruktivistischen Diskurs, ging Leon Tsvasman seiner enzyklopädischen Neigung nach. Sein für konzeptionelle Vorzüge von Kritik und Studierenden empfohlenes Medien- und Kommunikationslexikon (‚Das Große Lexikon Medien und Kommunikation‘, 2006) legte einen systemisch-konstruktivistischen Grundstein in den Fächern mit Kommunikation, Information und Medien. Dieses selbstinitiierte Projekt, inhaltlich unterstützt von damals führenden Professoren in diesen Disziplinen und gelobt von Gelehrten wie Professor Ernst von Glasersfeld (University of Massachusetts) für seine außergewöhnliche Intelligenz, markierte einen bemerkenswerten Wandel im einschlägigen akademischen Diskurs. Das Lexikon verschob den traditionell soziologisch orientierten Fokus von Kommunikation und Medienstudien hin zu einem breiteren, universell anwendbaren systemisch-kybernetischen Ansatz, der insbesondere deren Praktikabilität für kreative und informationstechnologische Unterfangen verstärkte. Es aktualisierte grundlegende Konzepte wie Intersubjektivität und Medialität neu und trug so zur Diversifizierung und Integration in medienbezogenen akademischen Disziplinen bei. Dieser Wandel markierte die Neupositionierung von bis dato oft allzu heterogenen Medienfächern in der akademischen Landschaft. In ähnlicher Weise verwendet Tsvasman in seinen eigenen Schriften dialektisch präzise, kontextuell angepasste Definitionen, die für ihre interdisziplinäre Robustheit bekannt sind und auf sorgfältiger Prüfung beruhen.

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