2024 im Blick: Herausforderungen meistern und den Kurs für unternehmerische Resilienz bestimmen

Entscheider in deutschen Unternehmen sehen sich mit vielen Herausforderungen und Stolpersteinen konfrontiert, wenn es um die digitale Transformation ihrer Strukturen und Prozesse geht. Jens Leucke, General Manager DACH bei Pleo, spricht über die richtigen Strategien, bespricht Best Practices für den erfolgreichen Wandel und zeigt Wege auf, mit denen sich die Transformation in ein digital aufgestelltes sowie zukunftssicheres Unternehmen bewerkstelligen lässt.
Interview von Jens Leucke
30. November 2023
Interviewpartner
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2024 im Blick:

Herausforderungen meistern und den Kurs für unternehmerische Resilienz bestimmen

 

Digitale Welt: Profitabler werden, kosteneffizienter wirtschaften, Fachkräfte finden – Unternehmen stehen unter enormen Druck. Wie geht das 2024 weiter?

Jens Leucke: 2024 wird es leider nicht leichter werden, vermutlich wird der Druck sogar noch zunehmen. Es geht ja nicht nur darum, rentabler zu werden und Kosten zu sparen, Unternehmen müssen auch ihre Effizienz steigern, wettbewerbsfähiger werden, den Cashflow unter Aspekten anderer Finanzierungsumgebung im Auge behalten und noch dazu qualifizierte Talente anziehen und halten. Das sind alles keine einfachen Aufgaben. Um diese komplexen Anforderungen zu stemmen, müssen Unternehmen eine gute Strategie haben.

Digitale Welt: Unternehmen müssen dabei auch immer mehr in Software und Mitarbeiterqualifikationen investieren. Wie können Sie sich das angesichts der angespannten Situation überhaupt leisten?

Jens Leucke: Es geht in erster Linie darum, die richtigen Entscheidungen für die richtigen Investitionen zu treffen. Natürlich werden sich die Ausgaben für Software auf die finanzielle Situation der Unternehmen auswirken, aber es führt kein Weg an ihnen vorbei, denn sie sind notwendig, um die Wertschöpfungskette strategisch umzugestalten und das Unternehmen so zukunftsfähig zu machen: Durch den Einsatz effizienter Software können Unternehmen manuelle Prozesse digitalisieren und automatisieren, was zu einer Senkung der Arbeitskosten und einer Steigerung der betrieblichen Effizienz führt. Durch gezielte Weiterbildung werden qualifizierte Mitarbeiter auf den neuesten Stand der Technik gebracht, was sie in die Lage versetzt, komplexere Aufgaben zu bewältigen und innovative Lösungen zu entwickeln. Das macht Unternehmen agiler und wettbewerbsfähiger und wirkt sich so langfristig auf die finanzielle Entwicklung aus.

Digitale Welt: Automatisierung und KI spielen eine wachsende Rolle. Welche Auswirkungen werden sie auf die Produktivität der Unternehmen haben?

Jens Leucke: In diesem Jahr haben wir alle einen Eindruck davon bekommen können, welches disruptive Potenzial in Automatisierung und Künstlicher Intelligenz steckt. Man darf davon ausgehen, dass Unternehmen, die sich diese Technologien frühzeitig aneignen und effektiv nutzen lernen, ihre Produktivität erheblich steigern werden. Mit der Folge, dass die Automatisierung die Beschäftigten von Routineaufgaben befreit und sie sich auf komplexere Aufgaben mit höherer Wertschöpfung konzentrieren können, was die Gesamtwertschöpfung erhöht und die Wettbewerbsfähigkeit steigert..

Digitale Welt: Welche Herausforderungen und Fallstricke ergeben sich bei der Nutzung von KI in Fintech-Unternehmen?

Jens Leucke: Der Einsatz von KI bringt einige Herausforderungen mit sich, insbesondere im Bereich der Datensicherheit. Schlechte Datenqualität führt zu ungenauen KI-Ergebnissen. Die Einhaltung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) ist unerlässlich, um vertrauliche Daten angemessen zu schützen. Ein oft unterschätzter Aspekt ist die Sicherstellung der Datenintegrität, da sichergestellt werden muss, dass die KI Entscheidung auf der Basis von vertrauenswürdigen Daten treffen kann.  Benutzerfreundlichkeit und umfassende Richtlinien sind ebenfalls erforderlich, um möglichen Missbrauch zu verhindern.

Digitale Welt: Es werden mehr Partnerschaften zwischen Fintechs und traditionellen Unternehmen entstehen. Auf was sollten die Unternehmen bei der Partnerwahl achten?

Jens Leucke: Bei aller Agilität und Geschwindigkeit auf dem Markt, müssen Unternehmen sorgfältig prüfen, an wen sie sich binden. Das betrifft nicht allein die finanzielle Gesundheit ihrer potenziellen Partner, sondern auch deren Erfolgsbilanz, Innovationsfähigkeit und langfristige Vision. Eine sorgfältige Analyse der Kompatibilität der Technologien und der Unternehmenskultur ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die Partnerschaft reibungslos funktioniert. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die ausgewählten Partner flexibel sind und sich an die sich ständig ändernden Marktanforderungen anpassen können.

Angesichts der finanziellen Herausforderungen ist es wichtig, Partner auszuwählen, die finanziell solide sind und von vertrauenswürdigen Institutionen unterstützt werden. Langfristige Synergien und eine klare Ausrichtung auf gemeinsame Ziele sind entscheidende Faktoren für eine erfolgreiche und nachhaltige Partnerschaft.

Digitale Welt: Wie wird sich das Kundenerlebnis 2024 entwickeln – insbesondere durch Fortschritte in Zahlungs- und Bankinfrastrukturen?

Jens Leucke: Ich denke, hier werden wir 2024 starke Fortschritte sehen, die intensivere Kundenerlebnisse möglich machen. Wir dürfen eine signifikante Transformation durch Fortschritte in Zahlungs- und Bankinfrastrukturen erwarten. Die Einführung innovativer Zahlungstechnologien und die Weiterentwicklung von Bankdienstleistungen werden zu einem nahtloseren und effizienteren Kundenerlebnis führen. Schnellere und sicherere Zahlungsmethoden werden die Transaktionsgeschwindigkeit erhöhen und gleichzeitig die Sicherheitsstandards verbessern.

Die verstärkte Integration von Technologien wie Blockchain und kontaktlosen Zahlungssystemen wird zu einem reibungsloseren Ablauf von Finanztransaktionen führen. Kunden können eine zunehmende Personalisierung und Anpassung ihrer Bankdienstleistungen erwarten, da künstliche Intelligenz und Datenanalyse dazu beitragen, individuelle Bedürfnisse besser zu verstehen und maßgeschneiderte Lösungen anzubieten.

Darüber hinaus werden verbesserte Benutzeroberflächen und intuitive mobile Anwendungen das Kundenerlebnis weiter optimieren. Die Möglichkeit, Finanzgeschäfte nahtlos von überall und zu jeder Zeit durchzuführen, wird die Kundenzufriedenheit steigern und die Erwartungen an bequeme, benutzerfreundliche Bankdienstleistungen erfüllen.

Digitale Welt: In der Fintech-Branche ermöglicht KI eine neue Ebene an Finesse und Personalisierung. Welche Rolle spielen KI-Chatbots und Musteranalysen bei der Betrugserkennung?

Jens Leucke: KI-Chatbots werden eine entscheidende Rolle dabei spielen, die Interaktion mit Finanzsystemen benutzerfreundlicher und reaktionsschneller zu gestalten. Gleichzeitig wird die Musteranalyse durch KI bei der Betrugserkennung eine Schlüsselrolle einnehmen, indem sie verdächtige Aktivitäten genau identifiziert und frühzeitig darauf reagiert.

Digitale Welt: In Zeiten von KI bekommt das Thema Vertrauen einen sehr viel höheren Stellenwert. Das wird auch im nächsten Jahr eine wichtige Rolle spielen. Wie beeinflusst dies die Finanzprodukte, die Unternehmen einsetzen?

Jens Leucke: Vertrauen ist seit jeher ein entscheidender Faktor bei der Auswahl von Finanzprodukten. Angesichts der gestiegenen Unsicherheit und der erhöhten Sensibilität der Verbraucher in Finanzfragen werden die Unternehmen zunehmend bestrebt sein, Finanzprodukte anzubieten, die ein Höchstmaß an Vertrauen und Sicherheit bieten. Dies kann sich in verschiedenen Aspekten manifestieren, einschließlich transparenter und verständlicher Kommunikation über Gebühren und Bedingungen, verstärkten Datenschutzmaßnahmen und einer insgesamt vertrauenswürdigen Nutzererfahrung. Finanzunternehmen wissen, Vertrauen ist der wichtigste Wettbewerbsvorteil. Es ist essentiell, um Kunden zu gewinnen und langfristig zu binden.

Digitale Welt: Im Januar 2026 kommen E-Invoicing-Mandate. Warum sollten Unternehmen bereits 2024 mit der Umstellung auf elektronische Rechnungsstellung beginnen?

Jens Leucke: Auch wenn die Einführung der elektronischen Rechnungsstellung erst im Januar 2026 erfolgen soll, ist die frühzeitige Vorbereitung unerlässlich, damit sich die Unternehmen angemessen auf die bevorstehenden Änderungen einrichten und mögliche Betriebsunterbrechungen vermeiden können. Die Umstellung auf die elektronische Rechnungsstellung kann Anpassungen der bestehenden Systeme und Prozesse erforderlich machen, die viel Zeit und Ressourcen in Anspruch nehmen. Außerdem bietet die frühe Umstellung den Unternehmen die Möglichkeit, sich mit den neuen Tools und Technologien vertraut zu machen, die für die elektronische Rechnungsstellung erforderlich sind. Dies erleichtert nicht nur einen reibungslosen Übergang, sondern ermöglicht es den Unternehmen auch, die Vorteile der elektronischen Rechnungsstellung, wie Effizienzsteigerungen, Kostenersparnisse und Fehlerminimierung, voll auszuschöpfen.

Interview geführt durch:

Jens Leucke ist General Manager und Head of DACH beim dänischen Fintech Pleo. Dort konzentriert er sich darauf, kleinen und mittleren Unternehmen die Möglichkeit zu geben, Prozesse im Bereich Ausgaben- und Rechnungsmanagement zu vereinfachen und zu automatisieren.

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