Dem Fachkräftemangel zum Trotz mit People Enablement

Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt von heute auf morgen auf den Kopf gestellt. Das digitale Arbeiten wurde zur Norm und “New Work” entwickelte sich innerhalb von zwei Jahren vom einstigen Buzzword zum echten Gamechanger.
Von   Jenny von Podewils   |  Co-Gründerin und Co-CEO   |  Leapsome
  Kajetan von Armansperg   |  Mitgründer und Co-CEO   |  Leapsome
3. September 2022

Der Diskurs um New Work beruht dabei auf einer immer wiederkehrenden These: Angestellte möchten mehr als nur abarbeiten. Sie wünschen sich eine gesunde Arbeitskultur, Entwicklungsmöglichkeiten und Sinn in ihrer Arbeit. Die New Work-Transformation wird vorrangig angetrieben von Millennials und der Gen Z. Sie lösen die Babyboomer, unter denen viele die Arbeit in den Lebensmittelpunkt rücken, als größte Gruppe am Arbeitsmarkt ab. Wir befinden uns inmitten eines Generationswechsels: Die Generation der Babyboomer wird bald in Rente gehen und den Staffelstab an Millennials und die Gen Z übergeben.

Das Problem: Viele Angestellte überlegen derzeit, ihren Job zu kündigen. Jede:r dritte deutsche Arbeitnehmende plante im vergangenen Jahr einen Jobwechsel – allen voran die Millennials (Ranstadt, 2022). Obwohl die Kündigungswelle in Deutschland noch relativ mild ausfällt (in den USA reichten 2020 insgesamt 4,5 Millionen Menschen ihre Kündigung ein), ist die Tendenz besorgniserregend. In Zeiten des Wandels sind neue Methoden und Instrumente gefragt. Immer mehr Unternehmen erkennen die Zeichen der Zeit: Im Personalwesen schlägt die Stunde von People Enablement. Doch was verbirgt sich hinter dem neuen Schlagwort und wie können Unternehmen davon profitieren?

  1. Was sind die Bedürfnisse der Belegschaft?

Eigentlich ein No-Brainer: Möchten Personalmanager:innen herausfinden, warum Angestellte kündigen und was potentielle Bewerber:innen anlockt, müssen sie ihre Bedürfnisse im Blick haben. Dabei helfen Fragen wie “Was treibt Mitarbeitende an?”, “Was macht sie am Arbeitsplatz glücklich und demzufolge produktiv?”. Millennials und die Generation Z legen viel Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance. Damit ist es jedoch nicht getan, denn immer mehr Arbeitskräfte suchen vor allem nach einer Beschäftigung mit Sinn. Sie verlangen berufliche Perspektiven und möchten sich im und für das Unternehmen entfalten. Gift für die Arbeitsmotivation und Grund für zu viele Kündigungen ist eine toxische Unternehmenskultur ohne Transparenz und Entwicklungsmöglichkeiten, mit unstrukturierten Prozessen sowie wenig Wertschätzung für Leistung und Lernen.

 

  1. Neue Perspektiven in HR mit People Enablement 

People Enablement ist eine Herangehensweise, die Personalmanagement holistischer anpackt und Beschäftigte in den Mittelpunkt stellt. Sie sollen nicht nur produktiver arbeiten, sondern dabei auch zufriedener sein. Dadurch gelingt es ihnen, ihr volles Potenzial zu entfalten. Heutzutage scheitern Zufriedenheit und Produktivität viel zu oft bereits am Engagement der Mitarbeiter:innen. Dass laut einer Studie von Gallup die Engagementquote unter Angestellten bei nur etwa 15 % liegt, zeigt nicht nur eine traurige Momentaufnahme unserer momentanen Arbeitskultur, sondern ist gleichzeitig ein Schrei nach Veränderung. Aber wie? Es gibt vier Instrumente im Personalwesen, die Mitarbeitende zufriedener und produktiver machen und somit den Weg für People Enablement – die Personalbefähigung – ebnen.

  • OKRs

OKR steht für Objectives and Key Results und ist eine Methode für das Zielmanagement zwischen einzelnen Akteuren im Unternehmen. An erster Stelle stehen die übergeordneten Ziele. Welche Leistung, welchen Einsatz wünschen sich Arbeitgebende? Welche Wünsche haben die Mitarbeitenden? Übergeordnete Ziele müssen nicht zwingend quantifizierbar sein, sondern geben eher eine Stoßrichtung an. Im nächsten Schritt werden aus abstrakten Zielen messbare Action-Points – konkrete Aufgaben und Maßnahmen, die der Zielerreichung dienen. In bestimmten Intervallen erfolgt die Evaluation des Erfolgs. Ziele und Maßnahmen werden danach bei Bedarf individuell angepasst. Mit gemeinsam gesteckten Zielen sitzen alle Beteiligten in einem Boot und übernehmen Verantwortung füreinander. Erfolgreich umgesetzt, bringen OKRs Transparenz in das Unternehmen und fördern die Personalbindung.

  • Feedback

Der Erfolg von OKRs ist an eine konstruktive Feedbackkultur gebunden. Feedback muss objektiv, transparent und relevant sein, aber vor allem auf Augenhöhe erfolgen. Auch spielt die Regelmäßigkeit von Feedback eine große Rolle. Kontinuierliches Feedback sorgt dafür, dass sich Mitarbeitende gesehen fühlen. Es zieht die Bande zwischen Arbeitnehmenden und Unternehmen enger. Feedback ist der Grundstein einer vertrauensvollen Beziehung und Voraussetzung dafür, dass alle die Chance erhalten, sich weiterzuentwickeln.

  • Learning

Um neue Ziele zu erreichen, müssen Beschäftigte kontinuierlich lernen. Durch die fortschreitende Digitalisierung und den demografischen Wandel sind im Arbeitsalltag neue Kompetenzen gefragt. Vor diesem Hintergrund wird das Konzept des lebenslangen Lernens immer wichtiger – gerade im Unternehmenskontext. Eine aktive Lernkultur mit innerbetrieblichen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sorgt für kompetente und leistungsfähige Teams, welche die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens steigern. Dies gilt umso mehr in Zeiten von raschen Innovationszyklen. Gleichzeitig zieht eine attraktive Lernkultur auch potentielle Bewerber:innen an. Im Laufe des Lebens verbringt eine Person im Schnitt 80.000 Stunden auf der Arbeit. Die wenigsten Angestellten werden ihr gesamtes Arbeitsleben in einer Branche oder gar einer Position verbringen. Auch für Unternehmen sind Arbeitnehmende, die sich stetig weiterbilden (möchten) und ein großes Wissensspektrum mitbringen, ein Segen. Ihre Motivation steigert nicht nur  die Arbeits- und Lernmoral im gesamten Team, sondern sie sind auch die wohl sinnvollste Lösung für den Fachkräftemangel.

  • Engagement

Der digitale Transformationsdruck in Konzernen und im Mittelstand ist immens. Nur mit motivierten und gut ausgebildeten Mitarbeitenden kann es Unternehmen gelingen, im permanenten Wandel mitzuhalten. Der Erfolg einer Organisation steht und fällt mit ihrer Belegschaft. Im heutigen Wirtschaftsklima reicht Dienst nach Vorschrift lange nicht mehr aus, um die Wettbewerbsposition zu halten: Teams müssen sich aktiv ins Wirtschaftsgeschehen einbringen und kreativ nach Lösungen für Herausforderungen suchen. Gleichzeitig müssen Unternehmen ihre Angestellten intrinsisch motivieren. Das funktioniert am besten, wenn Beschäftigte den Sinn in ihrer Arbeit sehen. Das beste Mittel, um festzustellen, ob die Mission und Werte des Unternehmens kongruent verlaufen, sind Umfragen unter den Mitarbeitenden.

Unternehmen navigieren aktuell einen Sturm an wirtschaftlichen Herausforderungen. Politische Konflikte wirken sich unmittelbar auf die Wirtschaftslage aus und schüren Unsicherheit auf den Märkten. Hinzu kommen Lieferengpässe sowie ein eklatanter Fachkräftemangel. Jedoch sollten sich Personalverantwortliche die nächsten Schritte genau überlegen. Ja, es ist wichtig, freie Stellen im Unternehmen schnellstmöglich zu besetzen. Aber es ist genauso wichtig, dass Betriebe Bestandspersonal binden, damit dieses nicht abwandert und neue Vakanzen entstehen. People Enablement kann dabei helfen: Durch viele kleine Schritte und Maßnahmen, die zusammengenommen Mitarbeitende stärken, das Miteinander im Kollegium vertiefen sowie glückliche, resiliente und motivierte Teams hervorbringen – und das egal, ob sie im Büro, im Werk oder remote in einem Coworking-Space arbeiten. Moderne Software-Plattformen kombinieren die wichtigsten Instrumente für People Enablement (Feedbacks, OKRs, Lernen und Engagement) auf einer intuitiven Plattform.

Jenny von Podewils ist Co-Gründerin und Co-CEO der weltweit führenden People Enablement Plattform Leapsome. Sie ist eine Alumna der Universitäten St. Gallen und Oxford sowie der Singularity University. Zuvor war sie bei dem Technologie-Unternehmen Younicos AG im Bereich Business Development & Sales sowie beim Zeitverlag Gerd Bucerius als Referentin der Geschäftsführung tätig. Sie ist angetrieben von der Idee, Impact zu generieren und so das Leben vieler Menschen auf der ganzen Welt zu verbessern. Mit Leapsome verfolgt sie die Mission, die Produktivität und Zufriedenheit von Mitarbeitenden zu s

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