Um heute im Wettbewerbsumfeld die Nase vorn zu behalten, sind Unternehmen oft auf die spezielle Expertise von Fachkräften angewiesen, die bei der digitalen Transformation unterstützen. Denn diese stellt für sämtliche Branchen noch immer eine Mammutaufgabe dar. In Zeiten von Fachkräftemangel und einem kulturellen Wandel in der Arbeitswelt, setzen vorausschauende Unternehmen auf eine sogenannte „Liquid Workforce“ – und arbeiten, in Ergänzung zu ihrer eigenen Belegschaft, mit hoch qualifizierten Freiberufler:innen zusammen.
Die Corona-Pandemie hat für einen Digitalisierungsschub gesorgt, der in vielen Unternehmen tiefgreifend ist. Von der cloudbasierten Verwaltung bis hin zum E-Commerce Boom – es scheint, dass die meisten Branchen im Zuge der Pandemie aus ihrem analogen Tiefschlaf erwacht sind. Mit den Digitalisierungsmaßnahmen reagieren sie auf die sich ändernden Kundenbedürfnisse und den zunehmenden Wettbewerbsdruck durch aufstrebende Tech-Startups. Allerdings benötigen Unternehmen für die Umsetzung der digitalen Transformation eine hohe Anzahl von Fachkräften – von IT-Architekt:innen bis hin zu Data Security- oder E-Commerce-Spezialist:innen.
Der erhöhte Personalbedarf stellt Unternehmen schnell vor finanzielle Herausforderungen. Und selbst wenn ausreichend Budget vorhanden ist, kämpfen sie oftmals um geeignetes qualifiziertes Personal. Der Wettbewerb um die besten Talente ist nicht neu, wird durch die Corona-Krise aber noch einmal verschärft – insbesondere im Technologiebereich. Allein in diesem Jahr wurden 41% der offenen Tech-Positionen in Deutschland als „schwer zu besetzen“ eingestuft [1]. Und es wird erwartet, dass der Fachkräftemangel für Unternehmen auch in Zukunft ein großes Problem darstellt: bis zum Jahr 2025 sollen in 90% der Unternehmen weltweit Arbeitskräfte mit IT-Fachkenntnissen fehlen [2]. Der Wert von schnell verfügbaren, hoch qualifizierten Freelancer:innen wird in diesem Zusammenhang sehr deutlich.
Die Arbeitswelt im Wandel
Gleichzeitig hat die Corona-Pandemie einen strukturellen und kulturellen Wandel in der Arbeitswelt in Gang gesetzt, der dafür sorgt, dass die Zahl der Unternehmen, die regelmäßig mit Freiberufler:innen zusammenarbeiten, kontinuierlich ansteigt. Ausschlaggebend dafür ist die breite Akzeptanz von „Remote Work“. In vielen Branchen geschah die Umstellung auf Home Office zwar mehr oder weniger unfreiwillig, man erkannte allerdings schnell, dass die Produktivität der Mitarbeiter:innen darunter nicht litt. Damit war das große Stigma, was das Modell „Remote Work“ ehemals umgab, schnell beseitigt. Heute fordern Arbeitnehmer:innen flexible Arbeitsmodelle sowie regelmäßige Home Office-Zeiten und Arbeitgeber:innen machen positive Erfahrungen mit weniger starren Organisationsstrukturen und neuen Formen der Mitarbeiterführung. Bewegungen wie New Work, welche das Ziel verfolgen, Organisationen zu mehr Agilität und Selbstbestimmtheit zu verhelfen, befeuern diesen Wandel.
Hinzu kommt auch die flächendeckende Einführung von digitalen Tools im Bereich Kollaboration und Kommunikation. Auch diese haben den Weg für neue Formen der flexiblen Zusammenarbeit geebnet. Denn durch den digitalen Austausch kann das Wissen einzelner Arbeitskräfte besser zusammengeführt und notwendige Anpassungen können schneller vorgenommen werden. So lassen sich auch komplexe Projekte im Rahmen virtueller Teamarbeit stemmen – was in der Vergangenheit in vielen Bereichen noch als undenkbar galt.
Liquid Workforce für mehr Resilienz
Corona hat also für vielerlei Veränderungen gesorgt. Auch, weil es sich gezeigt hat, wie schnell sich Business-Modelle im Zweifel wandeln können – zum Beispiel, wenn Unternehmen von heute auf morgen Online-Vertriebskanäle aufbauen müssen, um ihre Kund:innen weiterhin zu erreichen. Dies hat teilweise dazu geführt, dass Unternehmen ihre bestehenden Personalstrukturen neu denken, um auch zukünftig besser für Krisen und Veränderungen gewappnet zu sein.
Vor diesem Hintergrund kann eine Organisationsstruktur nach dem Prinzip der „Liquid Workforce“ nachhaltig für Verbesserungen sorgen. Nach diesem Prinzip verteilt man die Arbeit im Unternehmen agil und passt die Personalressourcen an aktuelle Bedingungen an – zum Beispiel an rückläufige Geschäfte bzw. Stoßzeiten. Je nach aktuellem Bedarf ergänzt man den bestehenden Kreis an Mitarbeiter:innen dabei um ein freies Team von Fachspezialist:innen. Damit Unternehmen schnell und kosteneffizient auf Personalressourcen zugreifen können, ohne die langwierigen Prozesse einer festen Einstellung zu durchlaufen, sollten sie über einen großen, freischaffenden Talentpool mit unterschiedlichen Qualifikationen verfügen. Auch, wenn die feste Belegschaft zukünftig immer den Hauptanteil der Mitarbeiter:innen im Unternehmen ausmachen wird, solche offenen Organisationsstrukturen machen es langfristig resilienter und wettbewerbsfähiger.
Wann Freelancer:innen zum Einsatz kommen
Gerade Startups greifen gerne auf freie Fachexpert:innen zurück, wenn es um den Auf- und Ausbau ihres Unternehmens geht. So ergab eine aktuelle Umfrage unter Gründer:innen in Deutschland [3], dass über 70 % von ihnen sehr regelmäßig, und zwar mindestens einmal pro Woche, mit Freelancer:innen zusammenarbeiten. Für Freiberufler:innen ergeben sich zahlreiche Einsatzbereiche – sei es, um (Digitalisierungs-)Projekte mit speziellen Anforderungen umzusetzen oder um kurzfristig betriebliche Hochphasen in den unterschiedlichsten Disziplinen abzufangen. Diese Gründe sprechen für den Einsatz von Freelancern:innen:
- Mehr Flexibilität im Team – Freelancer:innen können projektbasiert oder kurzfristig nach Bedarf, zum Beispiel bei saisonal bedingtem höheren Arbeitsaufkommen, eingebunden werden. Unternehmen tragen im Vergleich zur festen Einstellung ein geringeres finanzielles Risiko.
- Aufbau neuer Kompetenzen – Freiberufler:innen werden häufig wegen ihres speziellen Know-Hows eingesetzt, welche das Kernteam bisher noch nicht abbildet – zum Beispiel um spezielle IT-Projekte umzusetzen, Übersetzungen zu tätigen, oder das Marketing zu übernehmen. Freelancer:innen können auch in der Rolle eines Trainers/einer Trainerin fungieren und feste Mitarbeiter:innen hinsichtlich neuer Kompetenzen schulen.
- Nutzung von Jahresendbudgets – Überschüssige Budgets zum Jahresende können mit Hilfe von Freelancer:innen in sinnvolle Projekte verwandelt werden.
- Ausfallzeiten von Mitarbeiter:innen auffangen – gerade in kleineren und mittelständischen Betrieben ist der Ausfall von Mitarbeiter:innen durch Krankheit oder Urlaub häufig eine Herausforderung. Mit Hilfe von Freiberufler:innen lassen sich diese Lücken schließen.
Eine neue Mentalität
Freiberuflichkeit ist heute für viele Menschen eine bewusste Entscheidung und nicht mehr nur die Notlösung zwischen zwei Anstellungen. Sie passt zum modernen, digitalen Arbeits- und Lebensstil. Als Freelancer:in genießt man maximale Flexibilität: man kann Arbeitsort und Arbeitszeiten frei gestalten und sich – bei geeigneter Qualifikation – die interessantesten Kund:innen und Projekte herauspicken. Viele profitieren von einer verbesserten Work-Life-Balance. Seit der Corona-Pandemie sind immer mehr Menschen in Deutschland offen für die Arbeit als Freiberufler:in [4]– insbesondere in der IT- und Telekommunikationsbranche. Gründe dafür sind, dass sie weiterhin von zu Hause aus arbeiten möchten und die Flexibilität einer freiberuflichen Tätigkeit attraktiv ist. Das Angebot an hochqualifizierten Freelancer:innen, die Unternehmen beim Übergang in die Digitalisierung unterstützen, nimmt daher immer mehr zu. Somit ergeben sich für beide Seiten immer neue Chancen.
Quellen und Referenzen:
[1] http://www.stateofeuropeantech.com/chapter/founders-leaders/article/talent-depth/
[2] https://blogs.idc.com/2021/11/18/idc-futurescape-worldwide-future-of-work-2022-predictions/
[3] https://blog.fiverr.com/de/deutsche-startups-erwarten-2022-wachstum
[4] https://blog.fiverr.com/post/grosser-job-frust-bei-arbeitnehmern-in-deutschland
Um einen Kommentar zu hinterlassen müssen sie Autor sein, oder mit Ihrem LinkedIn Account eingeloggt sein.