Das letzte Jahr hat viele Unternehmen vor neue Herausforderungen gestellt: Sie mussten Geschäftsmodelle neu ausrichten und ihre Arbeitsweisen ändern, manche fürchteten um ihre Existenz. Die Pandemie hat verdeutlicht, wie wichtig eine “digitale Identität” auch für kleine Unternehmen ist, um online präsent und im Homeoffice remote arbeitsfähig zu sein. Doch hat sich die Krise tatsächlich als “Digitalisierungs-Beschleuniger” erwiesen? In diesem Artikel gibt Patrick Schaudel, Experte für E-Business und Online-Marketing, einen Überblick über den Digitalisierungsgrad der kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in Deutschland und gibt hilfreiche Tipps, wie auch diesen Unternehmen der Start in die Online-Welt gelingt.
Deutschland hinkt im europäischen Vergleich hinterher
Eine Umfrage von YouGov im Auftrag von IONOS [1] zeigt, dass sich die KMU in Deutschland zwar pandemie-bedingt etwas stärker digitalisiert haben, es aber weiterhin viel Potenzial gibt – im internationalen Vergleich liegen sie der Umfrage zufolge sogar meist auf den hinteren Plätzen. Zwar verfügen mittlerweile 63 Prozent der befragten Unternehmen über einen Internetauftritt, das sind 15 Prozent mehr als vor der Pandemie. Ein Drittel der Befragten hat jedoch noch immer keine eigene Website. In den viel genutzten und relevanten Online-Verzeichnissen, die für die Sichtbarkeit von Unternehmen im Internet essentiell sind, ist über die Hälfte der KMU nach wie vor nicht gelistet. Vor der Corona-Krise waren es sogar weniger als ein Drittel. Ein Viertel der befragten KMU sieht nicht einmal den Bedarf an Digitalisierung – das dürfte perspektivisch existenzgefährdend sein.
Während die Zahlen im Hinblick auf die Nutzung einer Firmenwebsite in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Spanien ähnlich sind, zeigen sich bei anderen Digitalisierungsmaßnahmen im europäischen Vergleich deutliche Unterschiede. Tools für die digitale Zusammenarbeit sowie Kunden-Newsletter kommen in deutschen Kleinunternehmen seltener zum Einsatz als in den anderen europäischen Ländern: Nur knapp die Hälfte (49 %) nutzt hierzulande Kollaborationslösungen, Großbritannien führt diesen Bereich mit 71 % klar vor Spanien (61 %) und Frankreich (59 %) an. Mit Blick auf die Nutzung von Newslettern liegt Spanien (76 %) ebenfalls vorn, vor Frankreich (62 %) und Großbritannien (61 %). In Deutschland liegt die Adoptionsrate bei 54 %.
“Offline only” funktioniert nicht mehr
Die Pandemie hat uns die Vorteile des Online-Seins sowohl im Privaten als auch im Beruflichen deutlich vor Augen geführt. Grund genug für Unternehmen, sich dieser Entwicklung nicht zu verschließen. Die zukünftigen Kunden wachsen mit dem Smartphone in der Tasche auf, Google, Instagram & Co. sind für sie selbstverständlich. Konsumenten, die zunehmend digitaler werden, erwarten dies folglich auch von Unternehmen, Geschäften und Dienstleistern. Wer weiterhin auf das “Offline only”-Modell setzt und überhaupt nicht im Internet präsent ist, wird diese neue Konsumentenschicht nicht erreichen. Natürlich benötigt nicht jedes Unternehmen denselben Grad an Digitalisierung, aber ganz ohne “digitale Identität” wird es zukünftig nicht mehr funktionieren.
Unternehmen bewerten ergriffene Maßnahmen positiv
Obwohl immer mehr Kleinunternehmen realisieren, dass sie ihre Digitalisierung vorantreiben müssen, um zukunftsfähig zu bleiben, tun sich viele bei der Umsetzung noch schwer. Neben fehlendem Know-how scheitert es oft am Faktor Zeit, oder an einer Kombination von beidem. Im Alltagsgeschäft werden Digitalisierungsprojekte daher oft auf später verschoben. Trotzdem sollten Kleinunternehmen sich die Zeit dafür nehmen – es lohnt sich. 61 Prozent der Befragten gaben an, dass sie positives Feedback für ihre Digitalisierungsaktivitäten erhalten haben beziehungsweise sie dadurch für künftige Krisen besser aufgestellt sind. 42 Prozent konnten sogar neue Kunden gewinnen. Grund genug also, die Digitalisierung nicht auf die lange Bank zu schieben.
Mit kleinen Schritten zum Erfolg
Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, klein anzufangen und die digitale Identität dann nach und nach auszubauen. Ein Austausch mit Freunden und Bekannten kann helfen, um Erfahrungen und Ideen zu sammeln. Wer sich nicht auskennt, sollte einfache technische Lösungen wählen, die kein umfangreiches IT-Know-how erfordern.
Zunächst kommt es darauf an, dass die Firma online sichtbar und auffindbar ist. Hierfür eignen sich Einträge in relevanten Online-Verzeichnissen, dadurch wird das Unternehmen in Suchmaschinen leichter gefunden. Hosting-Dienstleister bieten hierfür Services an, bei denen der Eintrag auf allen wichtigen Plattform automatisch synchronisiert wird. Das erleichtert die Pflege der Inhalte. Im nächsten Schritt kann dann beispielsweise eine Website mit passender Internetadresse erstellt werden. Intuitiv zu bedienende Homepage-Baukästen oder Services, bei denen Experten die maßgeschneiderte Website-Erstellung initial übernehmen, erleichtern den Einstieg in die Online-Welt.
Fazit: Es ist nachvollziehbar, dass die (weitere) Digitalisierung des Unternehmens nicht im Fokus steht, wenn dringende Projekte anstehen oder die geschäftliche und finanzielle Situation unklar ist. Doch das ist zu kurz gedacht. Die Pandemie hat deutlicher gemacht, wie essentiell es ist, sich jetzt um die Online-Präsenz seines Unternehmens zu kümmern, um langfristig bestehen zu können. Unternehmen, die das bereits gemacht haben oder jetzt in Angriff nehmen, werden danach einen entscheidenden Vorteil haben.
Referenzen:
[1] Online-Umfrage von YouGov im Auftrag von IONOS unter insgesamt ca. 3.500 Personen aus kleinen und mittelständischen Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern in Deutschland, Großbritannien, Spanien und Frankreich (DE: 945 Personen, Befragungszeitraum 11.- 21.12.2020; UK: 1.003 Personen, Befragungszeitraum 14.-17. Januar 2021; ES: 517 Personen, Befragungszeitraum 14.-19. Januar 2021; FR: 1.000 Personen, Befragungszeitraum 14.-18. Januar 2021).
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