Die agile Transformation: Groß denken, klein beginnen, schnell lernen

Von   Marcus Raitner   |  Head of Agile @ Allianz   |  Allianz Consulting
3. August 2021

Die agile Transformation muss groß gedacht werden, um Silos aufbrechen, aber gleichzeitig klein starten, um gemeinsam zu lernen, ohne eine Lösung überzustülpen. Entscheidend dafür ist die Förderung einer offenen Lernkultur jenseits von Information Hiding und Cover your Ass.

Groß denken

Sprache ist bisweilen verräterisch. Traditionelle hierarchische Organisationen bestehen aus funktionalen Abteilungen, die Verantwortungsbereiche abteilen, Macht in Form von Budget und Mitarbeitern aufteilen und die Wertschöpfung unterteilen. Divide et impera, teile und beherrsche, ist eine seit dem römischen Reich bewährte Maxime der Organisation, deren Kern es ist, eine „zu beherrschende Gruppe (…) in Untergruppen mit einander widerstrebenden Interessen aufzuspalten“ (Wikipedia). Das Ergebnis sind Silos, deren Mauern durch entsprechend dieser Maxime auf Konkurrenz ausgerichtete Bewertungs- und Anreizsysteme Jahr für Jahr dicker und höher werden.

Ohne an dieser Struktur und der zugrundeliegenden Maxime anzusetzen, wird Agilität innerhalb dieser Silos versanden. Das kleine agile Projekt innerhalb einer Abteilung wird kaum einen großen Unterschied machen, weil diese Abteilung selbst nur ein winziges Glied der Wertschöpfungskette ist und damit das für die Agilität so wichtige Feedback zur Arbeit der Abteilung erst am Ende einer langen Reihe von Übergaben zur Verfügung steht.

Ein wesentliches Merkmal von echter Agilität ist es, über die Grenzen der Silos hinweg entlang der Wertschöpfung in einem interdisziplinären Team zu arbeiten. Genau dieses Merkmal arbeiteten bereits 1986 Hirotaka Takeuchi und Ikujiro Nonaka in ihren Untersuchungen erfolgreiche Produktentwicklungsteams heraus und beschrieben es in ihrem Artikel „The New New Product Development Game“ (Harvard Business Review).

Die agile Transformation muss also in diesem Sinne groß denken und Silos aufbrechen, um die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern, Übergaben zu reduzieren und den letztlich den Regelkreis von Versuch und Validierung zu verkürzen. Andernfalls wird aus der unscheinbaren Raupe kein schöner Schmetterling, sondern nur eine etwas buntere Raupe, orientierungslos und erschöpft von dem sinnlosen Theater der Transformation.

Marcus Raitner ist überzeugt, dass Elefanten tanzen können. Als Agile Coach begleitet er deshalb Unternehmen auf ihrer Reise zu mehr Agilität und menschlicher Lebendigkeit. In seinem Blog schreibt er seit 2010 über die Themen Führung, Agilität, Digitalisierung und vieles mehr: https://raitner.de/

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