Vermögensverwalter für jedermann dank KI

Künstliche Intelligenz (KI) wird die Finanzbranche revolutionieren und verändert grundlegend den Umgang mit Geld und wie dieses angelegt oder investiert wird. Von Privatpersonen über Unternehmen bis hin zur gesamten Finanzindustrie wird KI für einen Umbruch sorgen, Prozesse erleichtern und das Kundenerlebnis steigern. Unternehmen, sie sich nicht bereits jetzt mit dieser neuen Möglichkeit beschäftigen, werden auf lange Sicht einen Nachteil haben. Denn die Technologie verspricht eine vielseitige, effiziente und kundenorientierte Zukunft für die Finanzwelt.
Von   Eric Demuth   |  CEO   |  Bitpanda
26. Juli 2023

Künstliche Intelligenz ist nicht nur ein Schlagwort. Sie verändert unser Leben bereits jetzt. Wer sich noch keine Gedanken darüber gemacht hat, wie man diese neuen Möglichkeiten nutzen und dank ihr Prozesse und Vorgänge verändern kann, wird auf der Strecke bleiben. Das gilt für Privatpersonen und Unternehmen gleichermaßen. KI wird auch Finanzmärkte auf eine Weise revolutionieren, die wir erst jetzt zu verstehen beginnen. Sie wird unsere Beziehung zum Geld grundlegend verändern und Chancen für alle eröffnen.

Die Finanzbranche war in Sachen Innovation schon immer etwas schwerfällig. Auf den ersten Blick ist das auch verständlich: Unternehmen, denen man sein Geld anvertraut, haben vor allem die Verantwortung, es sicher zu verwahren. Wir waren bereit, in Bankfilialen zu gehen, andere Leute dafür zu bezahlen, für uns zu handeln, nur während der Arbeitszeit zu handeln, uns Insiderwissen vorenthalten zu lassen und für Beratung zu bezahlen. Das war der Preis dafür, dass wir unser Geld sicher verwahren konnten. Lange Zeit gab es dazu auch keine Alternative.

Seit 2008 hat sich das geändert. Wir haben eine Welle von Fintechs aufkommen sehen, die die Idee in Frage gestellt haben, dass Finanzen nur von einigen wenigen Auserwählten verwaltet werden sollten. Es gab einige leistungsstarke neue Technologien, die diese Finanzrevolution untermauert haben, vom Internet über Smartphones bis hin zur Blockchain, aber keine von ihnen hatte das gleiche Potenzial wie die KI im Jahr 2023. KI kann lernen und sich anpassen, sie kann personalisiert werden, sie kann Entscheidungen treffen und Maßnahmen ergreifen. Wo es bisher darum ging, dass die Technik mehr Menschen den Zugang zu Dingen ermöglicht, geht es jetzt darum, diese breite Akzeptanz zu nutzen und sie individuell zu gestalten.

Durch KI ergeben sich Möglichkeiten und Chancen, die alle Bereiche betreffen: von Privatpersonen bis hin zur gesamten Finanzindustrie.

Privatpersonen: Ein Vermögensverwalter in der Hosentasche

Für die Menschen werden die Vorteile von KI im wahrsten Sinne des Wortes lebensverändernd sein. ChatGPT ist seit Monaten in aller Munde und die Nachfrage ist geradezu explodiert, weil es so zugänglich ist, auch für Menschen ohne technische Vorkenntnisse. Es ist so einfach wie ein Gespräch zu führen. Man stellt eine Frage und bekommt eine Antwort. Ist diese nicht verständlich? Dann gibt es die Möglichkeit, die Antwort einfacher oder anders formulieren zu lassen. Diese grundlegend menschliche Art, sich mit einem Problem auseinanderzusetzen, kann endlich auch auf die Finanzberatung angewandt werden. In Zukunft wird die Geldanlage ganz anders aussehen. Man kann viel einfacher an Finanzwissen gelangen und Informationen einholen. Nichts könnte zugänglicher sein als das. 

Daraus ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten für Privatanleger. Die KI kann dabei unterstützen Entscheidungen zu treffen und fundierte Informationen und Analysen einzuholen. Gleichzeitig wird es einfacher als je zuvor, sich weiterzubilden und komplexe Sachverhalte zu verstehen. Durch den Einsatz von KI, die auf Hunderttausenden von Marktdaten trainiert wurde, können auch personalisierte Vermögensverwalter für jedermann bereitgestellt werden. Das ermöglicht einer neuen Generation von Anlegern den Zugang zu den Vorteilen einer individuellen Anlageberatung und -unterstützung. Die Beratung erfolgt dabei auf eine Weise, die zu ihnen passt, und zu einem Zeitpunkt, der ihnen passt. 

Innovative Unternehmen arbeiten bereits daran, mittels KI neue und sinnvolle Produkte für Privatanleger zu erschaffen. Das Ziel dabei ist ganz klar: Die neuen technischen Möglichkeiten dafür zu nutzen, um die Geldanlage für jeden so einfach und angenehm wie möglich zu gestalten. Das wird die Art und Weise verändern, wie Anleger mit ihrem Geld umgehen. Und der Vorteil ist, dass die Services nicht nur für eine bestimmte Gruppe mit großem Vermögen zugänglich sind – wie es beispielsweise heutzutage bei Vermögensverwaltern fast immer der Fall ist – sondern für alle.

Unternehmen: Eine neue Art zu arbeiten

Wir haben bereits eine gute Vorstellung davon, wie sich KI auf Finanzdienstleister auswirken wird, und es beginnt damit, wie Menschen und Unternehmen ihre Beziehung zu Daten verändern. Sowohl für Fintechs als auch für traditionelle Finanzunternehmen kann KI die riesigen Mengen an Kunden- und Marktdaten, die ihnen zur Verfügung stehen, erschließen und sie schnell, effizient und verhältnismäßig kostengünstig auswerten und nutzen. Dies wird dazu beitragen, die traditionell risikoscheue Herangehensweise traditioneller Finanzinstitute auszugleichen und ihnen ermöglichen, besser informierte Entscheidungen in Bezug auf Risiken zu treffen. 

Intern können die Unternehmen mehr Prozesse automatisieren und die Kundenbetreuung optimieren und effizienter gestalten. Nicht alles kann oder sollte automatisiert werden, aber es gibt immer noch viel zu viele Routineaufgaben, die manuell erledigt werden. Werden diese von der KI übernommen, haben die Mitarbeiter mehr Zeit für ihre Kunden. Darüber hinaus entlastet das die eigenen Mitarbeiter. Das kann neben einer Steigerung der Effizienz auch zu einer Senkung der Kosten führen.

Unternehmen, die sich nicht auf diese Zukunft vorbereiten, werden langfristig hinterherhinken und im Wettbewerb als Verlierer dastehen.

Finanzindustrie: Ein starkes Tool im Kampf gegen Betrug

KI ist gut im Umgang mit Daten. Sie kann Muster schnell erkennen, und vor allem kann sie Veränderungen in Mustern schnell erkennen. Wenn sich das Verhalten eines Kunden unerwartet ändert, kann dies ein Anzeichen für Betrug sein, und die frühzeitige Erkennung ist eine der wichtigsten Möglichkeiten, um die Auswirkungen von Betrug zu verringern. Mehr noch: KI kann Betrug erkennen und sofortige Maßnahmen ergreifen, ohne dass ein Mensch eingreifen muss. Von der Kontaktaufnahme und Kommunikation mit den Kunden bis hin zum Einfrieren von Konten – KI kann schnell und präzise auf Betrug reagieren.

Damit kann KI zu einer sehr wirkungsvollen Waffe im Kampf gegen Betrüger werden. Davon wird am Ende die gesamte Branche massiv profitieren. Aber auch im Bereich Compliance kann die Branche von neuen KI-Lösungen profitieren. Darüber hinaus lassen sich allgemein die Effizienz steigern, Kosten einsparen und Prozesse optimieren beziehungsweise beschleunigen, was am Ende auch den Konsumenten zugutekommen sollte.

Fazit

Die Wahrheit ist, dass wir gerade erst an der Oberfläche dessen kratzen, wozu KI in der Lage ist. In der Finanzwelt gibt es so viele Dinge, die ineffizient und veraltet sind und die sich ändern können und sollten. Anders als bei früheren technologischen Revolutionen werden bei dieser keine neuen Einstiegshürden eingeführt – sie baut auf dem Bestehenden auf und macht dies einfach und zugänglich. Sie wird die Art und Weise, wie wir leben, wie wir arbeiten und wie wir unser Geld verwalten, umgestalten. Die Finanzdienstleistungsbranche muss sich weiterentwickeln, denn die Nachfrage der Kunden nach einer besseren Beziehung zu ihren Finanzen wird nicht stillstehen. 

Letztendlich hat diese Technologie die Macht, den Menschen in vielen Bereichen ihres Lebens zu helfen – eine wünschenswerte Entwicklung.

Eric Demuth ist Gründer und CEO von Bitpanda, einem der erfolgreichsten Fintechs in Europa und Österreichs erstem Einhorn-Unternehmen, das 2014 gegründet wurde. Eric gestaltet die weltweite Fintech-Community als Unternehmer, Investor und Meinungsführer in verschiedenen Bereichen aktiv mit.

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