Nachhaltigkeit im Fokus: Digitalisierungsvorhaben an Hochschulen und Universitäten

Von   Joern Wuennemann   |  Geschäftsführer   |  Simovative GmbH
17. März 2025

Nachhaltigkeit im Fokus: Digitalisierungsvorhaben an Hochschulen und Universitäten

 

Nachhaltigkeit und die Anforderungen, sie zu erhöhen, durchdringt fast alle Lebensbereiche und macht auch vor Hochschulen und Universitäten nicht halt. Das Bildungsministerium fördert Projekte, in denen Nachhaltigkeit in Hochschulen umgesetzt und von dort als Multiplikator in die Breite getragen werden kann. Der zentrale Hebel für mehr Nachhaltigkeit an Universitäten ist die Digitalisierung – in der Umsetzung kann dies am einfachsten mit einem Campus-Management-System erfolgen.

Nachhaltigkeit ist aktuell, aber nicht neu. Ihre heute gängige, breite Definition wurde zuerst im Bericht „Our Common Future“ der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen im Jahr 1987 formuliert. Dabei werden drei zentrale Pfeiler benannt: Die ökologische, ökonomische und die soziale Nachhaltigkeit. Alle drei Bereiche lassen sich auf Unternehmen, ihre Führung und Geschäftsmodelle anwenden. Aber nicht nur. Denn Nachhaltigkeit ist auch ein Thema im deutschen Hochschulsystem, zu dem einige Projekte vom Bund angestoßen wurden. Zwischen 2016 und 2021 wurden zum Beispiel im Rahmen von „HOCH-N: Hochschulen für eine nachhaltige Entwicklung“ in elf Hochschulverbünden Ansätze erarbeitet, um Nachhaltigkeit in Forschung, Lehre, Betrieb und Governance zu schaffen und zu verankern. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert; in der Folge gründete sich 2020 die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltigkeit an Hochschulen, die die Ergebnisse und das Netzwerk fortführt. Sie begleitet auch den aktuellen Schwerpunkt – die Förderlinie „Transformationspfade für nachhaltige Hochschulen“ (2023–2026). Hier werden von über 30 Hochschulen Themen wie die klimaneutrale Hochschule, Kultur der Nachhaltigkeit und Verankerung von Bildung für nachhaltige Entwicklung bearbeitet. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltigkeit an Hochschulen vernetzt die Akteure und veröffentlicht die Ergebnisse auf Plattformen wie Hubs und das HochN-Wiki. Einen Fokus auf zukunftsweisende Lehrformate legt auch das Projekt „INNO4BNE“ (Innovative Lehrformate für Bildung für nachhaltige Entwicklung) – auch hier fördert die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltigkeit an Hochschulen.

 

Die Voraussetzung: ein hoher Digitalisierungsgrad

Die Etablierung von Nachhaltigkeit mit ihren verschiedenen Facetten hat eine zentrale Voraussetzung: einen hohen Digitalisierungsgrad. Der ist an deutschen Hochschulen nicht per se gegeben. Die jüngste Bitkom-Studie hat ergeben, dass deutsche Hochschulen im Vergleich zu internationalen hinterherhinken: 73 Prozent der befragten Studierenden bejahten diese Aussage. Kritisiert wurden vor allem Digitalisierungsdefizite der Verwaltung. Zwar gaben 80 Prozent der Befragten an, digital auf ihre Dokumente zugreifen zu können. Online ist eine Immatrikulation aber nur für 60 Prozent der Befragten durchführbar[1].

Eine höhere digitale Reife an Universitäten und Hochschulen hätte nicht nur den direkten Effekt, die Wünsche und Anforderungen der Studierenden zu erfüllen. Auch Nachhaltigkeitsziele können damit umgesetzt werden, und zwar in allen drei Bereichen der oben genannten Definition: Effizientere Prozesse können CO2 einsparen, den Energieaufwand reduzieren und Ressourcen schonen. Die gute Nachricht: Mit der richtigen Software kann all das umgesetzt werden, denn die Technologie, der Speicherplatz und die benötigte Rechenleistung sind einsatzbereit.

 

     1.     Prozesse verbessern

Prozessdigitalisierung erfordert zunächst, Abläufe zu vereinfachen und zu verbessern. Der optimierte Prozess wird dann digital abgebildet. Hier haben Hochschulen noch Arbeit vor sich, denn zahlreiche Vorgänge erfolgen nach wie vor manuell: Daten müssen aus Bewerbungsunterlagen abgetippt werden, Kurse werden händisch geplant und Daten in Excel Sheets übertragen oder verschoben. Hier kommen die Vorteile eines Campus Management Systems (CMS) zum Tragen. All diese Prozesse können damit digitalisiert werden. Das bedeutet nicht weniger als die vollständige Abbildung des Student Life Cycles: Alle Informationen von der Bewerbung über Immatrikulation, Studium und Exmatrikulation bis zum Alumni-Management können digital verwaltet und vorgehalten werden. Ein CMS ist damit der zentrale Schritt zu einer effektiven Digitalisierung der Hochschulverwaltung. Und diese trägt wiederum zu einer messbaren Steigerung der Nachhaltigkeit bei.

Ein Beispiel: Als eine Fachhochschule in Österreich ein neues CMS eingeführt hat, war auch die digitale Signatur Teil davon. Damit kann die Fachhochschule nun rund 70 Prozent der ursprünglichen CO2-Emission einsparen, da sämtliche Dokumente digital unterschrieben werden können. Ausdruck, manuelle Unterschrift und Postversand entfallen. Weitere Effizienzgewinne: Berechnungen zufolge kann die Fachhochschule dank der digitalen Signatur jährlich 70 Stunden bei der Fortsetzungsbestätigung sparen, alle Ablagearbeiten der Dokumente entfallen. Da nun auch alle Ausbildungsverträge vollständig digitalisiert sind, können 1250 Euro Druckkosten im Jahr gespart werden – und das dafür notwendige Papier. Die Nachhaltigkeit wird noch weiter erhöht, da die Anfahrten von Studierenden, Dozierenden und Verwaltungskräften, die früher für händische Unterschriften notwendig waren, entfallen.

Die Fachhochschule nutzt die digitale Signatur bei diversen Dokumenten wie Inskriptionsbescheinigungen, Transcript of Records oder Rechnungen. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass jedes Dokument mit einer solchen Unterschrift ein Original ist. Es gibt keine Kopien mehr.

 

     2.     Kleine Schritte, große Wirkung

Wie breit Nachhaltigkeit durch die Effekte eines CMS in Hochschulen aufgestellt sein kann, zeigen weitere Beispiele: Vor der Einführung war es notwendig, Abschlussdokumente mit Zeugnissen und Studienzeitnachweisen auszudrucken – pro Studierenden kamen hier schnell 30 Seiten zusammen. Diese werden in der Fachhochschule nun mit digitaler Signatur ausgestellt. Im Jahr bedeutet das eine Einsparung von rund 10.000 Seiten Papier – bei etwa 1500 Studierenden und rund 500 Absolventen im Jahr. Natürlich entfallen auch hier wieder manuelle Arbeiten für Sortieren, Versand und Ablage.

Nachhaltigkeit macht sich auch in der Raumplanung bzw. den Raumanforderungen bemerkbar: Wo weniger ausgedruckt wird, müssen weniger Aktenordner archiviert werden. Für die Fachhochschule bedeutet dies eine Ersparnis von 50 Prozent der Regalmeter: Die Archivfläche kann reduziert werden, der Flächenverbrauch von Neu- und Anbauten sinkt. Spannend ist auch, dass sich die von einem CMS angestoßene Digitalisierung sogar auf die Essensplanung in der Mensa – und damit den schonenden Verbrauch von Ressourcen – auswirkt. Im CMS ist der Stundenplan der Fachhochschule digital hinterlegt: Damit ist bekannt, wie viele Studierende im Haus sind und potenziell mit Essen verpflegt werden müssen. Die Mensa kann besser kalkulieren und planen, weniger Essen wird verschwendet. Damit wird ein Beitrag zu bewusstem Konsum geleistet. Durch die Verfügbarkeit der Daten in der Breite lassen sich nicht zuletzt die Raumsteuerung und die Heizung optimieren, die direkt auf dem Stundenplan basieren.

 

     3.     Den Energieverbrauch reduzieren

Es lässt sich nicht leugnen, dass die digitale Verwaltung von Daten Energieverbrauch mit sich bringt: Server ziehen Strom und Rechenzentren haben durchaus einen hohen Anteil am CO2-Ausstoß. Setzen Hochschulen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) um – wozu sie im Übrigen verpflichtet sind –, leisten sie bereits einen Beitrag zur Nachhaltigkeit. Denn die DSGVO verpflichtet zur Datensparsamkeit und Löschung, womit die unnötige Speicherung von Daten vermieden und Ressourcen geschont werden. Ein weiterer Faktor bei der Einsparung von CO2 und Energie ist der Einsatz von Cloudlösungen: Sie erlaubt es, Ressourcen zu skalieren. Rechenleistung und Speicherplatz werden dann nur abgerufen und eingesetzt, wenn sie benötigt werden und müssen nicht vor Ort vorgehalten werden. Damit haben Cloudservices Effizienzvorteile im Vergleich zur IT-Infrastruktur inhouse und leisten einen kleinen Beitrag in Sachen Nachhaltigkeit.

 

Ziele und Prioritäten auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit

Universitäten haben es in der Hand, wie stark sie die Nachhaltigkeit bei der Digitalisierung gewichten wollen und ob sie zum Beispiel neben sicheren Systemen oder einer innovativen App für Studierende ein konkretes Ziel sein soll. Sind die Prioritäten klar, können die notwendigen Prozesse entwickelt und aufgesetzt werden. Die gute Nachricht zum Schluss: Mehr Nachhaltigkeit muss nicht übers Knie gebrochen werden, sondern kann Schritt für Schritt erreicht werden.

 

Fazit

Mehr Nachhaltigkeit in Lehre und Verwaltung ist eine Bestrebung von Hochschulen und Universitäten. Ihr kann mit einem Campus Management System der Weg bereitet werden. Denn der damit einhergehende digitale Reifegrad zeitigt diverse Effekte im Sinne der Nachhaltigkeit: Ressourcen wie Papier, Raum und Essen können gespart, die Effizienz der Abläufe gesteigert und insgesamt der CO2-Ausstoß reduziert werden – das alles mit einem kleinschrittigen, systematischen Vorgehen.

 

 

 

Quellen:

[1] https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/So-digital-sind-Deutschlands-Hochschulen

 

Jörn Wünnemann ist seit 2002 Geschäftsführer der Simovative GmbH, dem Hersteller der Campus Management Software academyFIVE, die an zahlreichen Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz erfolgreich im Einsatz ist.

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