„Um als ‚Mitarbeiter‘ [während der Corona-bedingten Beschränkungen] erfolgreich zu bleiben, mussten Arbeitnehmer physischen, emotionalen und sozialen Veränderungen im Privat- und Berufsleben trotzen. Kurz gesagt: Sie müssen mehr auf einmal managen.“ Das Arbeitsleben im Homeoffice bringt neue Herausforderungen mit sich, denen sich Unternehmen und ihre Mitarbeiter gegenübersehen. Dem wollte der Kollaborationsexperte Atlassian genauer auf den Grund gehen: In einer aktuellen Studie hat das Unternehmen untersucht, wie es funktionieren kann, wenn alle Mitarbeiter aus der Ferne arbeiten. Felix Kugler, Head of Channel DACH bei Atlassian, über die Ergebnisse und mögliche Handlungsansätze zur langfristigen Etablierung von Fernarbeit.
Um die Auswirkungen der letzten Monate auf das Privat- und Berufsleben von Arbeitnehmern besser zu verstehen führte Atlassian gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen PaperGiant eine globale Studie durch. Die Studie liefert unter anderem Ergebnisse von Befragten aus Deutschland. Die Studie „Reworking Work: Understanding The Rise of Work Anywhere“[1] bietet einen Überblick über die aktuellen Herausforderungen bei der Fernarbeit, richtet aber auch einen Blick in die Zukunft, indem sie Unternehmen einen Rahmen dafür bietet, wie sich die Erfahrungen der Mitarbeiter mit der Fernarbeit im Laufe der Zeit verändern können, und zwar auf der Grundlage von drei Schlüsselfaktoren: Die Komplexität des Haushalts, die Komplexität der beruflichen Rolle sowie die Qualität des beruflichen und persönlichen sozialen Netzwerks.
Reworking Work: Die wichtigsten Erkenntnisse
Nur langsam pendelt sich das Arbeitsleben Vieler wieder ein: 19 Prozent der weltweit Befragten sind bisher in ihre Büros zurückgekehrt. Insgesamt 42 Prozent von ihnen sind vor der Pandemie nur selten oder nie ihrer Arbeit vom Heimbüro aus nachgegangen. Da stellt sich automatisch die Frage: Wie gut kamen die Arbeitnehmer – in diesem Falle speziell in Deutschland – mit den plötzlichen Veränderungen zurecht? Wie haben sie sich während der Beschränkungen gefühlt und wie haben sich diese Veränderungen auf Privat- und Berufsleben konkret ausgewirkt?
Das persönliche Empfinden der Umfrageteilnehmer nimmt dahingehend unterschiedliche Ausprägungen an: Die eine Hälfte fühlt sich produktiver, arbeitet autonomer und empfindet die Zeit, die sie durch ausbleibende Arbeitswege spart, als vorteilhaft. Für die andere Hälfte stellt Heimarbeit einen belastenden Wandel dar, durch den Berufs- und Privatleben durcheinandergeraten. Doch nur 20 Prozent der deutschen Befragten empfanden es als schwierig bzw. sehr schwierig, während der Beschränkungen von zu Hause aus zu arbeiten – das niedrigste Ergebnis unter den befragten Ländern. Zwar waren 40 Prozent zufrieden damit, wie ihr Arbeitgeber das Unternehmen bzw. die Belegschaft durch die Pandemie steuerte – 44 Prozent vertrauen heute vollkommen darauf, dass ihr Arbeitgeber die richtigen Entscheidungen hinsichtlich Remote Work und der Sicherheit der Mitarbeiter treffen wird. Doch sehnen sich weiterhin 32 Prozent der deutschen Befragten, nach mehr Mitarbeiter-bezogener Führung, Klarheit und Anleitung, während sie versuchen, ihren täglichen Aufgaben remote nachzukommen.
Insgesamt zeigten sich die deutschen Arbeitnehmer sehr offen gegenüber Remote Work und verliehen ihrem Verlangen danach verstärkt Ausdruck: 45 Prozent von ihnen zeigten sich frustriert darüber, dass es eine Krise brauchte, damit ihr Unternehmen einen Remote-Ansatz verfolgt. Diese Flexibilitäts-Lücke führte dazu, dass 29 Prozent anfangs nicht davon überzeugt waren, dass ihr Unternehmen den Sprung erfolgreich schaffen würde. Mittlerweile gibt sich die Mehrheit optimistischer: 51 Prozent würden in Zukunft die Balance zwischen Heim- und Büroarbeit finden, 33 Prozent würden sogar lieber komplett von zu Hause aus arbeiten. So sind sogar 40 Prozent der Befragten der Meinung, dass Ihr Team remote besser zusammenarbeitet.
Experience Factors: Die Schlüsselfaktoren des subjektiven Homeoffice-Empfindens
Über die Ergebnisse ergaben sich wichtige Faktoren, die das subjektive Empfinden von Arbeitnehmern während der Corona-bedingten Beschränkungen beeinflussen. Diese lassen sich in drei Kategorien zusammenfassen: Haushaltskomplexität, Rollenkomplexität sowie Netzwerkqualität.
Die Haushaltskomplexität umfasst zum einen die Anzahl und Demographie der Personen, die in einem Haushalt zusammenleben, und zum anderen die häuslichen Pflichten, denen Arbeitnehmer vor, während oder nach ihrer Arbeit nachgehen. Insgesamt sind 44 Prozent der global befragten Teilnehmer mit ihrer Work-Life-Balance zufrieden. Jedoch gaben 54 Prozent der Befragten weltweit zu, dass es angesichts der plötzlichen Umstellungen schwierig für sie war, die Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben zu ziehen. 54 Prozent sind sich sogar einig, dass sie mehr Zeit als sonst damit zubrachten, sich per E-Mail, SMS oder Instant Messaging untereinander abzustimmen, was sich wiederum auf die Zeit auswirkte, die sie normalerweise mit Freunden und Familie verbringen oder Haushaltsaufgaben erledigen.
38 Prozent der Arbeitnehmer, die während der Heimarbeit Kinder betreuen, gaben an, dass sie es als schwierig empfanden, effektiv ihren Tätigkeiten nachzukommen. 44 Prozent erklärten, dass sie während der Beschränkungen über weniger Zeit für persönliche Interessen verfügten.
Die Rollenkomplexität betrachtet sämtliche Arbeitsabläufe und soziale Interaktionen, die zur Ausübung einer bestimmten Rolle notwendig sind. Dieser Schlüsselfaktor beeinflusst vor allem, wie gut sich bestimmte Aufgaben einer Rolle remote umsetzen lassen. In diesem Rahmen fiel besonders auf, dass 42 Prozent der weltweit Befragten zugaben, dass sie im Homeoffice wesentlich mehr Zeit für ihre täglichen Arbeitsaufgaben aufwenden. 27 Prozent geben sogar an, dass sie einen Anstieg ihrer Arbeitsbelastung erlebt haben. Dabei handelt es sich eindeutig um Auswirkungen einer gestiegenen Komplexität, die sich durch Remote Work ergeben hat.
Die Netzwerkqualität fokussiert besonders auf die persönlichen und beruflichen Beziehungen und wie diese zum Gefühl der Zugehörigkeit beitragen. Dabei offenbaren sich deutliche Auswirkungen: Auf globaler Ebene sind sich 40 Prozent der Befragten sicher, dass sich die Qualität ihrer sozialen Interaktionen insgesamt verschlechtert hat. Ein Grund könnte zum Beispiel die Vermischung von Privatem und Beruflichem sein: 31 Prozent zeigten sich besorgt darüber, ihren Kollegen oder externen Partnern via Videokonferenz Einblicke in ihren Wohnbereich und ihr Privatleben zu gewähren.
Vorhang auf für das Team Anywhere Profiles Play
Die ungewohnte Arbeitssituation mitsamt neuer Arbeitsweisen, die sich in den letzten Monaten ausbreiteten, konnten – so vorteilhaft sie für viele Unternehmen und Teams auch sind – für einzelne Individuen negativere Folgen verursachen. Deshalb ist es wichtig für Arbeitgeber, sich regelmäßig einen Überblick über die Verfassung und das Empfinden ihrer Mitarbeiter zu verschaffen.
Auf Grundlage der Erkenntnisse der Studie, insbesondere der Schlüsselfaktoren hat Atlassian sogenannte “Plays” entwickelt. Mit ihrer Hilfe lässt sich individuell ermitteln, welche der identifizierten Schlüsselfaktoren sich am stärksten auf das Empfinden jedes einzelnen Mitarbeiters auswirkt. Eines dieser „Plays“ ist das „Team Anywhere Profiles Play“: Diese Methode ist für Führungskräfte geeignet, die ihre Teams dabei unterstützen wollen, zu verstehen, welche (langfristigen) Auswirkungen der Wandel zu Remote Work bei Einzelnen oder ganzen Teams nach sich zieht.
Jeder Mitarbeiter erhält ein eigenes Profil, auf dem die drei Schlüsselfaktoren jeweils in Quadranten abgebildet sind. In diesem Meeting, auf die Führungskräfte ihr Team vorab vorbereiten sollten, markiert jeder Mitarbeiter seine subjektiven Empfindungen der letzten Woche in einem der entsprechenden Quadranten. Im Anschluss findet eine Feedbackrunde sowie eine Diskussion über die Selbsteinschätzung der Mitarbeiter statt. Dadurch sollen mögliche Handlungsbedarfe bzw. verbesserungswürdige Aspekte aufgedeckt werden, um die allgemeine Gefühlslage und die Verfassung der Mitarbeiter zu optimieren. Dies hilft unter anderem ebenfalls dabei, die Empathie in den Teams zu stärken, da einzelne Teammitglieder nun besser nachvollziehen können, wie es ihren Kollegen mit der Situation ergeht.
Fazit
Die letzten Monate waren wahrscheinlich für niemanden zu hundert Prozent einfach zu bewältigen. Die Studie hat gezeigt, wie Arbeitnehmer weltweit die derzeitige Situation aufnehmen. Außerdem konnten verschiedene Faktoren erarbeitet werden, die sich auf das gesamte Wohlbefinden und das subjektive Empfinden im Hinblick auf Remote Work auswirken können. Für Arbeitgeber gilt es, diese Auswirkungen in ihren eigenen Teams zu identifizieren und auf den Erkenntnissen aufbauend in Aktion zu treten. Dadurch erleichtern sie nicht nur ihren Mitarbeitern, mit der aktuellen Situation besser zurechtzukommen, sondern helfen dabei auch Unternehmen, Praktiken, Instrumente sowie Strategien zu entwickeln, um ihre Mitarbeiter in Zukunft besser zu unterstützen, zumal in Deutschland die Homeoffice SItuation noch länger anhalten wird.
Quellen und Referenzen:
[1]https://3kllhk1ibq34qk6sp3bhtox1-wpengine.netdna-ssl.com/wp-content/uploads/2020/10/reworking-work_atlassian-and-papergiant.pdf
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