Bitcoin, Ether, Ripple – Es gibt inzwischen eine Reihe von bewährten Kryptowährungen und rund ein Drittel (32 Prozent) der Deutschen könnte sich vorstellen, in Zukunft in Kryptowährungen zu investieren. Das geht aus einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Bitkom hervor. Allerdings führen zahlreiche Skandale auch zu Unmut in diesem Bereich. 74 Prozent haben durch den jüngsten FTX-Skandal das Vertrauen in Kryptowährungen verloren und 73 Prozent fordern eine stärkere Regulierung in Deutschland und der EU. Auch die Angst vor Betrug ist nach wie vor hoch (70 Prozent).
Da wir uns in eine neue Phase der Digitalisierung begeben, ist eine gesunde Skepsis der Anleger und Investoren ganz natürlich. Die öffentliche Wahrnehmung kann aber der Anstoß für die Einführung höherer Sicherheitsstandards sein, die diesem neuen Ökosystem letztendlich zugutekommen.
Die Unsicherheit auf den neuen digitalen Marktplätzen ist nicht ganz unbegründet. Hacker konnten im Jahr 2022 über 3,5 Milliarden US-Dollar in Kryptowerten erbeuten. Um digitale Vermögenswerte besser zu schützen und Anlegern mehr Sicherheit zu bieten, müssen Gesetzgeber, Regulierungsbehörden und Krypto-Plattformen gemeinsame Regeln und Praktiken verabschieden. Diese sollten die Sicherheit der Anleger in allen Ländern bestmöglich gewährleisten und gleichzeitig Innovationen fördern. Ein Flickenteppich aus Regelungen, der einzelne Länder zu Krypto-Hubs macht, ist nicht zielführend. Alle Marktteilnehmer müssen bereit sein, diese Regelungen durchzusetzen. Obwohl solche Aussagen über Verantwortlichkeiten, Haftung und Sicherheit für manche fast schon nach einem Klischee klingen, darf ihre Bedeutung für die Sicherheit von Krypto-Transaktionen nicht unterschätzt werden.
Kampf gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung
Die bestehenden Vorschriften der europäischen Geldwäscherichtlinien und der nationalen Gesetze sollen durch zusätzliche Vorschriften im Rahmen der Verordnung Markets in Crypto Assets (MiCA) und der europäischen Verordnung zum Geldtransfer (Transfer of Funds Regulation, TFR) weiter verschärft werden. Das Europäische Parlament plant die finale Abstimmung und die damit einhergehende Verabschiedung der MiCA-Verordnung im April 2023 . Diese soll einen harmonisierten Rechtsrahmen für Krypto-Vermögenswerte auf EU-Ebene schaffen. Die EU hat zudem eine Vereinbarung auf Basis der europäischen Verordnung zum Geldtransfer (Transfer of Funds, TFR) veröffentlicht, die für mehr Transparenz bei Krypto-Asset-Übertragungen sorgen soll. Vorgesehen ist, dass die TFR auch für Krypto-Vermögenswerte gilt und beim Transfer eine Identifizierung beider Parteien erfordert. Diese neuen Gesetze führen ein EU-weites Lizenzierungssystem für Krypto-Wallets und Plattform ein. Wallet-Anbieter sind damit verpflichtet, die Identität ihrer Kunden über Grenzen hinweg zu überprüfen, um Geldwäsche und kriminelle Aktivitäten zu bekämpfen.
Die erweiterte TFR ist eine Reaktion auf die Zunahme von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung durch Krypto-Vermögenswerte, die sich bislang anonym übertragen lassen. Weder Käufer noch Verkäufer sind offiziell bekannt – ideale Voraussetzungen für den Schwarzmarkthandel. Mit der neuen TFR haben die Aufsichtsbehörden eine Dokumentationspflicht für Käufer und Verkäufer bei jeder Transaktion. Dadurch sollen sich Geldwäschetransfers und Fälle von Terrorismusfinanzierung schneller aufdecken lassen.
Know-Your-Customer auch beim Transfer von Krypto-Werten
Zusätzlich sind Crypto Asset Service Provider (CASP) dazu angehalten, bei jeder Transaktion die Quelle und den Empfänger der Krypto-Assets mittels einer Know-Your-Customer-Prüfung (KYC) zu sammeln und zu speichern. Diese Informationen müssen sie auf Anfrage auch den zuständigen Aufsichtsbehörden zur Verfügung stellen. Die geforderte Identifizierung von Käufer und Verkäufer soll bei den Anlegern für mehr Transparenz und Nachvollziehbarkeit sorgen. Dies ist jedoch gleichzeitig ein Bereich, in dem strenge Sicherheitsregeln gelten müssen, um die gespeicherten Daten zu schützen.
Damit erhöht die erweiterte TFR die Sicherheit beim Krypto-Asset-Transfer, dessen bisherige Anonymität von Betrügern ausgenutzt werden konnte. Die Aufsichtsbehörden können nicht nur den Austausch von Krypto-Werten überwachen, sondern auch dezentrale Transaktionen, bei denen der Transfer zwischen einem zentralen Dienstleister und einem selbst-gehosteten Wallet stattfindet.
Für private selbst-gehostete Wallets und Person-zu-Person-Überweisungen soll die erweiterte TFR nicht gelten. Auch NFTs (non-fungible Token), die vor allem in der Kunstszene zum Einsatz kommen, aber auch in vielen anderen Bereichen an Popularität gewinnen, sind von der Identifizierung von Käufer und Verkäufer bislang ausgenommen. Die Europäische Kommission prüft jedoch, ob bestimmte NFTs in Zukunft ebenfalls unter die neue Regulierung fallen.
Mehr Anleger für Krypto-Assets begeistern
Experten erwarten darüber hinaus, dass sich durch eine stärkere Regulierung und Anlegersicherheit mehr Betreiber und Nutzer für den Krypto-Markt begeistern lassen.
Laut der Bitkom-Studie sind derzeit 36 Prozent der Deutschen der Überzeugung, dass sich Kryptowährungen als langfristige Geldanlage eignen. Diese Zahl ist im Vergleich zu herkömmlichen Geldanlagen noch ausbaufähig. Gründe für die Zurückhaltung können Risikoaversionen und fehlendes Wissen rund um Krypto-Assets und Technologien wie der Blockchain sein – 57 Prozent geben an, dass ihnen Kryptowährungen zu kompliziert seien. Mehr Transparenz und Regulierung könnten entgegensteuern.
MiCA: einheitliche europäische Regeln für Crypto Asset Service Provider
Neben der Ausweitung der TFR spielt auch die MiCA-Verordnung eine wichtige Rolle. Sie umfasst konkret Regeln für die Ausgabe, die Zulassung zum Handel und den Betrieb von Krypto-Vermögenswerten. Außerdem enthält sie Anforderungen an CASPs, Börsen, Depotbanken sowie an Emittenten von Initial Coin Offerings (ICOs) – dem Äquivalent von Unternehmensaktien auf dem Kryptomarkt – für die Veräußerung, die Zulassung und den Betrieb von Krypto-Assets und -Dienstleistungen. Auch nicht in Europa ansässige CASPs müssen sich an diese Verordnung halten, wenn sie ihre Assets in der EU anbieten. Das sorgt für mehr regulatorische Klarheit auf Seiten der CASPs, aber auch für ein höheres Maß an Anlegerschutz und Finanzstabilität. Da MiCA auf EU-Ebene gelten soll, ermöglicht die Verordnung zudem eine bessere Zusammenarbeit im Rahmen der Europäischen Blockchain-Partnerschaft (EBP) speziell im Bereich der Blockchain-Technologie. Sie dient künftig als Forum für Diskussionen und den Austausch von Best Practices.
Die Zukunft der Krypto-Regulierung und Best Practices
Viele Anleger wurden in den letzten Monaten von den Nachrichten aus den Krypto-Märkten abgeschreckt. Milliardenverluste durch Hackerangriffe verunsichern den Markt. Umso wichtiger sind gerade jetzt Verordnungen wie MiCA und TFR, die Regelungen und Vorschriften in den bisher weitestgehend unregulierten Krypto-Markt einführen. Auch die Krypto-Industrie selbst befürwortet diese Entwicklung auf EU-Ebene, da sie mehr Klarheit in die regulatorische Landschaft bringt und die Anleger besser vor finanziellen Verlusten schützt.
Allerdings sollte ebenfalls angemerkt werden, dass es Krypto-Plattformen und Dienstleistern in diesem Markt nicht verboten ist, selbst strengere Regelungen einzuführen, die sowohl den Interessen der Anleger als auch der Branche selbst dienen könnten. Während die Branche weiter reift, werden die schwächeren, weniger verantwortungsbewussten Teile des Ökosystems unweigerlich verschwinden. Um das zusätzlich zu fördern, könnte die Branche ihre Probleme selbst in Angriff nehmen, ohne auf korrigierende und potenziell strenge Vorgaben vonseiten der Regulierungsbehörden zu warten. Wir befinden uns noch in den Anfängen von Krypto, Web3 und Blockchain und diese Begriffe setzen sich erst langsam in der breiten Öffentlichkeit durch. Daher haben die Anbieter in diesem Bereich aktuell eine echte Chance, das Vertrauen der Verbraucher zu stärken und die Akzeptanz dieser digitalen Vermögenswerte zu erhöhen.
Interessant wird sein, wie sich die Regelungen und Praktiken für Krypto-Assets in den nächsten Jahren weiterentwickeln. MiCA bedarf noch der finalen Zustimmung des Europäischen Parlaments und der Zustimmung des Europäischen Rates, bevor die Verordnung voraussichtlich bis 2024 in Kraft tritt. Auch die Aktualisierung der TFR wird erst im Laufe des Jahres als Teil eines größeren Pakets der fünften AML-Richtlinie (AMLD5) erwartet. Krypto-Provider sollten sich in jedem Fall über die anstehenden Regularien informieren, um die Einhaltung der Verordnungen bis zum Inkrafttreten umsetzen und einhalten zu können.
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