KI & Prozessintelligenz: Die Erfolgsformel für Unternehmen

Von   Manuel Haug   |  Field CTO   |  Celonis
12. April 2024

Auch, wenn erst vergleichsweise wenige Unternehmen KI in größerem Umfang operativ einsetzen, ist bereits heute klar, dass sie die Art und Weise, wie wir arbeiten, verändern wird – fundamental und in einem noch nie dagewesenen Tempo.  Immer mehr Unternehmen erkennen das Potenzial der neuen Technologie und versprechen sich durch ihren Einsatz eine gesteigerte Produktivität, Zufriedenheit und Kreativität ihrer Mitarbeitenden. Entsprechend suchen Firmen nach Wegen, KI-Tools in ihre Arbeitsabläufe zu integrieren, um diese auf ein neues Level zu heben. Laut einer unabhängigen Studie unter 1.200 Führungskräften weltweit, setzen bereits 89 Prozent der Unternehmen KI aktiv ein. Doch bis die Technologie ihr ganzes Potenzial ausspielen kann, gibt es noch einige Hürden zu überwinden: 72 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass vor allem mangelhafte Prozesse die erfolgreiche Nutzung von KI in den nächsten zwei Jahren bremsen könnten (The 2023 Process Optimization Report). Für viele ist (noch) nicht klar, wie sie einen echten Mehrwert aus KI ziehen können.

Zwischen Wunsch und Realität

KI-Tools sollen in der Lage sein, sinnvolle und kohärente Antworten zu generieren. Sie sollen repetitive Aufgaben automatisieren und dadurch die Effizienz steigern, Daten analysieren, Muster erkennen, fundierte Entscheidungen treffen, Lieferketten optimieren, frühzeitig Fehler erkennen und die Qualität allgemein verbessern. Sie sollen Innovationen vorantreiben, Sicherheitsrisiken minimieren und Kosten senken. Doch die betriebliche Realität sieht oft anders aus: Zwar sind Daten meist in Hülle und Fülle vorhanden – doch liegen sie verteilt in vielen verschiedenen Silos. Gefragt sind daher Lösungen, die die bislang separierten Daten zusammenführen und analysieren. Denn nur dies ermöglicht es, End-to-End-Prozesse umfassend zu verstehen und einen Digitalen Zwilling einer Organisation zu erstellen. Die Lösung lautet Prozessintelligenz. Prozessintelligenz weiß, wie Unternehmen wirklich funktionieren. Wie Prozesse interagieren und sich gegenseitig beeinflussen – in jeder Abteilung, in jedem System.

Das fehlende Teil im KI-Puzzle

Damit Prozessintelligenz wirklich intelligent wird, benötigt sie fundiertes Wissen über moderne Geschäftsabläufe. Eine durchgängige Prozessdatenbasis kann also dabei unterstützen, das volle Potenzial von KI auszuschöpfen. Hier kommt Process Mining ins Spiel – eine Art Röntgengerät für Prozesse. Führende Unternehmen weltweit setzen Process Mining seit Jahren erfolgreich ein, um ihre Abläufe zu optimieren, ihre Effizienz zu steigern, schnell Mehrwert zu realisieren – und so der Konkurrenz immer einen Schritt voraus zu sein. Beim herkömmlichen Process Mining war es bislang meist nicht möglich, Prozesszusammenhänge unternehmensweit zu überblicken und übergreifend zu verstehen. Einzelne Arbeitsschritte und Prozesse wurden nur isoliert betrachtet. Hier schafft die neueste Generation der Prozessoptimierung Abhilfe: Object-Centric Process Mining (OCPM).

Statt fallzentrierter Ereignisdaten, wie beim traditionellen Process Mining, werden hier objektzentrierte Ereignisdaten verwendet. Damit deckt OCPM das Zusammenspiel aller einzelnen Objekte innerhalb eines Prozesses auf, beispielsweise bei Bestellungen, Lieferungen und Rechnungen. Dadurch lassen sich alle Interaktionen und Zusammenhänge abbilden und Prozesse realitätsnäher visualisieren, analysieren und verbessern. So kann OCPM den Charakter von Geschäftsprozessen genauer widerspiegeln – und Anwender gewinnen erstmals einen vollständigen Überblick über ihre Prozesse und wie diese sich gegenseitig beeinflussen.

Prozesse verstehen, Potenziale freisetzen

Durch den Einsatz von OCPM und der daraus resultierenden Prozessintelligenz werden Unternehmen befähigt, ihre Geschäftsprozesse noch besser zu verstehen, datengestützte Entscheidungen zu treffen und die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, um Mehrwert zu schaffen. Sei es, indem die Technologie Materialplanern optimale Durchlaufzeiten vorschlägt, doppelte Rechnungen in der Buchhaltung verhindert oder für effizientere Abläufe in der Lieferkette sorgt und schnelle Reaktionen auf veränderte Rahmenbedingungen oder akute Störungen ermöglicht. Die Qualität der Unternehmensprozesse hat aber nicht nur Auswirkungen auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Ressourceneffizienz von Unternehmen, sie ist auch ausschlaggebend für den erfolgreichen Einsatz von Zukunftstechnologien wie KI. Wird Künstliche Intelligenz mit den Daten und dem Wissen gefüttert, das hinter all diesen Prozessen steckt, kann sie deren Kontext begreifen. Dieses Verständnis ist die Grundlage für valide Ergebnisse und letztendlich die erfolgreiche Integration von KI-Tools in den Geschäftsablauf. Erst dadurch können sie das Erreichen von Geschäftszielen aktiv unterstützen und einen echten Wettbewerbsvorteil generieren. Ob es um eine vorausschauende Wartung einzelner Maschinen, die Automatisierung monotoner Aufgaben bei der Rechnungsstellung, das Screening von Lebensläufen im Recruiting, die Optimierung von Lieferketten durch Vorhersagemodelle oder die Identifikation neuer Geschäftsmöglichkeiten geht – die Einsatzmöglichkeiten von KI sind vielfältig.

Die Übersetzungshilfe für KI

Unternehmen auf der ganzen Welt arbeiten daran, ihre KI-Kompetenzen zu erweitern. Aber ohne Prozessintelligenz gibt es zwischen KI und Unternehmen Verständigungsprobleme. Erst die Integration von Prozessintelligenz ermöglicht es Unternehmen, eine gemeinsame Sprache mit KI zu sprechen. Dies gilt insbesondere für die derzeit omnipräsenten Large Language Models (LLMs). Das einheitliche Datenmodell moderner Process-Mining-Plattformen stellt den LLMs einen einzigartigen Datenpool zur Verfügung, der sie in die Lage versetzt, deutlich bessere und valide Ergebnisse zu erzielen. Die KI erhält Einblicke in detaillierte Prozessdaten und wird für das jeweilige Unternehmen trainiert.

Über einfach zu bedienende Chat-Interfaces können selbst Anwender ohne technisches Know-how Fragen zu ihren Prozessen stellen: Wo hakt es in meinem Accounts-Payable-Prozess? Wie kann ich mein Ziel erreichen? Dieser Dialog zwischen Mensch und KI wird durch Large Language Models (LLMs) ermöglicht, die die Prozessinformationen aus OCPM in eine nicht-technische Sprache übersetzen. Dabei generieren LLMs den Inhalt der Antwort nicht selbst, sondern übertragen lediglich die Ergebnisse der Software in eine allgemeinverständliche Sprache und andersherum. LLMs werden zum Dolmetscher zwischen KI, Unternehmen und Mitarbeitenden. So können LLMs dabei unterstützen, neue Wertschöpfungsmöglichkeiten im gesamten Unternehmen zu identifizieren und diesen Prozess vereinfachen und beschleunigen.

Erfolgsgarant im digitalen Zeitalter

Der unaufhaltsame Aufstieg der Künstlichen Intelligenz im Geschäftsleben ist nicht zu übersehen. Unternehmen weltweit setzen auf ihre transformative Kraft, um Arbeitsweisen zu revolutionieren und bisher unerreichte Potenziale zu erschließen. Der Weg zu einer nahtlosen Integration von KI in den Unternehmensalltag birgt jedoch Herausforderungen. Herausforderungen, die sich mit Object-Centric Process Mining und der daraus resultierenden Prozessintelligenz lösen lassen. Mit dem Einsatz dieser Game-Changer eröffnet sich ein Universum voller Möglichkeiten. Denn eins ist klar: Die Zukunft liegt in der intelligenten Symbiose von Prozessintelligenz und KI. Nur gemeinsam können sie Unternehmen zu langfristigem wirtschaftlichem Erfolg verhelfen.

Manuel Haug ist Field CTO bei Celonis, dem Marktführer im Bereich Process Mining. In dieser Funktion verantwortet er die übergreifende Produktstrategie, leitet die Entwicklung der Softwarearchitektur und beaufsichtigt verschiedene Kernbereiche, u.a. Machine Learning, KI und Process Mining.

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