Ausbau des deutschen Abonnementmarktes durch Kollaboration

Abonnenten von Streaming-Angeboten sind zunehmen frustriert über die Inflexibilität, die Redundanz und die hohen Kosten dieser Angebote. Die entstandene Abonnementmüdigkeit ist ein unnötiges Hindernis für die weitere Ausschöpfung des Marktpotenzials. Durch eine Kollaboration von Telekommunikationsunternehmen, Service-Provider und Content-Provider für die Schaffung von Super-Bundlings lassen sich die Hindernisse überwinden.
Von   Giles Tongue   |  Vice President Marketing of Bango   |  Bango.net Limited
18. September 2024

Der Wert des Abonnementmarktes für Video- und Musikstreaming, Spieleplattformen und Online-Shopping-Kanäle wird von 593 Milliarden im Jahr 2024 auf fast 1 Billion im Jahr 2028 steigen (Juniper Research 2024). Laut einer neuen Studie von Bango geben die Abonnenten in Deutschland 684 EUR pro Jahr oder 57 EUR pro Monat für durchschnittlich 3,3 Abonnements (Abos) pro Person aus. Die Studie basiert auf einer Befragung von 5.000 Abonnenten, aufgeteilt in 1.000 Abonnenten in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien.

Die zunehmende Zahl von Abo-Diensten, die steigenden Kosten und die Komplexität der Verwaltung mehrerer Abonnements haben zu einer Abonnementmüdigkeit geführt. Infolgedessen haben 32 Prozent der Abonnenten den Überblick über ihre Abo-Kosten verloren. Darüber hinaus sehen sich 53 Prozent nicht in der Lage, die von ihnen gewünschten Abos zu bezahlen. Folglich haben 30 Prozent der Abonnenten ein Abo nach einer Preiserhöhung gekündigt. Die Abonnenten sind zunehmend frustriert über die Inflexibilität, die Redundanz und die mit diesen Diensten verbundenen Gesamtkosten.

 

Die Wünsche der Abonnenten sind die Wegweiser für die Branche

Die Frustrationsauslöser sind unnötige Hindernisse für die weitere Ausschöpfung des Marktpotenzials. Es liegt auf der Hand, dass Content-Provider und Reseller wie Telekommunikationsunternehmen (TK-Unternehmen) neue Wege beschreiten müssen, wenn sie die Marktchancen nutzen wollen. Den Weg dorthin haben die Abonnenten vorgegeben. Über 50 Prozent wünschen sich eine App oder eine All-in-One-Plattform, über die sie alle Abonnements zentral verwalten und bezahlen können. Sie haben zudem konkrete Erwartungen an diese Plattform:

– 50 Prozent wollen alle Abos über eine monatliche Rechnung bezahlen.
– 31 Prozent wollen die Zahlungsdaten für alle Kanäle aktualisieren können.
– 45 Prozent wünschen sich die Möglichkeit, Abos zu pausieren.
– 34 Prozent wollen die Laufzeit des Abos jederzeit ändern können.
– 22 Prozent wollen ohne Einschränkung zwischen Premium- und werbefinanzierten Angeboten wechseln können.
– 32 Prozent wollen die besten Angebote und Preise zentral berechnen können.

 

All-in-One-Abo-Plattformen mit Angeboten verschiedener Abo-Bündel, das so genannte Super-Bundling, würden dem Abo-Markt neuen Schwung verleihen. Denn wenn es sie gäbe, dann würden

– 47 Prozent der Abonnenten mehr Abos abschließen,
– 54 Prozent mehr Zeit mit der Nutzung ihrer Abos verbringen,
– 67 Prozent eine größere Markentreue entwickeln

und alle würden insgesamt mehr Geld ausgeben.

 

Tatsächlich würden 46 Prozent ihren derzeitigen Fernseh-/Breitband-/Mobilfunkanbieter verlassen, wenn ein Super Bundling anderswo verfügbar wäre. Die Abonnenten erwarten Bündelungsangebote vor allem von TK-Unternehmen (50 Prozent), weniger von TV-/Kabel- (29 Prozent) oder Breitbandanbietern (26 Prozent). Das liegt daran, dass sie diese Angebote über alle Geräte, also Internet-TV, Smartphone oder Tablet, konsumieren und die Abrechnung der Bundlings über die TK-Rechnung erhalten wollen. 38 Prozent würden sogar eine höhere Rechnung bezahlen, wenn ein Paket mit beliebten Abos automatisch enthalten wäre. Wären die Abos im Preis inbegriffen, wären 35 Prozent der Teilnehmer bereit, mehr als 25 Prozent mehr für ihre Mobilfunkrechnung zu bezahlen.

Rund 20 Prozent der Abonnenten schließen ihre Abos ausschließlich über indirekte Kanäle wie TK-Unternehmen ab. Die meisten von ihnen melden sich direkt bei den Content-Providern an, da es in der Regel keine Alternativen gibt. Neue Trends zeigen jedoch, dass die ersten TK-Unternehmen das Mehrwert-Potenzial erkennen und kleinere Abo-Pakete anbieten, wie zum Beispiel Magenta TV in Deutschland. Derzeit werden bis zu 20 Prozent aller SVoD-Abonnements (Subscription Video-on-Demand) über TK-Unternehmen verkauft, was unter den derzeitigen Bedingungen bis 2028 langsam auf etwa 25 Prozent ansteigen wird.

 

Super Bundling – entstanden durch die Zusammenarbeit dreier Parteien

Super-Bundling findet in Content-Hubs statt und umfasst buchbare Kanäle oder Pakete verschiedener Art. Dazu gehören SVOD (Filme, TV), SportsSVOD, Einzelhandel/Einkaufen, Spiele und Bildung. Aber auch Sport, Fitness & Gesundheit, Lifestyle, Lebensmittellieferungen, Transport, Produktivität, Sicherheit & VPN und sogar White-Label-Abonnements.

Das Aufkommen der Super-Bundlings verändert die Abo-Landschaft nachhaltig. Sie ermöglichen All-in-One-Abo-Plattformen, bei denen die Abonnenten alle ihre Abos an einem Ort bezahlen und verwalten können. Es bietet den Verbrauchern Flexibilität, Transparenz und eine zentrale Kontrolle über ihre Abonnements. Dies kommt nicht nur den Verbrauchern zugute, sondern auch den Content-Providern und den TK-Unternehmen, wodurch eine Win-Win-Win-Situation für alle Beteiligten entsteht.

 

Bei der Zusammenarbeit hat jede der beteiligten Parteien eine spezifische Aufgabe:

– Das TK-Unternehmen bietet den Kunden seine Plattform und App an und den Content-Providern Zugang zu seinem Kundenstamm für gemeinsame Marketingmaßnahmen.
– Ein Service-Provider fungiert als Dienstleister und stellt mit seiner SaaS-Lösung ein zentrales Bindeglied zwischen TK- und Content-Anbietern dar. Das beschleunigt die Markteinführung und senkt die Betriebskosten, da Content-Provider und TK-Unternehmen keine individuellen Integrationen einrichten müssen. Der Service-Provider ermöglicht den nahtlosen Zugang zu mehreren Content-Anbietern, verwaltet Marketingkanäle und -pakete und wickelt bei Bedarf Zahlungen ab – alles diskret im Hintergrund, um die Zusammenarbeit zwischen TK-Unternehmen und Content-Provider zu fördern.
– Der Content-Provider liefert die gewünschten Inhalte an den Verbraucher.

Durch Super Bundling erhalten Content-Anbieter sofortigen Zugang zu einem vorgefertigten Vertriebs-, Marketing- und Abrechnungsnetzwerk, das von TK-Unternehmen und anderen Kanälen auf der ganzen Welt angeboten wird. Dieser schlanke Ansatz unterstützt verschiedene Geschäftsmodelle und gewährleistet einen raschen Markteintritt bei minimaler Integrationskomplexität.

 

Laut einer weiteren von Bango durchgeführten Studie sind dies die wichtigsten Prioritäten für TK-Unternehmen bei der Einführung von Super Bundling:

– 68 Prozent wollen neue Einnahmequellen erschließen – Super Bundling wird zu neuen Kunden und Upselling-Möglichkeiten führen, um bestehende Kunden zu gewinnen und zu binden.
– 65 Prozent erwarten mehr Engagement und einen verbesserten Net Promoter Score (NPS) – weil ihre Plattform den Kunden einen Grund gibt, häufig zu interagieren und sich mit den Möglichkeiten zu beschäftigen.
– 64 Prozent sehen eine bessere und leichter zugängliche Kundenakquise, indem sie mehr und mehr neue Pakete anbieten – durch Angebote, die über Video- und Musikstreaming und Werbeaktionen hinausgehen.
– 38 Prozent wollen mit Bundlings die Kundenbindung erhöhen – durch ein breites Angebot an Diensten, das jederzeit angepasst werden kann, flexibles Handeln ermöglicht und preislich günstiger ist als ein Einzelangebote (Direct-to-Consumer-Dienste). Dies führt zu einer höheren Zufriedenheit und stärkt die Kundenbindung.

Darüber hinaus müssen sich die TK nicht mit langwierigen technischen Implementierungen wie Abo-Verwaltung und Zahlungsabwicklung befassen, da der Diensteanbieter dies realisiert. Ohne sie würde die Einführung eines Streaming-Marktplatzes und die Integration verschiedener Dienste Monate, wenn nicht Jahre dauern.

 

Ein Super-Bundling bieten auch Content-Providern neue Möglichkeiten:

– Sie können es als Vertriebskanal nutzen, um neue Kunden zu erreichen.
– Gebündelte Content-Produkte verringern die Kundenabwanderung, was zu stabileren Geschäftsergebnissen und einer besseren Planung der weiteren Geschäftsentwicklung führt.
– Gemeinsame Vermarktungsaktivitäten von Content-Providern und TK-Unternehmen ermöglichen Einführungsangebote, eine bessere Zielgruppenansprache, die Erstellung attraktiver Bundling-Produkte und reduzieren die Kosten für die Kundengewinnung.
– Eine Gesamtrechnung, beispielsweise als Teil der Mobiltelefonrechnung, bietet den Verbrauchern ein besseres Zahlungserlebnis (Einfachheit, Übersicht) und erhöht die Kundenzufriedenheit.
– Sie erhalten sofort Zugang zu Millionen von potenziellen Kunden – und das alles zum Preis einer einfachen Integration. Durch die Einbindung in das Super-Bundling können Content-Provider nicht nur von dieser Reichweite profitieren, sondern auch von der Verbindung mit der enormen Marketingkraft bekannter TK-Marken.

 

Wenn Unternehmen bereit sind, ihre Grenzen zu öffnen, den digitalen Austausch zu ermöglichen und Kollaborationen wie ein Super Bundling zuzulassen, werden sich schnell neue Geschäftsmöglichkeiten ergeben, von denen alle Parteien profitieren können. In der Abo-Wirtschaft zielt die jüngste Form der Zusammenarbeit darauf ab, durch Super Bundling einen Billionen-Dollar-Markt zu erweitern. Sie schafft eine hohe Zufriedenheit unter allen Beteiligten: bei den Abonnenten, weil sie die Kontrolle und Flexibilität zurückgewinnen und in den Genuss eines breiteren Angebots kommen; bei den TK-Unternehmen, weil sie zusätzliches Geschäft generieren können und eine hohe Kundenzufriedenheit erreichen; bei den Content-Providern, weil sie durch die TK-Unternehmen neue Kunden erreichen und ein viel stabileres Geschäft erhalten; bei dem Service-Provider, der von neuen Kunden und einer langfristigen Zusammenarbeit profitiert.

Giles Tongue ist Vice President of Marketing bei Bango und konzentriert sich auf die Digital Vending Machine®, ein B2B-SaaS-Produkt, das Super-Bundling von Abonnement-Inhalten ermöglicht. Mit mehr als 20 Jahren Erfahrung im Marketing verfügt er über umfassende Kenntnisse in den Bereichen FMCG, Unterhaltungselektronik und KI-Startups und war in verschiedenen Positionen bei Unternehmen wie Unilever und tech21 tätig.

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