Image Copyright: Dr. Leon Tsvasman

Auf dem Weg zur Sapiokratie: Der Grundriss einer radikal ethischen Innovationsgesellschaft

Ausgehend von einer konsequenten erkenntnispraktischen Begründung der Potenzialethik will diese kybernetisch inspirierte Untersuchung eine Vision des subjektzentrierten Zivilisationsdesigns als selbstregulierende biosoziotechnische Ermöglichungsinfrastruktur erarbeiten. Ihr wirtschaftlicher Metabolismus soll auf radikaler Innovation und ihre implizite Governance – auf Intersubjektivität zwischen Mensch und KI basieren. Viabel, skalierbar, nachhaltig und widerstandsfähig, entspräche diese einer größtmöglichen Vielfalt an menschlichen Lebensentwürfen und einem machtfreien wie nachhaltigen Lebensumfeld. Die skizzierten Überlegungen setzen eine „langsame Rezeption“ voraus, die von der Bereitschaft zum reflektierten Mitdenken profitieren würde.
Von   Leon TSVASMAN, Dr.phil/PhD   |  Hochschuldozent   |  Dr. Tsvasman Academic Consulting
23. November 2022

Based on the consistent epistemological justification of potential ethics, this conceptual investigation draft aims to develop a vision of subject-centered humanistic civilization design as a self-regulating biosociotechnical enabling infrastructure. Its economic metabolism is based on radical innovation and its implicit governance – on intersubjectivity between humans and AI. Viable, scalable, sustainable, and resilient, this would correspond to the greatest possible variety of human life plans and a power-free and sustainable living environment. The considerations outlined here presuppose a „slow reception“, which would benefit from the willingness to reflect and think along.

Keywords: cybernetics, epistemology, digital transformation, governance, Sapiocracy, civilization design, ethics, topicality, potential, artificial intelligence, digitization, future, strategy, research, visioning, slow reding.

Wie die reale Komplexität eine verzerrte Wirklichkeit „gefährdet“

Wir scheinen in unserer Aktualität festzustecken. Ob, wie früher, überwiegend analog und komplexitätsreduziert – also wesentlich verkürzt, oder zunehmend digital und komplexer, ist unsere Wirklichkeit nicht so „real“, wie wir sie uns gerne einbilden. Trotzdem ist darin etwas Zusammenhängendes für unser „Hier und Jetzt“ verantwortlich, und weder Philosophen, die sich dem inspirativen und eher komplexitätsoffenen Wissen verpflichten, noch etwa Quantenphysiker als VertreterInnen des der Validität verpflichtenden Logos [1], sind in dieser Frage weitergekommen, den relevanten Zusammenhang auf den Punkt zu bringen. Der vermutete und gesuchte Zusammenhang ist allerdings wesentlich, denn er macht im Endeffekt das aus, was wir eine Erkenntnis nennen, welche nicht nur unsere Überlebens-Technologien sichert, sondern auch die Widerstandsfähigkeit unserer gemeinsamen Lebenswelt mit dem bewussten Blick in die Zukunft stärkt. Und ich meine nicht die von der theoretischen Physik gesuchte Theory of Everything [2], die mathematisch begründet werden soll, wobei Mathematik selbst mit symbolisch verkürzten Wahrheiten wie etwa Zahlen [3] arbeitet. 

Eins kann aber jeder von uns als Beobachter mit Gewissheit behaupten: Trotz der bedingt erfolgreichen menschlichen Überlebensgeschichte ist unsere gewohnte überwiegend naive und somit halbwegs verlässliche Wirklichkeit kausaler Zusammenhänge, linearer Zeit und gerader Kommunikation immer noch eine Komfortzone reduzierter Komplexität, die wir intersubjektiv durch unser gemeinsames Handeln mittels Versuchs und Irrtums konstruieren.

Diese erkenntnispraktische Bemerkung reicht wohl, um darauf hinzuweisen, dass unsere gemeinsame Empathiegrundlage wissensrelevant ist, was die Einheit des Bewusstseins zur Voraussetzung macht, um gemeinsam handeln zu können. Es ist wahrscheinlich zu simpel oder nicht spektakulär genug, dass Denkende dazu neigen, diese bemerkenswerte Tatsache für selbstverständlich zu halten. Auch in diesem Moment: Man geht still davon aus, dass man aufmerksam sein kann. Die Aufmerksamkeit ist jedoch keine Selbstverständlichkeit, sondern vielmehr eine evolutionäre Errungenschaft, die Intersubjektivität ermöglicht, welche zu unserem universellen Überlebenswerkzeug geworden ist. Die zutiefst menschliche kulturübergreifende Sehnsucht nach vollkommener Intersubjektivität äußert sich in Phänomenen wie Musik, Dichtung und Tanz. Dabei geht die emanzipatorische Entfaltung der Subjektivität als einzig konsistenten Erlebens- und Erkenntniszustands entlang der Ermöglichung der umfassenden, also wesentlich nicht-kommunikativen, postlogischen und nicht-ausschließenden Intersubjektivität auf. Als eine emanzipatorische Orientierung und eine Sehnsucht ermöglicht Intersubjektivität kommunikative Werkzeuge und Regelwerke (vor allem Sprachen und ihre logischen Infrastrukturen), mit welchen wir gemeinsam handeln und jene gemeinsame Komfortzone herstellen und aufrechterhalten können, die wir „die Welt“ oder – in einer technisch konnotierten Formulierung – Zivilisation nennen.

Was sich nicht selbst reguliert (natürliche Autopoiese [4]), unterliegt der Kontrolle durch eine Intelligenz (Allopoiese). Das Equilibrium zwischen natürlicher Selbstregulation und menschlicher Kontrolle macht unsere Zivilisation aus, und prägt alle ihre Systeme, die mit Governance, Bildung, Gesundheit etc. einhergehen. Dabei machen Relevanzen, die der Kontrolle mittels menschlicher Aufmerksamkeit unterliegen, unsere gemeinsame Aktualität aus, und Medien sind Austragungsorte der Relevanz. Unsere Aufmerksamkeit ist wertvoll als die wichtigste Ressource der Aktualität, aber auch kostbar, weil Sie unsere Lebensenergie beansprucht. Die meisten Jobs, die wir aktuell erfüllen, haben mit dieser bis jetzt noch steigernden Kontrollnotwendigkeit zu tun. Der implizite Hauptkonflikt der Aktualität besteht in der Frage, was man kontrollieren kann und soll, und was der Selbstregulation überlassen werden kann. Je mehr Allopoiese wir produzieren, desto weniger Aufmerksamkeit bleibt unserer eigenen körperlichen Selbstregulation (Gesundheit) und unserer Selbstentfaltung (Bildung), und aktuell wird es kritisch. Entweder versklaven wir uns weiter und dienen unserer eigenen Technik, die ursprünglich als eine Ermöglichungsinfrastruktur entstand, die uns bei unserer körperlichen Selbstregulation (Gesundheitssysteme) und unserer Selbstentfaltung (Bildungssysteme) helfen sollte. Oder wir entlassen die soziotechnischen Infrastrukturen in die Selbständigkeit, indem wir eine technische Intelligenz hervorrufen, die die Kontrolle über die Ermöglichungsinfrastrukturen selbst übernimmt. Digitale Transformation ist ein solcher Weg, und Künstliche Intelligenz ist die entsprechende Hilfsintelligenz. Intuitiv haben wir Angst von KI, weil es eine höchst effiziente Intelligenz sein wird, und Intelligenz ist zum Kontrollieren da. Aber KI soll nicht uns kontrollieren, sondern die Technik (Allopoiese), um uns von der Kontrolle über die Allopoiese befreien, damit wir unsere Aufmerksamkeit effektiver der eigenen Autopoiese widmen können. Der Konflikt zwischen der redundanten (analogen) Aktualität erster Ordnung und der entzerrenden Potenzialität zweiter Ordnung („Progress“) eskaliert, weil die gebundene Aufmerksamkeit Kräften imponiert, die ihre eigene Autopoiese den Redundanzen verdanken. So verhindern die vermeintlichen Profiteure der analogen Aktualität jene Potenziale der Autopoiese zweiter Ordnung, indem sie auf dem „verschwenderischen“ Modus der analogen Aktualität verharren, der immer mehr Redundanzen und Verzerrungen hervorruft.

Obwohl die reduzierte Komplexität viabler Wirklichkeit einer Sehnsucht nach Gewissheit entspricht, kann darin nur ein Pragmatiker Trost finden, der sein Potenzial zugunsten einer als „wirklich“ empfundenen Klarheit aufgibt. Die Mehrheit scheint die Komplexität im Außen zu fürchten und freut sich, die gemeinsame Welt mit ihrer Aufmerksamkeit zu füttern, die den Strudel der Aktualität antreibt. Die Sehnsucht nach Gewissheit treibt „gemeine Menschen“ dazu, die Kontrolle symbolisch auf Führungspersonen oder Organisationen zu übertragen, was nur zu symbolischer Gewissheit führt. Abgesehen von dem tückischen Kultus des „kleinen Mannes“ (ausgeprägt z.B. in der russischen Kultur [5]), den autoritären Regime gerne zugunsten „großer Autoritäten“ als dialektischen Gegengewicht zelebrieren und das auch schwächelnde repräsentative Demokratien zersetzt, sind wir in fast allen Lebensbereichen von Menschen umgeben, die nicht von sich behaupten können, eine halbwegs verlässliche Orientierungsewissheit zu haben. Und auch wenn sich die Sehnsucht nach Klarheit überwiegend symbolisch etwa in dem transparenten Regelwerk des Fußballspiels äußert, geht Komplexitätsreduktion mit Orientierungssuche in allen Bereichen unseres Lebens einher.

Von der Alltags- über Fach- oder Medien- bis hin zur Welt- oder Selbstkompetenz, können wir alles erlernen. Aber spätestens, wenn wir unsere fragile Aktualität mit ihrer kulturübergreifender und strukturell konstituierenden Medialität betrachten, wird uns klar: Weder Führungskräfte wie Politiker noch global agierende übermächtig Organisationen helfen uns dabei weiter. Eine wirkliche Kontrolle kommt nämlich erst durch das Erkennen des eigenen menschlichen Potenzials, denn das ist die einzige Zukunftsquelle, mit der wir umgehen können. Denn es gibt keine gültige „Realität“ für uns, weil wir die Zusammenhänge der Welt außerhalb der gemeinsamen Wirklichkeitszwänge noch nicht verstehen, aber es gibt eine Wahrheitsorientierung, weil sie mit unserem menschlichen Potenzial zu tun hat. 

Die bisherigen Vorüberlegungen können Fragen aufwerfen. Aber eines ist sicher: Es gibt keine für uns alle gültige „Realität“, weil wir die Welt außerhalb unserer gemeinsamen Aktualitätszwänge nicht erkennen, aber es gibt in jedem von uns eine Gewissheit, die mit der menschlichen Potenzialität zu tun hat und unser ethisches Wissen des gerechten Umgangs miteinander zur ultimativen Ressource valider Zukunftsprojektionen macht, die wir wie nie zuvor benötigen und inzwischen auch verwerten können. Offensichtlich hat die Menschheit immer noch kein gültiges Wissen über das erkenntnistheoretische und ethische Mittelalter hinaus, weil es immer noch Kriege gibt. Auch werden nach wie vor Verhältnisse reproduziert, welche die Freiheit der emanzipatorischen Selbstverwirklichung aus der gemeinsamen Potenzialität heraus nicht als höchstes Gut anerkennen, obwohl sich diese als eine ultimative Voraussetzung für eine viable menschenzentrierte Wirtschaft schon lange etablieren sollte.

Visionäre Orientierung aus der inspirierenden Perspektive menschlicher Potentialität heraus führt zur präventiven Redundanzvermeidung, was problemorientiertes Denken alleine nicht zu leisten vermag. Auch die sogenannte „Realpolitik“ (faktisch Aktualpolitik oder problemorientierte Politik) wie auch andere sich dem naiven Realismus verpflichtenden Haltungen, sind insofern mangelhaft, als sie die offene Komplexität zugunsten komplexitätsreduzierender Praktiken (mit wenigen beobachtbaren oder abgesprochenen Parametern) vernachlässigen. Strategisch intelligent erscheint mir auch in dieser Hinsicht vor allem oder ausschließlich das ethisch fundierte Potentialitätsdenken.

Die Bedeutung der Digitalen Transformation für nachhaltiges Zivilisationsdesign

Spätestens an dieser Stelle erscheint es mir klug, mit der persönlichen Motivation für diesen Konzeptaufsatz zu beginnen. Wie die meisten vielseitigen interessierten Forschenden hatte ich nie genug Beweise, um jemandem zuzustimmen, der sagte, dass alle großen Fragen bereits beantwortet wurden. Im Gegenteil, meine interdisziplinäre Forschung zeigt, dass die Menschheit gerade noch die Fähigkeit zu differenzieren (im Sinn des Informationsbegriffs von Gregory Bateson „difference that makes a difference“ [6]) beherrscht, also inzwischen sogar so virtuos mit Differenzbegriffen zu hantieren, dass uns diese sogar „echt“ erscheinen, obwohl sie lediglich die rationalen (im Sinn des antiken „λόγος“ [7]) und somit komplexitätsreduzierten Abbildungen relevanter Zusammenhänge sind. 

Von der Fähigkeit zu wissen sind wir somit weit entfernt. Was wir als „Wissen“ bezeichnen sind immer noch naivrealistische Modelle aus dem permanenten Learning-by-Doing und Tappen-im-Dunkeln heraus. Wir definieren Platzhalter, um mit verlässlichen Begriffen zu arbeiten und beherrschen überwiegend „Unterschiede, die einen Unterschied machen“. Wir kontrollieren Informationen, die uns helfen, Ziele zu erreichen, aber die Früchte unseres Handelns heben sich gegenseitig auf. Und sie verhelfen uns zu einem dicht gewebten Netz von Platzhalterwahrheiten, an denen wir uns orientieren. Wir können unsere Medialität zunehmend effizient und in zunehmend vielen redundanzgesteuerten Netzwerken verwirklichen, aber das reicht nicht, wenn wir unsere Existenz nachhaltig sichern wollen.

Mit der Digitalisierung werden menschliche Erfahrungsnetzwerke differenzierter und besser skalierbar, aber das führt uns nicht automatisch zu einer strategischen Intelligenz mit Zukunftssicherheit, basierend auf Wissen statt Glauben. Unsere zivilisatorische Leistung war bisher eine halbwegs gelungene Gestaltung der hochgradig redundanten Realität des Überlebens, die mit der bestimmenden Komplexität der Lebenswelt kaum vereinbar ist. Offensichtlich sind Kriege, Krankheiten und Klimakatastrophen der beste Beweis dafür. Wenn dies der Fall ist und wir wissen können, wofür wir Potenzial haben, wird der Mensch in eine neue Evolutionsstufe eintreten. Wie ich kürzlich in meinen Büchern auf Deutsch über die Potenziale von KI als erweiterte Intelligenz zur Ermöglichung der erwähnten menschlichen Potenziale erwähnt habe, bin ich zuversichtlich, dass dramatische Brüche der Wirklichkeit die humanitäre Erfahrung in der Zukunft radikal verändern werden. Aus der kybernetisch inspirierten Perspektive des Zivilisationsdesigns ist Digitalisierung eine potenzialermöglichende Infrastruktur, die den Übergang von der komplexitätsreduzierten Aktualität rationaler Medialität zu ihrer ethischen Potenzialität markiert. Dadurch werden Medialitätsredundanzen ausgeglichen und wesentliche Verzerrungen vorgebeugt, was unsere Lebenswelt auf eine gemeinsame Basis mit „Natur“ stellend, skalierbarer und viabler macht.

Die Potentialität einer viablen Weltordnung ist ethisch

Die Potentialität der globalen Governance ist ethisch. Mit den Hinweisen auf Husserls Untersuchungen zum „Subjekt als moralische Person“, einem kybernetischen Diskurs und meinen bisher veröffentlichten Recherchen lässt sich diese Aussage fundieren, sodass auch Ihre gemeinsame Erfahrung als Plausibilitätsbeweis funktionieren würde. Als philosophische Begründung der Moral gilt Ethik als empirisch schwer zu begründen, was bedeutet, dass keine universelle Ethik für möglich gehalten wird. Andererseits können wir unsere ethische Argumentation an die menschliche Natur binden, womit menschliches Potenzial gemeint ist. Diese Idee erscheint noch nicht diskurskonform und muss daher erklärt werden.

Subjektzentriert oder nicht klingt abstrakt, betrifft aber jeden von uns direkt. Es ist nicht selbstverständlich, und es kann keinen „objektiven“ kognitiven Wert dafür geben, warum eine Gesellschaft die Potenzialität und Aktualität jedes einzigartigen menschlichen Lebens als ihren höchsten Wert anerkennen sollte. Während das selbstverständlich ist, gibt es genug Diktatoren, Ideologen, Organisationen und andere erweiterte Egos mit Autorität, Verantwortung und kommunikativen, logischen oder machtbasierten Vorteilen, die ihr eigenes Potenzial und ihre Aktualität über das mühsam objektivierte Nicht stellen -ethische Werte. Potenzialorientierte Fächerethik ist eine strategische Entscheidung im Interesse aller, für die wir jeden Tag kämpfen müssen. Darauf basiert jede Demokratie. Und die ist immer dann gefährdet, wenn alle als gleich gelten, es aber immer „Gleichere“ gibt, die ökonomische, bürokratische oder institutionelle Werte über die folglich ethischen stellen.

Der ontologische Vermögensbegriff bei Aristoteles

Ausgehend von ontologischen Vermögensbegriffen bei Aristoteles und späteren vergleichbaren Konzepten von Johannes Duns Scotus (1266-1308), Kant und Hegel [8] sowie in Anlehnung an die angedeutete ethische Relevanz von Potenzialität bei Spinoza und Husserl, betone ich die besondere erkenntnispraktische Eignung des Potenzialitäts-Konzepts im Vergleich zu den alternativen Modellen, deren gemeinsame Schwäche in den tragenden komplexitätsreduzierten Konzepten (Glauben, Vernunft) mit ihrer nur begrenzt skalierbaren Faktizität liegt, welche in einer postfaktischen Wissensgesellschaft zunehmend schwächeln. Die kumulierte potenzialethische Haltung des kybernetischen Denkens liegt dem Imperativ Heinz von Foersters zugrunde, der besagt: Handle stehts so, dass die Anzahl deiner Wahlmöglichkeiten steigert. Nur verbindet der Urheber des kybernetischen Ethikimperativs seine überwiegend handlungsorientierte und wesentlich auf Viabilität ausgerichtete Haltung nicht explizit mit der Potenzialethik, welche ich hier vorzubereiten intendiere. 

Potenzielle Autokraten, die in instabilen Demokratien dank ihrer taktischen Kühnheit als förderliches persönliches Talent auf dem Weg zur Macht aufzusteigen neigen, offenbaren ein aktuelles Problem der Widerstandsfähigkeit demokratischer Regierungsführung mit dem akuten Mangel an langfristiger strategischer Intelligenz. Das fatale Problem ethischer Governance war nie ihre schlechte oder korrupte Implementierung als solche, sondern ihre falsche Relevanz und schlechte Skalierbarkeit. Beide Defizite könnte die Sapiokratie mit ihrer optimierten Intersubjektivität der datengetriebenen Automatisierung strategischer Intelligenz überwinden. Ein reiner Versuch, dem Verständnis von Komplexität näher zu kommen, reicht nicht aus. Es reicht auch nicht aus, sich mit der Komplexität auseinanderzusetzen, ohne sie zu verstehen. Deshalb möchte dieses Buch einen Einblick geben, wie eine menschliche Welt neugestaltet werden kann, um Komplexität aktiv anzugehen. Nicht umsonst sehe ich die absolute Voraussetzung für eine strategisch intelligente, resiliente und nachhaltige Lebenswelt im Erkennen von Komplexität.

Wie Sapiokratie eine globale Demokratisierung ermöglichen würde

In einer Sapiokratie, die als konsequent ethische Demokratie mit Mensch-KI-Intersubjektivität [9] als Governance-Prinzip entlang der entsprechend radikal innovationsgetriebenen Wertschöpfung zu verstehen ist, entfaltet sich die menschliche Sinnproduktion als intellektuelle Leistung exponentiell und optimal gegenüber erhöhter Komplexität. Im Gegensatz dazu besteht der einzige Zweck der intellektuellen Sinnproduktion in jeder Autokratie darin, diese zu hinterfragen, damit sie tendenziell ad absurdum gebracht werden kann. Die Praxis überdurchschnittlicher Reflexionsgrade der kultur- und gattungsübergreifenden intellektuellen Sinnproduktion in totalitären und autoritären Gesellschaften veranschaulicht offensichtlich die „hartnäckigen“ Hürden für die viable Überwindungskunst spekulativ-ideologischer Sinnkonstruktion.

Insofern es um überlebensorientierte bzw. ökonomisch relevante Wertproduktion entlang der erkenntnistheoretischen Sinnhaftigkeit geht, auch wenn Abraham Maslow wohl nie dazu gekommen ist, die letzte Stufe seiner Pyramide, die Selbsttranszendenz, zu veröffentlichen. Angesichts der Intersubjektivität als globaler menschlicher Erkenntnisbasis legt sie nahe, dass die Selbsttranszendenz, die grundlegende menschliche Sehnsucht, als von Märkten gesteuerter Höhepunkt aller Bedürfnisse zu verstehen ist. Ist Sapiocracy ein emergentes Upgrade einer symbolischen Bedürfnisdemokratie, die auch die Sehnsucht nach Selbsttranszendenz thematisiert? Die Bedeutung von Wissen in Bezug auf Selbsttranszendenz ist subjektgebunden, obwohl sie nur in Intersubjektivität entsteht. Jede Autokratie lehnt die eigene Sinnsuche des Subjekts ab, indem sie einen „instant-Sinn“ vortäuscht, der ihre Ideologie ausmacht. Die intellektuelle Leistung eines abgelenkten Subjekts zielt darauf ab, seine erkenntnistheoretische Integrität wiederherzustellen, bei der es um das Orientierungspotential geht, wodurch die Ablehnung der Autokratie zum einzig gültigen Motiv für die jeweilige Bedeutungsproduktion wird. Jede intellektuelle Leistung in einer Autokratie hat als ethisches Wissen nur insofern Sinn, als sie die Autokratie abschaffen will.

Alle intellektuell fundierten Kulturprodukte, die in einer Autokratie entstehen, gleichgültig, ob sie als Produkt der Literatur, der Kunst oder der Wissenschaft formuliert werden, haben als Erkenntnisleistungen keinen anderen wertvollen Sinn als die Ablehnung der Autokratie als Herrschaftsmodell. Deshalb hat die Menschheit bis heute in ihrer sinnvollen Erkenntnis der Zusammenhänge der Weltwirklichkeit keine Fortschritte gemacht und wir leben immer noch in einem erkenntnistheoretischen und ethischen Mittelalter. Und dieser Schluss scheint naheliegend, wenn man die kognitiven Leistungen der Menschheit rein erkenntnistheoretisch und konsequent ethisch betrachtet, und zwar unabhängig von Überlebensleistungen in Form von Technik. Wie bereits erwähnt, ist die Menschheit der Erkenntnis nicht fähig, weil es immer noch Kriege gibt. Denn nach wie vor ist der einzig gültige Beweis der in einer Lebensweise verkörperten Erkenntnis ihrer Viabilität, die Opferung des Lebens.

Warum wir die Erkenntnisgewissheit inspirierter Co-Orientierung brauchen

Ich hoffe auf einen Konsens an dem Punkt, dass zum Verständnis von Komplexität die Logik komplexitätsreduzierter Begriffe nicht mehr ausreicht. Darüber hinaus ist die verbale Kommunikation aufgrund der Logik unserer Sprachen voller Vorurteile. Vermittelte Kommunikation ist ansonsten nur dann angebracht, wenn man glaubt, die Wahrheit zu kennen und diese nur weitergibt, idealerweise als Befehl, in der Praxis meist als verschleierter Befehl ohne die Gewissheit, dass er ausgeführt wird. Nur Intersubjektivität ist gut für eine tragfähige Erkenntnisgewissheit durch inspirierte Co-Orientierung. Deshalb vermeide ich bewusst lineare logische Erklärungen. Und ich habe genügend Beweise, um anzunehmen, dass die Konzepte, die wir in unseren Sprachen verwenden, Wahrheiten enthalten, die auf die Logik der menschlichen Interaktion verkürzt sind. Die Erzählungen können die Vermarktung von Ideologien fördern, aber kein Wissen, das für strategische Intelligenz nützlich ist. Die medial unterstützte Intersubjektivität wird im Prozess der Entwicklung nicht verstanden und basiert daher nicht auf der Potentialität des Subjekts. Es ist äußerst defizitär in Bezug auf das Wissen der Lebenswelt, das weniger für die Pragmatik der Überlebenswelt bestimmt ist. Stattdessen tendiere ich zu fundiertem Visionieren. Meine grundlegende Methode ist also die teilnehmende Beobachtung durch Visionen. Und die damit verbundene Hauptfrage ist, wie eine Gesellschaft aufgebaut werden kann, die angesichts der größeren Komplexität der Welt, in die wir uns entwickelt haben, widerstandsfähig werden kann.

Nur weil Menschen eine überlebensgetriebene Form von Intelligenz vollbringen, die einen komplexitätsreduzierten Erkenntnismodus betreiben, können wir unsere eigene sozio-technische Zivilisation erschaffen, in der abgekürzte Faktizität wissenschaftlichen Beweisen entspricht. Kurz gesagt, verkürzte Wahrheiten der komplexitätsreduzierten Evidenzpragmatik arbeiten in einem eng getakteten Modus und können daher stabile Evidenz produzieren und aufrechterhalten. Tatsächlich sind Reduktionismus und intersubjektive Konstruktion von Zeit unsere grundlegenden Werkzeuge für diese Art von sozio-technischer Zivilisation, die wir derzeit im Status einer Überlebenswelt durchführen. Aber geht die Kombination von Reduktionismus und Zeitkonstruktion als Werkzeuge für eine nachhaltige und resiliente Welt im bestehenden Modus darüber hinaus? Die Realität liefert genügend Beweise dafür, dass dies nicht der Fall ist. Die Zivilisation als reine Überlebenswelt kann nicht lange stabil bleiben, wenn sie nicht die gemeinsame Wissensbasis mit dem universellen Wert des Lebens erhält. Die Gründe liegen darin, dass die auf kognitiver oder erkennender Intelligenz basierende Überlebensweise nicht unserem Potenzial als wissende Intelligenz entspricht, die dazu berufen ist, die Lebenswelt auszubalancieren. Reduktion sollte durch Komplexität ersetzt werden und die lineare Zeit sollte zugunsten einer skalierbaren Ewigkeit „entzeitet“ werden. Ich habe den Übergang bereits als „infosomatische Wende“ bezeichnet. In diesem Buch betrachten wir die Sapiokratie als eine neue Art der Zivilisation, um sie zu ermöglichen.

Reduktionismus und intersubjektive Zeitkonstruktion sind spezifisch menschliche Werkzeuge, auch wenn sie erst durch die Natur universeller Zusammenhänge ermöglicht werden, die wir als „Naturgesetze“ verstehen. Neben Reduktionismus und Zeitkonstruktion arbeiten wir immer noch mit Vermächtnissen, die uns von der biologischen Welt als „eingebaut“ in unsere Verkörperung überliefert wurden, wie die Sexualität. Als Voraussetzung der verzeitlichten Überlebenswelt ist die Sexualität evolutionär viel älter und doch bestimmend für unsere Verkörperung und ihre intersubjektive soziotechnische Wirklichkeitskonstruktion. Zu rechtfertigen ist, dass ständige Innovation, die durch radikal ethische Governance ermöglicht wird, die einzige lebensfähige Ressource einer widerstandsfähigen und nachhaltigen Welt ist.

Ethik als Ressource: Die gemeinsame Basis ethischer und ökonomischer Werte

Es gibt eine gemeinsame Basis ethischer und ökonomischer Werte. Da ständige Innovation die einzig verlässliche Form effektiven Wirtschaftens wäre, die keine redundanzbasierten Verwirklichungsmedien produzieren muss, während alle Effizienzprozesse von datengetriebenen Ermöglichungsinfrastrukturen übernommen werden, bleibt ausschließlich die authentisch menschliche Leistung intersubjektiver Orientierungsgewissheit ökonomisch relevant. Die präzise strategisch ausgearbeitet entsprechende Vision in meinem nächsten Buch befasst sich mit dem effektivsten Weg dorthin. An dieser Stelle genügt der Hinweis, dass radikale Innovation auf Basis einer potenzialethisch konsistenten infosomatischen Basisinfrastruktur auch angesichts des fundamentalen Bedenkens, das mit dem ökonomischen Dilemma des Marktwachstums korreliert, eine Lösung bieten würde. Konsum an sich wäre zum Beispiel kein Problem mehr, sondern nur noch Konsum aufgrund verzerrter Werte geltungsbasierter Redundanzen (wie steigernder Autobesitz anstelle steigernder Vielfalt individueller Mobilitätslösungen etc.). Radikale Innovation würde jeden Steakholder – auf der Ebene seiner Daten – sowohl in einen Unternehmer als auch in einen Verbraucher verwandeln und das wesentlich relevante implizite Marktwachstum exponentiell steigern. Noch einfacher gesagt: Die vollständig digitalisierte Wirtschaft wird so skalierbar, dass jeder mit viablen Wertschöpfungsideen beinahe im abgesicherten Modus zum Unternehmer werden kann und meist ohne große Anfangsinvestitionen auskommt, was die heutigen verheerenden Redundanzverzerrungen wie Monopolisierung bereits im Systemdesign des wirtschaftlichen Aufbaus unserer Zivilisation vorgebeugt wird. Neben Bereichen des wirtschaftlichen Metabolismus, die bereits in die systemische Selbstregulierung ausgelagert wurden, werden hochagile Startups mit innovativen Dienstleistungen die radikale Innovationen prägen.

Entsprechend den großen praktischen Fragen des komplexitätsgerechten Umgangs mit der Wirklichkeit, um zivilisationsübergreifende Orientierungssicherheit zu erreichen, werden Handlungsoptionen gemäß dem Hauptanspruch des Buches aufgezeigt. Auch die Einstellung zur Klimakrise oder geopolitische Vorurteile lassen sich aus dem Lösungsvorschlag für globale strategische Intelligenz abbauen, denn wir brauchen keine multipolare, sondern eine intersubjektive Welt. Ressourcen wie menschliche Arbeit, die Effizienz als wesentlichen Bestandteil der Dienstleistung einschließt, reichen nicht aus, um Komplexitätsprobleme zu lösen. Und – noch schlimmer – sie verhindern die Lösung. Denn angesichts der Komplexitätsherausforderungen sind arbeitende Menschen als effiziente menschliche Fachkräfte, die sich die Arbeitslast teilen, eine tickende Bombe. 

Einen Effizienzmenschen als tickende Bombe zu sehen, erscheint nicht so abwegig, wenn man bedenkt, dass es sich dabei nicht um die Arbeit als solche handelt, sondern um das Design der Zivilisation, mit der die Menschheit komplexe Probleme angehen und erfolgreich lösen könnte. Auch wenn unsere gemeinsame Wirklichkeit immer unbequemer wird, müssen wir uns gerade jetzt Zeit nehmen. In einem Moment wie diesem ist Durchdenken effektiver, als in Aktion zu treten und noch mehr sich gegenseitig destruktive Redundanzen zu schaffen. Auch wenn die Frage mal konkreter oder standortspezifischer steht (Bedeutung der Digitalisierung für die Wirtschaft), würde meine Antwort lauten: Radikale Innovation, welche die menschliche Kreativität als einzig relevante Ressource anerkennt. Um dies zu ermöglichen, bedarf es einer erkenntnistheoretisch tragfähigen ethischen Grundlage. Ich sehe sie in der Potentialethik. Diese Ethik umfassend zu entwickeln, zu profilieren und dafür Best Practices zu schaffen, wäre die geopolitisch nachhaltige Alleinstellungsaufgabe des europäischen Kontinents im Sinne des strategischen Intelligenzmehrwerts des „europäischen Werteverständnisses“. Das wäre auch auf dem globalen geophilosophischen Markt strategisch legitim glaubwürdig, weil man damit europäische Werte global verbinden kann. Die Hauptbotschaft sollte darin bestehen, Ethik als einzige grundlegende Ressource der Zukunftswirtschaft zu profilieren. Und je schneller die europäischen Wirtschaftsweisen dies begreifen, desto wahrscheinlicher Europa mit diesem „Produkt“ einen standhaften Alleinstellungsmerkmal in der gesamten globalen Weltwirtschaft.

Die Logik des Wissens ist höchstwahrscheinlich weder die einer Erzählung noch die einer Erklärung. Es ist die Aussage der eigenen Erfahrung als am Leben beteiligter Beobachter, und man kann dafür sensibilisieren, weil wir alle in der gleichen Situation sind. In diesem Buch stehe ich ehrlich zu meinem eigenen Wissen und weniger zur Logik trivialisierter oder komplexitätsreduzierter Konzepte, die zu Ideologien ausarten können. Jedenfalls darf man von diesem Essay keine lupenreine logische Strenge als Alleinstellungsmerkmal erwarten. 

Trotzdem ließen sich genug umfassende tragfähige Argumente dafür einspannen, dass unsere allzu verkürzte Medialität von Begriffen und entsprechenden Machtverzerrungen nicht die Realität ist, unser Wissen nicht zuverlässig ist und wir noch nichts wissen, was es ermöglichen würde uns, ohne Redundanzen und Geltungen, die sich gegenseitig aufheben, und ohne Kriege zu leben. Unsere gemeinsame Aktualität ist nicht die Potenzialität einer viablen Lebenswelt. Andererseits gibt es einen bestimmten gemeinsamen Zusammenhang, der den Weg unserer Potenzialentfaltung bestimmt. Abgesehen von Glaubensfragen und geistesgeschichtlichen Erkenntnissen und Belangen der praktischen Philosophie gilt somit eines. In absehbarer Zeit werden wir nicht in der Lage sein, unvollständiges Wissen zu vermeiden und unserer aktualitätsgetriebenen Zivilisation mit reduzierter Komplexität zu entkommen, aber wir können sicherstellen, dass wir gültige Determinanten einsetzen, die unserer potenziellen Entwicklung als skalierbare Wahrheiten entsprechen. Allerdings allein die Absicht, viable Determinanten auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, würde einen Ausweg aus der gegenwärtigen Sackgasse markieren, den ich den Weg der Sapiokratie nenne. Dieser hätte das Potenzial, ein gangbarer Weg für eine emanzipierte Menschheit zu werden, die die wahre Komplexität anerkennt und sie dennoch kontrolliert in den Griff bekommt.

Weiterführende Quellen u.a.:

[1]Daniel W. Graham: Logos. In: Encyclopedia of Philosophy. Bd. 5, 567–570.

[2] In Anlehnung an: Weinberg, Steven (1993) Dreams of a Final Theory: The Search for the Fundamental Laws of Nature, Hutchinson Radius, London.

[3] In diesem Zusammenhang ist z.B. die Untersuchung von Husserl „Über den Begriff der Zahl“ interessant.

[4] ein Begriff des kybernetisch inspirierten Evolutionsbiologen Humberto Maturana.

[5] Zum Begriff u.a. z.B. hier: https://www.grin.com/document/264721

[6] Bateson, G. (1979): Mind and Nature: A Necessary Unity; E.P. Dutton: New York, NY, USA

[7]Frede, M./Striker, G. (Hrsg.) (1996): Rationality in Greek Thought. Clarendon Press, Oxford.

 [8]https://journals.ub.uni-koeln.de/index.php/philsym/issue/view/100

[9]Begriff ausführlicher eingeführt in: Tsvasman, Leon (2021): Infosomatische Wende: Impulse für intelligentes Zivilisationsdesign. Nomos, Baden-Baden

 

Bateson, Gregory (1979): Mind and Nature: A Necessary Unity; E.P. Dutton: New York

Foerster, Heinz von (1985): Sicht und Einsicht. Vieweg & Sohn, Braunschweig

Foerster, Heinz von/Pröksen, Bernhard (1999): „Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners“, Carl-Auer-Systeme, Heidelberg

Tsvasman, Leon/Schild, Florian (2019): AI-Thinking Dialog eines Vordenkers und eines Praktikers. Nomos, Baden-Baden

Tsvasman, Leon (2021): Infosomatische Wende: Impulse für intelligentes Zivilisationsdesign. Nomos, Baden-Baden

Tsvasman, Leon (2006): Das große Lexikon Medien und Kommunikation: Kompendium interdisziplinärer Konzepte, Ergon, Würzburg

Glasersfeld, Ernst von (2006): Kybernetik, in: Tsvasman, Leon (2006), S. 216

Glasersfeld, Ernst von (2006): Objektivität, in: Tsvasman, Leon (2006), S. 286

Tsvasman, Leon (2008) On the viability of being a “self-orienting subject”. Constructivist Foundations 3(2): 84–86 https://constructivist.info/3/2/084

Maturana, Humberto/Varela, Francisco (1987): Der Baum der Erkenntnis. Die biologischen Wurzeln des Erkennens. Goldmann, München

Dr. Leon Tsvasman, ein philosophischer Medientheoretiker, verbindet gerne authentische Einblicke mit interdisziplinärem Scharfsinn. Seine Forschung geht über die Akademie hinaus und fundiert Reflexionen über die Komplexitäten einer ethisch stagnierenden nach dem Sinn suchenden Zivilisation. Sein Einfluss erstreckt sich von der Gelehrtenwelt bis zum Bereich der digitalen Transformation und prägt maßgeblich den zeitgenössischen Diskurs mit. 1968 in eine musikalisch und medizinisch geprägte Familie hineingeboren, hat sich Leon Tsvasman in KI, Ethik und interdisziplinärer Forschung mit einem Vordenkeransatz profiliert. Sein rebellischer Gemüt und kreative Energie, begleitet von Neugier auf menschliche Erkenntnispotenziale, fruchteten in eigenen literarischen und künstlerischen Experimenten. Seine Jugendjahre waren außerdem geprägt von einer Faszination für Science-Fiction von Autoren wie Isaac Asimov, Stanisław Lem, Ray Bradbury und den einfallsreichen Essays von Jorge Luis Borges, die sein Interesse am Zusammenspiel von Zukunftskonzepten und menschlicher kreativer Intelligenz entzündeten. Auf seiner intellektuellen Wanderschaft durch die Lehren von Kant und Hegel fand Tsvasman einen gangbaren Weg in das komplexe Gebiet der Kybernetik, angeleitet von Denkern wie Norbert Wiener, Heinz von Foerster, Humberto Maturana und Ernst von Glasersfeld. Die Kombination aus künstlerisch-literarischer Experimentierfreude und wissenschaftlicher Strenge definierte Tsvasmans polymathischen Ansatz und positionierte ihn als visionären Wegbereiter in den Bereichen KI, Ethik und interdisziplinäre Forschung, in denen er nuancierte, humanistische Einsichten mit technologischer Affinität verbindet. Nach ersten Studienerfahrungen in Medizin und Journalismus war Dr. Tsvasman erleichtert, die Traumata seiner von totalitärer Zwangsprägung gekennzeichneten Sozialisation hinter sich zu lassen. Er wandte sich den Geisteswissenschaften zu und fand sich in der erfrischend aufregenden, jedoch völlig unbekannten sprachlichen und kulturellen Landschaft von Deutschland 1990er Jahre wieder. Rasch erlangte er seinen Magister in Kommunikation, Medien, Linguistik, Sozial- und Politikwissenschaft an den Universitäten Bonn und Essen. Diese Übergangsphase gipfelte in seiner Promotion an der Universität Münster, woraufhin er die anspruchsvolle Rolle eines freiberuflichen Dozenten übernahm. Bewusst verzichtete er auf einen lukrativen Karriereweg und konzentrierte sich stattdessen auf die Entwicklung seines Konzepts einer hochgradig individualisierten, potenzialorientierten Ethik in der Hochschuldidaktik. Dr. Tsvasmans akademischer Weg wurde maßgeblich durch seine Zeit an der damals renommierten Lomonossow-Universität geprägt, ebenso wie durch seine Zusammenarbeit mit Professoren aus der Schule von Gerold Ungeheuer, einer herausragenden Persönlichkeit in der deutschen Kommunikationswissenschaft, an den Universitäten Bonn und Essen. Diese reiche und vielfältige Bildungsetappe nährte Dr. Tsvasmans einzigartigen Ansatz und förderte eine kritische Perspektive, die eine Vielzahl von akademischen Disziplinen und Systemen umspannt. Nach seiner Promotion bei Siegfried J. Schmidt, einer führenden Figur im deutschen konstruktivistischen Diskurs, ging Leon Tsvasman seiner enzyklopädischen Neigung nach. Sein für konzeptionelle Vorzüge von Kritik und Studierenden empfohlenes Medien- und Kommunikationslexikon (‚Das Große Lexikon Medien und Kommunikation‘, 2006) legte einen systemisch-konstruktivistischen Grundstein in den Fächern mit Kommunikation, Information und Medien. Dieses selbstinitiierte Projekt, inhaltlich unterstützt von damals führenden Professoren in diesen Disziplinen und gelobt von Gelehrten wie Professor Ernst von Glasersfeld (University of Massachusetts) für seine außergewöhnliche Intelligenz, markierte einen bemerkenswerten Wandel im einschlägigen akademischen Diskurs. Das Lexikon verschob den traditionell soziologisch orientierten Fokus von Kommunikation und Medienstudien hin zu einem breiteren, universell anwendbaren systemisch-kybernetischen Ansatz, der insbesondere deren Praktikabilität für kreative und informationstechnologische Unterfangen verstärkte. Es aktualisierte grundlegende Konzepte wie Intersubjektivität und Medialität neu und trug so zur Diversifizierung und Integration in medienbezogenen akademischen Disziplinen bei. Dieser Wandel markierte die Neupositionierung von bis dato oft allzu heterogenen Medienfächern in der akademischen Landschaft. In ähnlicher Weise verwendet Tsvasman in seinen eigenen Schriften dialektisch präzise, kontextuell angepasste Definitionen, die für ihre interdisziplinäre Robustheit bekannt sind und auf sorgfältiger Prüfung beruhen. Als inspirierter Polymath und Mentor aus Berufung setzt sich Dr. Tsvasman für skalierbare und lebensbegleitende KI-gestützte Wissensinfrastrukturen ein. Er priorisiert das Streben nach inspirierender Bedeutung, eine Abkehr von der Trivialisierung reiner Werkzeugabhängigkeit. Seine essayistischen Experimente bieten nuancierte Perspektiven und interoperable Lösungen, die sich mit globalen Komplexitätsherausforderungen befassen. Diese Arbeiten integrieren erkenntnistheoretische, anthropologische und kybernetische Dimensionen und schaffen so eine einzigartige Perspektive auf das datengesteuerte Zeitalter. ‚The Age of Sapiocracy‘ (2023) skizziert eine Vision für konsequent ethische, datengesteuerte Governance, während ‚Infosomatische Wende‘ (2021, auf Deutsch) die Zivilisation neu denkt und radikale Innovation als entscheidend für eine widerstandsfähige, wissensreiche Gesellschaft fördert. Das dialogisch-experimentelle ‚AI-Thinking‘ (2019, auf Deutsch) vertieft sich in die Auswirkungen generativer KI, hinterfragt verbreitete Ängste und Missverständnisse und erforscht ihren Einfluss auf die menschliche Identität. Diese Veröffentlichungen wurden zu einer Quelle zahlreicher Aphorismen, die in sozialen Medien und deutschen Aphorismen-Archiven zirkulieren. In seinem Ansatz, der auf humane Innovation basiert, harmonisiert Dr. Tsvasman systemische Sichtweisen auf Liebe und Inspiration mit gesellschaftlich ermöglichten Konzepten in Kunst und ethisch robuster, skalierbarer Wissensbildung. Seine Philosophie navigiert durch Unsicherheiten, verankert in einer Wahrheitsorientierung, gestärkt durch KI-gestützte, naturintegrierte Zivilisationsentwürfe, die von selbstregulierenden biosoziotechnologischen Infrastrukturen getragen werden. Diese Sichtweise steht in fundierter Konkurrenz zu den Paradigmen des Transhumanismus, die zum Mainstream geworden sind. Im digitalen Bereich ist Tsvasmans Diskurs über die gesellschaftlichen Auswirkungen der Digitalisierung, insbesondere seine Strategien zur Prävention von Machtverzerrungen im Zivilisationsdesign, zunehmend einflussreich. Seine Präsenz auf sozialen Publikationsplattformen als Disruptor mit originellen Perspektiven zieht ein kritisches Publikum an. Seine Beiträge lösen oft Innovationen durch „Aha“-Momente aus und infizieren Denkweisen mit einfallsreichen Impulsen. In seiner nuancierten, dialogorientierten Publizität navigiert Leon Tsvasman durch Themen wie strategische Intelligenz, Kybernetik multipler Ordnung, KI, globale Governance und Medienethik, aber auch Hochschuldidaktik mit fruchtbaren Praxisimpulsen und Konzeptkunst mit kollaborativen kuratorischen Experimenten. Mit Beiträgen für Plattformen wie dem Digitale Welt Magazin der Universität München verbindet er Tiefe mit Klarheit. Als Pionier in progressiver Bildung integriert er generative KI in die Akademie und setzt sich für eine sinnorientierte Wirtschaft ein, indem er ethisches Bewusstsein in Wirtschafts- und IT-Disziplinen einfließen lässt. Sein aphoristischer Stil verkörpert aufklärerisches Schrifttum. Er hält gerne Keynotes und nimmt an Podiumsdiskussionen auf Konferenzen und Tagungen teil.

Um einen Kommentar zu hinterlassen müssen sie Autor sein, oder mit Ihrem LinkedIn Account eingeloggt sein.

32933

share

Artikel teilen

Top Artikel

Ähnliche Artikel