Digitale Prozesse für fehlerfreie Stromrechnung

Mit der Einführung dynamischer Stromtarife wächst die Komplexität der Abrechnung für Energieversorger und Verbraucher. Digitale Rechnungsmanagement-Systeme können helfen, Fehler zu vermeiden und die Prozesse effizienter zu gestalten. Der Beitrag beleuchtet die technologischen Herausforderungen sowie die Chancen für Verbraucher und Anbieter – und erklärt, wie eine Kooperation zwischen einem Anbieter für digitale Zahlungslösungen und einem innovativen Energie-Start-up für fehlerfreie Stromrechnungen sorgt.
Von   Soeren Steckmest   |  Director Central and Western Europe   |  Billogram
30. Mai 2025

Digitale Prozesse für fehlerfreie Stromrechnung

 

Die Energiebranche in Deutschland befindet sich im Wandel. Seit der Einführung dynamischer Stromtarife am 1. Januar 2025 stehen Versorgungsunternehmen vor der Aufgabe, ihre Prozesse an die neuen Marktanforderungen anzupassen. Diese Entwicklung birgt auf der einen Seite Chancen für eine transparentere Preisgestaltung und eine stärkere Kundenbindung. Auf der anderen Seite bringt sie jedoch auch erhebliche Herausforderungen mit sich. Insbesondere die steigende Komplexität der Strompreise erschwert die Erstellung fehlerfreier und verständlicher Rechnungen.

 

Flexible Tarife: Transparenz vs. Komplexität

Dynamische Stromtarife sind grundsätzlich verbraucherfreundlich gedacht. Sie sollen Anreize schaffen, den Energieverbrauch in Zeiten niedriger Preise zu verlagern und damit nicht nur Kosten zu sparen, sondern auch das Stromnetz zu entlasten. Allerdings zeigt die Praxis: Was auf dem Papier sinnvoll erscheint, scheitert häufig an der Umsetzung im Alltag.

Laut der Bundesnetzagentur haben sich die Beschwerden rund um die Energieversorgung in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. Im Jahr 2024 gingen dort knapp 59.000 Anfragen und Beschwerden ein, der Großteil davon betraf die Rechnungsstellung. Viele Verbraucher berichten von unverständlichen Abrechnungen und fehlerhaften Angaben.[1] Für Energieversorger bedeutet dies nicht nur einen erhöhten Aufwand im Kundenservice, sondern auch Imageverlust und finanzielle Einbußen.

 

Die Grenzen klassischer Abrechnungssysteme

Ein wesentlicher Grund für die zunehmenden Probleme liegt in den bestehenden Abrechnungssystemen. Sie sind nicht dafür konzipiert, Verbrauchsdaten in Echtzeit zu verarbeiten und tagesaktuelle Preisschwankungen in die Rechnungsstellung einzubeziehen.

Die Verarbeitung granularer Datenmengen, wie sie durch den Einsatz von Smart Metern erhoben werden, überfordert häufig die bestehende IT-Infrastruktur. Das führt zu manuellen Eingriffen und letztlich zu Fehlern in der Abrechnung. Zudem ist die Integration verschiedener Datenquellen, von Messdaten über Preisinformationen bis hin zu individuellen Kundendaten, technisch anspruchsvoll.

 

Kooperationen als Treiber der Digitalisierung

Durch die Partnerschaft mit einem deutschen Energie-Start-up konnten bereits individuelle Lösungen entwickelt werden, die die Abrechnung dynamischer Stromtarife vollständig automatisiert. Durch die Kombination von Echtzeit-Datenmanagement und digitalem Rechnungsversand werden Fehlerquellen reduziert, die Effizienz gesteigert und die Kundenzufriedenheit nachhaltig verbessert. Wichtig war dabei, auf die individuellen Anforderungen des Energie-Start-ups einzugehen und eine passende Lösung zu entwickeln. So konnte bereits eine bereits bestehende Infrastruktur in der Energiewirtschaft durch technologische Innovationen ergänzt werden.

 

Digitale Rechnungsmanagement-Systeme als Lösung

Immer mehr Energieversorger setzen auf digitale Lösungen im Rechnungsmanagement. Moderne Plattformen für die Abwicklung von Zahlungsprozessen bieten die Möglichkeit, dynamische Tarife transparent, automatisiert und fehlerfrei abzurechnen. Die Technologie funktioniert durch den Einsatz cloud-basierter Systeme, die skalierbar sind und große Datenmengen in Echtzeit verarbeiten können. Im Kern dieser Systeme steht die Verbindung von Verbrauchsdaten und aktuellen Börsenpreisen, um daraus individualisierte Rechnungen zu generieren.

 

Prozessautomatisierung und Kundenzentrierung

Ein weiterer Vorteil digitaler Rechnungsmanagement-Systeme liegt in der Möglichkeit, den gesamten Zahlungsprozess zu automatisieren. Von der Erfassung der Verbrauchsdaten über die Erstellung der Rechnung bis hin zum Versand und der Zahlungsabwicklung lässt sich der gesamte Ablauf digital steuern.

Auch der Kundenservice profitiert: Viele der digitalen Systeme verfügen über Self-Service-Portale, in denen Verbraucher ihre Rechnungsdaten einsehen, Fehler selbstständig korrigieren oder offene Forderungen begleichen können. Gleichzeitig wird das Mahnwesen automatisiert und Zahlungserinnerungen werden per E-Mail oder SMS versendet. Das reduziert die Zahl der Inkassoverfahren und erhöht die Kundenzufriedenheit.

 

Chancen für Verbraucher und Anbieter

Für Verbraucher bedeutet die Digitalisierung der Rechnungsstellung vor allem eines: mehr Transparenz. Die genaue Aufschlüsselung des eigenen Verbrauchs und der jeweiligen Kosten schafft Vertrauen und ermöglicht es, das eigene Verhalten anzupassen, um zu sparen. Für Energieversorger wiederum eröffnet die Prozessautomatisierung neue Potenziale: Sie können interne Ressourcen effizienter einsetzen, die Zahl der Rückfragen im Kundenservice reduzieren und gleichzeitig regulatorischen Anforderungen gerecht werden. Langfristig stärkt dies nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, sondern auch die Stabilität des Energiemarktes insgesamt.

Die Einführung dynamischer Stromtarife markiert einen wichtigen Schritt hin zu mehr Transparenz und Fairness im Energiemarkt. Doch die technische Komplexität dieser Tarifmodelle darf nicht unterschätzt werden. Digitale Rechnungsmanagement-Systeme bieten eine effektive Möglichkeit, die Herausforderungen der Abrechnung zu bewältigen und die Vorteile dynamischer Tarife für alle Beteiligten nutzbar zu machen. Gerade durch Kooperationen zwischen Energieversorgern und Anbietern digitaler Zahlungslösungen entsteht das notwendige Know-how, um bestehende Systeme zu modernisieren und kundenfreundlich zu gestalten. Damit wird deutlich: Die Digitalisierung der Abrechnungsprozesse ist kein Selbstzweck, sondern ein zentraler Baustein für eine zukunftsfähige Energiewirtschaft.

 

Quellen:

[1] https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/EN/2025/20250116_VerbraucherEnergie.html

Sören Steckmest ist ein erfahrener Experte im Bereich Finanztechnologie mit besonderem Fokus auf digitale Rechnungsstellung und Zahlungsprozesse. Seit 2022 arbeitet er für Billogram, aktuell als Director Central and Western Europe. Steckmest unterstützt Unternehmen dabei, ihre Rechnungsprozesse zu digitalisieren und kundenfreundlicher zu gestalten. So ist auch die Kooperation zwischen Billogram und dem deutschen Energie-Start-up Rabot Energy entstanden. Auf diesen Erfahrungen basiert der Gastbeitrag. Steckmests Engagement für Innovation und Kundennutzen zeigt sich auch in seiner aktiven Teilnahme an Branchenveranstaltungen.

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