Defekte RAID-Datenträger – ungeahntes Datenmissbrauchsrisiko!

Von   Nicolas Ehrschwendner   |  Geschäftsführender Gesellschafter   |  Attingo Datenrettung
10. Oktober 2017

Der Ausfall von Datenträgern im Dauerbetrieb ist kein außergewöhnliches Ereignis: Gerade bei RAID- und Server-Systemen werden laufend defekte Festplatten und SSDs ausgetauscht – in großen Rechenzentren tägliche Routinearbeit. Der Ausfall eines einzelnen Mediums bedeutet bei modernen Systemen mit Redundanz keinen Datenverlust, der defekte Datenträger wird einfach durch eine neue Festplatte oder SSD ersetzt.

Doch was geschieht mit den defekten Datenträgern?

In vielen Unternehmen ist es üblich die defekten Datenträger zu sammeln. Dies geschieht entweder in der internen IT-Abteilung oder aber extern in Systemhäusern oder bei EDV-Betreuern. Die ausgefallenen Medien werden somit häufig außer Haus gebracht, meist ohne Wissen um die potentielle Gefahr. Ist die Garantie der Festplatten oder SSDs noch nicht abgelaufen, werden diese zum Austausch an den Hersteller gesendet, in anderen Fällen über Auktionsplattformen verkauft. Dieses Risiko lauert auch bei Managed Serverhousing oder Cloud-Diensten: Der Kunde bemerkt überhaupt nicht, wenn seine Datenträger ausgetauscht werden.

Datenrettung ist sogar von nur einer einzelnen RAID-Festplatte möglich

RAID-Systeme verteilen die Daten in Blöcken abwechselnd über alle Datenträger. Man könnte somit dem Trugschluss erliegen, dass eine einzelne Platte aus dem RAID-Verbund für einen potentiellen Missbrauch gar keine verwertbaren Informationen enthält. Die Größe der einzelnen Blöcke beträgt meistens zwischen 32 und 128 kByte, das entspricht im Durchschnitt der Größe eines Textdokuments oder einer Tabellenkalkulation. Somit ist es möglich, auch von nur einem einzelnen Datenträger eines RAID-Verbundes unternehmenskritische Informationen zu gewinnen, welche in falsche Hände gelangen können. Auch bei der Speicherung von Datenbanken ist es so möglich, viele sensible Datensätze zu extrahieren.

Wie schütze ich meine Daten vor Missbrauch?

Ein sicheres Löschen des ausgefallenen Datenträgers ist vor dem Garantieaustausch meistens aufgrund des Defekts nicht mehr möglich. Viele Hersteller bieten deshalb gegen Aufzahlung spezielle Supportverträge an, bei denen der Kunde defekte Datenträger nicht zurückgeben muss, sondern diese behalten darf. Idealerweise wird der Datenträger bereits bei Inbetriebnahme des RAIDs sicher verschlüsselt. Bei einem späteren Ausfall kann dieser dann gefahrlos außer Haus gegeben werden. Generell ist es wichtig, klare Richtlinien festzulegen, was mit defekten Datenträgern passieren soll, egal ob es die interne oder externe IT oder den Betreiber eines Rechenzentrums betrifft.

Nicolas Ehrschwendner ist Geschäftsführer von Attingo Datenrettung und seit über 25 Jahren in der IT-Branche. Sein Expertenwissen umfasst Datenrettung im Storage-Umfeld (RAID 5, RAID 6), Herstellung virtueller Maschinen in unterschiedlichsten Umgebungen sowie Programmierung hauseigener Datenrettungssoftware und individueller Tools.

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