Es geht schneller als gedacht: Der Einsatz von Blockchain wird in immer mehr Branchen als strategisches Werkzeug für höhere Effizienz und zur Umsetzung neuer Geschäftsmodelle betrachtet. Besonders spannend sind Blockchain-Konzepte dabei für Unternehmen, die viele Partner und Intermediäre in ihre Wertschöpfungsketten integrieren müssen – wie die Automobilindustrie. Die Systematik ist immer die gleiche: Im Zentrum einer Blockchain steht ein gemeinsames Register – der sogenannte „ Shared Ledger“, zu dem alle Akteure Zugang haben. Anders sieht es hingegen aus mit den einzelnen Blocks, die, dezentral in einem Rechnernetzwerk verschlüsselt, abgespeichert werden. Hier regeln zuvor festgelegte Zugriffsrechte den Zugang. Diese Systematik sorgt für Vertrauen und Transparenz über ganze Wertschöpfungsketten hinweg. Sie verändert auch die Art der Zusammenarbeit von Organisationen und Personen.
Auch für die Automobilindustrie ergeben sich verschiedene Anknüpfungspunkte für den Einsatz von Blockchains. Denn sie bieten eine ganze Reihe neuer Optionen, mit denen die Branche auf aktuelle Trends und Entwicklungen besser reagieren kann:
1. Die Fahrzeuge selbst werden zur rollenden „Mobilitäts-Hardware“, die, ausgestattet mit unterschiedlichen Anwendungen und Apps, immer mehr und bessere Services für den Autofahrer bieten. Damit entstehen gleichzeitig wichtige neue Geschäftsmodelle für die Automobil-Konzerne.
2. Die Lieferketten werden komplexer, globaler und enger getaktet. Das zwingt die Fahrzeughersteller, ihre Supply Chains engmaschiger zu kontrollieren und nachzuverfolgen.
3. Die Komplexität in der Entwicklung neuer digitaler Services wächst: Wachsende Ökosysteme und neue Partnerschaften, etwa mit Versicherungen, Ladestationen oder Parkhausbetreibern, müssen auf eine vertrauensvolle Basis gestellt werden.
Damit ergeben sich für die Blockchain folgende Einsatzszenarien:
Das Fahrzeug als zentrales Register (Shared Ledger) einer Blockchain für Transaktionen und Services;
– Die Blockchain als vertrauenswürdiger „Hüter“ (Single Source of Truth) über den gesamten automobilen Lifecycle hinweg;
– Die Blockchain als Basis für transparente und jederzeit nachvollziehbare Logistikketten;
– Die Blockchain als anerkannte Instanz für die vertrauensvolle Zusammenarbeit in wachsenden Ökosystemen.
In der konkreten Umsetzung könnte das folgendermaßen aussehen
1. Das Fahrzeug als zentrales Register (Shared Ledger) einer Blockchain
Hierbei rückt das Fahrzeug selbst in den Mittelpunkt des Prozesses. Es dient sozusagen als gemeinsames vertrauenswürdiges Register (Shared Ledger), über das unterschiedliche Akteure einschließlich des Fahrzeughalters autorisierten Zugriff auf Informationen beziehungsweise die Berechtigung zur Abwicklung bestimmter Transaktionen bekommen. Das Auto übernimmt dann etwa die Funktion einer Kreditkarte, um Rechnungen an der Ladestation oder im Parkhaus zu begleichen, um Mautgebühren oder Werkstattbesuche zu bezahlen.
Die Blockchain kann zudem auch die Rolle eines fälschungssicheren elektronischen Fahrtenbuchs übernehmen, in dem der Zustand des Fahrzeugs ebenso dokumentiert ist wie der Kilometerstand (der immer wieder gerne manipuliert wird) oder die tatsächliche Fahrzeit.
Auch bei Thema Car-Sharing ergeben sich neue Optionen: So wird die direkte Vermittlung oder Anmietung von Fahrzeugen ganz ohne Intermediäre durch in der Blockchain hinterlegten Vertragskonditionen, so genannte „Built-in- oder Smart-Contracts“, sicherer und einfacher.
2. Die Blockchain als Basis für transparente und jederzeit nachvollziehbare Logistikketten
Der bürokratische Aufwand für die Dokumentation von globalen Transporten kann zum Alptraum werden: Frachtpapiere müssen ausgefüllt, der Zustand der Ware kontrolliert und die Übergaben sauber dokumentiert werden. Die Mechanismen der Bockchain haben hier das Potenzial, den administrativen Aufwand ganz erheblich zu verringern, bringen Transparenz und Sicherheit in sämtliche Transaktionen und sparen damit erhebliche Kosten.
Die Logistik ist damit quasi das natürliche Einsatzfeld der neuen Technologie. Sie erst macht das Monitoring der Lieferanten sowie die lückenlose Nachverfolgung der Lieferteile in Echtzeit möglich. Zudem erlaubt sie die sichere und unveränderbare Dokumentation sämtlicher Transaktionen von der Produktion über den Versand bis hin zur Auslieferung. Durch die Integration so genannter Smart Contracts, in denen die jeweiligen Terms&Conditions erfasst sind, wird darüber hinaus sichergestellt, dass alle Partner der Blockchain die damit verbundenen Rechte und Verpflichtungen automatisch anerkennen.
In diesem Sinne wird die Blockchain als unabhängige, anerkannte Instanz und Single Source of Truth auch für die Zusammenarbeit in wachsenden Ökosystemen zu einem unverzichtbaren Werkzeug werden.
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