Product Lifecycle Management stärkt Europas Industrie
Europa ist weltweit für seine Ingenieurskunst und industrielle Innovationskraft bekannt. Der hohe Qualitätsanspruch, der diesen Ruf begründet, spiegelt sich beispielsweise im Qualitätssiegel des Europa-Ingenieurs (EUR ING) oder der Herkunftsbezeichnung „Made in Germany“ wider. Präzision, Sorgfalt und Langlebigkeit sind wesentliche Werte, die damit assoziiert werden und dem Anwender als sicheres Leistungsversprechen gelten, auf das er sich verlassen kann.
Doch im Zeitalter digitaler Wertschöpfung reichen diese Eigenschaften allein nicht mehr aus, um einen Spitzenplatz im internationalen Wettbewerb zu behaupten. Die rasante Entwicklung neuer Technologien, ein zunehmend ausdifferenziertes Nachfrageverhalten und steigender Wettbewerbsdruck durch globale Konkurrenz verkürzen Produktlebenszyklen und erhöhen die Schlagzahl der internationalen Fertigungsindustrie. Innovation und Disruption sind zu treibenden Kräften geworden, die über Erfolg und Misserfolg am Markt entscheiden.
Um hier mithalten zu können, ist vor allem eine effizientere Datennutzung erforderlich. Es gilt, vorhandene Daten nicht nur zu sammeln, sondern sie gezielt auszuwerten und systemübergreifend sowie intelligent miteinander zu verknüpfen. Dies erhöht die Prozesstransparenz und ermöglicht Unternehmen bestenfalls datengestützte Einblicke in Echtzeit. So können sie ihre Prozesse optimieren und flexibler auf Unvorhergesehenes reagieren. Gleichzeitig bilden Daten die Grundlage für neue Erkenntnisse, Ideen und Produkte, und eröffnen damit Raum für Innovation.
Digitale Souveränität: Der Schlüssel zur industriellen Unabhängigkeit Europas
Vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung digitaler Technologien und Daten für die industrielle Wertschöpfung wird eine Eigenschaft immer wichtiger: digitale Souveränität. Konkret beschreibt dieser Begriff die Fähigkeit von Staaten, Organisationen oder Individuen, selbstbestimmt über ihre Daten, Technologien und IT-Infrastrukturen zu verfügen – unabhängig von externen Anbietern. „Digitale Souveränität“ ist in den vergangenen Jahren zu einem Schlüsselbegriff des digitalpolitischen Diskurses in Deutschland und Europa avanciert und hat zuletzt in Anbetracht internationaler Spannungen und Handelskonflikte erneut an Aktualität gewonnen.
In Deutschland beispielsweise zeigt sich deutlich, wie stark die Industrie bislang von digitalen Anbietern abhängig ist. Laut Bitkom sehen sich rund 80 % der Industrieunternehmen vor allem bei der Cloud- und Software-Nutzung in kritischer Abhängigkeit von zumeist außereuropäischen Anbietern. Eine umfassende Studie des Digitalverbands belegt zudem, dass 96 % der 603 befragten Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen digitale Technologien oder Dienstleistungen aus dem Ausland beziehen. Besonders alarmierend: Jedes zweite Unternehmen glaubt, ohne diese Importe höchstens ein Jahr überleben zu können. Diese Entwicklung zeigt, wie dringend eigene digitale Lösungen gebraucht werden, denn die aktuelle Abhängigkeit gefährdet sowohl die wirtschaftliche Souveränität als auch die Datensicherheit.
Technologische Unabhängigkeit schafft neben Sicherheit auch neue Innovationspotenziale. Wer seine Daten souverän verwalten und auswerten kann, gewinnt schneller relevante Erkenntnisse und kann diese effizient in die Produktentwicklung einbringen. Und wer nicht auf externe Technologien angewiesen ist, hat mehr Freiheit, passgenaue Lösungen zu entwickeln. Die Basis dafür sind durchgängig digitalisierte Fertigungsprozesse. Technisch unterstützt wird dies durch Software-Lösungen wie das Product Lifecycle Management (PLM), das Informationen über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg bündelt und nutzbar macht.
Product Lifecycle Management als Fundament für digitale Stärke
Bei PLM handelt es sich um Software, die alle produktbezogenen Informationen entlang des gesamten Lebenszyklus – von der Idee über Entwicklung und Fertigung bis zur Ausmusterung – zentral erfassen. Sie sorgt dafür, dass alle Beteiligten jederzeit mit denselben, aktuellen Daten arbeiten. Möglich wird das durch klar definierte Abläufe und die nahtlose Anbindung an andere Unternehmenssysteme. Auf dieser Grundlage vernetzt PLM Prozesse, Daten und Systeme auf einer gemeinsamen Plattform. Es legt damit die technologische Basis, um den gesamten Produktlebenszyklus digital zu steuern.
Konkret schafft PLM die strukturellen Voraussetzungen in drei zentralen Bereichen:
1. Systemintegration ermöglichen: PLM verknüpft zentrale Unternehmenssysteme wie zum Beispiel CAD (Computer-Aided Design) und ERP (Enterprise Resource Planning) miteinander und fördert so die abteilungsübergreifende Kommunikation. Ein Beispiel: Konstrukteure können ihre technischen Daten direkt mit Ingenieuren teilen, was eine schnellere Problemerkennung und frühzeitige Fehlerkorrekturen ermöglicht. Diese Vernetzung optimiert Prozesse, automatisiert Abläufe und schafft die Grundlage für eine skalierbare Digitalisierung.
2. Datensilos aufbrechen: In vielen Unternehmen sind wertvolle Informationen oft über verschiedene Systeme verteilt, die nicht notwendigerweise miteinander verbunden sind. PLM konsolidiert diese Daten, macht sie zentral verfügbar und sorgt für einen kontinuierlichen Informationsfluss über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg. Das verbessert sowohl die Effizienz als auch die Entscheidungsqualität.
3. Digitale Kompetenzen fördern: PLM fördert die Entwicklung digitaler Kompetenzen im Unternehmen, indem es nicht nur spezifische Fähigkeiten in den Bereichen Engineering und IT stärkt, sondern auch eine datengetriebene Arbeitsweise unternehmensweit etabliert. So trägt PLM aktiv dazu bei, eine zukunftsfähige, digital kompetente Organisation aufzubauen, die in der Lage ist, die Herausforderungen der digitalen Transformation erfolgreich zu meistern.
PLM fungiert somit nicht nur als zentrale Datenquelle, sondern als digitale Infrastruktur, auf der unternehmensweite Innovations- und Effizienzstrategien verlässlich aufgebaut werden können.
Wettbewerbsfähig durch durchgängige Digitalisierung
Durchgängige Digitalisierung kann der Fertigungsindustrie helfen, ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu stärken. Besonders in der operativen Effizienz zeigt sie unmittelbare Wirkung: Digitale Prozesse ermöglichen reibungslosere Abläufe, reduzieren Fehler und senken so die Prozesskosten. Neue Planungen lassen sich schneller umsetzen, wodurch die Anpassungsfähigkeit an Markterfordernisse steigt. Gleichzeitig hilft der bessere Datenzugriff, Risiken frühzeitig zu erkennen und Fehlerquellen zu minimieren. Auch automatisierte, datengetriebene Wertschöpfung wird durch die digitale Infrastruktur möglich.
Doch die Effekte reichen über die Produktion hinaus: Digitalisierung verbessert auch die strategische Steuerung, indem sie fundiertere Entscheidungen ermöglicht und dadurch Innovationsprozesse beschleunigt. Letztlich profitieren auch Kunden: Angebote lassen sich individueller gestalten, und die Servicegeschwindigkeit steigt.
PLM als Schlüsseltechnologie
Eine digitalisierte, wettbewerbsfähige Fertigungsindustrie ist entscheidend für Europas wirtschaftliche Stärke, schafft qualifizierte Arbeitsplätze und stärkt Lieferketten. PLM ist dabei mehr als eine IT-Lösung, sondern der Motor der digitalen Transformation „Made in Europe“. Es legt die technologische Grundlage für durchgängig digitale Prozesse, steigert Effizienz sowie Innovationsfähigkeit und trägt zur Sicherung der eigenen Datenhoheit bei. Damit wird PLM zum strategischen Schlüssel für Europas digitale Souveränität und eine zukunftsfähige Industrie.



Um einen Kommentar zu hinterlassen müssen sie Autor sein, oder mit Ihrem LinkedIn Account eingeloggt sein.