KI: Verantwortungsvolle und rasche Innovationen in Europa
Als eine der ersten Regionen weltweit hat die Europäische Union einen Rechtsrahmen geschaffen, der künstliche Intelligenz steuern und kontrollieren soll. Ziel ist es, eine verantwortungsvolle KI zu gewährleisten. Der EU-Ansatz für ethische KI beruht auf den Grundsätzen des Vertrauens und fokussiert sich auf die Menschen. Im Vordergrund stehen Sicherheit sowie die Grundrechte der Menschen. Darüber hinaus ist das Rahmenwerk die Basis, um rechtliche, soziotechnische und ethische Anforderungen zu priorisieren.
Das Gesetz der Europäischen Union über künstliche Intelligenz (EU-KI-Gesetz) trat am 1. August 2024 in Kraft und ist der Eckpfeiler einer verantwortungsvollen KI in der Region. Das Gesetz soll Regierungen, Unternehmen und Menschen die Sicherheit geben, mit künstlicher Intelligenz vertrauensvoll zu interagieren und diese einzusetzen. Es bietet einen umfassenden Rechtsrahmen, um die Entwicklung und den Einsatz von KI-Anwendungen zu regulieren. Die Anwendungen werden nach ihrem potenziellen Risiko eingestuft. Es gibt insgesamt vier Stufen, die von einem minimalen bis zu einem nicht akzeptablen Risiko. Für Sektoren wie das Gesundheitswesen, das Verkehrswesen oder kritische Infrastrukturen gelten beispielsweise strengere Bestimmungen als für andere Branchen (ähnlich wie bei kritischen Infrastrukturen höhere Sicherheitsrichtlinien bestehen). Weitere wichtige Rechtsvorschriften, die Transparenz, Ethik und den Schutz der Privatsphäre und der Grundrechte der Nutzer bei, Einsatz von KI gewährleisten, sind der Digital Services Act (DSA), der für Online-Plattformen und -Dienste (wie soziale Medien und Suchmaschinen) gilt, und die bekannte Allgemeine Datenschutzverordnung (DSGVO).
Partnerschaften eingehen
Abgesehen von der Gesetzgebung setzt die EU auf die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Interessengruppen. Damit gewährleistet sie, dass KI-Lösungen Vorteile für Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt bringen. Seit 2018 arbeiten die EU-Kommission und ihre Mitgliedstaaten gemeinsam an einem koordinierten Plan für Künstliche Intelligenz. Dieser fördert unter anderem KI-Exzellenz von der Konzeption bis zur Umsetzung. Dazu gehört eine Vision, Investitionen in künstliche Intelligenz und deren Implementierung zu beschleunigen. Außerdem soll die KI-Politik in der gesamten Region angeglichen werden. Die Aktualisierung des Plans im Jahr 2021 sieht weitreichende Initiativen vor: Dazu gehört beispielsweise eine öffentlich-private Partnerschaft in den Bereichen KI, Daten und Robotik für eine gemeinsame europäische Agenda für Forschung, Innovation und Implementierung. Auch eine Reihe von KI-Exzellenzzentren für den Austausch von Wissen sowie die Förderung der Zusammenarbeit mit der Industrie gehören dazu. Einrichtungen für KI-Tests und -Experimente sowie digitale Innovationszentren, in denen Unternehmen testen können, bevor sie in KI investieren, sind ebenfalls Teil der Initiative. Ein zentrales europäisches Repository für Algorithmen, Software-Frameworks und Tools, die den Bedürfnissen des privaten und öffentlichen Sektors entsprechen, gehört ebenfalls zu den Projekten.
Ein weiteres Beispiel ist die Europäische Allianz für Industriedaten, Edge und Cloud, die Wirtschaftsverbände, Vertreter der EU-Mitgliedstaaten und Branchenexperten zusammenbringt. Ihr Ziel ist es, die nächste Generation von Edge- und Cloud-Technologien zu entwickeln. Diese sind die strategische Voraussetzung, um Künstliche Intelligenz und weiter Innovationen einzuführen. Die Teilnehmer aus dem öffentlichen und dem privaten Sektor arbeiten gemeinsam daran, strategische Fahrpläne für die Einführung sicherer, interoperabler und effizienter Datenverarbeitung einzuführen. Sie tauschen außerdem Ideen zu Themen wie Cloud-Governance aus.
Doch trotz der Versuche der EU, die KI-Innovation durch ein starkes europäisches KI-Ökosystem, Forschung und Investitionen zu fördern, liegt die Region bei den KI-Investitionen weit hinter den Vereinigten Staaten, China und Kanada zurück. Die führende Rolle der EU bei der KI-Regulierung bremst allerdings die Einführung von KI. Das Ergebnis ist eine besorgniserregende Innovationslücke in einer Region, die früher an der Spitze des technologischen Fortschritts stand: So verzögern eine Reihe von Unternehmen die Markteinführung ihrer KI-Modelle in Europa aus regulatorischen Gründen. Auch wenn es keinen Kompromiss zwischen Kundeninteresse und Einhaltung der Vorschriften geben kann, behindert die „Überregulierung“ der EU Innovation und Wirtschaftswachstum auf Kosten von Verbrauchern und Unternehmen.
Innovationen erleichtern
Experten sind der Meinung, dass die EU den Weg für die Einführung von KI ebnen muss, indem sie für Klarheit bei den Vorschriften sorgt und so Unsicherheiten beseitigt – zum Beispiel in Bezug auf Sanktionen. Sie empfehlen außerdem, dass Unternehmen mit den Gesetzgebern zusammenarbeiten, um eine Politik zu entwickeln, die Schutz bietet, ohne Innovation zu behindern.
Der Einsatz von KI im Servicebetrieb steigert die Effizienz und unterstützt erkenntnisbasierte Entscheidungen. In Verbindung mit ethischen Grundsätzen kann es ebenfalls Impulse für verantwortungsvolle KI-Innovationen geben. Sie basieren auf Werten wie dem Schutz der Privatsphäre personenbezogener Daten, die für das Training von KI-Modellen verwendet werden – identifiziert und entschärft algorithmische Verzerrungen, um diskriminierende Ergebnisse zu vermeiden. Mit einer verbesserten Transparenz und Erklärbarkeit von Algorithmen verstehen Mitarbeiter und Kunden, wie und warum die KI zu ihrer Antwort kam. Damit ist auch gewährleistet, dass Menschen die Aufsicht über KI behalten, insbesondere bei wichtigen Entscheidungen. Bei der Implementierung von KI im Dienstleistungsbereich sollten Unternehmen in der EU der Governance Priorität einräumen. Wenn sie saubere, genaue, vollständige, unvoreingenommene und vielfältige Daten für das Training von Modellen bereitstellen, arbeiten die Modelle besser. Auch die sozioökonomischen Auswirkungen von KI-Initiativen auf Kunden und Mitarbeiter lassen sich so besser bewerten. So lassen sich KI-Systeme kontinuierlich auf Ungenauigkeiten, Verzerrungen und andere unerwünschte Ergebnisse überwachen und Probleme umgehend angehen.
Von führender KI-Regulierung zu führender KI-Innovation
Die Ressourcen-Bündelung und der Aufbau einer gemeinsamen europäischen Vision für die KI-Entwicklung können Innovationen fördern. Ein digitaler Binnenmarkt würde digitalen Unternehmen helfen, in der gesamten Region zu expandieren. Eine konsequente, harmonisierte Umsetzung des KI-Gesetzes in allen Ländern und seine Konsolidierung mit verwandten Gesetzen wie der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) reduziert regulatorische Überschneidungen und Unstimmigkeiten. Außerdem minimiert es den Aufwand für Unternehmen, Vorschriften einzuhalten. Die Europäische Union hat bei der Regulierung von Künstlicher Intelligenz enorme Fortschritte gemacht; nun muss sie den gleichen Enthusiasmus bei der Innovation mit KI zeigen.
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