Die Evolution der Chatbot-Technologie: von einfachen Skripten zu intelligenten digitalen Assistenten

Beginnend in den 1960er Jahren mit einfachen, regelbasierten Programmen wie ELIZA, haben sich Chatbots durch die Integration von Natural Language Processing (NLP) im Jahr 2000 und die Einführung sprachgesteuerter Assistenten im Jahr 2010 erheblich weiterentwickelt. Seit 2021 dominieren generative KI-Modelle wie ChatGPT, die in der Lage sind, komplexe und kreative Aufgaben zu übernehmen. Mit Blick in die Zukunft könnten autonome digitale Assistenten, die eigenständig komplexe Aufgaben bewältigen, Unternehmen erheblich entlasten und zu unverzichtbaren Partnern werden.
Von   Gabriel   |  VP & General Manager South Europe, France & DACH   |  Freshworks
2. Oktober 2024

Die Evolution der Chatbot-Technologie: von einfachen Skripten zu intelligenten digitalen Assistenten

 

Chatbots haben einen bemerkenswerten Weg zurückgelegt, bevor sie zu den hervorragenden Assistenten wurden, die sie heute sind. Sie sind zwar noch nicht völlig autonom, aber sie kommen diesem Ziel jeden Tag ein Stück näher. Die Entwicklung von Chatbots lässt sich in sechs Stufen unterteilen: von den einfachsten Call-and-Response-Programmen, die vor einem halben Jahrhundert aufkamen, bis hin zu hoch entwickelten KI-Systemen, die menschenähnliche Aufgaben erfüllen. Die Geschwindigkeit, mit der sich diese Technologie entwickelt hat, ist vergleichbar mit der Entwicklung vom Wählscheibentelefon zum Smartphone. Im Folgenden wird diese spannende Reise der Chatbot-Technologie detailliert beschrieben.

 

Regelbasierte Chatbots – Die Anfänge der Automatisierung

Die Geschichte der Chatbots begann bereits 1966 in Form von einfachen Antwortskripten für häufig gestellte Fragen. Diese frühen Versionen von Chatbots generierten geskriptete Antworten auf der Grundlage vorprogrammierter Regeln und stützten sich auf den Abgleich von Mustern, um Gespräche zu simulieren. Sie konnten allerdings weder aus diesen Gesprächen lernen noch sich anpassen, ohne neu programmiert werden zu müssen. Ein berühmtes Beispiel ist ELIZA, entwickelt von Joseph Weizenbaum am MIT. ELIZA war so programmiert, dass es wie ein Roger’scher Psychotherapeut kommunizierte und auf Benutzeraufforderungen mit Fragen reagierte, die auf Schlüsselwörtern basierten. Wenn jemand ELIZA sagte, dass er unglücklich sei, antwortete der Bot: „Warum sind Sie unglücklich?“

Diese sogenannten regelbasierten Bots sind dadurch gekennzeichnet, dass sie auf Entscheidungsbäumen beruhen und einen begrenzten Wortschatz haben. Sie können dieselbe Frage nicht mehr verstehen, sobald sie anders formuliert ist, z. B. „Wo ist mein Paket?“ anstelle von „Wann wird meine Bestellung eintreffen?“ Auch wenn sie ihre Leistung im Laufe der Zeit nicht ohne weitere Codierung verbessern können, sind regelbasierte Chatbots aufgrund ihrer relativ geringen Entwicklungskosten und Benutzerfreundlichkeit heute immer noch weit verbreitet. Sie ermöglichen es den Benutzern, Informationen leichter zu finden, als dies mit Suchwerkzeugen oder durch das Durchsuchen von FAQs möglich wäre.

 

Der Aufstieg vom Natural Language Processing

 

Im Jahr 2000 begannen die ersten intelligenten Chatbots, mit Hilfe von Natural Language Processing (NLP) menschliche Sprachmuster zu verstehen und zu imitieren. Dabei handelt es sich um einen Zweig der künstlichen Intelligenz, der entwickelt wurde, um menschliche Sprache zu verstehen und entsprechend darauf zu reagieren. NLP ermöglichte es diesen Bots, über einfache regelbasierte Antworten hinauszugehen und menschenähnlichere Konversationen zu führen.

Ein früher NLP-basierten Chatbot, der Anfang der 2000er Jahre über verschiedene Messanger-Dienste zugänglich war, konnte schon menschenähnliche Gespräche führen und Informationen aus dem Internet abrufen, z. B. Schlagzeilen, Wetterberichte und Aktienkurse.

Moderne NLP-basierte Bots sind mit Milliarden von Sprachbeispielen trainiert und können in kürzester Zeit menschenähnliche Textantworten generieren. Sie können Synonyme erkennen und ähnliche Fragen verstehen, die auf unterschiedliche Weise formuliert sind. Diese Bots haben das Potenzial, den Kundensupport mit ihren schnellen und präzisen Antworten zu revolutionieren. Gartner prognostiziert, dass bis 2027 ein Viertel der Unternehmen auf Bots als primäre Kundensupportkanäle angewiesen sein werden.

 

Die Ära der Sprachassistenten

 

Im Jahr 2010 kamen die ersten sprach-gesteuerten Assistenten auf den Markt. Diese Konversationelle-KI-Bots kombinieren NLP-Elemente mit automatischer Spracherkennung, Dialogmanagement und Text-to-Speech-Technologien. So können sie gesprochene Sprache verstehen und darauf reagieren, ohne dass die Nutzer spezielle Vokabeln oder Befehle lernen müssen.

Diese Bots wurden seitdem in Smartphones und intelligente Lautsprecher integriert und entwickelten sich schnell zu vielseitigen Assistenten, die Termine vereinbaren, Spiele spielen oder Musik abspielen können. Trotz ihrer beeindruckenden Fähigkeiten gelten sie als „schwache“ oder „schmale“ KI, da sie durch die Länge und Komplexität der verbalen Interaktionen begrenzt sind. Sie haben Schwierigkeiten, komplexe Absichten zu erkennen, können nicht aus Gesprächen lernen und können deshalb nur einfache Anweisungen befolgen.

Dennoch hat Gartner prognostiziert, dass Konversationelle-KI-Bots Unternehmen bis 2026 jährlich 80 Milliarden US-Dollar an Kundensupportkosten einsparen werden. Diese Einsparungen ergeben sich aus der Fähigkeit der Bots, Routineanfragen effizient zu bearbeiten und menschliche Mitarbeiter im Kundensupport zu entlasten.

 

Die kreative Revolution

 

Im Jahr 2021 revolutionieren generative KI-Chatbots den Markt. Diese Bots basieren auf Large Language Models (LLMs), die mit Milliarden und sogar Billionen von Eingaben trainiert wurden. Sie überwinden fast jede Einschränkung ihrer Vorgänger und können eine bemerkenswerte Bandbreite an menschenähnlichen Aufgaben ausführen.

Generative KI-Bots können komplexe und kreative Aufgaben übernehmen, die bisher nur von Menschen ausgeführt werden konnten. Sie können Softwarecode schreiben oder komplexe mathematische Gleichungen lösen und sogar kreative Inhalte wie Poesie, Musik und Kunst erzeugen. Ihr großer Leistungsumfang ist ein bedeutender Schritt in der Entwicklung künstlicher Intelligenz.

Trotz ihrer beeindruckenden Fähigkeiten zeigen generative KI-Bots auch Schwächen auf, in Form von „Halluzinationen“. Da diese Bots mit Daten aus dem Internet trainiert werden, sind sie anfällig für dieselben Vorurteile, Ungenauigkeiten und Falschaussagen, was dazu führt, dass sie falsche Informationen fabrizieren und ungenaue Aussagen verbreiten. Dennoch planen laut einer Umfrage 72 % der Fortune-500-Unternehmen mit dem Einsatz von generativer KI ihre Produktivität zu verbessern.

 

Benutzerdefinierte Chatbots – effizient und spezialisiert

 

Seit 2023 sind generative KI-Chatbots auch in Form kleinerer Tools verfügbar. Diese Small Language Models (SLMs) benötigen weniger Daten für ihr Training und dementsprechend weniger Energie für ihren Betrieb. Damit sind sie ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Leistung und Genauigkeit von Chatbots, ohne die hohen Ressourcenanforderungen großer Sprachmodelle berücksichtigen zu müssen. SLMs sind außerdem weniger anfällig für Halluzinationen und können spezialisierte Aufgaben effizienter ausführen. Sie sind darauf ausgelegt, auf spezifische Unternehmens- oder Branchendaten trainiert zu werden und gezielte Aufgaben zu übernehmen, wie z. B. das Schreiben von Code oder das Erstellen personalisierter Marketinginhalte.

 

Der Beginn der Autonomie

 

Die Zukunft der Chatbots liegt in autonomen Produkten. Diese Intelligent Digital Workers (IDWs) sollen die Benutzerfreundlichkeit von Konversationellen-KI-Bots mit den Fähigkeiten spezialisierter maschineller Lernmodelle kombinieren. Ziel ist es, dass Chatbots komplett autonom und ohne menschliches Eingreifen agieren können.

Obwohl die Technologie für eine vollständige Autonomie noch in der Entwicklung ist, prognostiziert das Weltwirtschaftsforum, dass bis 2027 über 40 % der gängigen Geschäftsaufgaben automatisiert sein werden. IDWs werden sich von einfachen Assistenten zu vollwertigen digitalen Mitarbeitern entwickeln, die in der Lage sind, komplexe Aufgaben zu verstehen und effizient auszuführen.

Ein intelligenter digitaler Arbeiter könnte beispielsweise die gesamte Verwaltung eines Unternehmensbereichs übernehmen, von der Terminplanung über die Datenanalyse bis hin zur Kommunikation mit Kunden. Diese Bots würden kontinuierlich lernen und sich anpassen, wodurch sie im Laufe der Zeit immer effektiver und effizienter werden. Sie wären in der Lage, große Datenmengen zu verarbeiten und aus diesen Daten Erkenntnisse zu gewinnen, die für strategische Entscheidungen genutzt werden können.

 

Fazit: Die fortlaufende Evolution der Chatbot-Technologie

 

Die Geschichte der Chatbots ist geprägt von einer beeindruckenden Abfolge an Innovationen und Fortschritten. Von den einfachen, regelbasierten Programmen der 1960er Jahre bis zu den hochentwickelten, generativen KI-Bots von heute hat sich viel getan. Dabei bringt jeder Schritt in dieser Entwicklung die Technologie näher an das Ziel der vollständigen Autonomie.

Regelbasierte Chatbots legten mit der Automatisierung von Aufgaben den Grundstein, während intelligente Textbots diese Funktionen durch die Nutzung von NLP erweiterten.

Die Entwicklung der konversationellen KI führte zu sprachgesteuerten Assistenten und ermöglichten es den generativen KI-Bots, kreative und komplexe Aufgaben zu übernehmen. Maßgeschneiderte KI-Bots bieten heute effiziente und spezialisierte Lösungen, und mit intelligenten digitalen Arbeitern beginnt die autonome Zukunft. Dabei bleibt die Vision der vollständigen Autonomie das oberste Ziel, bei dem Chatbots in der Lage sein werden, eigenständig zu denken und zu handeln.

Diese rasante fortlaufende Entwicklung zeigt, wie dynamisch und transformativ die Welt der künstlichen Intelligenz und der Chatbots ist. Unternehmen und Nutzer können sich auf eine Zukunft einstellen, in der Chatbots zu unverzichtbaren Partnern in vielen Lebensbereichen werden könnten.

Gabriel Frasconi ist VP & General Manager South Europe, France & DACH bei Freshworks. Als Branchenexperte verfügt Gabriel Frasconi über mehr als 23 Jahre Erfahrung im Software-Vertrieb und insbesondere im SaaS-Bereich. Bevor er im März 2023 zu Freshworks kam, war Gabriel Frasconi als Area Vice President und Head of France für Slack tätig, wo er das Wachstum des Unternehmens während und nach der Pandemie leitete.

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