Mit KI gegen den Fachkräftemangel

Künstliche Intelligenz (KI) und Robotik werden in vielen Bereichen bereits erfolgreich eingesetzt und können in Zukunft einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels leisten.
Von   Gabriele Riedmann de Trinidad   |  CEO   |  platform3L GmbH
14. März 2023

Durch den demographischen Wandel stehen der deutschen Wirtschaft in den nächsten Jahrzehnten deutlich weniger Arbeitskräfte zur Verfügung. In vielen Bereichen ist der Fachkräftemangel bereits spürbar und die Situation wird sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Bis 2030 werden in Deutschland rund 1,1 Millionen IT-Fachkräfte fehlen.

Die Alterung der Gesellschaft stellt den Arbeitsmarkt vor große Herausforderungen. Bildung und eine bessere Integration in den Arbeitsmarkt können wirksame Hebel sein, um dem Mangel an Arbeitskräften entgegenzuwirken. Umso wichtiger ist es, innovative Lösungsansätze zu entwickeln – und hier kann KI einen wertvollen Beitrag leisten. In diesem Blog erkläre ich, warum KI Teil der Lösung sein kann und was Unternehmen beachten sollten, wenn sie damit starten.

Folgen des Fachkräftemangels

Fehlende Fachkräfte beeinträchtigen die betroffenen Unternehmen und die Volkswirtschaft als Ganzes. 85 Prozent der Betriebe erwarten negative Auswirkungen aufgrund von Fachkräftemangel, besonders im Baugewerbe, der Industrie, den Dienstleistern und dem Handel.

Unternehmen erwarten, dass sich die Mehrbelastung der vorhandenen Belegschaft aufgrund von Personalengpässen erhöht. Mit steigender Unternehmensgröße nimmt auch der Anteil tendenziell zu, der von einer Mehrbelastung des Personals ausgeht.

Fast sechs von zehn Unternehmen rechnen mit steigenden Arbeitskosten, um neue Fachkräfte zu gewinnen oder ihr Personal halten zu können. Dies kann die internationale Wettbewerbsposition deutscher Unternehmen verschlechtern und zu einer Lohn-Preis-Spirale führen.

Unternehmen befürchten, dass sie ihre Angebotspalette einschränken und Aufträge verlieren, weil ihnen die Fachkräfte fehlen. Die Folgen von Angebotseinschränkungen oder dem Verlust von Aufträgen können sich negativ auf ganze Produktions- und Lieferketten sowie (betriebliche) Endabnehmer auswirken.

Jedes fünfte Unternehmen erwartet den Verlust von Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit infolge fehlender Fachkräfte und besonders Industriebetriebe (24 Prozent) sorgen sich darum. Mit Blick auf künftige Herausforderungen erfordert ein Umfeld schnellen technischen Wandels ein hohes Maß an Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit.

Lebenslanges Lernen gegen den Fachkräftemangel

Die Halbwertszeit des Wissens beschreibt wie aktuell erworbenes Wissen ist bzw in welchem Zeitraums das Wissen nur noch zu 50 % aktuell oder richtig ist. Aktuell geht man davon aus, dass die Halbwertszeit von IT-Wissen 1 Jahr beträgt, technisches Wissen 3 Jahre, berufliches Wissen 5 Jahre und Hochschulwissen 10 Jahre.

Lebenslanges Lernen in der Arbeitswelt ist der Garant für Mitarbeiter und Unternehmen zukunftsfähig zu bleiben, ein Muss, um auf dem neuesten Stand zu bleiben.

Erfahrungswissen (implizites Wissen) – das unterschätzte Firmengold

Wissen in Organisationen lässt sich den Kategorien implizit und explizit zuordnen. Explizites Wissen ist kodiertes und artikuliertes Wissen, das in Form von Notizen, Dokumenten und Anleitungen vorliegt. Implizites Wissen entsteht durch persönliche Erfahrungen, die über einen längeren Zeitraum gemacht werden und kann meist nicht in Worte gefasst werden. Es hat subjektiven Charakter und ist ausschließlich im Kopf des jeweiligen Mitarbeitenden gespeichert.

Implizites Wissen im Unternehmen bezieht sich auf das im Kopf des Mitarbeitenden gespeicherte Wissen, das bei der Bewältigung von Unplanbarkeiten in der Arbeit hilft. Es äußert sich beispielsweise im Erahnen von Störungen oder als richtiges Gespür bei Problemlösungen oder intuitiven Entscheidungen. Beispiele für Tätigkeiten mit hohen Anteilen impliziten Wissens sind konzeptionelles, planerisches, kreatives Arbeiten, Entwicklung neuer Lösungen, Management komplexer Abläufe und nicht-standardisierter Prozesse, Aufbau und Pflege von Kundenbeziehungen sowie Einschätzung der Verhaltensweisen von Kundschaft und Kolleg/innen. Implizites Wissen lässt sich durch Explizierung oder Demonstration übertragen. Forschung hat gezeigt, dass nur 2% der Informationen verschriftlicht werden und 90% des Wissens in der Organisation implizit gebunden sind.

In den nächsten 10 Jahren gehen 30% der Belegschaft in Rente und damit auch deren implizites Wissen. Umso wichtiger ist es ein professionelles Wissensmangement aufzubauen und das implizite Wissen einzusammeln, so dass es von möglichst vielen Beschäftigten genutzt werden kann und im Unternehmen erhalten bleibt.

Rethink Onboarding 

Bis 2030 werden in Deutschland rund 1,1 Millionen IT-Fachkräfte fehlen, wodurch die Suche nach qualifizierten Bewerbern immer schwieriger wird. Unternehmen müssen sich mit der Frage beschäftigen, wieviel fehlendes Fachwissen durch gezielte Onboarding Prozesse geleistet werden kann, um offene Stellen auch mit weniger qualifiziertem Personal zu besetzen. Effiziente Onboarding-Prozesse entscheiden, ob neu gewonnene Fachkräfte in 6 Monaten, einem Jahr oder in 5 Jahren „lauffähig“ sind.

Natürlich wird der leer gefegte Arbeitnehmer-Markt in Deutschland auch durch das geplante Fachkräfteeinwanderungsgesetz erleichtert, das die Bundesregierung vorschlägt. Aber auch hier muss jedes Unternehmen eine Onboarding Strategie entwickeln, damit der gewünschte Effekt in der Qualität und Produktivität schnell ankommt.

Heilsbringer KI?

KI verändert die Welt der Erwachsenen-Bildung und schafft Antworten darauf, wie formelles Lernen individualisiert und informelles Lernen systematisiert werden kann.

KI gestütztes Wissensmanagement

Aktuell wird firmeneigenes Wissen ( egal ob in den Köpfen der Mitarbeiter oder in langen Betriebsanleitungen, Produktbeschreibungen, Normen) selten systematisch und digital verwendet für Onboarding oder Weiterbildung/Umschulung, weil der Aufwand sehr groß ist, das Wissen einzusammeln und in kurzweilige Lernformate zu packen. Wenn überhaupt gibt es zentrale Wikis oder das firmeninterne Intranet soll der Vermittlung des expliziten Wissens dienen. Viele dieser zentral gedachten Tools helfen kaum bei AdHoc Suche aufgrund der „Verstreutheit“ der Information z.B in individuellen Posts oder in viel zu langen Dokumenten.

Die aktuelle Generation Z wächst in einer Welt der schnellen Bedürfnisbefriedigung auf, die sich vor allem durch die Informationsflut des Internets und durch Push-Nachrichten, Eilmeldungen und TikTok-Shorts auszeichnet. Eine Studie konnte nun beweisen, dass die Aufmerksamkeitsspanne der Gesellschaft in Total kürzer wird und es immer schwieriger wird, den Fokus länger auf einer einzigen Tätigkeit zu halten. Wissensmanagement muss also auch dringend eine Antwort finden auf eine aktuell durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne von 8 Sekunden. Die Antwort lautet Micro Learnings.

Doch die Erstellung von Zusammenfassungen und Verständnisfragen in Form von Micro Learnings ist zeitaufwendig. Und genau hier setzt KI ein: inzwischen können KI Anwendungen aus exisiterenden Texten, Audio und Video in Sekunden Microlearnings erstellen und in viele Sprachen übersetzen. Damit steht dem Einsammeln von explizitem und implizitem Firmenwissen nichts mehr im Wege und kann sytematisiert für Weiterbildung und Onboarding verwendet werden.

KI basierte Suchen oder Chat Bots geben zudem relevante Antworten auf Ad Hoc Fragen.

Personalisierte Weiterbildung und Onboarding

Mit KI wird die Bildung noch persönlicher und individualisiert. Durch KI lassen sich Lerninhalte personalisieren und passend zu den Bedürfnissen der Mitarbeiter generieren. Zudem ermöglichen Lernsoftware und -apps durch KI selbstständiges Lernen. Zum Beispiel kann KI helfen, den Lernprozess zu optimieren. Eine KI-Plattform kann jedem Mitarbeiter eine maßgeschneiderte Lernumgebung bieten und ihm helfen, Wissen gezielt aufzubauen. Es kann auch als Tutor fungieren, der Fragen beantwortet und bei schwierigen Aufgaben unterstützt. Mit anderen Worten: KI-Systeme können dazu beitragen, dass Mitarbeiter mehr lernen – ohne dass sie mehr Zeit oder Ressourcen benötigen als bisher.

Fazit

Insgesamt kann man sagen, dass KI in der Bildung eine große Hilfe beim Fachkräftemangel darstellt. Durch personalisierte Lernangebote können Mitarbeiter gezielter an ihre Ziele herangeführt werden. Die Zeitaufwände sind durch selbstbestimmtes adaptives Lernen deutlich kürzer. Und Firmenwissen (explizit und implizit) kann durch KI leicht in Mircolearnings umgewandelt werden, um es systematisch zum Onbaording und zur Weiterbildung zu nutzen.

 

Gabriele Riedmann de Trinidad entwickelt mit Leidenschaft und Innovationsgeist digitale Lernlösungen, die deshalb so authentisch sind, weil sie das digitale Dilemma in Unternehmen kennt. Die Jacobs Foundation hat platform3L mit dem GESAward ausgezeichnet als eines der weltweit besten KI unterstützten Lernsysteme.

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