Die Hintergründe
Vor allem für die Tech-Branche waren die zwei vergangenen Jahrzehnte wohl die aufregendste Zeit der Geschichte. Unternehmen wie Uber, Google oder auch Facebook entwickelten sich innerhalb weniger Jahre von kleinen Start-ups zu milliardenschweren Giganten. Zeitgleich mit den Firmen wuchs auch der Bedarf nach talentiertem Nachwuchs. Die Folge: Ein hart umkämpfter Markt, auf dem Arbeitgeber mit aller Macht versuchen, die besten KandidatInnen für sich zu gewinnen oder direkt von der Konkurrenz anzuwerben – der War of Talents hatte begonnen.
Dabei war es teilweise gar nicht so wichtig, welche Funktion die Fachkräfte eigentlich erfüllen sollten. Da der Bedarf an SpezialistInnen so groß war, waren neue MitarbeiterInnen ohnehin eine sinnvolle Investition. Für die ArbeitnehmerInnen bedeutete diese Situation vor allem Jobsicherheit. Denn wenn die Dienste in Firma A nicht mehr benötigt wurden, konnte man einfach zu Unternehmen B, C oder D wechseln. Explosive Gehaltssteigerungen trugen weiter dazu bei, eine gefährliche Blase zu erzeugen.
Gerade in den letzten Jahren und insbesondere den letzten Monaten hat sich die Situation jedoch massiv verändert: Die Blase droht zu zerplatzen. Selbst Unternehmen mit großem Marktanteil entscheiden sich plötzlich für einen Hiring Freeze oder gar Layoffs. Die Beweggründe sind dabei nicht immer klar. Haben Umsatzeinbußen zu der Entscheidung geführt? Droht gar ein komplette Kollaps des Unternehmens?
Ganz so dramatisch müssen die Gründe für Hiring Freeze & Layoff allerdings nicht immer sein.
Die Coronapandemie als Sündenbock
Nicht nur in der Öffentlichkeit, auch in der Businesswelt wird Covid und den Coronamaßnahmen die Schuld für viele Dinge gegeben. Ohne Frage hat eine globale Pandemie Einfluss auf die Wirtschaft, sei es aufgrund von geschlossenen Geschäften, Lieferengpässen oder anderen Einschränkungen. Dennoch ist die Pandemie nicht der einzige Grund, warum Unternehmen und Industrien zu Hiring Freezes und Layoffs griffen.
Wirtschaftliche Faktoren
Eine steigende Inflation und die Anpassung des Leitzinses haben für schwierige Verhältnisse auf dem Kapitalmarkt gesorgt. Für Unternehmen ist es schwieriger denn je, Kapital ohne großes Risiko anzulegen. Niedrigzinsen sowie ein instabiler Aktienmarkt tun dabei ihr Übriges.
Lieferengpässe
In einigen Industrien, wie dem Markt für Halbleiter, kam es in den vergangenen Jahren zu massiven Engpässen. Das betraf eine Vielzahl von Unternehmen und Industrien und führte zu erheblichen wirtschaftlichen Problemen. Geopolitische Situationen, wie der Ukraine-Krieg, tragen weiter dazu bei, dass bestimmte Rohstoffe und Produkte nach wie vor knapp sind.
Angepasste Bewertungsmodelle
Die Art und Weise, mit denen Analysten Unternehmen beurteilen, ändern sich analog zur aktuellen Marktsituation. Im Software-Bereich geht die Tendenz etwa weg von der potenziellem Wachstum hin zur tatsächlich erreichbaren Profitabilität. Folglich ändern sich auch die Aussichten von Firmen; ein rein hypothetisches Wachstumspotenzial spielt daher keine übergeordnete Rolle mehr, vielmehr ist die Wachstumsfähigkeit eines Unternehmens ausschlaggebend.
Selbstverständlich betreffen die aktuellen Entwicklungen nicht alle Branchen. Denn in vielen Industrien herrscht trotz der aktuellen Lage eine komplett andere Hiring-Strategie. Die Gründe hierfür sind relativ simpel: Fehlendes Personal, Kapital oder Wachstum erzwingen ein Umdenken bei der Personalstrategie.
Die Lösungen für Unternehmen
Die Gründe für die aktuelle Lage bezüglich Layoffs und Hiring Freezes sind also vielfältig. Doch welche Schlüsse müssen Unternehmen daraus ziehen? Wie erklärt man effektiv gegenüber der eigenen Belegschaft, warum es zu Entlassungen kommt oder keine neue MitarbeiterInnen eingestellt werden? Und wie reagiert man richtig, wenn es Layoffs gibt?
Unternehmen müssen vor allem darauf achten, wie sie Layoffs und Hiring Freezes kommunizieren – sowohl extern als auch intern. Denn viele ArbeitnehmerInnen können (oftmals unbegründete) Ängste entwickeln, wenn es zu vereinzeltem Personalabbau kommt. Auch neue BewerberInnen sollten darüber informiert werden, warum aktuell keine Neueinstellungen vorgenommen werden.
Das Management muss zeitgleich eine Strategie entwickeln, mit der auf mögliche Szenarien reagiert werden kann. Für die interne Kommunikation muss eine Richtlinie erstellt werden. So kann man sicherstellen, dass die Belegschaft stets über den Status quo informiert ist. Das erleichtert es ArbeitnehmerInnen, Maßnahmen besser nachvollziehen zu können.
Zu diesen Richtlinien gehört auch eine klare Positionierung bei der Ausrichtung des Unternehmens. Wenn eine Expansion als Unternehmensziel vorgegeben ist, und es dennoch zu einem Hiring Freeze kommt, kann dies Unruhe unter den MitarbeiterInnen auslösen. Dann kommen schnell Fragen bezüglich der Jobsicherheit auf. Eine transparente Kommunikation hilft dabei, solche Szenarien schnell aufzulösen.
Best Practices für Layoffs
Sollte es dennoch zu einem Layoff kommen, gibt es ein paar Tipps, mit denen sich das Management richtig verhalten kann. Nachfolgend listen wir Best Practices auf, mit denen Unternehmen Ihren MitarbeiterInnen auch im Falle einer Entlassung beistehen können.
Empathie zeigen: Ein Layoff ist eine hochemotionale Situation für die betroffenen MitarbeiterInnen. Dann sind vor allem Empathie und Fingerspitzengefühl gefragt.
Mentalen Support anbieten: Aufgrund der Emotionen, die mit einem Layoff einhergehen, kann auch psychologische Unterstützung helfen. Einzelgespräche zur Aufklärung und Aussprache helfen oftmals dabei, dass MitarbeiterInnen die Entscheidung nachvollziehen können.
Jobsuche erleichtern: Die Jobsuche kann für die MitarbeiterInnen, je nach der Lage auf dem Markt, zu einer echten Herausforderung werden. Unterstützung, etwa in Form von Empfehlungsschreiben oder einem Intro bei anderen Arbeitgebern, kann wertvoll sein
Outplacement Packet: Die rechtlichen Rahmenbedingungen eines Layoffs müssen beachtet werden. Abfindungen, Kündigungsfrist und eine Auszahlung von Überstunden und Urlaubstage sind das absolute Minimum. So verhindert man nicht nur rechtliche Schwierigkeiten, sondern kann auch dafür sorgen, dass die MitarbeiterInnen mit einem besseren Gefühl aus dem Unternehmen ausscheiden.
Zusammenfassung
Layoffs und auch Hiring Freezes sind in der Businesswelt ein komplett normaler Vorgang. Sie helfen Unternehmen dabei, die Kapitaleffizienz zu steigern oder das Personalmanagement zu optimieren. Umso wichtiger ist es aber, die Gründe für Entlassungen und Einstellungsstopps klar zu kommunizieren. Denn MitarbeiterInnen können schnell Ängste entwickeln, wenn Teile der Belegschaft entlassen werden.
Agile Kostenstrukturen sind ein guter Ansatz, um Personalabbau zu verhindern. Sollte es dennoch zu Layoffs kommen, sind vor allem emotionales Fingerspitzengefühl und Unterstützung gefragt. Bei Hiring Freezes hingegen ist es besser, die Gründe für den Einstellungsstopp darzulegen. So können KandidatInnen nachvollziehen, warum die Zusammenarbeit nicht zustande gekommen ist.
Auch wenn die Tech-Industrie aktuell von Hiring Freezes und Layoffs gekennzeichnet ist, kann sich dieser Zustand jederzeit ändern. Für das vierte Quartal 2022 und das erste Quartal 2023 wird bereits jetzt ein Hiring auf Hochtouren prognostiziert.
Die Tech Industrie ist sehr dynamisch und innerhalb der Szene wird in der Personalplanung mit Szenarien geplant, in denen das Hiring zwischen Q4 22 & Q1 23 wieder auf Hochtouren fortgesetzt wird. Jedenfalls ist es für Cash-Stabile-Unternehmen taktisch Klug in der jetzigen Phase sich auf das Hiring von Talenten zu fokussieren bevor es wieder richtig losgeht.
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