Digitalisierungsschub durch Pandemie: Remote-Implementierung ist der neue SAP-Workflow

Der weltweite Shutdown, bedingt durch das Corona-Virus, führte zu einer Beschleunigung der Digitalisierung aller Bereiche – nicht zuletzt auch in Deutschland. Während das „New Normal“ für die Bevölkerung eingeläutet wird, kristallisieren sich langfristige Veränderungen für Unternehmen heraus.
Von   Kirill Rodionov   |  Direktor des DACH-Geschäftsbereichs der LeverX Group   |  LeverX Group
14. August 2022

In einer Studie zur Digitalisierung im Arbeitsleben gaben 60 Prozent der Befragten an, dass die Pandemie die Digitalisierung ihrer Arbeit verstärkt hat.[1] Der Druck für Unternehmen steigt: Um im Markt bestehen zu können, in dem selbst kleinere Verzögerungen im Ablauf bereits einen entscheidenden Nachteil bringen können, müssen sie sich stetig selbst optimieren. Die allgemeine Effizienz der internen Arbeitsabläufe spielt dabei eine genauso zentrale Rolle wie die Senkung der Kosten oder die Einsparung von Ressourcen. Bei der Digitalisierung der Unternehmen gilt es, eine nachhaltige Strategie zu entwickeln, mithilfe derer Unternehmen sämtlicher Branchen auch ortsunabhängig den Schritt Richtung Prozessoptimierung dank Remote-Implementierung gehen können. Wie genau dieser Workflow aussehen sollte, wird im Folgenden genauer erläutert.

Corona hat den Übergang zur Fernarbeit auch im Bereich der Digitalisierung von Unternehmen klar beschleunigt. Doch die IT-Profis der Branche sehen im deutschen Markt Aufholbedarf. Um mit dem steigenden Druck der Digitalisierung mithalten zu können, sollte die Strategie für Remote-Implementierungen zum Schritt hin Richtung „intelligentem Unternehmen“ mit den Vorteilen des hybriden Arbeitsmodells in der Zusammenarbeit mit Kunden in verschiedenen Branchen weltweit kombiniert werden. Das Ergebnis ist, dass somit Automatisierungs- und Digitalisierungsprojekte mit beispielsweise S4HANA oder SAP Ariba, die normalerweise ein bis zwei Jahre andauern, in nur sechs Monaten abgeschlossen werden können. Mithilfe von weitverbreiteten oder kundenspezifischen Projektmanagement-Methoden, agil gestalteten Entwicklungsprozessen sowie einer ausgeklügelten Infrastruktur bestehend aus professioneller Hardware, Equipment für Remote Team Meetings und High-Speed-Software entwickelte man so eine Remote-optimierte Strategie zur Implementierung digitaler Firmenlösungen.

Prozesse, Methoden und Vorschriften als Grundpfeiler

SAP-Projekte beinhalteten schon länger auch die Möglichkeit zur Implementierung aus der Ferne, die Pandemie hat die Bereitschaft hierzu noch einmal bestärkt. Grundlage der idealen Remote-Strategie sind kundenspezifische Projektmanagement-Methoden und agile Entwicklungsprozesse. Ein konstantes Produktivitäts-Monitoring in Form von täglichen, wöchentlich oder monatlichen Checkpoints und Status-Calls sorgt für den nötigen Überblick. Außerdem sollten Kunden bei der Einführung von Home-Office-Regeln beraten werden. So wird das Grundgerüst der Strategie gebaut. Zertifizierte SAP-Berater, Softwareentwickler, UX-Designer und DevOps-Spezialisten müssen für die erfolgreiche Digitalisierung eines Unternehmens jederzeit dank des Remote-Ansatzes verfügbar sein, um Fehler zu vermeiden und den Erfolg des Projektes zu gewährleisten.

Offshore und Nearshore sind das neue Onsite

Da die Einführung der Cloud zur Norm wird, sollten künftig alle SAP-Projekte tatsächlich remote sein. Es stellt sich die Frage, wo die Fernimplementierung verwaltet wird. Dies bedarf professioneller Hard- und Software: Laptops, Monitore und Kommunikationsmitteln, Konferenzräumen sowie stabiles Internet sowohl vor Ort als auch in Heimbüros sind ebenso wichtig wie Experten, Berater und Entwickler, die die gleiche Sprache wie der Kunde sprechen. Die Vision von SAP für Industrie 4.0 und die digitale Transformation der Weltwirtschaft hat zu einer Strategie geführt, die Unternehmen dazu bringt, die S/4HANA-Cloud und andere Cloud-basierte SAP-Anwendungen anstelle von On-Premise-Implementierungen zu verwenden. Technologiepartner sollten daher neben dem klassischen Angebot der Onsite-Implementierung auch weitere Service Modelle entwickeln, um den Remote-Workflow weiter voranzutreiben. Bei ‚Offshoring‘ wird der volle Entwicklungszyklus einer Lösung von der Anforderung bis zur Implementierung und dem Support von übernommen. Außerdem werden Hybridlösung schrittweise eingeführt, mithilfe derer das Onsite-Team mit dem Offshore-Entwicklungsteam und Vertretern des Kunden arbeitet. Daneben gibt es auch ‚Nearshoring‘-Modelle, die angewandt werden, wenn Kunden Vertreter eines Unternehmens aus dem Nachbarland sind, die die Leistungen von zertifizierten SAP-Profis nutzen möchten. Diese anpassungsfähigen Modelle garantieren eine ortsunabhängige, kurze Einarbeitungszeit und Zeitersparnis dank des beschleunigten Projektaufbaus.

Die Fernbedienung wird der neue Workflow

Mit der Einführung von Cloud-basierten Software-as-a-Service-Paketen für ERP-Systeme und andere Geschäftsprozesse im letzten Jahrzehnt ist das Potenzial für die Implementierung und Wartung der IT-Verwaltung der meisten deutschen Unternehmen aus der Ferne in die Höhe geschossen. Da in Zukunft lokale ERP-Systeme durch Cloud-basierte Systeme ersetzt werden, wird die Wartung dieser Systeme verstärkt aus der Ferne erfolgen, sodass es keine Rolle spielt, ob IT-Experten vor Ort sind. Rein technisch gesehen kann die Implementierung neuer ERP-Systeme bereits vollständig aus der Ferne erfolgen. Hauptgründe für altbewährte Umstellungen in Präsenz waren die Erwartungen von Kunden, dass Systemintegratoren vor Ort sein sollten und die Schulung der Endnutzer des Produkts. Die Erfahrung, das Projektmanagement, die Herangehensweise und die durchgeführten Projekte im Bereich SAP Ariba, S4HANA-Implementierung und die Entwicklung mobiler Anwendungen zeigen, dass Remote-Implementierung auch dazu beitragen, das Budget des Kunden durch die Verringerung der Reisekosten und die erfolgreiche Lösung von Problemen in einem Remote-Format erheblich zu sparen. In Zahlen ausgedrückt sind so Einsparungen von 10 bis 15 Prozent des Gesamtbudgets möglich – zum Vorteil für den Kunden. Für den Schritt zur globalen Transformation ist es wichtig, dass komplexe Implementierungen aus der Ferne durchgeführt werden können. Dazu gehören Schulungen in cloudbasierten ERP-Softwaresystemen und der ortsunabhängige Zugang zu geschultem Fachpersonal.

 


[1] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1280367/umfrage/umfrage-zur-verstaerkung-der-digitalisierung-von-arbeit-durch-corona/

Seit 2017 ist Kirill Rodionov Direktor des DACH-Geschäftsbereichs der LeverX Group. Zuvor war er Development Architect und Team Lead für das Unternehmen seit 2010. Nachdem er 2008 seinen Master’s Degree in Information Technologies and der BSUIR Minsk absolvierte, begann er seine Karriere als Software Engineer bei UIIP NAS Belarus und anschließend als ABAP Consultant bei EPAM Systems.

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