Wie IT und R&D voneinander profitieren können

Die digitale Transformation ist gekommen, um zu bleiben – das ist nichts Neues. Ihr Fortschritt ist nicht aufzuhalten und während sie auf der einen Seite revolutionäre Innovationen ermöglicht, so macht sie gleichzeitig alles auch um einiges komplexer. Besonders Unternehmen stehen hier immer wieder vor neuen Herausforderungen: Die unternehmensinterne Vernetzung wird kontinuierlich relevanter. Teams, die vorher wenig miteinander zu tun hatten, müssen sich jetzt zusammentun, wodurch die Bedeutung der abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit zunimmt. Bei der Produktentwicklung müssen Nutzer:innen mehr in den Fokus gestellt werden, und das kann nur dann gelingen, wenn Abteilungen enger kooperieren.
Von   Benjamin Schroeder   |  Business Manager   |  SALT AND PEPPER Digital GmbH
8. Juni 2023

Noch sehr verbreitet: Die IT als interner Dienstleister 

In konservativen Maschinenbauunternehmen war es lange Zeit üblich, ohne individuelle Software-Lösungen zu arbeiten – die Kernkompetenz des Unternehmens lag nun mal in den Ingenieurswissenschaften und nicht in der IT. Entsprechend wenig war die unternehmensinterne IT mit anderen Bereichen vernetzt. In der Regel wurde sie als Cost Center gesehen, das für reibungslose Abläufe bei der Standard-Software und IT-Security des Unternehmens sorgen sollte. Sie war hauptsächlich dafür zuständig, für stabile Systeme zu sorgen und auf die Sicherheit und Kosten der unternehmensinternen Anwendungen zu achten. Im Gegensatz dazu haben typische Internet-Businesses in der Regel ein von vorneherein IT-zentriertes Geschäftsmodell, in dem die IT von Beginn an einen hohen Stellenwert genießt.

Doch mit der Digitalisierung sind nun auch solche Unternehmen auf das Engineering von Software angewiesen, die vorher “nur” analoge Produkte in weitestgehend manuellen oder mechanischen Prozessen hergestellt haben. Das führt dazu, dass abseits der IT immer mehr Software- und IT-Expert:innen zur Belegschaft zählen – und zwar in der Produktentwicklung selbst. Ein gravierender Wandel mit Konsequenzen.

Building bridges: Warum der Austausch für IT und R&D so wichtig ist 

Bis hierhin ist bereits klar: Die Digitalisierung bewirkt, dass in allen Bereichen deutlich mehr Software verwendet wird. Und wo dies über den IT-Bereich hinaus geschieht, ist natürlich auch das dazugehörige Fachwissen nötig – beispielsweise im Bereich R&D, also der Forschung und Entwicklung (auf Englisch “Research and Development”), oder auch in der Produktion.

Das bedeutet aber auch, dass Software nicht mehr nur für interne Prozesse verwendet wird, wie es bisher der Fall war. Stattdessen integriert R&D Softwarelösungen in die Produkte, die am Ende an die Kund:innen verkauft werden. Diese Tatsache macht eine Standardisierung durch die zentrale “Haupt-IT” im Unternehmen unmöglich, weshalb eine bestmögliche Verkettung auf vertikaler Organisationsebene nötig wird.

Freiraum vs. Stabilität und Sicherheit 

Technologische Überschneidungen zwischen IT und R&D bringen etliche Anforderungen und “Übersetzungsschwierigkeiten” mit sich: So brauchen Entwickler:innen große Gestaltungsfreiheit bei der technischen Lösung von Problemen und der Entwicklung von Features, während die IT die Aufgabe hat, die Stabilität und Sicherheit der digitalen Infrastruktur aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig muss sie die Kosten der digitalen Infrastruktur möglichst niedrig halten. All das sind Aspekte, die der Gestaltungsfreiheit von R&D eher im Weg stehen.

Doch Kompromissfähigkeit ist hier wichtig, weil eine gegenseitige Abhängigkeit besteht: Die Leistungsfähigkeit von R&D ist abhängig von der IT, da diese mit einer stabilen und sicheren Infrastruktur die nötigen Grundvoraussetzungen für die Produktentwicklung schafft. Gleichzeitig ist die Innovationskraft von Forschung & Entwicklung erfolgskritisch für das Unternehmen – was wiederum der IT zugutekommt und ihr Bestehen sichert. Somit ist der enge Austausch zwischen den Bereichen entscheidend für die Zukunftsfähigkeit der Organisation.

Für R&D bietet die Zusammenarbeit einen weiteren Vorteil: Die Entwickler:innen profitieren von der langjährigen Erfahrung der IT-Expert:innen mit schnelllebigen, digitalen Lösungen – schließlich war Software für IT-Fachkräfte bereits vor dem Zeitalter der Industrie 4.0 ein fester Bestandteil ihres Alltags.

Abteilungsübergreifende Übersetzer:innen 

Damit die Zusammenarbeit zwischen IT und R&D gelingt, braucht es „Übersetzer:innen“, die zwischen den beiden Abteilungen vermitteln können. Idealerweise sind dies externe Partner:innen, die verstehen, wie die unterschiedlichen Bereiche in Unternehmen funktionieren. Diese Vermittler:innen sollten auch die Kernherausforderungen solcher Kooperationen kennen: Was ist nötig, um die Langlebigkeit der Software in einem Produkt zu optimieren? Wie funktionieren Bug-Fixes und die Updatefähigkeit einer Maschinensoftware? Wie kann eine optimale IT-Infrastruktur den Erstellungsprozess stabiler Software unterstützen, und welchen Wert hat diese Stabilität für die Software?

Übersetzende Partner:innen sollten in dieser Situation vor allem neutral sein: Es ist ihre Aufgabe, bei Bedarf zwischen den Abteilungen zu vermitteln, Missverständnisse zu lösen und mögliche Lösungswege aufzuzeigen. Sie bauen Brücken zwischen den Parteien und fördern einen offenen Austausch. Dabei erläutern sie, wenn nötig, die Einwände der IT und übersetzen gleichzeitig die Anforderungen von R&D.

Der Abstand, der nötig ist, um diese Situationen wertungsfrei zu betrachten, ist bei internen Vermittler:innen meist nicht ausreichend vorhanden, weshalb sie eine solche Rolle nur eingeschränkt übernehmen können. Hinzu kommt, dass unter Umständen die Gefahr einer gewissen Betriebsblindheit besteht, wodurch wichtige Aspekte in der Zusammenarbeit übersehen werden können. Gleichzeitig werden Proof of Concepts nötig, um die Existenz dieser vermittelnden Rolle auf lange Sicht zu legitimieren. Interne Mitarbeitende, die diese zusätzlichen Aufgaben übernehmen, stehen dann vor einer Doppelbelastung, die im Tagesgeschäft kaum jemand leisten kann. Hinzu kommt, dass viele Unternehmen noch nicht erkannt haben, dass solche Übersetzer:innen überhaupt nötig sind. Aus diesem Grund sind die dafür benötigten Ressourcen meist nicht vorhanden sind oder werden nicht eingeplant.

Diese Schwierigkeiten ergeben sich mit externen Vermittler:innen nicht. Gleichzeitig können die Erfahrungswerte, die diese mitbringen, dabei helfen, bereits bekannte Fehler zu vermeiden und dadurch schneller Ergebnisse zu erzielen.

DevOps und DevSecOps: Win-Win Situation für IT und R&D 

Wie eine solche erfolgreiche Zusammenarbeit Früchte tragen kann, zeigt die Rolle des DevOps-Engineers. Hersteller:innen von Softwareprodukten haben dies früh für sich genutzt: Mit Hilfe von DevOps begannen sie, die alltäglichen Probleme in der Softwareentwicklung zu beheben, die für IT-Administrator:innen zu spezifisch waren.

DevSecOps erweitert dieses Konzept um den Sicherheitsaspekt: Während in den klassischen Entwicklungsabläufen die Software-Sicherheit nur einen Teil des gesamten Prozesses darstellt, wird sie bei DevSecOps zu einem zentralen Baustein entlang aller Entwicklungsphasen. Das hat zum Ziel, dass Anwendungen und Dienste nicht nur schneller und effizienter entwickelt, sondern auch widerstandsfähiger gegenüber Bedrohungen und Angriffen werden.

Unternehmen können dieses Erfolgsmodell für sich nutzen, indem sie innerhalb des R&D-Bereichs eigene Architekt:innen und Problemlöser:innen für die Entwicklungsumgebung der Software einsetzen, die dabei kontinuierlich deren Stabilität und Widerstandsfähigkeit vor Angriffen im Auge behalten. Die DevOps-Engineers setzen überall dort an, wo es um den Betrieb und die Produktivität der Entwicklungsteams geht. Gleichzeitig werden sie zu Vermittler:innen zwischen den Parteien, sorgen für abteilungsübergreifendes Verständnis und tragen dazu bei, Anforderungen zu homogenisieren und Prozesse zu standardisieren.

Dieser Zusammenschluss führt zu einer effizienteren Entwicklung sicherer, innovativer und qualitativ hochwertiger Software-Produkte: Durch automatisierte Tests und den Einsatz von Monitoring-Tools wird sichergestellt, dass Fehler frühzeitig erkannt und behoben werden können, um so die Qualität der Endprodukte noch stärker zu optimieren.

Mit abteilungsübergreifender Kooperation zum Erfolg 

Es wird deutlich, dass die Zusammenarbeit zwischen R&D und IT von entscheidender Bedeutung für den Unternehmenserfolg im heutigen, digitalen Zeitalter ist. Nicht zuletzt hat sie einen großen Einfluss auf die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen. Die Beispiele DevOps und DevSecOps zeigen erste konkrete Maßnahmen, durch die R&D- und IT-Teams effektiver zusammenarbeiten können, um schneller qualitativ hochwertige Softwareprodukte zu entwickeln und bereitzustellen.

Dabei können externe Vermittler:innen, die sich mit den spezifischen Herausforderungen einer solchen Zusammenarbeit auskennen, ideal unterstützen. Ihre innerbetriebliche Distanz und jahrelange Expertise aus anderen, ähnlichen Projekten sind Faktoren, die diese Zusammenarbeit noch reibungsloser und effektiver machen. Dabei achten sie auf einen fairen, offenen Austausch, beugen Missverständnisse vor und füllen, wenn nötig, Wissenslücken.

Kurzum: Um erfolgreich digitale, sichere und innovative Projekte umzusetzen, bedarf es einer effektiven Vernetzung und Vermittlung zwischen R&D und IT. Diese bringt Unternehmen letztendlich den Vorteil, dass sie sich noch stärker auf ihre Kund:innen und deren Ansprüche konzentrieren können – eine klare Win-Win-Situation für alle.

Benjamin Schröder, Business Manager der SALT AND PEPPER Digital GmbH, ist gelernter Wirtschaftsingenieur. Mit seiner Ausbildung und Erfahrung in u.a. Elektrotechnik, (Sonder-)Maschinenbau und Medizintechnik wurde ihm die Vermittlerrolle praktisch in die Wiege gelegt. Die Kompetenzen für SALT AND PEPPER Digital GmbH sieht er vor allem in der Softwareentwicklung von Enterprise-Applikationen, Gerätesoftware und Infrastruktur.

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