So stellen die Einzelhandel- und Konsumgüterbranchen mithilfe von Technologie Nachaltigkeit innerhalb ihrer Wertschöpfungskette sicher

Das Thema Nachhaltigkeit stellt Unternehmen im Einzelhandel und in der Konsumgüterbranche vor große Herausforderungen. Transparenz und Rückverfolgbarkeit der Lieferketten sind entscheidend. Soziale Verantwortung, Menschenrechte, Biodiversität und Entwaldung gewinnen an Bedeutung. Diese Herausforderungen beeinflussen das Markenimage. Unternehmen müssen Umweltauswirkungen quantifizieren, Ressourcenknappheit und Abfallreduzierung berücksichtigen. Technologie spielt eine entscheidende Rolle, z.B. Blockchain und künstliche Intelligenz für transparente Lieferketten. Emissionsdaten von Lieferanten lassen sich mit Datenanalyse bewerten. Technologie ermöglicht auch die Verfolgung von Rohstoffen und nachhaltiger Beschaffung. Prognose der Produktnachfrage und Optimierung der Logistik reduzieren Verschwendung. Durch Digitalisierung der Lieferkette können Unternehmen reaktive Abläufe verbessern. Technologie bietet Chancen, Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und positive Veränderungen in der Branche voranzutreiben
Von   Alexander Broj   |  Head of Consulting Central Europe   |  Cognizant
14. Juni 2023

Das Thema Nachhaltigkeit stellt viele Unternehmen aus den Einzelhandels- und Konsumgüterbranchen vor große Herausforderungen. Die Verbesserung der Transparenz und Rückverfolgbarkeit der eigenen Lieferketten steht dabei an erster Stelle. Der Druck steigt, da soziale Verantwortung, Menschenrechte sowie Themen wie Biodiversität und Entwaldung immer wichtiger werden. Diese Herausforderungen beeinflussen das Markenimage eines Unternehmens maßgeblich, sowohl heute als auch in Zukunft.

Um nachhaltig zu operieren, müssen Unternehmen verschiedene komplexe Faktoren berücksichtigen, wie die Quantifizierung der Umweltauswirkungen, den Umgang mit Ressourcenknappheit und die Abfallreduzierung. Um einen ökologisch, sozial und finanziell nachhaltigen Wandel herbeizuführen, müssen Unternehmen diese Herausforderungen entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette angehen. Dabei sollten das Supply Chain Management, die Ressourceneffizienz, nachhaltiges Design, der CO2-Fußabdruck, nachhaltige Logistik sowie Transparenz und Rückverfolgbarkeit von Produkten im Fokus stehen.

Technologie spielt hierbei eine entscheidende Rolle, da sie Unternehmen in die Lage versetzt, die Nachhaltigkeit ihrer Lieferkette zu verbessern und ihre Nachhaltigkeits- sowie Finanzziele zu erreichen. Im Folgenden werden die größten Herausforderungen der weltweit führenden Unternehmen im Einzelhandel und in der Konsumgüterindustrie sowie Beispiele dafür aufgezeigt, wie Technologie als Katalysator für Lösungen dienen kann.

  1. Begrenzte Upstream- und Downstream-Rückverfolgbarkeit. Durch den Einsatz von Blockchain und künstlicher Intelligenz (KI) können transparente und unveränderliche Aufzeichnungen über Herkunft, Bewegung und Eigentum von Waren in der gesamten Lieferkette erstellt werden. Dadurch können Unternehmen sicherstellen, dass Produkte nachhaltig beschafft und Arbeits- und Menschenrechtsstandards eingehalten werden. Ein Beispiel dafür ist die Einführung eines Rückverfolgbarkeitssystems, bei dem jedem Produkt eine eindeutige digitale ID zugewiesen wird. Diese ID liefert Informationen über die Herkunft, Qualität und Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards. Die Daten werden in einer Blockchain gespeichert, was Transparenz und Unveränderlichkeit gewährleistet. Unternehmen und Verbraucher können somit Informationen überprüfen und das Produkt während seines gesamten Lebenszyklus verfolgen.

Führende Unternehmen wie setzen bereits auf Blockchain-Technologie, um die Transparenz und Rückverfolgbarkeit ihrer Lieferketten zu verbessern. Zum Beispiel verwendet ein weltweit tätiger US-amerikanischer Einzelhandelskonzern ein auf Blockchain basierendes Rückverfolgbarkeitssystem für Schweinefleisch in China und Mangos in den USA. Dadurch kann das Unternehmen die Herkunft dieser Produkte zurückverfolgen und sicherstellen, dass sie den Lebensmittelsicherheitsstandards entsprechen und aus nachhaltiger Produktion stammen. Ein weltweit führender Nahrungsmittelkonzern nutzt ebenfalls Blockchain, um die Milch von den Bauernhöfen bis zu den Fabriken in Neuseeland zu verfolgen und somit Transparenz und Rückverfolgbarkeit in der Milchlieferkette sicherzustellen

  1. Fehlende Emissionsdaten von Lieferanten. Unternehmen können auf Software und Datenanalyse zurückgreifen, um Lieferanten zu identifizieren und zu bewerten, die eine hohe Umweltbelastung verursachen. Dies betrifft Lieferanten, die Materialien mit hohen Umweltauswirkungen wie seltene Metalle oder Wasser in ihren Produkten oder Dienstleistungen verwenden, sowie solche, die sich durch große Transportentfernungen oder hohe Verkaufszahlen auszeichnen. Analyse-Tools sind auch hilfreich, um Informationen über die Umwelt- und Sozialaktivitäten der Lieferanten zu erhalten. Dies kann von einfachen Lösungen wie dem Versand einer Nachhaltigkeitsbewertung bis hin zu hochtechnologischen Lösungen wie einem internen Lieferantenportal mit Fokus auf Nachhaltigkeit oder dem direkten Zugriff auf Emissionsdaten eines Lieferanten innerhalb seines technischen Ökosystems reichen. Auf diese Weise erhalten Unternehmen die Daten, um den CO2-Fußabdruck, den Ressourcenverbrauch und die Arbeitspraktiken ihrer Lieferanten zu bewerten und zu vergleichen sowie Verbesserungspotenziale zu identifizieren.

Beispiele aus der Praxis: Ein Hersteller von Verbrauchsgütern nutzt ein Tool in Verbindung mit seinem Sustainable Agriculture Code, um die Nachhaltigkeit seiner landwirtschaftlichen Lieferanten zu bewerten. Ein Hersteller von Outdoor-Kleidung hat ein Programm zur Umweltverantwortung in der Lieferkette bei Zulieferern weltweit eingeführt und wendet branchenübliche Tools an, um die Umweltauswirkungen seiner Produkte und Materialien zu evaluieren. Dadurch ist das Unternehmen in der Lage, Bereiche zu identifizieren, in denen Verbesserungen erforderlich sind.

  1. Unvollständige Beschaffungsinformationen. Durch den Einsatz von Technologie sind Unternehmen in der Lage, die Umweltauswirkungen von der Gewinnung über die Produktion bis hin zum Transport von Rohstoffen zu verfolgen. Darüber hinaus haben sie die Möglichkeit, nachhaltige Materialien zu identifizieren, zu priorisieren und zu beschaffen, beispielsweise Bio-Baumwolle im Vergleich zu konventioneller Baumwolle. Sie können auch verfolgen, wo sich diese Materialien in der Lieferkette befinden und wie sie verwendet werden. Software-Lösungen können dabei helfen, herauszufinden, welche Materialien nachhaltiger sind und Szenarioanalysen für eine Vielzahl von Faktoren durchzuführen. Das Ziel besteht darin, einen Kompromiss zwischen Nachhaltigkeit, Materialverfügbarkeit und anderen Kriterien zu finden, um fundierte Entscheidungen für eine nachhaltige Beschaffung zu treffen.

Ein Beispiel hierfür ist Sportartikelhersteller das auf ein digitales Tool namens TrusTrace setzt. Mit diesem Tool können die Umweltauswirkungen verschiedener Materialien verfolgt werden, und es ermöglicht, Prioritäten für den Einsatz von Materialien in Produkten festzulegen.

  1. Ungewisse Produktnachfrage. Ein weiterer potenzieller Einsatzbereich der Datenanalyse besteht in der Prognose der Produktnachfrage. Dies bietet Einzelhändlern und Konsumgüterherstellern die Möglichkeit, ihre Bestände zu optimieren und Verschwendung zu reduzieren. Mithilfe von prädiktiver Analytik werden historische Verkaufsdaten, Wetterinformationen, vergangene Einkäufe sowie Lagerbestände, Produktbewegungen und andere externe Faktoren kombiniert, um die zukünftige Nachfrage nach Produkten vorherzusagen. Unternehmen können dadurch ihre Lagerbestände optimieren, Fehlbestände vermeiden und Überproduktion sowie Verschwendung reduzieren.

Einzelhandels- und Konsumgüterunternehmen wie Amazon und Zara setzen auf Datenanalyse, um die Produktnachfrage vorherzusagen und ihre Bestände zu optimieren sowie Verschwendung zu verringern. Amazon nutzt beispielsweise prädiktive Analysen, um die Nachfrage vorherzusagen und seine Lagerbestände entsprechend anzupassen. Zara hingegen setzt Datenanalyse ein, um Modetrends vorherzusagen und die Produktion entsprechend anzupassen.

Einzelhandels- und Konsumgüterunternehmen wie setzen auf Datenanalyse, um die Nachfrage nach Produkten vorherzusagen und so den Bestand zu optimieren sowie Verschwendung zu verringern. Ein Online-Versandhändler beispielsweise nutzt prädiktive Analysen, um die Nachfrage vorherzusehen und die Bestände in seinen Lagern anzupassen. Ein Modelabel nutzt die Datenanalyse, um Modetrends vorherzusagen und die Produktion entsprechend anzupassen.

  1. Rückständige Logistik kann durch den Einsatz von GPS-Ortung, IoT (Internet of Things)-Endgeräten und Routenoptimierungs-Software überwunden werden. Diese Technologien ermöglichen es Unternehmen, von manueller und reaktiver Planung und Verfolgung von Transportrouten und -mitteln zu einer optimierten und intelligenten Logistik überzugehen. Durch diese Umstellung können die Emissionen und Umweltauswirkungen des Warenverkehrs reduziert werden. Flottenmanagement-Software bietet Funktionen wie Asset-Verfolgung, Reduzierung von Leerlaufzeiten, optimierten Kraftstoffverbrauch und die Verringerung von Leerkilometern. Dadurch haben Unternehmen die Möglichkeit, ihren CO2-Ausstoß zu verringern und die Effizienz ihrer Logistik zu verbessern. Dies kann auch dazu beitragen, den steigenden Frachtkosten entgegenzuwirken, mit denen viele Unternehmen konfrontiert sind.

Logistikunternehmen, die von Einzelhändlern und Konsumgüterherstellern beauftragt werden nutzen diese Technologien. Ein Paket- und Brief-Expressdienst setzt beispielsweise das Green Fleet Management System ein, um seine Flotte zu optimieren und Emissionen zu reduzieren. Ein global tätiges Kurier-Express-Paket-Dienstunternehmen wiederum nutzt Software zur Routenoptimierung und Echtzeitverfolgung, um Transportkosten und Emissionen zu minimieren.

  1. Reaktive Lieferkette. Eine reaktive Lieferkette kann durch die Digitalisierung der Lieferkette überwunden werden. Unternehmen können Technologien wie Blockchain, Big Data, Cloud Computing, Machine Learning (ML), Internet of Things (IoT) und künstliche Intelligenz (KI) nutzen, um ihre Lieferkette zu rationalisieren, zu überwachen und proaktiv auf Unterbrechungen oder Veränderungen in der Nachfrage oder im Angebot zu reagieren. Durch die Nutzung von Daten aus Bestands- und Vertriebssystemen können Unternehmen Trends erkennen und auf Nachfrageänderungen reagieren. Gleichzeitig können sie Probleme wie Ressourcenengpässe, fehlerhafte Materialien, fehlende Bestände und schlechte Qualität überwachen und verwalten. Dies ermöglicht Unternehmen und ihren Zulieferern eine bessere Zusammenarbeit und proaktives Handeln, während gleichzeitig die Auswirkungen auf die Umwelt reduziert werden. Zum Beispiel können optimierte Bestände Abfall reduzieren und eine verbesserte Logistikeffizienz kann zur Senkung von Energieverbrauch und Emissionen beitragen.

Einzelhandels- und Konsumgüterunternehmen setzen Echtzeitdaten und -analysen ein, um die Bedingungen in ihrer Lieferkette zu überwachen und schnell auf Störungen oder Veränderungen der Nachfrage zu reagieren. Ein weltweit tätiger Einzelhandelskonzent nutzt beispielsweise Echtzeitdaten zur Überwachung der Lagerbestände und zur Vorwegnahme von Nachfrageänderungen. Einer der größten Einzelhändler der USA hingegen setzt Datenanalysen ein, um die Wetterbedingungen zu überwachen und Logistikstörungen vorherzusehen. Durch den Einsatz dieser Technologien können die Unternehmen flexibler auf Veränderungen reagieren und ihre Lieferkette effizienter gestalten.

Der Einzelhandel und die Konsumgüterindustrie stehen vor zahlreichen Herausforderungen, wenn es darum geht, ihre Ziele in Bezug auf Nachhaltigkeit und ökologische, soziale und Governance-Aspekte zu erreichen. Die Nachfrage nach nachhaltigeren und sozial verantwortlichen Praktiken wird sowohl von Investoren, Verbrauchern als auch von Gesetzgebern weiter steigen. Wenn diese Erwartungen nicht erfüllt werden, könnten dies nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für die Gesellschaft insgesamt verheerende Folgen haben.

Dank der weiterverbesserten Technologien können Unternehmen jedoch weiterhin Fortschritte erzielen. Unternehmen brauchen allerdings Ausdauer und ihr Engagement für die Einführung neuer Lösungen muss weiter intensiviert werden. Durch ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit, Innovation und Transparenz können der Einzelhandel und die Konsumgüterindustrie positive Veränderungen vorantreiben und eine nachhaltigere Zukunft für alle schaffen. Und das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch ein lohnendes Geschäft.

Alexander Broj ist Head of Consulting bei Cognizant und leitet das Beratungsteam des Unternehmens in Zentraleuropa, Südeuropa und dem Nahen Osten.

Um einen Kommentar zu hinterlassen müssen sie Autor sein, oder mit Ihrem LinkedIn Account eingeloggt sein.

36067

share

Artikel teilen

Top Artikel

Ähnliche Artikel