Schule der Zukunft: Corona als Anstoß zur Digitalisierung

Von   Tom William Busam   |  Organic Search Manager   |  Peak Ace AG
20. September 2021

Wieder ein Tag daheim. Für die Schülerschaft nimmt das Homeschooling kein Ende. Seit mehr als einem Jahr wird mittlerweile von Zuhause unterrichtet. Einerseits ein großes Problem, da fehlende Sozialkompetenzen und Fachwissen nur schwer wieder eingeholt werden können. Andererseits Glück im Unglück. Deutschlandweit wirkt Corona wie ein Anstoß zur Digitalisierung. Davon profitieren vor allem Schulen, denn die digitalen Lücken im deutschen Schulsystem sind deutlich.
Mittlerweile hat sich in dem Bereich jedoch einiges getan. Jetzt gilt es daran festzuhalten. Mehr zum jetzigen Stand und den Möglichkeiten der digitalen Schule gibt es im folgenden Artikel.

Digitalisierung als eines der Hauptprobleme an deutschen Schulen

Deutschland hat ein Digitalisierungs-Problem. Nicht nur mit dem Internet.

Mit 0.61 Geräten pro Schüler sitzt Deutschland heute genau da, wo es vor 3 Jahren schon saß. Zum Vergleich: In Luxemburg hat die Schülerschaft einfachen Zugang zu mehr als doppelt so vielen Geräten. Auch im internationalen Vergleich bildet Deutschland das Schlusslicht. Hinter Ländern wie Moldawien oder Aserbaidschan wird der Nachholbedarf klar.

Laut einer Infografik von Traumbeere [1] liegen dabei die größten Probleme bei Fehlenden Unterstützung (37%). Aber auch Internetprobleme sind mit 31% oft der Ausgangspunkt für fehlende digitale Strategien.

Dabei hadert es nicht nur an Infrastruktur und Ressourcen. Auch das Vertrauen der Schulleitungen in ihre Fachkräfte fehlt. Weniger als 44% sind überzeugt, dass Lehrkräfte technisch und pädagogisch kompetent sind, neue Technologien zu integrieren.

So könnte die Schule der Zukunft aussehen

Deutschland plant bis 2024 mehr als 5.5 Mrd. Euro für die Digitalisierung von Schulen auszugeben. Gleicher Hand sollen Schulen schrittweise wieder öffnen. Das bedeutet es gibt Zeit und Geld neue Konzepte für die Schule der Zukunft zu entwickeln.

Für die Schule der Zukunft ist der Fernunterricht nur ein Vorgeschmack. Dank moderner Technik wird das selbständige Lernen einfacher und spaßiger. So können z.B. Lernstoffe kreativ aufgearbeitet werden. Und auch die Recherche nach Informationen gestaltet sich leichter und effektiver. Auf diese Weise lernen Kinder schon früh digitale Kompetenzen und wissen sich selbst zu helfen.

Davon profitieren auch die Lehrer. Durch Automatisierung können im Durchschnitt mehr als 13 Stunden pro Woche eingespart werden. Somit steht mehr Zeit für die Förderung und das eigene Wohlsein zur Verfügung.

Dank Technologie das Lernen neu entdecken

Mithilfe von EdTech (Educational Technologies) soll Lernen effektiver sein und Spaß machen. Ganz vorne mit dabei: Neue Technologien wie der 3D-Druck oder VR/AR.

Mit dem 3D-Druck können professionelle Prototypen erstellt werden. Das fordert mathematische und technische Kompetenzen. Daher sind Schulprojekte mit dem 3D-Drucker wie gemacht für naturwissenschaftliche Fächer.

AR oder VR hingegen können Dinge lebendig erscheinen lassen. Ein einzigartiges Feature, das vor allem in Geschichte oder Mathe hilft. So können Schüler selbstständig historische Denkmale erforschen oder die mathematischen Gegebenheiten einer Form nachvollziehen.

Innovative Technologien bieten unbegrenzte Möglichkeiten und machen dabei auch mehr Spaß als traditionelles Lernen. Trotzdem spielt Technologie immer nur eine unterstützende Rolle. Die Schule der Zukunft definiert sich nicht nur durch Tools und Geräte.

Die Schule der Zukunft ist nicht nur digital

In der Schule der Zukunft geht es nicht nur um Digitalisierung und Tools. Genau wie Bücher auch, können iPad und Co. als Ablenkung genutzt werden. In Zukunft soll es eher um innovative Lernkonzepte gehen.

Ein gutes Beispiel dafür ist Problem Based Learning. Schüler befassen sich eigenständig mit Problemen oder Aufgaben und präsentieren ihre Ergebnisse der Klasse. So lernen sie nicht nur über das eigentliche Thema. Sie lernen sich mit dem Problem auseinanderzusetzen, Lösungen zu finden und Informationen zu recherchieren.

In den ersten Monaten von Corona ging es Schulen hauptsächlich um die Gestaltung von Klassenarbeiten, Meetings und Co. Hier sollte umgedacht werden. Wie können Klassen kleiner organisiert werden? Machen Klassenarbeiten Sinn? Solche und andere Fragen über das altmodische Schulsystem sollten im Mittelpunkt des Umbruchs stehen.

Dank Corona gibt es die Chance, Schulen aktiv und engagiert zu verändern. Dabei dreht sich alles um Freiheit und das Loslösen vom Lehrort.

Mehr Freiheit: Möglichkeiten statt Einschränkungen

In Zukunft werden traditionelle Unterrichtsformen immer seltener. Moderne Schulsysteme geben der Schülerschaft mehr Freiheiten in der Gestaltung des Alltags, sowie dem Lehrmaterial. In Zukunft können Schüler so selbst entscheiden welche Aufgaben sie wie, wann und wo bearbeiten. Digitale Technologien sollen dabei unterstützen.

Freie Zeiteinteilung in der Schule

Jeder Mensch tickt anders. Manche bevorzugen es, Aufgaben früh morgens zu erledigen. Wieder andere arbeiten gerne abends. Schüler*innen sind da nicht anders. Auch mit gesundem Schlaf ist nicht jeder um 8 Uhr morgens voll einsatzfähig. Manche zeigen zu einer späteren Zeit ein besseres Leistungs- und Konzentrationsvermögen.

Durch die selbstständige Einteilung der Schularbeit befassen sich Kinder aktiv mit den Themen. Sehr hilfreich sind dabei vor allem digitale Infrastrukturen und Tools wie z.B. das Blackboard. Hierbei handelt es sich um einen Computer, der Touchscreen die traditionelle Tafel ersetzt.

Aber auch mobile Geräte wie Smartphones können dabei helfen, die Arbeit der Schüler selbständiger zu gestalten.

Offene Räume

Die moderne Schule zeichnet sich durch Freiheiten und offene Designs aus. Viele neue Schulmodelle schaffen den typischen Klassenraum ab. Klassen werden zu Kollaborationsräumen mit freier Bewegung.

So sitzen nicht mehr nur 30 Schüler aus einer Klasse in einem Zimmer. Stattdessen kommen Schüler aus verschiedenen Klassen zusammen und lernen gemeinsam. Sie wählen selbst, wo und mit wem sie lernen möchten. Der demotivierende Zwang zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort zu sein verfällt.

Bei der Loslösung vom Konzept des typischen Klassenraums helfen innovative Technologien. Online-Kurse und digitale Klassenzimmer erfreuen sich größerer Beliebtheit. Smartboards sparen Platz, Zoom hosted das Meeting und E-Learning erlaubt es Schulaufgaben vom Sofa aus zu erledigen.

Die neue Rolle der Lehrer

In der digitalen Schule kommt es vor allem auf pädagogische Fähigkeiten an. Der Lehrer wird zum Tutor. Anstatt vor der Klasse zu stehen und zu vermitteln, unterstützt der Lehrer beim selbständigen Arbeiten.

Auch hier geht es hauptsächlich darum, Verantwortung abzugeben. Der Schüler erarbeitet und versteht den Stoff selbständig. Dadurch kann sich dieser besser an das Gelernte erinnern und dies auch effektiv anwenden. Der Lehrer fungiert hier als Kontrolle.

Dank solch einem Konzept und der Unterstützung von Technologie wird Zeit gespart. Diese kann dann einzeln reinvestiert werden. So kann der Lehrer jeden Schüler individuell unterstützen und dessen Entwicklung fördern.

Schule der Zukunft: Über alte Denkweisen hinaus

Die Digitalisierung der deutschen Schulen weist noch immer große Lücken auf. Es fehlen angemessene Infrastrukturen und die finanzielle Unterstützung des Staats. Ohne Investition in Ausbau und Schulen in einkommensschwache Regionen wird Deutschland in Zukunft weiter abgehängt.

Für die Schule der Zukunft zählt jedoch nicht nur die Digitalisierung. Ein Umdenken in Sachen Technologie an der Schule ist zwar wichtig, jedoch nicht alles. Altbekannte Unterrichtsformen und Lernkonzepte müssen in Frage gestellt werden. Nur so kann die digitale Schule der Zukunft auch wirklich etabliert werden.

Quellen und Referenzen:

[1] https://www.traumbeere.de/magazin/homeschooling-corona-digitalisierung-wie-corona-die-schulen-veraendert-infografik/

 

Studierte Medienwissenschaften in den Niederlanden und Innovation in England. In seiner Zeit hat er viel Bekanntschaft mit verschiedenen Schulsystemen gemacht. Heute arbeitet er als Marketing Manager und Copywriter in Berlin. Dabei setzt er sich vor allem mit innovativen Technologien auseinander.

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