Nachhaltige IT: Mehr Verantwortung für die Umwelt. 5 Möglichkeiten um Energie und Kosten zu sparen

Von   Prashant Ketkar   |  Chief Technology and Product Officer   |  Corel
16. Juli 2022

Das Thema Nachhaltigkeit rückt für viele Mitarbeiter neben Remote Work, Mental Health und Work-Life-Balance immer mehr in den Mittelpunkt des Interesses. Vor allem die stark steigenden steigenden Energiepreise erhöhen das Interesse auch von Unternehmen, die Energiekosten dauerhaft zu senken.

Mehr als die Hälfte der Deutschen (57 Prozent) möchte laut einer aktuellen Umfrage von Verivox ihren Energieverbrauch niedriger gestalten. Gleiches gilt für Unternehmen. Vor allem die immer größere werdende Datenmenge im Cloudgeschäft erhöht den Stromverbrauch enorm. Ganze 5-15 Prozent des globalen Energieverbrauchs entfielen im Jahr 2020 auf den IT-Sektor. Damit gehört er als weiterhin schnell wachsender Sektor zu einem der wichtigsten Zielbereiche für nachhaltige Umstrukturierungen. Vor allem bei Kommunikationsnetzen (36 Prozent), Rechenzentren (30 Prozent) und Computern (34 Prozent) ist der Energieverbrauch nach Auswertungen von Digital Information World besonders hoch und bieten Ansätze für Einsparungen.

1. In die Cloud wechseln

Eine der wichtigsten Maßnahmen für Unternehmen, um ihren Energieverbrauch zu verringern, ist die Migration von Daten in die Cloud. Die Verwendung von Cloud-Servern erleichtert den schnellen Zugriff auf Systemressourcen wie Datenspeicher, Datenbanken und Software. Dadurch benötigen Unternehmen weniger eigene Server und können ihren eigenen Energieverbrauch und die Umweltbelastung durch das interne Rechenzentrum minimieren.

Zusätzlich können sie die eigene Hardware-Ausstattung überdenken. Unternehmen haben oft niedrige Auslastungsraten, weil sie in Erwartung von Serverauslastungsspitzen zusätzliche Geräte angeschafft haben. Beim Server in der Cloud ist hingegen die Hardware-Nutzung konsolidiert und die Server können mit hoher Effizienz betrieben werden. Die Einführung von Cloud Computing soll sogar bis zu 2024 Milliarden Tonnen an CO2-Emissionen einsparen, da große Cloud-Speicherzentren den Strombedarf und die Kühlungsleistung effektiver managen und energieeffizientere Server einsetzen können.

2. Servernutzung dank Virtualisierung verbessern

Viele Unternehmen planen ihre Server bereits für eine bestimmte Anwendung ein, die nur mit einem Bruchteil ihrer Kapazität arbeitet. Das ist äußerst ineffizient. So entsteht eine Überkapazität an Serverleistung, die nicht dauerhaft verwendet wird. Dadurch erhöht sich der Energieverbrauch und die Betriebskosten ohne eine Gegenleistung zu erwirtschaften.

Mithilfe von Virtualisierung können Unternehmen jedoch virtuelle Versionen von Servern, Betriebssystemen, Netzwerkressourcen oder Speichergeräten erstellen und auch mehrere Betriebssysteme und Anwendungen auf weniger Servern laufen lassen. Das schont die eigenen Ressourcen beim Server um etwa 40 Prozent.

Zusätzlich reduziert eine virtualisierte IT-Umgebung auch die Kosten für Speicherplatz, Strom, Heizung und Kühlung im Data Center. Das senkt die Energiekosten eines Unternehmens um ganze 40 bis 80 Prozent.

3. Hardware-Audit erstellen

IT-Geräte werden in der Firmen-IT-Umgebung in den meisten Fällen im Vergleich zu ihrer Kapazität nicht voll ausgeschöpft. Selten bis gar nicht verwendete Geräte benötigen dennoch Strom und erhöhen allein dadurch die Betriebskosten eines Unternehmens. Jährlich können Firmen allein 300 bis 500 Euro an Energiekosten einsparen, wenn sie einen einzigen ungenutzten oder zu wenig genutzten Server entfernen. Die Einsparungen an Hardware und Lizenzen sind darin noch nicht enthalten. Allein deshalb lohnt sich eine Bestandsaufnahme des eigenen Rechenzentrums inklusive aller Server, um diejenigen zu identifizieren, die begrenzte, einzelne oder seltene Aufgaben ausführen.

Administratoren können Computer über ein Netzwerk zu Clustern zusammenschließen, um verteiltes Rechnen zu ermöglichen. Dadurch können Datenspeicher und Verarbeitungsleistung eine Serverressource gemeinsam nutzen und höhere Lasten durch größere Cluster bewältigen, statt neue Hardware anzuschaffen. Die Scale-Out-Architektur erleichtert zudem die Skalierbarkeit. Zwar sind die anfänglichen Einrichtungskosten in der Regel höher als bei einem Einzelsystem, doch können verteilte Systeme dank ihrer Skalierbarkeit bei langfristiger Nutzung kostengünstiger sein.

4. Kühlungsprozesse optimieren

Kühlsysteme verbrauchen circa 40 Prozent der Energieressourcen eines Rechenzentrums. Luft- und Flüssigkühlungen schaffen es glücklicherweise, den Stromverbrauch zu senken und gleichzeitig die temperaturempfindlichen Geräte zu schützen.

Die meisten Klimageräte für Computerräume (CRAC) verwenden Standardlüfter, bei denen sich die Drehzahl nicht an die Wärmebelastung des Datacenters anpassen lässt. Die nachhaltige Alternative sind drehzahlvariable Systeme. Diese verbrauchen nur während des Betriebs Strom und bestimmen ihre Drehzahl über innovative Raumtemperaturanalysen. Eine geringe CPU-Auslastung der Server verringert also gleichzeitig den Stromverbrauch beim Einsatz von drehzahlvariablen Lüftern und kann so um bis zu 20 Prozent reduziert werden.

Flüssigeitskühlung ist eine weitere Option, die effektiver ist als der Einsatz von Lüftern. Dabei wird die Kühlflüssigkeit durch ein geschlossenes System von Schläuchen von einer Komponente zur anderen geleitet und kühlt so die Systeme. Die dafür benötigten Pumpen, benötigen weniger Energie als Lüftersysteme in konventionellen CRAC/CRAH-Einheiten. Die Lösungen variieren von Wärmetauschern an der Hinterseite der Racks bis zu Direct-to-Chip-Kühlung. Flüssigkeitskühlung ist zwar deutlich teurer in der Anschaffung als gängige Luftkühlungssysteme, doch ist sie wesentlich effizienter und ressourcenschonender. Zusätzlich dazu ermöglicht sie eine bessere Raumausnutzung im Rechenzentrum.

5. Hybrid Work langfristig ermöglichen

Die Verlagerung des Arbeitsplatzes vom Büro ins Homeoffice ist eine der augenfälligsten Resultate der Pandemie. Mittlerweile haben die meisten Unternehmen die nötigen Prozesse wie beispielsweise virtuelle Desktop-Infrastruktur (VDI) implementiert.  Dadurch können alle Mitarbeiter sowohl von zuhause als auch aus dem Büro auf Desktops, Anwendungen und Diensten zugreifen und profitieren von weniger Pendelei und mehr Zeit für die Familie.

Dadurch gelangen Unternehmen in die Position, den Büroraumbedarf neu zu überdenken und können je nach Konzept ein kleineres Büro wählen, die Räume für andere Zwecke umgestalten oder Standorte komplett remote aufstellen. Eine Reduktion der Büroräume senkt nicht nur die Energiekosten für Beleuchtung, Heizung und Klimatisierung. Gleichzeitig reduziert es auch die CO2-Emissionen der An- und Abreise der Angestellten.

Nachhaltigkeit als Punkt der neuen Unternehmensstrategie

Immer mehr Unternehmen nehmen in den nächsten Jahren vermehrt energieeffizientes und emissionsärmeres Arbeiten in ihre Unternehmensstrategie mit auf und nehmen Umstrukturierungen vor. Vor allem die IT steht hierbei im Fokus, da sie einen hohen Energiebedarf vorzuweisen hat. Virtualisierung und Cloud-Services unterstützen dabei, die Serverauslastung zu steigern und gleichzeitig den Hardware-und Energiebedarf deutlich zu reduzieren. Dank Remote Work können Unternehmen zudem Büroflächen verkleinern und umgestalten und dadurch zusätzlich ihren CO2-Fußabdruck verringern. Durch solche Maßnahmen erhöhen Firmen ihr Pflichtbewusstsein gegenüber ihren Mitarbeitern aber auch der Umwelt und garantieren ihnen sowohl eine bessere Work-Life-Balance durch flexibleres Arbeiten, als auch ein nachhaltigeres und ressourcenschonendes Engagement für den Planeten.

Prashant Ketkar leitet in seiner Funktion als Chief Technology & Product Officer den Produkt- und technischen Bereich des Unternehmens, der die kontinuierliche Weiterentwicklung und Transformation des Produktportfolios von Corel vorantreibt. Er hat über zwanzig Jahre Erfahrung in der Entwicklung und dem Management von Softwareprodukten und Cloud-Diensten.

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