Mitarbeitende: Die wichtigste Zutat für erfolgreiche CSR

Die Zeiten, in denen Unternehmen lediglich ihre eigenen Interessen verfolgten, sind vorbei. Inzwischen haben die meisten Organisationen erkannt, dass sie auch eine soziale und ökologische Verantwortung tragen. Deshalb verwundert es nicht, dass sich viele Unternehmen in CSR-Initiativen engagieren. Für eine wirksame CSR sollten sie allerdings auch das Engagement ihrer Mitarbeitenden einbeziehen.
Von   Verena Deller   |  Vorstand   |  codecentric AG
25. Oktober 2024

Mitarbeitende: Die wichtigste Zutat für erfolgreiche CSR

 

Die Zeiten, in denen Unternehmen lediglich ihre eigenen Interessen verfolgten, sind vorbei. Inzwischen haben die meisten Organisationen erkannt, dass sie auch eine soziale und ökologische Verantwortung tragen. Deshalb verwundert es nicht, dass sich viele Unternehmen in CSR-Initiativen engagieren. Für eine wirksame CSR sollten sie allerdings auch das Engagement ihrer Mitarbeitenden einbeziehen.

Beinahe jedes Unternehmen engagiert sich inzwischen in der ein oder anderen Weise im sozialen oder ökologischen Bereich – und das aus gutem Grund. Früher wurde CSR häufig als reines Marketinginstrument betrachtet. Doch mittlerweile hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass ein Unternehmen nur in einem nachhaltigen Umfeld langfristig erfolgreich sein kann.

So hat das gesellschaftliche Engagement eines Unternehmens für Kunden und Geschäftspartner eine immer größere Bedeutung. Was dagegen nach wie vor unterschätzt wird, ist die Rolle der Mitarbeitenden. Nicht zuletzt möchten sie sich mit dem eigenen Arbeitgeber identifizieren. Es reicht längst nicht mehr, als Arbeitgeber eine gute Bezahlung und ein paar nette Benefits anzubieten – denn Mitarbeitende wollen sich engagieren und teilhaben.

Eine langfristig angelegte CSR-Strategie kann helfen, Mitarbeitende an das Unternehmen zu binden und neue Fachkräfte zu gewinnen. Wer zeigt, dass er seine soziale und ökologische Verantwortung wahrnimmt, hat im Wettbewerb um die besten Talente einen entscheidenden Vorteil. Doch Vorsicht: Mitarbeitende, Partner und Kunden erkennen schnell, wenn es sich bei CSR-Initiativen in erster Linie um Greenwashing handelt. Dann kann der Schuss schnell nach hinten losgehen. Wer seine CSR jedoch nachhaltig und ernsthaft aufstellen möchte, sollte die Mitarbeitenden eng einbeziehen.

 

CSR: Häufig noch nicht im Unternehmen verwurzelt

 

Doch während sich Unternehmen häufig hohe Ziele stecken, bleiben die Initiativen in der Realität leider allzu oft hinter den Erwartungen zurück. Ambitionierte Pläne verlaufen so im Sande. Die Gründe dafür können vielfältig sein. Ein häufiges Problem ist jedoch, wenn CSR in der Praxis als Top-down-Projekt angelegt wird und kaum in der Belegschaft verankert ist. Mitarbeitende betrachten diese dann oft nur als eine weitere Aufgabe, die sich zwar ein wenig vom Arbeitsalltag abhebt, aber letztlich nur einen zusätzlichen Punkt auf der To-Do-Liste darstellt.

Auf diese Weise werden auch die besten Ideen nur halbherzig umgesetzt. Zu einer stärkeren Identifikation mit dem eigenen Arbeitgeber oder einem gesellschaftlichen Impact tragen sie nur wenig bei. Wie können Unternehmen also dafür sorgen, dass die CSR in den eigenen Kreisen Wurzeln schlägt?

 

Wie werden die eigenen Mitarbeitenden zum Treiber für CSR?

 

Ein erster Ansatzpunkt sind die Mitarbeitenden selbst. Denn sie engagieren sich oft schon ganz unabhängig vom Unternehmen. Sei es im eigenen Sportverein, einer lokalen Initiative oder in ökologischen Projekten. Viele Menschen wollen ihr unmittelbares Umfeld lebenswert gestalten und organisieren sich deshalb im Privaten. Aber auch im Unternehmen selbst entstehen häufig Graswurzelprojekte, etwa wenn sich Menschen mit ähnlichen Interessen oder Anliegen zusammentun und etwas bewegen wollen.

In all diesen Fällen können Unternehmen auf bereits bestehende Ideen zurückgreifen und diese fördern. CSR-Projekte können nur erfolgreich sein, wenn Menschen hinter dem Anliegen stehen und dieses motiviert vorantreiben. Kommt eine Initiative direkt aus dem Kreis der eigenen Mitarbeitenden, ist die Chance groß, dass sich viele Kolleg*innen mit dem Projekt identifizieren. So kann CSR organisch aus dem Unternehmen heraus wachsen und wird nicht als eine weitere Maßnahme aus der Führungsetage wahrgenommen.

 

So kann CSR von unten gelingen

 

Um die Ansätze aus den eigenen Reihen zu fördern, gibt es ein paar Aspekte, die Führungskräfte beherzigen sollten:

1.       Ein offenes Ohr: Um die Initiativen in den eigenen Reihen zu fördern, ist es unerlässlich, dass Führungskräfte zuhören und sich einen Überblick über die Aktivitäten in ihrem Unternehmen verschaffen. Zudem sollten sie ihre Teammitglieder dazu motivieren, ihre Ideen zu äußern, und ihnen zeigen, dass das Unternehmen diese Ideen ernst nimmt und gerne fördert. So entsteht eine Kultur der Anerkennung, die in der Organisation weit über die CSR hinauswirkt.

 

2.       Den Mitarbeitenden vertrauen: Initiativen zu fördern bedeutet jedoch nicht, dass Führungskräfte sofort selbst das Ruder in einem Projekt übernehmen. Im Gegenteil: Engagierte Mitarbeitende sind das Beste, was einem CSR-Projekt passieren kann. Daher sollten Unternehmen darauf achten, dass diejenigen, die das Anliegen in die Organisation getragen haben, auch die Verantwortung für die Umsetzung bekommen. Die Aufgabe der Führungskräfte besteht eher darin, die bestmöglichen Rahmenbedingungen für das Projekt zu schaffen und die nötigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen.

 

3.       Think outside the Box: Viele Unternehmen, die mit CSR beginnen, engagieren sich zunächst innerhalb des eigenen Geschäftsfeldes. Als IT-Beratungsunternehmen fördern wir unter anderem ein Bildungsprojekt, das Schülerinnen den Umgang mit Technologie vermittelt. Dies ist zweifelsohne ein vernünftiger Ansatz. Doch kann es auch sinnvoll sein, wenn sich Unternehmen mit ihren CSR-Aktivitäten über ihre Branche hinaus wagen. Auf diese Weise erhalten die Mitarbeitenden nicht nur eine willkommene Abwechslung vom Arbeitsalltag, sondern sie haben auch die Möglichkeit, in „fachfremden“ Initiativen neue Fähigkeiten und Perspektiven zu entwickeln. Diese neu gewonnenen Kompetenzen und Denkweisen fließen zurück in ihren Arbeitsalltag und fördern langfristig innovatives Denken und kreative Problemlösungen – was dann wiederum dem Unternehmen zugutekommt.

 

Strukturen sind die halbe Miete

 

Wenn Führungskräfte die Verantwortung für die Umsetzung der Projekte stärker in die Hände der Mitarbeitenden legen, bedeutet das jedoch nicht, dass sie ihre strategische Verantwortung abgeben. Denn ohne den richtigen Rahmen kann ein Bottom-Up-Ansatz schnell willkürlich werden. Daher ist es wichtig, dass Initiativen nach klaren Kriterien ausgewählt werden, um sicherzustellen, dass sie den Unternehmenswerten entsprechen und tatsächlich umgesetzt werden. So vermeidet man, dass zwar viele Projekte begonnen, aber nur wenige davon erfolgreich abgeschlossen werden.

Ein vordefiniertes Rahmenwerk kann hier Abhilfe schaffen. Es legt fest, welche Ziele das Unternehmen mit der CSR verfolgt und wie die Umsetzung geplant ist. Auf dieser Grundlage sollten auch Verantwortlichkeiten geklärt werden, um einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen. Zudem müssen konkrete, messbare Ziele festgelegt werden. Einfach nur ein paar Bäume zu pflanzen ist zwar lobenswert, aber ohne klare Kriterien lässt sich der Erfolg des Projekts nicht beurteilen.

 

Nicht bei null anfangen

 

Die gute Nachricht lautet, dass ein solches Rahmenwerk nicht immer von Grund auf neu geschrieben werden muss. Unternehmen können hier von anderen Organisationen lernen. Initiativen wie die internationale B Corp-Bewegung vernetzen Unternehmen untereinander und motivieren zu mehr CSR-Engagement. Das Netzwerk erleichtert es, Erfahrungen und Ideen zu teilen. Denn wie in jedem anderen Bereich auch, stehen Organisationen in ihrer CSR häufig vor ähnlichen Herausforderungen.

Wer also die CSR vorantreiben will, sollte den Blick auch nach links und rechts richten und bestimmte Meilensteine wie eine B Corp-Zertifizierung in Betracht ziehen. Sie helfen, den Unternehmen ein konkretes Ziel zu geben und Erfahrungen mit CSR zu machen. Dabei sollten sie jedoch darauf achten, dass eine solche Zertifizierung niemals der Zweck des eigenen Engagements wird. Sicherlich bringen diese Zertifikate auch eine gewisse Außenwirkung mit sich, doch ein Unternehmen sollte sie vielmehr als Ansporn verstehen, die eigene CSR immer weiterzuentwickeln. Im Falle der B Corp-Bewegung ist dies auch notwendig, da es sich nicht um eine einmalige Auszeichnung, sondern um einen fortlaufenden Prozess handelt.

 

Langfristiges Engagement ist notwendig

 

CSR bietet viele Vorteile. Denn auch die interne Unternehmenskultur und das Skillset der Mitarbeitenden profitieren davon. Ein Bottom-Up-Ansatz eignet sich dafür besonders gut und kann sogar als Testballon für neue interne Strukturen dienen. Führungskräfte sollten sich jedoch bewusst sein, dass CSR ein langfristiges Engagement erfordert. Ein paar Projekte hier und da sind nett, werden jedoch der sozialen und ökologischen Verantwortung eines Unternehmens in der heutigen Zeit wahrscheinlich nicht gerecht. Daher sollten sich Unternehmen ernsthaft mit CSR auseinandersetzen und die Mitarbeitenden als zentrale Schnittstelle in diesem Prozess betrachten. Auf diese Weise können alle Organisationen und Stakeholder von CSR profitieren.

 

Verena Deller verantwortet als Vorständin der codecentric AG das Thema Menschen und Kommunikation und bringt über 20 Jahre internationale Beratungserfahrung mit. Bevor sie im Mai 2023 zu codecentric kam, war sie als Führungskraft in einer auf Einkauf und Supply Chain spezialisierten Beratung tätig.

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