Können KI und der Aufbau globaler Teams den Fachkräftemangel beenden?

Unternehmen weltweit leiden unter Fachkräftemangel, besonders in IT, Gesundheitswesen und Ingenieurswesen. Künstliche Intelligenz (KI) und der globale Zugang zu Talenten bieten Lösungen: KI-gestützte HR-Tools erleichtern internationale Einstellungen und das Employer of Record (EOR)-Modell ermöglicht die Beschäftigung ohne lokale Niederlassungen. Laut einer aktuellen G-P-Studie sehen Führungskräfte KI als Schlüssel zur Überwindung des Fachkräftemangels und zur Expansion in neue Märkte. KI allein reicht jedoch nicht – qualifizierte Fachkräfte bleiben ebenso unverzichtbar.
Von   Laura Maffucci   |  Head of HR   |  G-P
18. Dezember 2024

Können KI und der Aufbau globaler Teams den Fachkräftemangel beenden?

 

Weltweit stehen Unternehmen vor einem großen Mangel an Fachkräften. In Deutschland suchen Arbeitgeber verzweifelt nach Experten in verschiedenen Branchen, da der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften das Wachstum vieler Unternehmen gefährdet. Besonders betroffen sind Branchen wie IT, Gesundheitswesen und Ingenieurswesen, wo der Bedarf an spezialisierten Fachkräften stetig zunimmt. Auch die öffentliche Verwaltung und das Bauwesen bekommen die Auswirkungen des Fachkräftemangels immer deutlicher zu spüren. Künstliche Intelligenz (KI) bietet enormes Potenzial, ihn zu überwinden und Qualifikationslücken zu schließen, indem sie den Zugang zu globalen Talentpools eröffnet und Unternehmen dabei unterstützt, internationale Talente im Einklang mit geltenden Vorschriften einzustellen und Beschäftigungsverhältnisse zu managen.

Der Fachkräftemangel ist ein Hemmschuh, vor allem, wenn es darum geht, als Unternehmen zu wachsen. Der „World at Work“-Report 2024 von G-P befragte 2.000 Führungskräfte und 4.000 Mitarbeitende aus sechs Ländern, darunter 500 aus Deutschland, um Einblicke in globale Beschäftigungsverhältnisse zu gewinnen. Vier von fünf Führungskräften berichten demnach von Schwierigkeiten, qualifizierte Fachkräfte in ihren bestehenden Märkten zu finden. Fast alle Führungskräfte (97 %) sind sich einig, dass eine Marktpräsenz in mehreren Ländern entscheidend ist, um im heutigen Geschäftsumfeld wettbewerbsfähig zu bleiben – und die Mehrheit (72 %) ist bereit, in anderen Ländern nach den benötigten Talenten zu suchen. Diese globale Perspektive wird zunehmend zu einer Notwendigkeit für Unternehmen, die in einem sich schnell verändernden Marktumfeld innovativ und konkurrenzfähig sein wollen.

 

Der Fachkräftemangel ist ein globales Problem

Berichten zufolge wird in nur fünf Jahren – im Jahr 2030 – ein globaler Fachkräftemangel von mehr als 80 Millionen Arbeitsplätzen zu fast 10 Billionen US-Dollar an Umsatzverlusten führen.
In Deutschland betrifft der Mangel an qualifizierten Fachkräften alle Branchen und hat spürbare Auswirkungen auf das tägliche Leben: Die Wartezeiten für Facharzttermine sind länger als je zuvor, Mülltonnen werden in manchen Wochen nicht geleert und Zugverbindungen fallen aus, weil Stellwerke nicht besetzt werden können. Selbst zukunftsorientierte Projekte auf gesamtstaatlicher Ebene wie die Energiewende und die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung stocken, weil die nötigen Experten fehlen. Darüber hinaus ist Deutschland besonders stark vom demografischen Wandel betroffen – sinkende Geburtenraten und eine alternde Bevölkerung lassen die Zahl der Arbeitskräfte schrumpfen, und ländliche Regionen spüren den Druck am meisten.

Viele Länder stehen vor ähnlichen Herausforderungen, insbesondere in den Bereichen Gesundheitswesen, IT und anderen Branchen. Der demografische Wandel und die Pensionierung der Babyboomer werden die Situation in Zukunft weiter verschärfen.

Vor diesem Hintergrund werden intensiv Lösungen diskutiert. Zwei Ansätze kristallisieren sich zunehmend als erfolgversprechend heraus: die gezielte Rekrutierung internationaler Talente und der strategische Einsatz von KI im Personalwesen sowie in globalen Beschäftigungsprozessen.

 

Automatisierung von HR-Prozessen

KI kann HR-Mitarbeitenden die Arbeit erheblich erleichtern – von der effizienteren Abwicklung des Einstellungsprozesses bis hin zum schnellen und rechtskonformen Aufbau und Management globaler Teams. Laut der G-P-Studie „AI at Work – Unlocking Global Opportunities“ sehen zwei von fünf Führungskräften den größten Nutzen von KI in der Verbesserung des Talentmanagements, insbesondere auf internationaler Ebene. Für die Studie hat G-P 1.500 Entscheidungsträger in Australien, Großbritannien und den USA befragt.
KI-gestützte HR-Tools können HR- und Unternehmensleitern helfen, Prozesse wie die Erstellung von Jobangeboten, die Abwicklung von Arbeitsverträgen sowie die Unterstützung bei der Einarbeitung und Einrichtung von Benefits effizienter zu gestalten. Wird beispielsweise eine native KI wie eine Art  Co-Pilot genutzt, kann sie HR-Teams  gemäß länderspezifischen Vorschriften durch das Onboarding leiten und proaktiv Hinweise im Einklang mit Compliance-Richtlinien geben, ohne dass die Anwender selbst Fragen eingeben müssen. Durch den Einsatz von KI können Unternehmen ihre menschlichen HR-Experten entlasten und einen reibungslosen und regelkonformen Einstellungsprozess gewährleisten. Dies senkt die Fehlerwahrscheinlichkeit und hilft Unternehmen, ihre Prozesse schneller an gesetzliche und regulatorische Anforderungen über Ländergrenzen hinweg anzupassen.

 

Zugang zu globalen Talentpools

Führungskräfte weltweit glauben, dass KI helfen wird, geschäftliche Herausforderungen in potenziellen neuen Märkten vorherzusehen (49 %) und Rechts- oder Compliance-Risiken zu erkennen und darauf zu reagieren (46 %). KI-Tools können auch das asynchrone Arbeiten über Länder- und Zeitzonen hinweg erleichtern. Laut der AI-at-Work-Studie glauben 96 % der Entscheidungsträger, dass Unternehmen, die KI in diesem Zusammenhang einsetzen, bald diejenigen abgehängt haben werden, die dies nicht tun.

Eine globale Personalstrategie kann Arbeitgebern neue Möglichkeiten eröffnen, den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Doch globale Beschäftigung zu steuern, ist komplex. KI-gestützte HR-Lösungen wie das Employer of Record (EOR)-Modell können Unternehmen dabei helfen, globale Talentpools zu erschließen und Stellen schneller und regelkonform zu besetzen. Diese Dienste ermöglichen es Unternehmen, in neue Märkte zu expandieren, ohne dort eine Niederlassung zu gründen, was Zeit- und Kostenaufwand für die internationale Personalgewinnung erheblich reduziert.

EOR-Anbieter unterstützen Unternehmen bei der Suche, Einstellung und Verwaltung von Fachkräften überall auf der Welt und ermöglichen es ihnen, in mehreren Märkten tätig zu sein, ohne lokale Tochtergesellschaften zu gründen. Das spart Unternehmen sowohl Zeit als auch Geld.
Angebote zum globalen HR-Management stellen Technologie bereit, um den gesamten Employee Lifecycle zu verwalten, und bieten gleichzeitig Echtzeit-Expertise und Beratung zu Fragen des Arbeitsrechts, zu Urlaubsregelungen und zur Lohn- und Gehaltsabrechnung. Dies hilft Unternehmen, geltende Vorschriften einzuhalten und länderübergreifende Arbeitsverhältnisse zu jedem Zeitpunkt und in jeder Phase der globalen Personalbeschaffung nahtlos zu verwalten. Darüber hinaus erleichtern diese Lösungen die Integration internationaler Teams, indem sie kontinuierliche Kommunikation und Zusammenarbeit fördern – Schlüsselfaktoren, um Produktivität und Innovation in globalen Teams zu maximieren.

Die Einführung der richtigen Technologie kann auch dazu beitragen, Talente zu gewinnen und zu binden. Vor allem jüngere Arbeitnehmer bevorzugen Arbeitgeber, die sich mit Technologien wie KI befassen und sie in Arbeitsprozesse einbinden, um repetitive Aufgaben zu automatisieren (54 %), Informationen zu überprüfen und zusammenzufassen (44 %), stärkere und tiefgreifendere Analysen durchzuführen (42 %) und schriftliche und kreative Inhalte zu erstellen (40 %). Darüber hinaus schätzen sie internationale Karrieremöglichkeiten: Während 85 % der Millennials und 84 % der Gen Z gerne für ein globales Unternehmen arbeiten würden, sind es bei den Babyboomern nur 62 %.

 

Neue Wachstumschancen freisetzen

Was das Potenzial von KI in der globalen Arbeitswelt betrifft, stehen wir noch am Anfang.
Laut dem AI-at-Work-Report planen acht von zehn Entscheidungsträgern (84 %), in den nächsten zwölf Monaten in diese Technologie zu investieren. Trotz der Begeisterung ist es jedoch wichtig zu erkennen, dass KI nur in Kombination mit den richtigen Prozessen und qualifizierten Fachkräften einen dauerhaften Mehrwert bieten kann. Daher geht es nicht nur darum, in die Technologie selbst zu investieren, sondern auch die Mitarbeitende weiterzubilden, damit sie KI-gestützte Prozesse vollumfänglich nutzen und strategische Vorteile daraus ziehen können. Durch die Integration von Technologie und menschlicher Expertise in ihre Personalplanung können Unternehmen den Fachkräftemangel überwinden – und neue Wachstumschancen für sich und ihre Teams erschließen.

Laura Maffucci ist VP, Head of Human Resources bei G-P, dem anerkannten Marktführer der globalen Beschäftigungsbranche. Sie lebt mit ihrer Familie in Boston, Massachusetts und ist für die Leitung der globalen Belegschaft, Talententwicklung und Mitarbeitererfahrung des Unternehmens verantwortlich.

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