KI-Revolution in deutschen Büros: Produktivität steigt, Herausforderungen bleiben

Generative KI (GenAI) wird von mehr als der Hälfte (57 Prozent) der Bürobeschäftigten in Deutschland mindestens einmal pro Woche genutzt. Darüber hinaus verwenden mehr als zwei Drittel (70 Prozent) die Technologie mindestens einmal pro Monat. Dennoch ist der Einsatz von KI auch kritisch zu betrachten. Sowohl externe Angriffe als auch die Verwendung von KI-Technologien stellen eine Bedrohung für die Datensicherheit von Unternehmen dar.
Von   Patrick Englisch   |  Regional CTO (DACH)   |  Veritas Technolgoies
10. April 2024

Generative KI (GenAI) wird von mehr als der Hälfte (57 Prozent) der Bürobeschäftigten in Deutschland mindestens einmal pro Woche genutzt. Darüber hinaus verwenden mehr als zwei Drittel (70 Prozent) die Technologie mindestens einmal pro Monat. Diese Ergebnisse einer aktuellen Studie bezüglich der Nutzung von GenAI, zeigen, wie stark die Technologie in deutschen Büros bereits verbreitet ist und zum Arbeitsalltag gehört.

Die Vorteile des Einsatzes von GenAI am Arbeitsplatz sind eindeutig: 41 Prozent der Studienteilnehmer profitieren von einer erhöhten Produktivität. Die wichtigsten Anwendungen sind die Erstellung von Dokumenten wie Memos oder Korrespondenz (44 Prozent) und die Bereitstellung von Informationen (41 Prozent).

Chatbots auf KI-Basis werden bereits in vielen professionellen Umgebungen eingesetzt. Die Tools haben seit ihrer Einführung viel Begeisterung hervorgerufen und werden als besonders effektiv wertgeschätzt.

Die Grenzen von GenAI

Allen Vorteilen zum Trotz wird der Einsatz von KI auch kritisch betrachtet. Tatsächlich sind sich etwa die Hälfte der Befragten (51 Prozent) einig, dass in den kommenden drei Jahren einige Arbeitsplätze in ihrem Unternehmen durch die Technologie ersetzt werden könnten. In Bezug auf ihre eigene Anstellung ergibt sich ein gemischtes Bild. Allerdings sind 86 Prozent der Befragten der Meinung, dass zumindest die Hälfte ihrer Arbeit irgendwann von einer KI erledigt werden könnte. 14 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass sie mehr als die Hälfte ihrer Arbeit übernehmen können und sehen die Technologie als äußerst produktiv (51 Prozent) und profitabel (33 Prozent) an.

Obwohl KI-Tools häufig für Recherchezwecke genutzt werden, bevorzugen Beschäftigte bei offenen Fragen nach wie vor den Austausch mit Menschen. Die wichtigsten Ansprechpartner sind eindeutig die Kollegen (64 Prozent) sowie der direkte Vorgesetzte (62 Prozent). Im Vergleich dazu erhält die KI deutlich weniger Stimmen (32 Prozent). Interessanterweise wird sie sogar von der Google-Suche (62 Prozent) übertroffen.

Hohe Nachfrage nach Regulierung

90 Prozent der Deutschen sprechen sich dafür aus, dass die Nutzung von KI reguliert werden sollte. Der Einsatz von KI wird von vielen Deutschen als Unternehmensrisiko betrachtet. Kritikpunkte sind, dass öffentlich zugängliche generative KI-Dienste vertrauliche Informationen durchsickern lassen können (41 Prozent), dass sie falsche Informationen generieren (ebenfalls 41 Prozent) oder ein Risiko für die Compliance des Unternehmens darstellen (33 Prozent). Lediglich 14 Prozent der Befragten sehen generative KI als unbedenklich an.

KI und der Datenschutz: Chancen und Risiken

GenAI hat beachtliche Fortschritte gemacht, aber es gibt auch Herausforderungen. Die Nutzung durch Cyberkriminelle ist ein zunehmendes Problem. Auf Cyber-Schwachstellen speziell vortrainierte LLMs können für kriminelle Zwecke eingesetzt werden, indem sie beispielsweise die Erstellung täuschend echter Phishing-E-Mails erleichtern. Möglich ist das aufgrund der Fähigkeit Texte zu generieren, die dem menschlichen Schreiben ähneln.

Sowohl externe Angriffe als auch die Verwendung von KI-Technologien stellen eine Bedrohung für die Datensicherheit von Unternehmen dar. Die Lernprozesse von GPT-Modellen basieren auf der Analyse großer Datenmengen, einschließlich frei zugänglicher Informationen aus dem Internet. Daraus resultieren neue Inhalte, die potenziell sensible Daten enthalten können. Die Verarbeitung von urheberrechtlich geschützten Inhalten ohne Genehmigung oder der Zugriff auf sensible persönliche Daten kann die Einhaltung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union gefährden. Unternehmen sollten daher angemessene Schutzmaßnahmen gegen Verstöße im Bereich Urheberrecht und Datenschutz ergreifen, um sich vor signifikanten Risiken zu schützen. Verstöße gegen die DSGVO führten im Jahr 2023 zu Bußgeldern in durchschnittlicher Höhe von 2,8 Millionen Euro pro Fall (vgl. Statistika, Zandt 2023).

Einhaltung des Datenschutzes bei der Nutzung von KI

Firmen müssen beim Einsatz von GenAI datenschutzrechtliche Bestimmungen einhalten. Hierbei gilt es, Methoden zur Anonymisierung von Daten anzuwenden, die Datenschutz- und Löschvorgaben der genutzten Modelle sowie Plattformen zu überprüfen und Datenschutzmaßnahmen umzusetzen. Wichtig ist es insbesondere, potenzielle Sicherheitslücken in der unterstützenden Infrastruktur wie den Speicherlösungen oder APIs für die Datenverarbeitung zu identifizieren. Darauf aufbauend sollten geeignete Sicherheitsmechanismen wie Verschlüsselung, Netzwerksegmentierung, Eindringlingserkennung und angemessene Verwaltung von Zugriffsrechten implementiert werden. Erst dadurch ist effektiver Schutz vor Datendiebstahl gewährleistet.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Einsatz von intelligenten Systemen für adaptiven Datenschutz. Diese Systeme überwachen Verhaltensänderungen in Benutzer- und Administratoraccounts, um mögliche Sicherheitsverletzungen frühzeitig zu erkennen. Bei Auffälligkeiten werden verschiedene Maßnahmen initiiert wie die Benachrichtigung des Sicherheitsteams und die Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen, beispielsweise durch eine verstärkte Isolierung des Datenmanagementsystems.

Notwendigkeit effektiver Datenverwaltung für KI-Nutzung

Für eine rechtskonforme Anwendung von künstlicher Intelligenz ist ein effektives Datenmanagement unerlässlich. Unternehmen müssen sich der Herausforderung stellen, stetig wachsende Datenbestände zu organisieren. Traditionelle Ansätze für das Datenmanagement stoßen oft an ihre Grenzen, da ihnen die nötige Skalierbarkeit, Schnelligkeit und Transparenz fehlt. Sie sind nicht in der Lage, alle kritischen Geschäftsanwendungen und -prozesse zu unterstützen. Die Implementierung von KI-basierten Systemen bietet eine vielversprechende Alternative, da sie eine ausgewogene Mischung aus Automatisierung und menschlicher Beteiligung gewährleisten und somit in der Lage sind, alle kritischen Geschäftsanwendungen und -prozesse zu unterstützen. Trotz der Fortschritte herrscht aktuell noch die Ära der ’schwachen KI‘ vor. Verbesserungspotenzial gibt es insbesondere bei der Problematik von falsch positiven Ergebnissen.

Um teure Irrtümer zu vermeiden, sollten die Entscheidungen der KI von einem Menschen überprüft werden. Eine vollständige Automatisierung der Entscheidungsprozesse ist zu vermeiden. Unternehmen sind gut beraten, KI mit Bedacht und in Übereinstimmung mit gesetzlichen Vorschriften sowie den Zielen und Leitlinien des Unternehmens einzusetzen. Eine korrekte Implementierung stellt sicher, dass die KI-Strategie als wesentlicher Bestandteil der gesamten Datenverwaltungsstrategie dient und als Katalysator für Innovationen innerhalb komplexer IT-Landschaften fungiert, insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels.

GenAI ist ein praktisches Werkzeug zur Steigerung der Produktivität von Unternehmen. Mit den entsprechenden Richtlinien und durch effizientes Datenmanagement können Unternehmen die Vorteile der Technologie für ihre Wettbewerbsfähigkeit nutzen.

[Angaben in diesem Beitrag entnommen aus: „Generative AI in the workplace“, 3 Gem 2023]

Patrick Englisch hat mehr als 20 Jahre Erfahrung im IT-Bereich und mehr als 12 Jahre Erfahrung im Bereich Solution Engineering und Vertrieb.

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