Chancen und Herausforderungen der Blockchain

Von   Dr. Martin Klapdor   |  Senior Solutions Architect   |  NETSCOUT
28. November 2017

Blockchain soll den Austausch von Daten sicherer machen und jede Transaktion fälschungssicher dokumentieren. Doch damit die Technologie halten kann, was sie verspricht, müssen noch einige technische Hürden überwunden werden. Service Assurance bereitet das Netzwerk auf Blockchain vor.
Die Blockchain-Technologie revolutioniere das Internet und verändere die Welt von morgen, da sind sich Experten sicher. So kann über die Blockchain beispielsweise ein vernetztes Auto zur Geldbörse umfunktioniert werden – etwa, indem es automatisch Maut und Parkgebühren bezahlt. Oder im Gesundheitsbereich-Bereich erhalten Ärzte per Blockchain elektronische Patientendaten, die Informationen zu Behandlungen und eingenommenen Medikamenten umfassen.

Geldüberweisungen und Vertragsabschlüsse fälschungssicher dokumentieren

Solche Anwendungsszenarien zeigen: Firmen haben das Potenzial der neuen Technologie erkannt. Laut einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Sopra Steria Consulting erwägt und prüft bereits jedes zweite Unternehmen, Blockchain im eigenen Haus einzusetzen. AXA zum Beispiel plant als erste Versicherung, ihren Kunden Flugversicherungen über die Blockchain anzubieten und auch Schadensfälle darüber abzuwickeln. Und die Schweizer Distributionsplattform Winding Tree will einen Blockchain-basierten digitalen Marktplatz für Reiseleistungen entwickeln – Lufthansa unterstützt dieses Vorhaben. Grundsätzlich ist die Blockchain-Technologie in jedem Bereich einsetzbar, bei dem es darum geht, Verträge oder Objekte zu erfassen, zu bestätigen oder zu transferieren. Und egal, ob Geldüberweisungen, Vertragsabschlüsse oder interne Prozesse – über die Blockchain soll es möglich sein, jede Transaktion fälschungssicher zu dokumentieren.

Blockchain als dezentrale Datenbank

Doch warum gilt die Technologie als so sicher und worin genau liegt das Potenzial? Durch Blockchain werden Transaktionen in einer Art dezentralen Datenbank nach dem Peer-to-Peer-Prinzip übermittelt. Der Datenaustausch erfolgt durch eine Vielzahl von Rechnern (Netzknoten), die im Blockchain-System miteinander verbunden sind. Jeder Rechner speichert jeden Vorgang redundant und teilt ihn mit den anderen Netzknoten. Transaktionen können dabei nur hinzugefügt, nicht aber bearbeitet oder gelöscht werden. Zudem braucht jeder Teilnehmer einen Schlüssel, um auf die Inhalte zurückzugreifen.

Hinzu kommt, dass Transaktionen in der Blockchain nicht von einer einzigen Institution durchgeführt werden. Die Blockchain-Systeme liegen auf vielen Servern weltweit. Damit unterstehen sie keiner Autorität wie etwa einem Kreditinstitut oder einer Behörde. Parteien können also Daten austauschen, ohne die Privatsphäre des Eigentümers zu beeinträchtigen.

Technische Hürden überwinden und Servicequalität erhalten

Doch mit den Vorteilen der Blockchain gehen auch Herausforderungen einher. Auf dem aktuellen Entwicklungsstand verbraucht die Technologie viel Strom und funktioniert als dezentrale Datenbank nur sehr langsam. Lediglich sieben Prozent aller Unternehmen halten Blockchain momentan für marktreif, das ergab die Studie von Sopra Steria Consulting ebenfalls. Um die Technologie massentauglich zu gestalten, müssen also noch technische Hürden überwunden werden. Denn die Blockchain mag vielleicht fälschungssicher sein, ausfallsicher ist sie aber nicht.

Denn die Blockchain bedeutet eine höhere Komplexität für die IT-Infrastruktur. An Transaktionen beteiligte Server, benötigte Middleware für die Verschlüsselung oder virtuelle Maschinen machen die IT unübersichtlicher – und damit auch fehleranfälliger. Dadurch, dass das Blockchain-System auf mehreren Servern verteilt ist, ist es schwieriger, Fehler zu lokalisieren und die Stabilität der Technologie zu gewährleisten. Werden Ursachen von Problemen nicht schnell gefunden, können sie Kettenreaktionen auslösen, die schlimmstenfalls zu einem Ausfall der Blockchain führen.

Blockchain ist abhängig von DNS-Anfragen

Eine weitere Fehlerquelle stellen DNS-Dienste dar. DNS dient dazu, Anfragen zur Namensauflösung in IP-basierten Netzwerken zu beantworten. Die Blockchain ist abhängig vom Kontakt zum DNS-Dienst. Ist er nicht erreichbar, kann die Technologie den nächsten Block in ihrer Kette (Chain) nicht abrufen.

DNS beeinflusst daher die Performance und die Servicebereitstellung der Blockchain. Diese Abhängigkeit sollten Unternehmen kennen, um im Falle einer Störung entsprechend reagieren zu können. Denn schlimmstenfalls können unvollständig ausgeführte Transaktionen oder Ausfälle der ganzen Kette die Folge sein. Und je nachdem, in welchem Bereich Blockchain eingesetzt wird, hat das gravierende Auswirkungen. Im Gesundheitsbereich etwa kann sich jeder Fehler unmittelbar auf Patienten auswirken. Und auch in anderen Branchen wie Energieversorgung oder Versicherungen haben Systemausfälle Auswirkungen auf den Endnutzer.

Service Assurance sorgt für Ende-zu-Ende-Sicht auf das gesamte Netzwerk

Um einen reibungslosen Ablauf innerhalb der Blockchain zu gewährleisten, benötigen Unternehmen eine ganzheitliche Ende-zu-Ende-Sicht auf Paket- und Datenströme, Gateways, Server und das Netzwerk. Wer eine gute Performance der Blockchain sicherstellen will, sollte zudem die DNS-Funktionstüchtigkeit überwachen. Mit entsprechenden Service-Assurance-Plattformen werden mögliche DNS-Fehler frühzeitig erkannt. Doch auch mögliche Cyberattacken auf das Netzwerk können die Blockchain lahmlegen. Auch hier kann eine Monitoring-Lösung helfen, indem sie etwaige Anomalien und Auffälligkeiten sichtbar macht. Service Assurance dient also nicht nur dazu, die IT auf neue Technologien vorzubereiten, sondern auch, diese sicher zu machen.

Unternehmen sollten Service Assurance zu einem zentralen Asset machen, wenn sie über die Einführung einer eigenen Blockchain nachdenken. Denn nur, wenn die Technologie abgesichert ist, lässt sich das volle Potenzial ausschöpfen. Das oberste Ziel bei der Umsetzung sollte sein, Ausfälle der dezentralen Datenbank zu vermeiden und die Performance in Abhängigkeit von DNS-Diensten sicherzustellen. Gelingt es Unternehmen, schnell auf Fehler zu reagieren, haben sie eine erste Hürde der Blockchain gemeistert.

Dr. Martin Klapdor ist als Senior Solutions Architect beim Business-Assurance-Anbieter Netscout in der CTO Organisation für mobile Daten- und Sprachdienste sowie für Virtualisierung verantwortlich. Er ist seit über 18 Jahren in der IT-Branche tätig und verfügt über umfassende Erfahrung mit Netzwerkmanagement, mobilen Technologien, Service Assurance, Data Analytics und IT Performance Management.

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