Blockchain: Schier unbegrenzte Möglichkeiten

Von   Matthew Key   |  Head of innovation,global banking & financial markets   |  BT
21. Juli 2017

Neue Technologien werden stets von gewissen Wachstumsschmerzen begleitet. Da ist auch Blockchain keine Ausnahme. Doch das Potenzial der jungen Technologie, zahlreiche Anwendungen und Systeme in verschiedensten Branchen zu verbessern, ist enorm.
Blockchain ist ein öffentliches Kontobuch, das sämtliche Transaktionen und Bewegungen zu einem Vermögensgegenstand, z.B. der Kryptowährung Bitcoin, aufzeichnet. Die Technologie kommt neben dem Warenverkehr, wie etwa bei der Überwachung der Lieferkette, auch bei elektronischen Transaktionen und Dienstleistungen zum Einsatz. Diesbezüglich hat Mark Walport, Chief Scientific Officer der britischen Regierung, bereits letztes Jahr auf das große Potenzial der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) im Bereich der Dienstleistungen im öffentlichen wie privatwirtschaftlichen Sektor hingewiesen. Wie bei jeder neuen Technologie erwachsen auch durch DLT neue Herausforderungen. Doch unter dem Strich könnte das Vereinigte Königreich von Blockchain als Distributed-Ledger stark profitieren.

Wenngleich das Potenzial von Blockchain unbestritten ist, bereiten die Aspekte Sicherheit, digitale Identität und Vertrauenswürdigkeit rund um die Technologie Behörden wie Unternehmen nach wie vor Sorgen. Genau in diesen Bereichen suchen und entwickeln große Marktteilnehmer wie BT, Intel oder IBM, ebenso wie kleinere Start-ups, innovative Lösungen.

Welche Anwendungen kommen in Zukunft auf uns zu?

Die meisten Innovationen rund um Blockchain finden aktuell im Bankwesen statt, insbesondere die Kapitalmärkte betreffend. Blockchain bietet Vorteile für zahlreiche Dienstleistungen zu Währungen, aber auch für sehr spezielle Bereiche vom Ölhandel bis zu Risikoregistern, da Blockchain eine Vielzahl von Transaktionen besonders schnell verarbeiten kann. Das dezentrale Netzwerk von Rechnern kann z.B. Zahlungsabwicklungen und den Handel mit Unternehmensanleihen schneller und sicherer ausführen als herkömmliche Systeme.

Für die Versicherungswirtschaft ist ein Distributed-Ledger wie etwa Blockchain sehr gut einsetzbar für komplexe Sachverhalte, an denen mehrere Parteien beteiligt sind. Ein Beispiel ist eine Versicherungslösung für eine Immobilie mit 50 Büroeinheiten, die über Air BNB befristet über Zeiträume von einer Woche bis zu einem Jahr vermietet werden. Mithilfe von Blockchain werden sämtliche noch so kleine Transaktionen zentral verwaltet und für alle beteiligten Parteien abrufbar.

Die Lieferkette im produzierenden Gewerbe ist ein weiteres Segment, in dem Blockchain komplexe und zeitkritische Funktionen vereinfachen kann. Die nahtlose Bauteilverfolgung in der Produktion eines Flugzeugs ist eine komplexe Aufgabe, die tausende verschiedene Bauteile unterschiedlicher Herkunft umfasst. Dank Blockchain können sämtliche Bewegungen dieser Vermögenswerte durch die Lieferkette gespeichert und zurück verfolgt werden. Die Hersteller haben dadurch stets einen vollständigen Überblick über ihre aktuelle Produktion. Gleichzeitig wissen sie präzise, welche Bauteile in welchem Flugzeug verbaut sind – ein besonders wichtiger Aspekt für Reparatur- und Wartungsarbeiten.

Auch im Diamanten- und Kunsthandel kommt Blockchain zum Einsatz, und das aus gutem Grund: mit Blockchain ist es möglich, die Herkunft und Eigentumsverhältnisse zu Wertgegenständen manipulations- und fälschungssicher für mehrere Parteien nachzuweisen.

Ein besonders überzeugendes Beispiel dafür, wie Blockchain einen komplexen Prozess vereinfachen kann, findet sich im Gesundheitswesen. Für die meisten modernen Krankenhäuser stellt die Verwaltung und Aufbewahrung der Patientenakten eine Herkulesaufgabe dar. Für Patientenakten gelten hohe Anforderungen an den Datenschutz, gleichzeitig muss ein Zugriff bei Bedarf schnell möglich sein. Blockchain kann diese Aufgabe revolutionieren. In einer Blockchain können Patientendaten mit höherer Datenintegrität sicher verwaltet werden. Eindeutige digitale Identitäten und konsistente Autorisierungen stellen sicher, dass jeweils nur die entsprechend befugten Benutzer Zugriff auf die relevanten Daten erhalten.

Insbesondere für schwer zugängliche Regionen und Entwicklungsländer wäre es sehr vorteilhaft, wenn Wahlen und Identitätsnachweise komplett digital erfolgen könnten. Die Kombination aus einem dezentralen Netzwerk und lokaler Verarbeitung eignet sich hervorragend zur sicheren Authentifizierung von Personen.

Das wohl großartigste Potenzial von Blockchain liegt aber in der direkten Bereitstellung von Hilfsgütern und Hilfsgeldern. Wie kann sichergestellt werden, dass Hilfsmittel die richtigen Menschen und Orte überhaupt und vor allem schnell erreichen? Laut Schätzungen von Hilfsorganisationen ‚versickern‘ rund 30 Prozent aller Hilfsleistungen auf dem Weg zu den dafür vorgesehenen Empfängern. Blockchain ist dezentral und für jede Person mit Internetanschluss und einem Computer oder Smartphone verfügbar. Die Verteilung von Hilfeleistungen lässt sich dadurch schnell authentifizieren. Dank größter Transparenz und der Manipulationssicherheit des Systems erreichen Hilfsgelder direkt die verifizierten Anspruchsberechtigten.

Blockchain bietet zweifelsfrei schier unbegrenzte Möglichkeiten. Noch ist es eine Vision, aber ich für meinen Teil kann es kaum erwarten, zu beobachten, wie sich diese disruptive Technologie weiter entwickelt, erwachsen wird und in welchen Segmenten sie sich fest etabliert.

Matthew is responsible for looking at innovation across the banking sector on a global basis. His current focus is on digital transformation for the financial services and the advent of blockchain. Matthew Key has been dealing around Innovation and new technology for his whole career. Over the last 18 years he has been at BT; where he helped develop the original broadband strategy. He recently worked in the BT Technology area driving Innovations. These included Security and Data Centre programmes. He is a champion of the Innovation process and has a history of bringing new products to market. He is also an award winning MBA from Cranfield SOM. His first degree is Management Science with Computing from Kent University. He is an in demand speaker, blogger and media commentator.

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